Donnerstag, 31. Oktober 2013

Shortcuts 2013-10-31

Es ist mal wieder Zeit, die interne und externe Festplatte aufzuräumen. Etwas, was ich anscheinend immer wieder neu machen muss, um einer Midlife Crisis zu entkommen. Klar, man muss ja auch schauen, womit man die nächsten Jahre vertun will, kann oder sollte. Für mich heißt das zum Beispiel, dass ich mich von ein paar alten Freunden trennen sollte, die ich jahrelang mitgeschleift und sorgsam in Kartons oder abgesicherten Ordnern aufbewahrt habe.
Extern sind das ein Haufen Comics und Bücher, für die ich mir mal einen neuen Ort suchen sollte (nicht den Müll), und intern sind es einige Konzepte oder Figuren, die ich auf die eine oder andere Weise "erledigen" sollte. ich habe jetzt zwar die letzten Wochen wie wild daran rumgebastelt, aber vielleicht ist heute genau der Tag, um Schluss zu machen mit bestimmten Gespenstern der Vergangenheit.
Ist doch Halloween, oder? Der Abend vor Allerheiligen, der Tag aller Seelen?
Gehen heute nicht die Geister der Verstorbenen ein und aus in unserem Haus?
Okay, Dude, Zeit für einen Exorzismus...





Friedhof der Vergessenen Helden

...oder alte Freunde, die wohl doch kein Comeback erleben werden...

Carion von Nemedia
Ich denke immer noch sentimental zurück an diesen Halunken, einen schwarzhaarigen Barbaren mit grarsgrünen Augen, der seine schnellen, einfachen Abenteuer auf dem Planeten Nemedia erlebte (Ja, Virginia, es gab ein Nemedia schon lange bevor es ein Nemed House gab...), aber ehrlich gesagt, selbst sein Name, wenn unleserlich geschrieben, zeigt dass er eine schnelle, einfache Conan-Kopie war. Begraben wir ihn.
Stattdessen habe ich ein wenig Joruba gelernt, mich an mein altes Voodoo erinnert und mir den Namen "Paraterra" von Brak dem Barbaren, einer weiteren Conan-Kopie, geklaut. Wenn ich noch mal schnelle, einfache Abenteuergeschichten á la Conan schreiben will, dann in Paraterra. Schauen wir mal, wie schnell sich der Prinz der Waisen melden wird.

Cataphrax der Verbannte
Seit wieviel Jahren schreibe ich Geschichten über Arullu, die Welt am Ende der Zeit, die Sterbende Erde? Den Letzten Kontinent? Oh. Und zeitgleich hatte ich noch eine andere Serie gleicher Art begonnen, clever wie ich bin, über... den Ersten Kontinent! Und clever wie ich bin, habe ich mir dafür das legendäre Lemuria ausgesucht, dieses Hirngespinst der Theosophen und Paläogeographen. Ehrlich gesagt... bäh. Da hilft auch nicht, dass der Held der meisten Geschichten, nämlich derjenigen, die ich auf gewöhnliche Weise nicht retten kann, ein einäugiger, bösartiger Schlächter mit Henkersschwert ist, dessen Körpergeruch wahrscheinlich auch nicht der beste ist.
Begraben wir ihn, und lassen Lemuria versinken.
Wer braucht das schon.



Momentan in der Schreibmaschine:
Drei Kurzgeschichten aus Arullu, mit einer jungen Dame namens Aphrodite Semla, oder so, als Erzählerin.
Einmal die ganze dekadente Szenerie mit anderen Augen betrachten.
Und ich habe auch vage Ideen, wie andere uralte Arullugeschichten, mit denen ich vor zwanzig Jahren den Leser gequält habe, sanft modernisiert und kannibalisiert werden können.



Auf der Baustelle der Anthologien

Wer so mutig und unerschrocken ist wie ich - oder so verrückt - der kündigt auch schon mal gerne Bücher an, die vielleicht in ein paar Monaten, vielleicht aber auch erst in ein paar Jahren herauskommen werden. So geschehen unlängst. Und die kleine Stimme in meinem Hinterkopf, die alles losgetreten hat, war eigentlich ganz freundlich. "Schau doch mal", hat sie geflüstert, "es gibt da noch so viel Material, dass Du wirklich einmal veröffentlichen solltest. und weißt Du eigentlich, dass die Werke einiger der größten deutschen Phantasten inzwischen gemeinfrei geworden sind... das macht doch nicht viel Arbeit... mach doch mal... hihihihihi..."

Na, dankeschön. Das macht nur dann nicht viel Arbeit, wenn man stumpf kopiert und sich vielleicht über doch vorhandene Rechte hinwegsetzt. Inzwischen habe ich festgestellt, dass es wahrscheinlich nicht einmal drei Anthologien werden würden, sondern eher vier oder fünf. Ein gutes hat es, ich habe in den letzten Wochen soviel Material zusammengetragen, dass ich ein gutes Fundament habe, auf dem es sich die nächsten Monate oder Jahre ausruhen lässt. Also, äh, keine Veröffentlichung dieses Jahr, aber vorbereitet habe ich es schon, das macht dann wirklich nicht mehr viel Arbeit.
...außer bei den eigenen und/oder nicht gemeinfreien Erzählungen, die natürlich erst einmal geschrieben werden müssen.
Aber krassen Scheiß habe ich in den Internetarchiven gefunden:
Nach den furchtbaren Funden, die man auf den Straßen und im Innern der Häuser gemacht hat, kann man sich eine klare Vorstellung von jenen Ungeheuerlichkeiten machen, die in den letzten Tagen in der Stadt geschahen. Überall sind furchtbar verstümmelte Leichen: Menschen, die des Hungertodes starben, Menschen, die gemartert und erwürgt wurden, Menschen, die von Wahnsinnigen in Anfällen der Ekstase getötet wurden, und endlich — benagte Körper.
Waleri Jakowlewitsch Brjussow: Die Republik des Südkreuzes



Die monatliche Zelebrierung von Halloween war jetzt nicht so gruselig, wie ich gedacht habe.
Stattdessen sind wir in die Vergangenheit, den Keller der Weltgeschichte, herabgestiegen und haben uns in vergessenen Welten und auf versunkenen Kontinenten herumgetrieben. Ich habe ein Gedicht geschrieben, das in Clark Ashton Smiths Poseidonis spielt. Auch nicht schlecht. Warum nicht mal die (Alp)träume anderer besuchen?
Ich glaube, irgendwann geht es auch mal nach Averoigne...

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