"Kasbah" liegt hier schon lange, ein Seitenergebnis der intensiven Lektüre, die ich in den ersten Studienjahren führte, als ich mir in der Staats- und Universitätsbibliothek die gesammelten Werke von William S. Burroughs, Jack Kerouac und T.S. Eliot auslieh und sie in einer Woche, die zunehmend magischer und surrealer wurde, reinpfiff. Und das alles ohne Drogen, was wahrscheinlich ein Grund ist, dass es mich zwar beeindruckte, aber weniger beeinflusste. Der Lebensstil der Beatgeneration war nicht so mein Ding, aber drei experimentelle Textstücke verfasste ich doch, die allerdings nichts mit den Stilexperimenten dieser Zeit zu tun hatten. Die Methode des von Burroughs propagierten Cut-up (Textremix) begann mich erst Jahre später zu interessieren und ich habe sie nun reichlich genutzt, um den Urtext von Kasbah mit reichlich Versatzstücken und Kontexten zu spicken - zur Abrundung fehlen jetzt nur noch drei kleine Textabschnitte, die als Rückblenden einmontiert werden, um am Schluss zu offenbaren, was eigentlich wirklich geschieht. Lovecraft (und seine Gang) haben ja gerne den hilflosen Helden, Schriftsteller, Dichter benutzt, um ihre Mythosgeschichten voranzutreiben - was, wenn der hilflose Held kein viktorianischer Schöngeist, sondern ein verwarzter paranoider Beatnik gewesen wäre?
Man öffnet ihm schweigend die Tür und führt ihn in einen der kühlen dunklen Salons mit den Teppichen und weichen Diwanen, wo die Wasserpfeifen stehen und die Teller mit Gebäck. Wo die selbstgewählten Exilanten zusammensitzen wie in einem Wartesaal und sich die Zeit vertreiben, bis die Sterne richtig stehen.
Wo Therapeuten und Psychologen ihren Dschin befragen, in Trance fallen, dem Wahnsinn nahe, Peyote schlucken, Mescal, Yage, frisch importiert von der CIA auf der Maya Connection, Fortsetzung der „Winter Dance Party“. Die ganze Nacht reden sie von Xolotl, völlig stoned, Propheten der psychedelischen Revolution, warten darauf, dass sich die Tore in den Westen öffnen, wo alle Antworten liegen.
Dies ist eine realistische Idee: Der Westen war immer die Schwelle zum Unbekannten, Unbewussten, zur Unterwelt. Den Westen zu erreichen, heißt von der Wirklichkeit ins Jenseits zu schreiten. Und da der Weg dorthin ein gefährlicher ist, die Reise über den Tod hinausführt, sind unterwegs etliche Opfer zu beklagen. Gesetze und Moral wären dann niedergerissen, und alle Menschen brüllten, töteten und schwelgten in Lust. Und die Erde würde in Vernichtung, Ekstase und Freiheit flammen.
So reden sie die ganze Nacht, völlig stoned, aber sie kriegen keinen hoch bei ihrem esoterischen Gangbang.
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