Sonntag, 22. Februar 2009

Shortcuts Februar

Mit Erstaunen und Entzücken sehe ich im Netz eine profunde Kritik meines Nemed Book-Erstlings "Unter dem Brunnen". Nein, keine Angst, keine weichlutschige Lobeshymne, sondern eine wirklich treffsichere Kritik an den Klischees und Genrekonventionen, die ich in diesem Roman verwurstet habe. Immerhin, es nimmt mir ein wenig den Druck aus meinem Bedürfnis, "Der ohnmächtige Held in Lovecrafts Werk" zu schreiben. (Und als Gegenreaktion das neue Genre "Cthulhupunk" zu erfinden...)

Endlich mal jemand, der gemerkt hat, was der Held von "Unter dem Brunnen" für ein abgefucktes Wrack ist - und das eine solche Persona für das lovecraftsche Subgenre recht untypisch ist. Merde, wahrscheinlich werde ich wegen dieser rezension aus den ganzen Lovecraft-Listen herausfliegen. (Aber ich möchte dennoch darauf hinweisen, dass "Das Haus im Walde" in REDMASK No.1 auch ein letztes Mal den klischeehaften Schreiberling vorweist, aber trotz der eigenen Elemente irgendwo ganz hinten ein paar wohlfeile versteckte Anspielungen auf den Mythos hat. Ich kann schon lovecraftisch sein, wenn ich will, echt...!




Während einer kleineren Studie zum Gnostizismus, die ich gerade zu meiner Erbauung verfasse, bin ich beim Googlen über ein interessantes Zitat gestolpert. Neben Weltverschwörungstheorien gibt es nichts geileres als Esoforen....:

"...ich halte nicht viel von Satan, denn das ist an sich eine Erfindung der Christen um die Leute durch Angst bei der Stange zu halten.
Satan ergibt sich wenn man Natas rückwärts liest.
Das ist der infantile Gedanke der infantilen Satanisten, die denken das wenn man etwas rückwärts liest es sich umkehrt.
(etwa die Bibel)"

Ja, die Geheimnisse der Invertierung liegen hier ganz tief am Boden magischen Denkens. Wer denkt da nicht an das gniklat sdrawkcab der großen Magier, oder dass selbst Hyperentitäten wieder gebannt werden, wenn man sie dazu bringt, ihren Namen rückwärts auszusprechen? ich denke mit einem warmen Gefühl im Bauch (oder etwas tiefer) an Zatanna Zatara und überlege, ob man da nicht eine Kurzgeschichte draus machen kann. Mag ja ein infantiler Gedanke sein, aber was ist das nicht? Schon mal in der Lebib nachgelesen?

Mhhhhmmm, Zatanna Zatara....



"Die Kernaussage des Christentums ist JESUS NATAS EST und bedeutet Jesus ist tatsächlich zu Fleisch gewordener Sohn Gottes."

1. Das Dictum ist Jesus natus est, und steht in einer Reihe mit Deus est Homo - "Gott ist Mensch (geworden)", was in bestimmten Kreisen ein eigentlich ganz populäres Motto geworden ist.
2. "Jesus natas est" kann alles mögliches heissen, nur nichts, was Sinn macht, oder wofür man selbst in Zeiten des schlimmsten Küchenlateins nicht vor Gericht gelandet wäre. Ein Blick in ein Lateinlexikon genügt. Mein Favorit wäre hier natas als Acc.Pl.fem - "Jesus ist den Frauen". (Das hatte ich immer vermutet!) Was nur? Klingt ein bischen wie die versteckte Kritik eines Neoplatonisten an der Zielgruppe eines aufstrebenden Kultes. Herr D., übernehmen Sie...




Noch egobezogener und selbstverliebter: ich schalt' jetzt mal den Schneeeffekt für den Blog aus. Es soll ja schließlich auch irgendwann mal Frühling werden....

2 Kommentare:

Yuggoth hat gesagt…

Also, trotz dieser Rezi habe ich nicht vor, "Unter dem Brunnen" aus der Liste zu streichen (Wenn Du die "Lovecraft/Cthulhu-Liste" meinst). Außerdem hab ich das Buch bisher noch nicht lesen können, daher kann ich mir darüber noch keine Meinung bilden).Doch schon allein die Anregung vielleicht mal einen Deiner Titel in der "Edition Arkham" zu veröffentlichen spricht mehr für Dein "lovecraft'sches" Können als dagegen. Ob nun in "klischeehafter" Weise geschrieben oder eigenständigt, als was den Mythos neu belebt ist gut und wünschenwert. Also nur weiter so.

Axel M. Gruner hat gesagt…

Moin!
Nein,ich sehe die Rezension auch eher als positiv. Ob nun Klischee oder nicht ist mir eigentlich ziemlich egal, am Ende muss nur was rüberkommen. Selbst wenn man einen postmoderneren Ansatz verfolgt, muss man sich doch mit dem Quellenmaterial auseinandersetzen, und Quellenmaterial neigt nun mal dazu, Konventionen zu setzen, die wenn nicht mit neuen Einflüssen wiederbelebt, klischeehafte Züge bekommen. So zum Beispiel der "hilflose Held" bei Lovecraft. Andere Mythosautoren haben jedoch ganz andere Konventionen aufgesetzt - im Grunde wäre soetwas wie "Cthulhupunk" schon wieder ein Revival der Mythos-Geschichten von Robert E. Howard. Eine grössere Vielfalt von Reaktionen auf das Ausserkosmische ist auf jeden Fall realistischer und lebensechter als das blosse Beharren in Kognitiver Dissonanz und Starre.