Donnerstag, 4. Juni 2009

Jack Kirby's OMAC #2


OMAC #2
Titel: „Blood-Brother Eye“

DC, November-December 1974
Credits: Jack Kirby (Script), Jack Kirby (Pencils), D. Bruce Berry (Inks), ? (Colors), Mike Royer (Letters)


Ein kleiner Blick auf das Cover sollte hier als Einleitung reichen: "In der Ära der Super-Reichen" kann man eine ganze Stadt mieten. Natürlich. In der Welt, die kommen wird, sind es nicht mehr Staaten und Nationen, die das Weltgeschehen bestimmen, sondern globale Konzerne und, natürlich, die Super-Reichen. Wozu Angst vor dem Gesetz haben, wenn man das Gesetz kaufen kann? Klingt nicht so unwahrscheinlich wie zu der Zeit, als OMAC zuerst erschien. Das alte Chicago war nichts dagegen, Brüder und Schwestern.

STORY: Die klassische Szene an jedem Nachtclub: geheuerte Schergen, die einem mitteilen, dass man hier nicht reinkommt. Der einzige Unterschied: Hier handelt es sich um eine ganze Stadt, die für einen Abend von einer Privatperson gemietet wurde. Und OMAC hat keine Einladung! Es ist vielleicht kein Wunder, dass er diese Zurückweisung nicht so ruhig entgegennimmt, wie man es vielleicht erwarten würde. Gerade als er mit dem letzten der Privatpolizisten fertig ist, trudelt ein Auto mit zwei verspäteten Gästen in zünftiger Halloweentracht ein, die den Riesen mit dem Mohawk mit in die Stadt (Electric City) nehmen. Die Straßen sind menschenleer, nur den Gästen von Mr. Bigs Party ist es erlaubt, sich auf ihnen aufzuhalten. Eine schöne, neue Welt, nicht wahr? und was genau will OMAC eigentlich in dieser Stadt? Die scheinbar so entgegenkommenden Motoristen sind sich sicher, daß er sie zu ihrem Opfer führen wird... SCHNITT.



Ziel von OMAC ist der in #1 bereits erschienene Wissenschaftler, der Projekt OMAC und "Brother Eye" entscheidend vorangetrieben hat. Sein Name ist Myron Forest, und er lebt gerade lange genug, um OMAC alle notwendigen Daten mizuteilen, damit dieser verstehen kann, was und wer er wirklich ist. "Die Nationen", sagt er, "brauchen keine großen Armeen mehr. Große Armeen führen zu großen Kriegen." Unausgesprochen mag man daraus schließen, warum OMAC, die Einmann-Armee. Ungewöhnlich eigentlich, den die Entstehungsgeschichte einer Figur erwartet man gewöhnlich am Anfang, aber in den ersten Heften von OMAC schien Kirby zu einem experimentierfreudigeren Erzählstil zu neigen, man könnte auch sagen, dass er im Hinterkopf immer hatte, dass alle Ausgaben einer Serie eine komplette Erzählung oder Novelle ergeben würden. Zurück zur handlung: Mit Myron Forests Tod enthüllt sich der wahre Grund für Mr. Bigs Party. Die ganze Stadt wurde gemietet, um an Myron Forest heranzukommen und Projekt OMAC zu zerstören. Brother Eye sendet das Signal, und für OMAC ist klar, dass seine Aufgabe ist, Mr. Big festzusetzen. SCHNITT!


Man mag Kirby ankreiden, dass ein Name wie Mr. Big ein wenig einfältig für eine solche Figur sei. Mag sein, aber er wirkt nicht wie ein Eigenname. Es ist die treffende Kennzeichnung eines alten, bösartigen Mannes, halb Vito Corleone, halb Hugh Hefner (nur faltiger und ohne Humor), der voller Verachtung auf den bunten Trubel auf den Strassen herabsieht, auf die Narren, die sich artig bei ihm bedanken und glauben die ganze Party sei ihretwillen hier. All dies ist nur ein Spiel, und unter den Kostümierten sind die Killer versteckt, die Jagd machen auf OMAC? Kann man überleben in einer Stadt, in der jederman gegen einen ist? Kann man als Individuum in der Ära der Super-Reichen überleben? Fast sicher ist die Antwort nein, als OMAC getroffen niederfällt - aber Projekt OMAC besteht aus zwei Teilen, und jener andere Teil des Projektes - das "Auge im Himmel", wie die Leserbriefseite es nennt - hat jederman unter Kontrolle. Seine Strahlen treffen schnell und unsichtbar, seine Kameras haben alles aufgezeichnet. Die Schuldigen werden verhaftet, auf den leeren Straßen bleibt nur OMAC, und über ihm "Brother Eye".

Yes. So, mit dieser wiederum in sich abgeschlossenen Story ist die Entstehungsgeschichte von Projekt OMAC abgeschlossen, und seine Aufgabe in der "Welt, die kommen wird" klar umrissen. Es deuten sich aber auch die Probleme an, die diesem Charakter anhaften. Ist er eigentlich Mensch oder nur Marionette? Und jenes übermächtige Auge im Himmel, das alles sieht und alles weiß - wie könnte er versagen, solange Brother Eye ihm verbunden ist? Und überhaupt - wer kontrolliert eigentlich diesen Satelliten, der spricht und denkt und auf eine phantastische Weise eigentlich der freiere dieser beiden elektronischen Blutsbrüder ist? und vor allem: kann Kirby das aberwitzige Tempo der ersten beiden Bände halten, bevor die panischen Redakteure des Verlages ihn aufhalten können?

Und hier ein Link zu einem Artikel im Jack Kirby Comics Blog, gehostet beim Jack Kirby Museum selbst!
OMAC #2 [1974]
Das Jack Kirby Museum hat auch eine stattliche Anzahl von Kopien der originalen Bleistiftzeichnungen von OMAC, die man sich hier ansehen kann:
Kirby Museum Gallery >> Pencil Art Photocopies >> OMAC

“OMAC” created by Jack Kirby. © by DC Comics. Some data courtesy of the Grand Comics Database Project

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