Samstag, 6. Juni 2009

Jack Kirby's OMAC #3


OMAC #3
Titel: „A Hundred Thousand Foes“

DC, January-February 1975
Credits: Jack Kirby (Script), Jack Kirby (Pencils), D. Bruce Berry (Inks), ? (Colors), D. Bruce Berry (Letters).


Eins wird bei der fortwährenden lektüre von Kirbys OMAC klar - und die Lektüre sollte fortwährend sein, eine stete Wiederholung wie ein Mantra, bis sich der gewünschte Effekt einstellt, ähnlich der Traummaschine von Brion Gysin, die irgendwann das Hirn zum Summen bringt und erstaunliche Halluzinationen erzeugt. Eins wird sehr schnell klar, wenn man an der Schwelle zur Halluzination steht: Dies ist nicht der Superheldencomic, für den das Genre erfunden wurde, sondern ein Experiment direkt an den Grenzen der Industrie, direkt bestimmt zu scheitern. Subversiv? Nicht unbedingt - wie alle Visionäre versuchte auch Kirby immer wieder die Grenzen der Form zu sprengen und zu höheren Perspektiven zu gelangen. OMAC - gerade in dem zeitlichen Kontext seiner Zeit - verweist in irritierend viele Richtungen und weist eine bedenkliche Nähe zum Underground auf, um so gefährlicher noch, weil Kirby ganz sicherlich kein Blumenkind war. Als einer derjenigen, die die gesamte Industrie entscheidend geprägt hatten, war er eigentlich das Establishment, nur weigerte er sich mit erstaunlicher Halsstarrigkeit, auch nur einen Fingerbreit von seiner Vision abzuweichen. Pures Kassengift, wird sich der Redakteuer gedacht haben und sich weiterhin wundern, was der alte Jack sich da reingepfiffen hatte, um so eigenartige Konzepte nonstop zu erzeugen...

STORY: Das neue Abentuer beginnt in einer bizarren, barbarischen Umgebung - zu bizarr, um sie zusammenfassen zu wollen. Und wie sich schnell herausstellt, war dies nur eine Art Trainingseinheit, in der sich OMAC mit Hilfe eines Mindphones (Virtuelle Realität, irgendjemand?) bewegt hatte. Er ist umgeben von den gesichtslosen Agenten der Global Peace Agency, die ihm die offizielle Vollmacht aushändigen, alle Vorfälle zu behandeln, die den Weltfrieden bedrohen! Der Weltfrieden! Eine unglaubliche Verantwortung - und OMAC wird hier klar, dass er nicht mehr der war, der er einmal gewesen sein mußte, und alle Erinnerung daran ist bereits ausgelöscht (worden). SCHNITT!

Die Abteilung der GPA für "Social Engineering" weist OMAC seine neuen "Testeltern" zu, ein älteres Ehepaar mit Namen Barker. Wozu? Das wird nicht klar, vielleicht ist es tatsächlich ein Test, um die Sozialkompetenz des Agenten zu erproben. Sein nächster Auftrag ist auf jeden Fall klar und deutlich: Finde und verhafte den Banditenmarshall Kafka wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Kriegstreiberei und Unterdrückung. Massaker sind seine Spezialität. OMAC wird per Rakete nach Mitteleuropa geschossen - in dieser Zeit sich auflösender nationaler Identifikation noch die genaueste Beschreibung eines Zieles, die geliefert wird. Kafka? Der Banditenmarshall hat wenig Ähnlichkeit mit dem Autoren der Verwandlung, sondern ähnelt eher einem der vollbärtigen Balkandespoten früherer Zeiten. Immerhin, der verweis auf die Verwandlung und auf jene anderen Werke Kafkas, in der ein Individuum gegen eine gesichtslose Maschinerie ankämpft, setzt einen interssanten unausgesprochenen Kontext zu OMACs Tätigkeit. Der Rest der Geschichte wird am besten von dem Titel beschrieben: Hunderttausend Feinde! Und durch die muss OMAc erst einmal hindurchwaten, unter fortwährendem Beschuss, nonstop in Action, um an Kafka heranzukommen - immerhin: "Die Welt hat schon genug kleine Hitlers gehabt!"

Und hier ein Link zu einem Artikel im Jack Kirby Comics Blog, gehostet beim Jack Kirby Museum selbst!
OMAC #3 [1975]

Das Jack Kirby Museum hat auch eine stattliche Anzahl von Kopien der originalen Bleistiftzeichnungen von OMAC, die man sich hier ansehen kann:
Kirby Museum Gallery >> Pencil Art Photocopies >> OMAC

“OMAC” created by Jack Kirby. © by DC Comics. Some data courtesy of the Grand Comics Database Project

Keine Kommentare: