Sonntag, 7. November 2010

Mythos :: Verdammte Bücher [2]



Seien wir doch ehrlich: Wie glaubwürdig kann der Cthulhu-Mythos sein, wenn es so wenige Beweise für seine Richtigkeit gibt? In der unlängst veröffentlichten Übersicht über die in den Sekundärquellen (Lovecraft, Smith, Howard) genannten Primärquellen seiht man, dass es nur eine Handvoll Belege gibt. Hier liegt glaube ich auch eine interessante Geschichte verborgen. Wenn man einmal nachdenkt, ist es doch verblüffend, dass so wenig Wissen aus den Tagen, als "Mythos" allgemeines Wissen war, überliefert worden ist.

Bestenfalls aus zweiter Hand erfahren wir von der Vorgeschichte unserer Welt, den Zivilisationen, die früher bestanden (Hyperborea, die Thurischen und Hyborischen Reiche). (Und ja, dies muss man miteinbeziehen - da Lovecraft direkt auf die Geschichten von Smith und Howard hinwies, gehören sie zum Mythos. In die Geschichtsschreibung unserer Welt im Schattend es Mythos sind also auch die "Nemedischen Chroniken" nicht fortzudenken...) In meinem Artikel "Die Religion von Atlantis" hatte ich bereits einige recht interessante Querverweise ausgegraben...

Wo sind sie also alle hin, die Dokumente und Schriften der Zeiten, die da waren - ignorieren wir einmal alle vorzeitlichen Scherben und Zeichen, die erst später wieder ausgegraben wurden (und auch das sind wirklich wneige). Wie authentisch kann der "Mythos" sein, oder handelt es sich nur um einen vier Jahrtausende andauernden literarischen Scherz einiges geistesgestörter Mystiker? Wie wahrscheinlich ist, es, dass es sowenig gibt, wo es doch eigentlich mehr sein sollte?

Tatsächlich sehr wahrscheinlich. Wir wissen z.B. dass ein wichtiges Dokument wie das "Vermächtnis des Carnamagos" nur erhalten geblieben ist, weil es einem ungenannten graeco-baktrischen Beamten ins Grab mitgegeben wurde und Jahrhunderte später erst wieder entdeckt wurde. Bücher waren in der Antike nicht nur wertvoll, sondern auch ein gutes Geschäft, mächtige Telesmata und Symbole für Prestige und Wissen. Sicherlich wird es von Büchern, die den Mythos betrafen, mehr als eine Abschrift gegeben haben. Nur haben uns diese Schriften nie erreicht. Und das ist nicht einmal verwunderlich. Erst mit der Karolingischen Renaissance gab es nämlich wieder eine ernstzunehmende europäische Literatur. Davor: Finsterste Barbarei (das christliche Abendland), beginnend mit einem Erlass des Kaisers Theodosius von 391, die heidnsichen Tempel und Bauwerke im Namen der neuen Staatsreligion zu stürzen. Die bedeutenden Bibliotheken der damaligen Zeit gehörten auch dazu. Nach Schätzungen von Experten umfasste allein die Bibliothek im Museion von Alexandria etwa eine Million Titel. Bis zum Jahr 400 stand keines dieser Gebäude mehr, und die Literatur der Antike war fast vollständig ausgelöscht worden.

Vielleicht macht die ganze Sache doch mehr Sinn, als uns lieb sein könnte...

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