Sonntag, 13. Oktober 2024

Werkstattbericht 2024-10-13

Liebe Gemeinde, die Zeit vergeht, die Hälfte des unheimlichen Oktobers scheint schon vergangen... die ersten Herbststürme ziehen auf und zerren an den Blättern der riesigen Linde vor meinem Haus, die Katzen verbergen sich nachts und tagsüber verkriechen sie sich unter den Betten. Es wird dunkel, die Jahreszeit des Samhain naht, Zeit der Gespenster und der niemals Geborenen... Die Schleier werden dünner. Der Wind flüstert in einem unverständlcihen Code, während die Luft sich füllt mit dem Duft feuchten Laubs und dem Rauch der ersten Feuer. In der Ferne ein Vogel oder das Echo längst vergangener Stimmen. Die Nacht scheint tiefer, dichter, die Schatten kriechen näher an das Haus heran, gierig darauf, etwas zu erzählen, das in den langen Sommernächten verborgen geblieben ist.

Das ist, was der synthetische Verstand mir vorgibt, wenn ich das Orakel werfe; anscheinend will er mich zart darauf hinweisen, endlich einige der Dinge abzuschliessen, die in den letzten Monaten liegengeblieben sind. Das kommt jetzt nicht überraschend, schließlich ist es Erntezeit. Im unheimlichen Oktober haben wir schon immer gerne in Erinnerungen und den randnotizen unserer Geschichte(n) gewühlt.


AUF SATURN, IN LEMURIEN

Vor einigen Tagen hatte ich mir vorgenommen, zu sehen, was sich aus den Gedichten "In Saturn" und "In Lemuria" von Clark Ashton Smith ergeben könnte.  Schon beim ersten Lesen ist es offensichtlich, dass es sich bei beiden Monologen um Erinnerungen zu handeln scheint, Erinnerungen an vergangene Leben auf Welten, die es so nicht gegeben haben kann. Die Vorstellung, auf unserem Saturn zu leben, ist absurd, von welchem Saturn redet der Erzähler also? Und wir wissen auch, dass es ein Land namens Lemurien niemals gegeben hat außerhalb der hochtrabenden Spekulationen der Theosophie oder zweitklassiger Pulpautoren. [Ich habe dieses Jahr die meisten Thongor-Geschichten von Lin Carter (1965-1970) gelesen, und sie waren nicht so schlecht wie ihr Ruf. Auf jeden Fall besser als "Die Geheimlehre" (1888)]

Aber Erinnerungen sind immer subjektiv, egal wie wahr sie im Moment ihres Auftauchens erscheinen mögen. Sie sind eine Erscheinung, also ein Geist, aber auch Geister sind nicht real, sie existieren nur in unserem Kopf. Das ist nicht beruhigend, kann aber als Erklärung dienen; die phantastischen landschaften und Szenarien sind Teil des Imaginalen, des kollektiven Unbewußten, oder der kollektiven Erinnerung an das, was das menschliche Gehirn an Möglichkeiten zur Kombination und Rekombination hat.

Eine einfache Möglichkeit, die Irrealität als wirklich zu erklären, ist die Fremden Welten nicht als physische, sondern psychische wahrzunehmen, als Teile der Astralebene (wenn es diese gibt) oder als Zwischenzustände, ähnlich den Bardos des "tibetischen Totenbuches".


URBANE MAGIE

Bei den aktuellen Arbeiten an der 14. Ausgabe von "Schwert & Stab", dem legendären Kulturjournal für Moderne Magie, Angewandte Okkulte Lebenskunst und Psychonautik (in Buchform), mit dem Arbeitstitel "VRBAN VOODOO" tauchen wieder ältere Konzepte auf, wie das "Projekt Hammonia", "Städte als Magische Personen" und das, was in den immer noch unveröffentlichten "Schwarzen Papieren" des Ordens des Onyx-Dämmerung aufgeführt wird. Und es drängt sich wieder auf, noch einmal tiefgründig die Konzepte von Fritz Reuter Leiber zu studieren, die er in "Our Lady of Darkness" und einigen Kurzgeschichten entwickelte.

Titel/Illustration zu "Smoke Ghost" von Fritz Leiber


Samhain naht, das Tor zur Anderswelt steht offen, und die niemals Geborenen drängen heran, Sehnsucht in ihren schweigenden Augen.

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