Samstag, 31. Dezember 2005

Zum Neuen Jahr :: 0.2

Gerade mit der Mail erhalten...

Bedenke, alle Phänomene sind wie Träume.
Sei allen dankbar.
Lass dich nicht von äußeren Umständen beeinflussen.
Grübele nicht über die Fehler von anderen nach.
Erforsche die Natur des ungeborenen Gewahrseins.
Stütze Dich allzeit auf einen freudigen Geist.
Erwarte keinen Applaus.

Zum Neuen Jahr :: 0.1

Aber durch diese schäbigen Straßen muß ein Mann gehen, der selbst nicht schäbig ist, der eine reine Weste hat und keine Angst. Der Detektiv in dieser Art Story muß so ein Mann sein. Er ist der Held, er ist schlechthin alles. Er muß ein ganzer Mann sein und ein gewöhnlicher Mann – und zugleich doch ein ungewöhnlicher auch. Er muß, um einen ziemlich abgedroschenen Ausdruck zu gebrauchen, ein Mann von Ehre sein – aus Instinkt, aus innerster Notwendigkeit, ohne Gedanken daran, und gewiß ohne Worte darüber. Er muß der beste Mensch auf der Welt sein und ein Mensch, der gut genug ist für jede Welt.

Die simple Kunst des Mordes, Raymond Chandler

Mittwoch, 28. Dezember 2005

Nemed House :: Der Heilige Name (2)

Was also bedeutet NEMED HOUSE?



Der Name - das Label - die Legende? Das Ärgernis, mit dem sich nunmehr schon seit fast zwanzig Jahren unerschrockene und verwirrte Leser herumärgern müssen? Immerhin geht dieser Name doch recht flüssig von den Lippen. Sperriger gedacht wären so typisch deutsche komplexe Titulierungen wie GBHV - Gruner Buch und Heft Verlag. Aber auch dieses Label war mal in Benutzung.



Sind wir nicht alle glücklich, dass es NEMED HOUSE gibt?



Nein, sind wir nicht. Denn was soll das überhaupt sein, ein NEMED. Und warum überhaupt HOUSE?



Nun, das mit dem HAUS kann man sich vielelicht so erklären, dass ich irgendwann einmal der romantischen Vorstellung anhing, dass in irgendeiner Sprache Verlags"häuser" auch Haus heissen sollten. Eine idiotische Idee, natürlich, aber es gibt ja auch Random House, warum also nicht? Damals ging mir nichts über Ruhm und Reichtum, und die Wahrscheinlichkeit, noch vor dem 20. Geburtstag meine erste Million verdient zu haben, wollte ich natürlich auch mit einem möglichst trendigen Namen unetrstützen. Es waren die 80er, noch bevor die Wall Street crashte - Neue Medien, noch bevor es Neue Medien gab. Nur ich, mein Atari Mega-ST und ein Programm namens Calamus - die Avandtgarde des DeskTopPublishing.



Soviel zum Kapitalismus - der NEMED-Teil des Namens hat einen fürchterlich sentimentalen und idealistischen Hintergrund, traurigerweise nur für mich, weswegen ich auch nicht so doll darauf herumreiten will.



NEMED ist in diesem Falle abgeleitet von dem Eigennamen eines Planeten, auf dem ich zu diesen altvorderen Zeiten fast alle meine Kurzgeschichten ansiedelte - Nemedia. Es ist also reiner Selbstbezug. Aber hatte ich nicht gesagt, dass esjetzt an der Zeit ist, um sich ein wenig der Selbstindulgenz hinzugeben, Nabelschau zu betreiben und andere Fremdwörter und Phrasen zu jonglieren?



Ah, Nemedia, der Grüne Stern. Heimat grünäugiger Helden mit erstaunlich einsilbigen Namen... Waren das noch für Zeiten...



Aber woher kommt dieser Name her?



Ach, davon vielleicht morgen...

Dienstag, 27. Dezember 2005

Köstliches Karma

Als ich vor einiger Zeit unter Jahresrückblick ein ironisiertes Bild des Papstes Benedikt veröffentlichte, der mit seiner kultigen Camauro aussah wie der Anti-Claus, hätte ich nicht gedacht, dass es so heftige Reaktionen hervorrufen würde. Ach, ich Unschuldslämmchen... *hrhrhrhrhr* (bösartiges Kichern)

Wie man weiss, stand der heutige "Heilige Vater" ja einst der sogenannten "Kongregation für Glaubensfragen" vor, oder besser verständlich, der "Kongregation der römischen und allgemeinen Inquisition". Also im Grunde dem Nachfolger der Organisation, die früher (hoffentlich) Häretiker hetzten oder auf dem Scheiterhaufen verbrannten. Vielleicht macht es einen nachdenklich, dass nunmehr der Chefinquisitor Oberhaupt einer der Weltreligionen ist. Vielleicht wird einem auch nur mulmig. Naja.

Und dann erreicht mich folgende Nachricht:
"hi zu deinem motto. weisst du dass papst ein ex-stasi agent war? ist das ein weihnachtsgeschenk an uns? kirche schändet kinder und kommt frei wegen geld was hat es mit deutschland zu tun?"

Eine gute Frage. Alles, was ich zu meiner Entschuldigung zu sagen habe, ist dass alle Äusserungen auf dem Bild dümmliche Phrasen sind, die die Medien dieses Jahr weitergetragen haben. Achja, und dass man sowas Satire nennt, warum auch immer.

Das leuchtet ein. Und inspiriert den begeisterten Leser zu weiteren Höhenflügen postironischer Poesie:
"dann verbrenne scheisssantaklaus der einer paedophilen mafia dient und es GOTTES liebe nennt!"

Ist das nicht grossartig? Wie sicher hier die Grundproblematik des Themas getroffen wird.
Wir rufen für den Oberinquisitor nach der Inquisition. Burn, Baby, burn!

Und das nennt man Karma. Ha!

Nemed House :: Der Heilige Name (1)

Die letzten Tage des Jahres sind vielleicht die beste zeit, um sich ein wenig der Selbstindulgenz hinzugeben, Nabelschau zu betreiben und andere Fremdwörter und Phrasen zu jonglieren. Eine der Fragen, die man mir in den letzten Jahren immer wieder gestellt hat - ohne eine befriedigende Antwort - ist, warum ich meine Schriften und Werke eigentlich mit so etwas prätentiös Fremdsprachlichen schmücke wie dem Titel NEMED HOUSE.

NEMED HOUSE ist natürlich nicht nur ein Titel, sondern auch ein nicht registrierter Trademark, oder auch ein label, unter dem nicht nur ich, sondern auch andere veröffentlicht ahben und veröffentlichen. Nur dass ich die volle Kontrolle über dieses Label haben. Wahrer Underground, Brüder und Schwestern.

Was aber bedeutet NEMED HOUSE?

Offensichtlich nicht das, was man unter www.nemed.com darunter versteht:
"New England Medical Supply, Inc. is a leader in the Medical Supply Industry. We are a medical supply distributor and vendor. Browse through our site to find a wide range of medical supplies. View the online list of products, by category, for the professional in medical practice."

Oder www.nemed.org
"The New England Medical Equipment Dealers Association (NEMED) is a regional association consisting of the six New England states. Founded in 1988, NEMED's broad membership works together supporting the common goals and interests of the Home Medical Equipment, Respiratory, and Assistive Technology industry."

Die einzigen Psychopharmaka, die ihr hier bekommt, sind verbale.
Und mit Neuengland hat es auch nur periphär zu tun.
Am Rande.

Was also bedeutet NEMED HOUSE?

Morgen mehr!

Montag, 26. Dezember 2005

Linkologie :: Weihnachten oder Chrismahanukwanzakah

Das Beste wie immer zum Schluss...

Hässliche Weihnachtslichter >>>>

Das beste aller Feste >>>

Batman HASST Weihnachten >>> und >>>

Angst vorm Weihnachtsmann? >>>

Alle Links zusammen ergeben das ganze Bild...

Sonntag, 25. Dezember 2005

Jahresrückblick

Schaut wie er lachen kann!

Da die "Notes of the Dirty Young men" momentan ein wenig down sind, möchte ich unsere letzte Errungenschaft schon mal hier vorveröffentlichen. Nota bene: Es handelt sich NICHT um den Weihnachtsmann oder Santa Claus, nicht mal um den Anti-Claus, sondern einen der neuesten Fälle von Rückschreiten ins Mittelalter. Die Camauro, eine trendige Kombination aus Samt und Hermelin, um das Oberhaupt der Christenheit ausserhalb der Liturgie zu wärmen.

Donnerstag, 22. Dezember 2005

Tödlicher als das Kreuz!

Vielleicht die beste Idee für einen Film seit langem!

Seien wir ehrlich - DAS ist wahrscheinlich die beste Zusammenfassung, worum es bei allem geht, oder?

Freitag, 16. Dezember 2005

A man undercover but you tore me apart

Nach Meinung der meisten DJs und anderen minderwertigen Gesindels, ist das Lied, das am besten zum deutschen Weihnachtsfest passt, englischsprachig und fürchterlich 80er.

Nein, nicht Jingle Bells.

Sondern "Last Christmas" von WHAM!

Ein unglaublich jauliger Song über einen Typen, der mal zu Weihnachten von seiner Schnalle verlassen wurde, aber jetzt was viel besseres hat. In dem dazugehörigen Video kann man einen Haufen Schnee sehen und noch mehr von den fürchterlichen Haarsprayexplosionen, die in den 80ern als Frisur durchgingen.

Ist es da ein Wunder, dass der Sänger jener namenlosen Band sich einen Stoppelbart wachsen liess und schwul wurde?

Keine wirklich erbauliche Message, und dennoch kriecht einem dieses Lied immer wieder hinterher, wenn man durch Einkaufsstrassen, Chartshows oder die Radiokanäle wandert. Die Frage bleibt: WARUM, OH HERR?
Seit mindestens zehn Jahren bedroht sie uns immer wieder: die 80's Revival. Deshalb ist es wieder mal an der Zeit, warnend den Zeigefinger zu erheben! Wollen wir wirklich zurück in eine Zeit, in der sämtliche kulturellen Katastrophen, von denen der mitteleuropäische Raum in der letzten Jahrhunderthälfte heimgesucht wurde, ihren Höhepunkt fanden?

Was heisst, wollen?

Wir sind schon längst wieder da!

zuerst kam Bohlen als Graue Eminenz zurück...
...dann Kylie als neuer Masturbationsfokus...
...wundert es da, wenn seichter britischer Discotrash zur pseudosakralen Hymne wird?

Welche Mumie der 80er wird wohl als nächstes wieder zum Leben erweckt?

Miami Vice als Kinofilm?

Oh scheisse, tatsächlich...

Dienstag, 13. Dezember 2005

Was ich zur Vorweihnachtszeit getan habe...

Es ist vielleicht nicht die beste Idee, sich direkt am Rande des Weihnachtsmarkt zu verabreden. Während man auf seine Verabredung wartet, wird man abwechselnd von der Kälte des Bodens und dem warmen Schwall Kasslergeruch angefallen, der in der Luft liegt. Ganz zu schweigen von seinen Mitmenschen, die vor lauter Termindruck und vorweihnachtlicher Paranoia nichts besseres zu tun haben, als zu drängeln, zu drücken, sich gegenseitig umzurennen oder auf die Füsse zu treten. Selbst wenn man sich an eine Mauer stellt, irgendein Idiot wird immer noch versuchen, sich hinter Dir vorbeizudrücken und Dich dabei unweigerlich umwerfen.
Vielleicht liegt es daran, dass ich ein so freundliches Gesicht habe, vielleicht auch daran, dass die Menschen nur noch schamlos sind. In der halben Stunde, da ich auf meine Verabredung wartete, bin ich bestimmt alle drei Minuten angesprochen worden. Ob bulgarischer Bettler, russischer Randalierer oder christophiler Schwallerkopp, alle wollten etwas von mir. Mein Geld, meine Zeit, meine Seele.
Leugnen geht nicht, schimpfen bringt nichts. Also was tun?
Als der zehnte Delinquent auf mich zutaumelt, kommt mir ein Geistesblitz.
„Schulligen Sie, hamse ma…“, beginnt er, aber diesmal schneide ich ihm gnadenlos das Wort ab.
„Schore? Schore?“
„Häh?“ In seine Augen tritt überraschende Klarheit.
„Crack? Coca-ihn? Hachich?“
Verstummt hält er inne. Unsere Augen treffen sich. In dem Moment ist ihm wahrscheinlich klargeworden, dass er vor sich jemanden stehen hat, der wahrscheinlich noch viel gemeingefährlicher ist als er selbst.
Erstaunlich flott für einen Beinamputierten macht er sich vom Acker.
Ermutigt von dieser positiven Erfahrung werde ich mutiger.
„Schore, Schore, lecker Schore…“, klingt meine Stimme durch das Geraune der Menge und den warmen Schwall Kasslergeruch. Beunruhigt teilen sich die Ströme drängelnder, drückender, sich gegenseitig umrennender oder auf die Füsse tretender Idioten.
Das mach ich jetzt in Zukunft immer so.

Einen fröhlichen Vierten Advent!

Samstag, 10. Dezember 2005

Interessante Neuerungen der Religiösen Ikonographie?

Ohne viel Aufhebens und von den Medien relativ unbeachtet hat die Internationale Bewegung des Roten Kreuzes/ Roten Halbmondes eine Veränderung vorgenommen, die man nur als Zugeständnis zur veränderten spirituellen Landschaft des 21. Jahrhunderts deuten kann.



The red cross and red crescent emblems are universally recognized symbols of assistance for the victims of armed conflicts and natural disasters. In use since the nineteenth century, these emblems unfortunately do not always enjoy the respect to which they are entitled as visible signs of the strict neutrality of humanitarian work. Moreover, certain States find it difficult to identify with one or the other.



A consensus has therefore emerged that an additional protective emblem should be adopted, which will have the same status as the red cross and red crescent.




Das zusätzliche Symbol, das den gleichen Status haben soll wie Rotes Kreuz/ Roter Halbmond ist fortan "Der Rote Kristall".



Hmmm...

Rotes Kreuz, Roter Halbmond, Roter Kristall?

Ist Kristallismus nach Christentum und Islam die nächste kommende Religion?

Donnerstag, 8. Dezember 2005

Er kommt!

Es ist natürlich einfach, etwas über Weihnachten zu schreiben...

der Werteverlust blablabla krasse Kommerzialisierung blablabla der böse Amerikaner... Weihnachtsmann in den Cola-Farben... Weihnachtsmann in den Karstadt-Farben... blablabla heul... und was ist mit den Kindern?

Kurz gesagt könnte man sich dem Gewinsel eines typischen Sozialpädagogen anschliessen und Seite um Seite füllen, aber wo wäre da der Spass daran?

Nein, meine Lieben, dieses starrsinnige Wiederkäuen der Parolen aus den Bioläden und Dritte-Welt-Shops bringt doch nichts.
Stattdessen sollten wir uns einfach nur freuen über den Weihnachtsmann... er ist vielleicht der letzte überlebende Fall heidnischer Phallusverehrung!


Wie kommt man darauf? Na, irgendetwas muss an dieser Gestalt doch fesselnd sein, sonst würde er nicht auf der ganzen Welt so innig angenommen werden, oder? (Ausser vielelicht in Japan, wo es auch scharfe Weihnachtsfrauen gibt, bei denen man für nur einige Yen an ihren gebrauchten Schlüpfern schnuppern kann... Aber in Japan hat der Phalluskult auch überlebt, Shinto sei dank - brauchen die dann noch den haarigen Wanderer in der Winternacht, der Europa und Amerika erfreut?)

Man mag vielleicht denken, er ist nur ein dicker bärtiger Kerl in einem komischen Anzug.
Aber schauen wir ihn uns einmal genau an... seine wahre Bedeutung hat in jedem Fall wenig mit dem christlichen Fest zu tun...

Der rotschimemrnde, glänzende Kopf...
...er ist zottig durch und durch...
...er zwängt sich selbst durch den engsten "Schornstein"...
...er hat einen riesigen Sack, der scheinbar unerschöpflich ist...

Und kommt zu uns herab, um uns mit (den) Kindern zu beschenken...

Er ist alt und faltig, aber unsterblich...
...und er kommt des Nachts, wenn niemand mit ihm rechnet.

Hier helfen keine Schundgeschichten mehr von Bischöfen aus der Türkei.
Der Weihnachtsmann ist pures Testosteron!
Schaut's euch an, das sind keine kleinen putzigen Elfen, die ihm bei seinem Job helfen - das sind scharfe willige Sexsklavinnen!

Der Weihnachtsmann rult, Bruder.

Er ist DER MANN.

Sonntag, 4. Dezember 2005

Nemed House reloaded

Computer repariert, hoffentlich alles ok.

Muss nur noch ein paar Treiber installieren, und einigen Progs hinterherrennen.

Hoffe innerhalb 48 h wieder altes Arbeitspensum erreichen zu können.

Mittwoch, 30. November 2005

Tubbyterror

Es gibt Dinge, die das normale Grauen übersteigen... Dinge, vor denen jede berechtigte Furcht vor Mensch, Politik, Religion, Geld, Wetter, Mode, Gravitationskonstante oder evolutionärer Druck verblassen muss. Missgestalte Kreaturen erheben aus den Tiefen der Erde, deformierte Köpfe, in denen tote stumpfe Plastikaugen glänzen...

Ein, zwei, drei – vier Teletubbies!

Sind die Teletubbies überhaupt Lebewesen in unserem Sinne? Ausser dem Babyspeck gibt es kein offensichtliches Anzeichen dafür, dass bei ihnen eine Veränderung, ein Wachstum stattfindet. Sie sind, wie andere Kunstfiguren auch, in einem ewigen Moment kindlicher Geschlechtslosigkeit eingefroren. Und das ganz wortwörtlich, denn bei keinem dieser Wesen sind Genitalien nachzuweisen.

Schauen wir es doch an, dieses traurige Leben, durch das sie brabbelnd und rülpsend tollen. Die Vermutung liegt nahe, dass es sich um einen Versuch einer hochstehenden Roboterzivilisation handelt, asexuelles künstliches Leben zu erzeugen. So erklären sich auch die standardisierten Pantomimen, mit denen die Teletubbies ihren streng reglementierten Tagesablauf bestreiten. Es sind psychosexuelle Rituale, mit denen die geistige und emotionale Entwicklung normalen Lebens simuliert werden soll. Sie sind Plüschcyborgs, der rosige Schleim, mit dem sie fortwährend gefüttert werden, scheint vor allem dazu zu dienen, ihre Fernsehorgane anzutreiben.

Ihr heimisches Biotop ist eine künstliche Landschaft, aufgeschüttet, um ihnen eine Simulation unbeschwerter Kindheit zu ermöglichen. Die bunten Blumen sorgsam abgezirkelt, und dazwischen Hoppelhäschen.

Wie niedlich! Oder haben diese unschuldigen Tierchen vielleicht sogar einen Nutzen?
Leiten Sie etwa das gottlose Experiment, wie die Mäuse den Computer Erde?
Andererseits muss der rosige Schleim, mit dem die Teletubbies ernährt werden, ja auch aus irgendetwas bestehen. Ist es da vermessen, anzunehmen, dass es sich bei diesem Park um ein autarkes System handelt, und die Hoppelhasen, die oben den Rasen kurz halten, unten von der Maschinerie, die alles kontrolliert, in Tubbybrei umgewandelt wird? Soylent Pink ist Hasenfleisch…

Wir alle wissen, dass es sich bei ihnen um widerliche kleine Außerirdische handeln muss. Gezüchtet auf einer Farm, ohne „menschliche“ Bezugsperson. Die einzige Möglichkeit zum Austausch ist ein Staubsauger. Wundert man sich, wenn Tubbyschmusen imemr ein wenig aussieht wie wechselseitige Masturbation?

Vielleicht fungieren die antennenähnlichen Fortsätze, in denen ihre Köpfe enden, sowohl als Empfänger als auch als Sender ihrer psychosexuellen Programmierungen. Auffällig ist jedenfalls, dass zwei der Tubbies aufstrebende, phallische Antennen aufweisen, zwei jedoch solche mit Aussparungen oder Öffnungen, die das Bild einer Vulva invozieren. Falls diese Lebensform jemals aus dem Larvenstadium treten sollte, wird sich hier wahrscheinlich das biotechnische Äquivalent des Genitals entwickeln.

Die Frage stellt sich also nicht, ob der lila Tubby homosexuell ist. Sie sind alle gleichermassen geschlechtslos, aber er hat eine vaginaartige Antenne, und die psychosexuelle Rolle, die er von seinen unsichtbaren Herren empfängt, ist eine feminine. Und der dunkelgesichtige Tubby, das maschinelle Äquivalent des Quotennegers, hat natürlich auch die längste Antenne von allen.
Beunruhigend, oder? Wie niedlich? Oder verbirgt sich hinter diesen grellen Farben etwas wirklich Grauenhaftes?

Dies ist kein wirkliches Leben, sondern nur die Simulation von Rollen. Ein Verhalten, das unter Menschen Anlass zur Sorge und Wut geben würde, natürlich aber nicht unter den in Plüsch gehüllten Cyborgs, die irgendwo am Rande des Sonnensystems in einer hermetisch abgeschlossenen Umwelt herangezüchtet werden.

Der rosa Schleim fliesst weiter, und vier groteske Gestalten wanken durch eine aseptische Welt, ihre sinnlosen Rituale zelebrierend, von denen sie hoffen, dass sie sie irgendwann in echtes Leben verwandeln.

Die „Teletubbies“ erscheinen jeden Morgen um 9:00 Uhr auf den heimischen Bildschirmen, wenn man Kleinkinder oder andere geistig minderbemittelte im Haushalt hat. Gegen diese Form außerirdischen Teleterrors können wir uns nur durchsetzen, wenn wir uns bereits den Anfängen wehren. Vergesst nicht das Alamo! Soylent Pink ist Hasenfleisch!! Streitet gegen die Aliens im Namen von Satan, Bugs Bunny und mir!

Montag, 28. November 2005

Nun weiss ich endlich, woher's kommt...



...dass manchen Menschen so die Köpfe rauchen. Es ist einfach nur der Schmerz der Injektion allt�glichen Wahnsinns. Hier hübsch erklärt als Teufelchen, aber ganz ehrlich, der gute Mann hier sieht eigentlich zu harmlos aus. In Wirklichkeit ist es das wahrhaft Böse, was manche Menschen so quält... andere Menschen.

Titelbild einer Broschüre von 1951 (?) aus dem Hocheneck Verlag (Hamm/Westf.), nach einem Manuskripft von Rektor Gerhard Hüffmann...
Arbeits und Lesebogen für die Oberklasse (8. und 9. Schuljahr) der Volksschulen, für die Mittelstufe der höheren Schulen und für alle Klassen der Berufsschulen.
Speziellen Dank an meine gute Freundin Sonja, diesen graphischen Schatz zugänglich gemacht zu haben.

Freitag, 25. November 2005

Planet X :: Im Reich der Archosaurier

(Aus den Reisebeschreibungen einer fremden Welt)

Die Fauna und Flora dieses Planeten war ganz anders als die Erde – und doch sehr ähnlich, denn beiden lagen die gleichen Gesetze zugrunde, die die Entwicklung der Arten und ihre Ausbreitung in den verschiedenen ökologischen Nischen regulierten. Dies war keine Phantasiewelt voller fleischfressender Riesen, obwohl es auch von diesen eine Menge gab. Aber auch hier reichte die Futterkette herab bis zu den Aasfressern und den Pflanzenfressern, in einem teilweise erstaunlichen Artenreichtum, der verschiedene Grundformen auf aberwitzige Weise variierte und vervielfältigte. Im Schatten der urzeitlichen Pilzwälder und den Gehegen der primitiven Koniferen, Arakarien, Schachtelhalme und Bärlappgewächse, vor allem aber der gigantischen Farne, wimmelte es von heimlichem und immer wieder unerwartet hervorbrechendem Leben.
Das Landleben entsprach ungefähr dem Entwicklungsstadium der irdischen Trias, die einen Zeitraum von 225 bis 190 Millionen Jahren vor der christlichen Zeitrechnung eingenommen hatte. Wie auf der Erde waren die am weitesten entwickelten Landlebewesen, neben den Insekten und den insektoiden Riesenungeheuern – T’chmeer von den Eingeborenen genannt – reptilienartige Wesen. Aber während auf der Erde die urzeitlichen Reptilien oder Archosaurier sich einerseits zu echten Echsen, auf der anderen Seite zu den Vorfahren der Dinosaurier und Vögel entwickelt hatten, war die Entwicklung hier anders vor sich gegangen. Die Archosaurier hatten nicht, wie auf der Erde, längere Hinterbeine entwickelt, die etwas mehr unter den Körper gestellt waren, und so schließlich gelernt, auf dem Schwanz balancierend, aufrecht zu gehen. Sie waren zum großen Teil auf ihren vier Beinen stehen geblieben. Auf diesem Planeten war die Verteilung von Wasser und Land umgekehrt als auf der Erde, und das Leben hatte schon früh lernen müssen, in den Dickichten der Urwälder voranzukommen. Die wenigen Reptilienartigen, die auf den Hinterbeinen liefen, waren aggressive kleine Fleischfresser, die in Rudeln jagten. Die meisten anderen schienen direkte Verwandte der Krokodile zu sein, die sich auf der Erde ja ebenfalls während der Trias entwickelt hatten, auf dem Urkontinent Pangäa, an den Ufern des Tethysmeeres.
In den Süßwassermeeren und Flüssen gab es kleinere Archosaurier, die mehr Eidechsen ähnelten und an Land relativ unbeholfen mit seitlich gespreizten Beinen herumkrochen. Im Wasser jedoch waren sie recht flink und geschickt, wobei ihnen vor allem auch die langen, peitschenartigen Schwänze halfen. Größere Verwandte stapften zwischen den Pilzdächern herum. Sie waren Pflanzenfresser und ähnelten eher dem schwer gebauten Shansisuchus der Erde, oder dem flachen und langgestreckten Stagonolepsis.
Und dann gab es noch verschiedene Arten kurz- und langbeiniger Krokodilartige, die teilweise recht erstaunliche Längen erreichten. Sie hatten eine vergrößerte Schrittlänge als ihre Verwandten, da sie gelernt hatten, ihre Gliedmaßen aus den Schultern und Hüften zu bewegen, statt wie die Kriecher hauptsächlich aus den Ellbogen und Knien.
Nicht alle sahen so harmlos aus wie der Protosuchus, das Urkrokodil, das man in den Triasschichten Nordamerikas gefunden hatte.
Einige hatten die keilförmige Schädelform der Krokodile in überlange Schnäbel verwandelt, die von dolchartigen Zähnen starrten, und bei einigen hatten sich auf dem höckerig gepanzerten Rücken gefährliche Stachel entwickelt, so dass sie mehr kleinen, agilen – und umso gefährlicheren – Ankylosauriern ähnelten. Ich glaube, sie waren an das Leben sowohl im Wasser wie an Land angepasst, denn ihnen entging selten ein Opfer.
Sie waren natürlich – bis auf eine Ausnahme – allesamt Fleischfresser.
Und fürchterliche Räuber.    

Donnerstag, 24. November 2005

Mythostrukturen :: Dynastiemodell 0.1

Ein schönes Beispiel mythostruktureller Analyse, das ich vor einiger Zeit im Netz gefunden habe und das ich gleich in meine kleine Sammlung von Metamodellen und Plotstrukturen kopiert habe, in dem bereits so grossartige Stücke wie die Burroughs-Methode und der Leser Dent-Meisterplot stehen. Es wurde zwar ursprünglich (von dem ehrenwerten Scipio auf dem Nachbarblog Absorbascon >>>Absorbascon :: Dynastic Centerpiece Model) entwickelt, um eine Theorie aufzustellen, warum die Charaktere des DC-Verlages („Dynastic Centerpiece“ Modell = DC, hahaha) eine deutlich grösseren Stellenwert als kulturelle Ikonen haben als die vergleichbarer Publizisten, ist aber natürlich auch auf andere Figuren anwendbar. Tatsächlich verweist es sogar auf noch tiefergehende Strukturen.

Die Grundaussage ist eine einfache und verifizierbare, nämlich dass die Hauptfigur eines solchen Subuniversums nicht eine einzelne Gestalt ist, sondern eine ganze Dynastie von Charakteren, die sich gegenseitig stützen und unterstützen. Vergleichbare Metamodelle lassen sich vor allem im Bereich der Klassik oder auch in den mittelalterlichen „Zyklen“ um Artus und Carolus Magnus nachweisen.
Hier ist nicht unbedingt wichtig, dass jede Position mit einem gleichermassen starken Charakter besetzt wird, es ist vor allem das Fehlen einzelner Positionen, das sich bemerkbar macht, und den Stand der Dynastie als allumfassende kulturelle Ikone schwächt.
Bereits aus den Beziehungen der einzelnen Dynastieangehörigen ergeben sich unzählige Geschichtsmodelle, die vor allem während des „Silver Age“ zu den grundlegenden Formeln zu erzählender Stories geworden sind. Das Dynastiemodell entpuppt sich hier als eine nicht-initiierte Anwendung des kabbalistischen Baumes des Lebens, einer mythostrukturellen Matrix zur Mehrfachkorrespondierung, komplett mit den Beziehungen seiner Einzelpunkte (Pfade).

Übersicht über das Modell:
Dynastic Centerpiece :: die Hauptfigur oder Zentrum der Dynastie, die primäre Identifikationsfigur
Junior Counterpart :: eine jüngere Version der Hauptfigur, entweder sein Nachfolger oder er selbst in jüngeren Jahren
Other version :: eine Version der Hauptfigur, vom anderen Geschlecht, vielleicht mit ihm verwandt, die die andere Seite seines Charakters verkörpert
Kid Sidekick :: der jugendliche Gefährte der Hauptfigur, oder sekundäre Identifikationsfigur
Black Sheep :: die negative oder destruktive Version der Hauptfigur
Elder Statesman :: eine verwandte oder verbundene Figur, die der Hauptfigur als Mentor zur Seite steht.
Civilian Companion :: ein mehr “geerdeter” Begleiter, der die sagenhaften Geschehnisse kommentiert oder in Verhältnis setzt
Romantic Interest :: die fortwährende Romanze als eine der fundamentalsten Bestimmungen
Animal Companion :: der Vertreter einer anderen Spezies oder des natürlichen, der durch seine Anwesenheit die Hauptfigur in Bezug zur nicht-legendären Wirklichkeit setzt
Authority Figure :: die Verkörperung des Gesetzes oder der Reichsordnung, dem die Hauptfigur verpflichtet ist
Contextualizing City :: im Sinne urbaner Romantik, das ältere Muster für eine kontextualisierende Umgebung ist natürlich das sagenhafte Königreich selbst, um dessen Erhalt gekämpft wird.

Weitere Themen in diesem Zusammenhang: Die Korrespondenz von DCM und Baum des Lebens / die Antidynastie / Anwendungen auf verschiedene Dynastien oder Legendenzyklen

Mittwoch, 23. November 2005

Das Böse kommt aus "Lazytown"

Ich bin kein Freund des Kinderfernsehns. Wirklich nicht.
Gibt es überhaupt eine Sendung, die man ohne Angst um das Leib- und Seelenheil seiner Kinder anschalten kann? Der amerikanische Babysitter scheint in eine Sinnkrise gekommen zu sein.
Ist „Barney“ nicht in Wirklichkeit der Wunschtraum eines jeden Pädophilen, der sich umgeben von einem Haufen willfähriger Minderjähriger abartigen Tänzen und Gesängen hingibt? Kinder mit leeren Augen, die lernen, dass zu einer Gruppe zu gehören, immer besser ist, als eine eigene Entscheidung zu treffen? Was spielt sich in diesem seltsamen Park ab, sobald die Kameras aus sind? Wer kriecht aus dem Kostüm des purpurnen Drachen? Ist Barney wirklich Satan? Ist Kollektivismus sexy? Und warum ist ein Fremder „ein Freund, den man noch nicht kennt?“
Eigenartige TV-Landschaften werden hier konstruiert, Parallelwelten, aus denen wir bei klarem Verstand unsere Kinder sofort retten würden. Ambivalent wie wir sind, nehmen wir die fremden Landschaften nicht ernst, setzen aber unsere Kinder ihnen eine längere Zeit aus, obwohl uns klar sein sollte, dass die geistige Landschaft, die unter dem Schaum und Pappmaché verborgen ist, sich auf irgendeine Weise sicher in ihnen festsetzen wird.
Vielleicht sind die „Teletubbies“ niedlich. Aber was sind sie?
Vier kleine Ausserirdische, die von Maschinen in einer offensichtlich künstlichen Landschaft aufgezogen werden und in einem bestimmten Entwicklungsstadium eingefroren wurden. Die Diskussion um die sexuellen Präferenzen des lila Tubbies entfällt hier. In der statischen Welt ihrer Sendung werden sich ihre Geschlechtsorgane nie entwickeln können. Und ihr Gott ist eine Sonne mit Babygesicht, die höhnisch gluckst.
Der wahre Horror liegt immer hinter der Schminke und den Plastikaufsätzen.
Wir mögen uns achselzuckend von „Lazytown“ abwenden, den surreal verzerrten Häusern und Gesichtern, halb Puppe und halb Mensch, dem anämischen Mädchen mit dem pinken Haar, das die Beine bis hinter den Kopf schmeissen kann, und dem wahnsinnigen Helden Sportacus, der unter einem Aufmerksamkeitsdefizit zu leiden scheint, auf jeden Fall aber hyperaktiv ist.
Aber wahrscheinlich erstarren wir, wenn wir uns die Lebensdaten der Beteiligten ansehen und feststellen, dass es sich um eine 14jährige Amerikanerin und einen 41jährigen Isländer handelt.
Wer oder was ist Magnús Scheving? Geboren am 11. November, dem Tag des Karnevals? Ein Avatar des Unterganges? Warum identifiziert er sich mit dem Messias der Sklaven, der am Kreuz starb? Oder ist dies alles kommunistische Propaganda? In was für Welten versucht man uns zu entführen?
Wissen wir, wo unsere Kinder wirklich sind?

Von der stillen Freude, ein Eisberg zu sein...

Manchmal gehört ja nicht viel dazu, einem eine Freude zu machen.
Heute genügt es schon, einmal einem Klick zu folgen und zu staunen.
Unter www.titanic.de findet man nicht - wie man vielleicht annehmen - sollte, irreale Satire bösartiger Medienverbrecher :-), sondern die Realsatire anscheinend merkbefreiter... ähja, was denn?

Achso...
Der schnellste Weg zum Ticket - Titanic Reisen
..damit das Reisen zu einem unvergeßlichen Erlebnis wird...

Warum nur, WARUM, kommt einem spontan in den Sinn "Der schnellste Weg in den Tod"?
Bei einer Firma, die 1988 in Berlin-Kreuzberg gegründet wurde?
Es ist immer ratsam (auch und gerade bei Last-Minute-Reisen) eine Reiseversicherung abzuschließen.
Das glaube ich...

Schon mal was von NOMEN EST OMEN gehört?
Ganz ehrlich, würden Sie mit TITANIC reisen?
(Nicht, dass da noch Leonardo di Caprio auftaucht und den Weg in den Untergang mit seichtem Geschwafel erschwert... oder Celine Dion ihr Eulengesicht plärrend in das Blickfeld drängt, das sich langsam zu verengen droht...)

Das ist schon fast so lustig wie ein Glas EBOLA COLA.

Und es inspiriert mich spontan zu einem Haiku...

Kreuzberg-Geruch brennender Reifen
Seit 88 kann man mit Titanic reisen
Ein guter Rat: Versicher Dich

Dienstag, 22. November 2005

Godzilla lebt(e)!

Während ich gerade krokodilartige Monstren für meinen noch rein virtuellen "Saturn"-Roman entwerfe, flattert eine Meldung herein, die mich mit stiller Faszination erfüllt.
Forscher haben in Südargentinien die fossilen Überreste eines 135 Millionen jahre alten "Meeresungeheuers" gefunden, das sie liebevoll "Godzilla" tauften.
Der wissenschaftliche Name dieses Monsters ist Dakosaurus andiniensis, und es gehört zu den Crocodyliformen, die die heutigen Krokodile und ihre prähistorischen Vorfahren einschliesst.
Im Gegensatz zu anderen Crocodyliformen lebte es ausschliesslich im Wasser, und hatte flossenartige Gliedmassen.
Das klingt wenig bemerkenswert, wenn man sich nicht ein Bild des Tieres macht: Statt der flachen, länglichen Schnauze der Krokodile hatte es die stumpfe Schnauze eines fleischfressenden Dinosauriers - ein Tyrannosaurus mit dem Leib eines Fisches.

Der Dakosaurus ist die Titelillustration der Dezemberausgabe von National Geographic.

Donnerstag, 17. November 2005

CABALION - The Qabalist Game

Schaut mal, was ich gerade beim Aufräumen im Speicher gefunden habe... die Grundkonzept für ein Trading Card Game a la "Magic the Gathering"....

CABALION ®

1. Each player has a diagram of the Tree of Life.
2. The Deck is cut

A. The Deck

There are special cards each with one Hebrew Letter on it. There are each three sets of 22 letters (= 66) and six cards with the Word „AL“ on it. If one player manages to spell out the God-Name or Archangel-Name associated with a Sephiroth, he gains „instant access“ and the Sphere will produce mana for him. Also, each Letter in possesion of a player gives him „access“ to the Path associated with it and also has 1 point Wisdom, which can also be used to produce mana. If a player has more than one Card with the same letter, it will give him still only 1 point of Wisdom for the associated path.
„Symbols“, „Numbers“, „Weapons“, „Talismans“
There are special cards for each Sephiroth and Path with certain items on them, which might be a symbol or a number or a weapon or a talisman. These cards bring the Wisdom and Strength into the play, which a player might use to get a sephiroth to produce mana. „Symbols“ and „Numbers“ have Wisdom on them, but no Strength, while „Weapons“ and „Talismans“ have Strength on them, but no Wisdom.
Characters
Characters can be summoned or created with the mana that comes from Strength and Wisdom. Some charcters can only be summoned while holding the Sephiroth or Path associated with them, other charcters (mostly elemental) can be summoned from everywhere with the right mixture of mana.
Mana
At each turn, each Path and Sephiroth produces mana for each matching point of Wisdom and Strength on them. There are five kinds of mana, fire, water, air, earth and spirit. Spirit mana can count as any kind of mana, but some characters require spirit mana. Mana can also be transferred trough paths occupied by the same player to other places.
Complete Deck (344)
Manaproducing cards (208):
72 Lettercards
136 special cards
136 Charactercards

Mittwoch, 16. November 2005

pyropoems :: grossvater erzählt

Martin van der Lubbe
GROSSVATER ERZÄHLT

und wieder haben wir
dem himmel das feuer gestohlen
schau wie es schimmert
in unseren verkohlten händen.
(blinzelndes affenauge
inmitten von rauch & gestank)
komm, roll dich am feuer zusammen
sie erhitzen schon die nadeln.
bald ist weihnacht,
die sterne hängen schon
an ketten in den himmeln.
(eisblumen am fenster
& ein freudloses bett.)

das ist die geschichte,
die grossvater erzählt:
von rauch & gestank
& verbranntem fleisch.
die geschwärzte knochennadel
tätowiert pentagramme
auf unsere willigen zungen.
& wir wetzen den flintstein
& träumen
vom krieg gegen die götter.

Dienstag, 15. November 2005

Weird Science

Wenn man dem Link in dem Artikel über John Cleese und seine Lemurenliebe folgt... Moment, das klingt wie eine echt üble Popband aus den 50ern... "John Cleese and his Lemur Love"... mhhmmm...

...also...

...wenn man dem Link folgt - diesem - gelangt man zu einer vielleicht noch lustigeren Seite über die Kuriositäten der Biologischen Nomenklatur (Taxonomy / Artbestimmung und -benennung)



...nüchtern waren die nicht alle, als sie sich die Namen für ihre neuentdeckten Arten ausdachten...





Vampyroteuthis infernalis - Vampirttintenfisch aus der Hölle?

Eucritta melanolimnetes - die Kreatur aus der Schwarzen Lagune?

Draculoides bramstokeri - keine Vampirfledermaus, sondern eine Spinne?

Bufonaria borisbeckeri - Boris Becker? Was zum T...?

Pimoa cthulhu - ????

Bambiraptor - ?????

Amorphophallus - ???

Kommen wir jetzt zu einem völlig anderen Affen...

Eine neuentdeckte Lemurenart (diese kleinen glotzäugigen Kerlchen aus Madagaskar) ist nach John Cleese benannt worden. >>>

Wenn ich jetzt noch erklären muss, wer das ist, wird mein Hirn zu schmerzen beginnen.



Montag, 14. November 2005

Fanboy :: Ein Spaziergang durchs Multiversum

Ja, ja, es ist wahr!
Ihr braucht mir keine Mails mehr zu schicken!
Ich habe mich mal wieder mit vielen projekten zugedeckt und weiss momentan gar nicht, wo ich anfangen und wo ich aufhören soll.
Neben all den Zeitschriften und den Werbebroschüren, die ich nebenbei setze und layoute, hatte ich tatsächlich vor, mal wieder etwas mehr zu schreiben und so.
Und dann habe ich mir Bloggeritis zugezogen und checke jede Nacht mit brennenden Augen ca. zwei Dutzend Blogs von leuten, die auf interessante Weise interessante Dinge betrachten und kommentieren.

Wie immer wahrscheinlich nur für mich interessant.
Die letzten Nächte - und dies hatte tatsächlich etwas mit einer sinnvollen Tätigkeit zu tun - bin ich durchs Web gewandert und habe mich ein wenig über "Vergessene Universen" informiert. Metatextuelle Systeme, die durch die Verknüpfung verschiedener Geschichten entstehen.
Ich habe ja auch das eine oder andere Multiversum noch rumliegen, das darum bettelt, veröffentlicht zu werden.
Währenddessen betrachte ich mit Interesse und Sorge, wie bei MARVEL und DC die gesamte Kontinuität umgeschrieben oder zerbrochen wird... wieder einmal...
Bei DC ist jetzt der Superman von 1938 wiederaufgetaucht, den man das letzte Mal vor 20 Jahren in der ersten CRISIS-Serie gesehen hat und hielt den heutigen Helden eine Moralpredigt. Ist er in Wirklichkeit derjenige, der alle Welten vernichten wird?
Wo bleibt da das Gleichgewicht?
Ich habe durchaus Hoffnung...

Die Meldung der letzten Zeit, die mich am meisten fesselte, war dass der allseits geschätzte und verehrte Halbgott Michael Moorcock zugegeben hat, für DC eine "Bibel" geschrieben zu haben, die den Dummies dort erklärt, wie das Multiversum funktioniert... >>>. Hört es von den Worten des Meisters, Kinder, Vielfalt ist besser als Einfalt.
"It's not so much a multiverse scenario as a Cosmic Balance scenario. A logic system, if you like, which allows, say, Superman and Captain Marvel to understand where the other's coming from..."
Könnte er das nicht auch noch für uns anderen tun?
Könnte doch ein heissbegehrtes Objekt sein... LOGIK...
Oder glaubt irgendjemand noch allen Ernstes, dass er sich die ganze Zeit im gleichen Universum aufhält???

Rückkehr von den Lebenden Toten

Da sitz ich vor meiner elektronischen Rechenmaschine und setze wieder mal einen hervorragenden Artikel für ein hervorragendes Projekt eines Kollegen. Und wie immer ergötze ich mich an der Wohlwahl wohlgewählter Worte so, dass es mich im Auge juckt, irgendetwas grafisches dazubeizusteuern... irgendetwas komisches... irgendetwas krankes... irgendetwas aaaaaaaaaaaaaaaabgefahrenes...

Ich greife mir also Bildmaterie aus dem Netz, schmiere darin herum, würfele Zitate aus dem interview und verziere alles mit ungarischen Runen. (Glaubt mir, bei diesem Interview ist das mehr als passend...) und bastele etwas, was ich meinen "Neofolkzombie" nenne.


Und plötzlich halte ich inne.
Das Grinsen gerinnt auf meinen Lippen. Das Glas Wein fällt zu Boden, die Erde fängt an zu bluten...

"Scheisse, woher kenne ich diesen Typen bloss...?"

Und dann fällt es mir ein.

Genau der Wichser hat mir mal in der Markthalle ein Bier vor die Füsse gespuckt. Ungelogen. Die Minna, die er hinter sich herschleifte, war kahlarsiert und trug ein weisses, doch besudeltes, Brautkleid.

Sie hatte Haut von der Konsistenz fettarmer Magermilch.
Körbchengrösse F.
Und Vampirzähne.
Wie konnte ich das bloss vergessen?

Donnerstag, 10. November 2005

Die Wolfsjungen

Hier noch ein letzter Text, den ich gefunden habe, um das zu Halloween angefangene Thema zu einem gewissen Abschluss zu bringen...

Neben den in den deutschen Volkssagen auftretenden Hexer und Teufeldienern, die als Werwölfe auftreten und die Christenheit bedrohen, berichtetet man aus West- und Ostpreußen von etwas, was ein Überbleibsel heidnischer, orgiastischer Kulte zu sein scheint:

DIE WOLFSJUNGEN
eine Sage

„In der Elchniederung nahe dem Memelstrom treib sich ein Junge herum, der auf einem Bein hinkte und ein verschlossenes Wesen zur Schau trug. Man bekam ihn nur selten zu Gesicht und wußte nicht, wo er zuhause war und wie er sich ernährte. So kamen gerüchte auf, daß er dem Bösen zu Diensten war. Einmal zwischen dem Christtag und den Rauhnächten ging der junge von Dorf zu Dorf und forderte jeden anderen Jungen, dessen er ansichtig wurde, auf, ihm zu folgen. Zauderte einer der Aufgeforderten, dann zog der Hinkende eine Geißel hervor, deren Schnüre aus Eisendraht geflochten waren und zwischen denen noch stählerne Kugeln baumelten. Mit dieser Rute peitschte er den Rücken der Zögernden und zwang sie so unter seinen Willen. So sammelte er wohl weit über hundert Jungen um sich und trieb sie unter erbarmungslosen Hieben hinaus auf ein weites Feld.
Sobald sie dieses erreicht hatten, ging eine schreckliche Verwandlung mit den Knaben vor. Ein dichtes Fell kroch, von ihren Füßen beginnend, an ihren Körpern hinauf, zuletzt nahm das Gesicht tierische Züge an, sie waren zu Wölfen geworden. Allein der Hinkefuß behielt seine menschliche Gestalt. Mit der Eisenpeitsche trieb er das Rudel erbarmungslos an, in Viehherden hinein und in Schafställe, wo die Raubtiere grausam wüteten. Kam das Rudel an einen Wasserlauf, dann ließ der böse Knabe seine Eisenrute über die Wellen hinsausen, sofort teilte sich die Flut, und die Tiere konnten, ohne naß zu werden, das Hindernis überqueren. An Menschen versagte die Kraft der Verzauberten. Begegneten sie einem Menschen, dann nahmen sie kläglich winselnd Reißaus. Nach zwölf Tagen und Nächten fiel das Wolfsfell ab, und die jungen wurden wieder, was sie gewesen waren. Freilich, ihre Schultern und ihr Rücken sahen böse aus. Von Geißelhieben zerfleischt, dauerte es viele Wochen, bis sie von den Wunden genasen.
Der junge zeigte sich später auch noch jenseits der Memel, und einmal soll er an die tausend Jungen zu einem Wolfsrudel gemacht haben.“

Mittwoch, 9. November 2005

Welches Schweinderl bin ich denn?

In den "Notes of the dirty young men" haben wir uns jetzt in den letzten Wochen verstärkt auf die Kampagne "Du bist Deutschland" eingeschossen. Warum, kann man nicht wirklich sagen...
Vielleicht eine Verteidigungsstrategie gegen den grassierenden Schwachsinn der Zeit?
Wir wissen doch alle, dass jeder Geschichtenerzähler, vor allem aber die Werbefachleute, Lügner sind.
Warum sollten wir also ausgerechnet dieser Kampagne vertrauen?
Weil man uns hätschelt und auf die Schulter klopft, wie toll wir sind?
Achja, natürlich...
Ich vergass.

Dienstag, 8. November 2005

Pyropunk :: Europa Babylon 2.0

In den letzten Monaten hatte Karl Edwyn Rothner etwas konstruiert, was er großspurig sein „Absorbascon“ nannte: eine Anordnung von 81 Monitoren, die unter anderem mit einem globalen Zufälligkeitsgenerator gekoppelt waren. Die Maschine nahm eine ganze Wand des Zimmers ein, in dem er sich nun aufhielt, nach hinten in den schwarzen Nappasessel gelehnt, während neben ihm die Aufzeichnungmaschinen summten. Über die Bildschirme huschten in schneller Folge Bilder, als der Zufälligkeitsgenerator immer wieder neue Sender aus dem internationalen TV-Netz griff, das Programm eine beliebige Anzahl von Sekunden zeigte und wieder einen anderen Sender wählte. Die Strahlung der Monitore ließ Karls bleiches Gesicht elektrisch blau schimmern, alles andere war in hektische Schatten gehüllt, von den Pixelstürmen verschluckt.
Eine bläuliche Maske, die körperlos in der Dunkelheit schwebte...

Nach einer Stunde vor den Monitoren hatte der Rest des Raumes, und sein Körper, ihre Bedeutung verloren. Eine weitere, vielleicht unnütze, Information über das Dreidimensionale, die im hektischen Zucken der Infoströme beiseite fiel. Die zwei Dimensionen der Bildschirme waren zur Realität geworden.

Nach drei Stunden vor den Monitoren hatten die Bilder aufgehört, Sinn zu ergeben. Sie zerfielen in einzelne Informationssequenzen, die das Gehirn unabhängig von einander zu interpretieren versuchte. Landschaften wurden zu Zahlenmodellen, Gesichter zerfielen in polygone Strukturen. In der Monitorwand begannen die 3 x 3 Hauptpanele hervorzutreten, in denen jeweils 3 x 3 Monitore verankert waren. Formen begannen innerhalb der Panele miteinander Wechselbeziehungen aufzubauen.

Nach vier Stunden vor den Monitoren war Karl davon überzeugt, dass aus den willkürlich generierten Bilderfolgen eine Art selbstreplizierender Intelligenz sprach, von deren Existenz niemand bisher geahnt hatte, dass nämlich das Fernsehen selbst sein Programm zusammenstellte.

Nach fünf Stunden vor den Monitoren war die Trennung zwischen dem Gesehenen und dem Seher endlich aufgehoben, und Karl absorbierte alle Informationen direkt über die Sehnerven. Sein Bewusstsein teilte sich in Split Screens auf, er in jedem visuellen Zeichen präsent:

Arschgewackel auf Monitor 15, ein metallener Gegenstand über rotem Fleisch auf 55, Gameshow oder Exekution auf 23, CSI-Team auf 9. Dazwischen Silhouetten von Soldaten, Polizisten, paramilitärischen Truppen. Beschlagene Visiere verstecken die Gesichter /cut/ Texteinblendung: DDR geheim – Schattenreiche. Dunkelhäutige Jugendliche in weiten Jacken schreien und rennen. Musikvideo oder Reportage? Jean Paul Belmondo schlägt immer wieder auf einen Verbrecher ein, umgeben von roten Zahlen entblösst eine alte Frau ihre mit Venen tätowierten sackenden Brüste /cut/

Gefrorene Momentaufnahme schmelzenden Plastiks, dessen Tränen bizarre Formen bildet, ein schreiendes Kind, eine Animesequenz zweier bis aufs Farbschema identischer Ninjas /cut/ eine Gurke verwandelt sich unter einem huschenden Messer in hauchdünne Scheiben (?), die Klappe eines Kofferraums wird geöffnet, ein blutüberströmtes Gesicht schaut heraus, Feuerwehrmänner versuchen brennende Autos zu löschen /cut/ Völkische Musikschau: die Sängerin verzerrt ihre silikongeschädigten Lippen zu einem Vollplayback. Realityshow: ein mit Ekzemen übersäter Obdachloser wird verhaftet. Ein dünnes Urinrinnsal zeichnet seine letzten Schritte nach.

Ein Tarottrumpf wird aufgedeckt. Der Turm. Die Hand, die ihn ergreift, ist voller Runzeln und Altersflecken, bevor sie verdeckt wird durch /cut/ Texteinblendung: Weitere Themen: Darmkrebs, Fit im Alter, Dauerkopfschmerz, Anti- /cut/ der Turm ist in Flammen gehüllt, Menschen stürzen durch den Rauch. Angela Bassett als Tina Turner rammt ein phallisches Mikro in ihren Schlund. Talkshowrunde mit mehreren Politikern, die reglos in ihren Sesseln sitzen und einer unhörbaren Stimme lauschen. Sie wirken wie Leichen. Texteinblendung: Was tun, wenn’s brennt?

Dann die Silhouette eines Polizisten oder Soldaten vor feuersrotem Hintergrund, der langsam eine Schrotflinte hochhebt.
Er zielt genau in die Kamera.
Karl schloss die Augen.

Werner hatte die Tür zu dem Zimmer aufgerissen. Er war kaum zu erkennen, so hell schien das Tageslicht hinter ihm zu sein. Oder war es ein Feuer?
„Yo, Karl!“, heulte er, „Der Wichser an der Ecke vertickt schon wieder Benzin an die Kiddies!“
Karl öffnete die Augen. Die Monitore hatten sich alle in einheitliches weißes Rauschen gehüllt.

Die Message war angekommen.

Sonntag, 6. November 2005

Augengift :: Du bist Weisskohl

Close-Up:
Das Bild wird von Grüntönen dominiert. Eine Doppelseite, bei der sich die Information vom Falz ausgehend af der rechten Seite konzentriert. Ein Kohlfeld. Darüber, mit Anstrengung angehoben, ein einzelner Kohlkopf, von etwa 1 Meter Durchmesser. Hinter ihm, von der schieren Gigantik des Kohlkopfes an den Bildrand gedrückt, das Gesicht einer alten Frau. Grauhaarig. Hart & wettergegerbt, der Mund leicht verzerrt in einer Mischung aus Befriedigung und Anstrengung. Der Kohlkopf ist zu schwer, ihn länger als einige Minuten zu heben. Sie schaut aus der Doppelseite heraus. Der Fotograf hat sich Zeit gelassen, diesen perfekten Moment abzulichten.
Darüber in weißen, überproportionierten Serifen: Du bist Ludwig Erhard.

Int.
1. Blick: Verständnislosigkeit. Das Augengift hat gewirkt und mich eingefangen. Meine Aufmerksamkeit verharrt in der Mitte des überproportionierten weissen Wortes „Du“.
Du bist Ludwig Erhard. Wer? Ich? Jeder Leser? Die alte Frau? Der Kohlkopf?

Ext.
Rechte obere Ecke der Doppelseite, weisse Schrift, die vom dunklen Hintergrund angefressen wird: „Du glaubst, dass ein Wunder das Ergebnis harter Arbeit ist?“
Nein, nicht wirklich, und einen Leser mit einer solchen an den Haaren herbeigezogenen Prämisse anzureden, zeugt auch von schlechtem Stil. Fragen wir doch gleich korrekt weiter: „Du glaubst, dass die Erde eine Scheibe ist?“
„Ob du dein Ziel erreichst, entscheidest du. Nicht das Schicksal. Und die Entscheidung, ob du auf deinen Erfolg mit Champagner anstoßen oder lieber eine Zigarre rauchen willst, kann auch nur einer treffen: du.“
Wer? Ich? Jeder Leser? Die alte Frau? Der Kohlkopf? Als Motivationsmethode ist Surrealismus denkbar ungeeignet.

Credits:
Eine Aktion deutscher Medien im rahmen der Initiative „Partner für Innovation“. www.du-bist-deutschland.de

Samstag, 5. November 2005

Fundstück :: Kein Entkommen

Eines der obskureren Fundstücke der letzten Wochen ist ein Spiel, bei dem man die ersten Dutzend Male nicht länger als einige Sekunden überleben wird. Wirklich simpel in den Regeln: berühre mit dem Mauszeiger das zentrale rote Viereck und versuche, nicht die vier blauen Blöcke oder den Rand zu berühren.
Klingt einfach.
Wäre es auch, wenn sich die blauen Blöcke nicht wie eine Horde kubistischer Haie auf das rote Viereck werfen würden.
Hmm... das klingt wie angewandter Surrealismus.
Einfach mal ausprobieren >>>>

Freitag, 4. November 2005

Pyropunk :: Europa Babylon 1.0

In den letzten Tagen redeten die politischen Kommentatoren immer wieder von Jamaika, so als ob das alles erklären würde. Alles war unklar geworden, seitdem die Amateuer-Assassinen begonnen hatten, den Profis die Arbeit abzunehmen. Selbst die Tagesthemen waren konspirativ geworden – statt über Perspektiven sprach man über Farbanordnungen. Ampel-Koalition. Jamaika-Koalition. Das war ein Code, den Wolf Leandrowsky nicht knacken konnte, egal wie oft er es versuchte. Wenn dies die Zukunft sein sollte, wann würden die Rastafaris anfangen, richtig im Großen Spiel mitzumischen? Immerhin, sie hielten sich für die wahren Kinder Zions, und alles andere war Babylon. Wenn Wolf aus dem Fenster auf die grosse Stadt am grauen Fluß herabsah, konnte er sich eines kleinen Funkens Sympathie nicht verwehren.
Aber sich deswegen Dreadlocks wachsen lassen? Nee, das ging nun wirklich nicht.
„Schwarz-gelb-grün: Die Nationalfarben von Jamaika. Autokennzeichen JA. Was ist dann Schwarz-Rot? Albanien, oder was?“
„Anarchosyndikalismus“, grinste Karl Edwyn Rothner vom Sofa her, zog die Zigarre aus dem Mund und blies drei perfekte Ringe, die sich gegenseitig zerstörten. „DAS ist der Geschmack der Zukunft, Bruder“
„Was soll das für eine Zukunft sein?“, murmelte Wolf und justierte den zweiten Tachometer an der Maschine nach. „Müssen wir jetzt alle Bob Marley hören?“
„Na, sooooooo übel wär das nicht“, grunzte Werner Pargsen und versuchte die vielen bunten Pillen auf dem Tisch in eine andere geometrische Anordnung zu bringen. Er fluchte, als der Tisch kippte und ihn mit einem Regen roter, gelber, schwarzer und grüner Kugeln überschüttete. Ein polychromer Regen. Groovy, oder? „Farben..:“, grollte Werner. „Farben...“ Er inhalierte sein Bier.
„Vielleicht ist das auch bloss ein Code. Jamaika = Bananenrepublik. Ganz offensichtlich, oder? Die betreiben doch nur noch Cargo-Kulte. Zelebrieren die Rituale der Demokratie, ohne zu wissen, wozu die eigentlich dienen sollen. Wir hätten damals alle ‚Cool Runnings’ boykottieren sollen.“
Wolf runzelte die Stirn. „Farbcodes der Weltpolitik?“
„Möglich. Alle psychosexuellen Subkulturen haben so was. Gelbes Taschentuch links, rotes Taschentuch rechts... in der Politik teilen auch nur einige aus, und die anderen müssen’s wegstecken...“
Werners Gesicht erhellte sich. „Gelb und rot? Das sind die Tschechen, nicht?“ Wolf senkte erschüttert den Kopf. Manchmal war er sich nicht sicher, ob seine Freunde überhaupt einen linearen Zugang zur Wirklichkeit hatten oder nicht. Die Zeitsprünge kommen immer häufiger, dachte er. Bald sind wir im 21. Jahrhundert angekommen.
„Die Erste oder Alte Welt hat ausgedient, mein Junge“, lächelte KER. „Das kommt jetzt alles zurück. Die Zivilisation ist einmal um den ganzen Erdball gewandert, der Sonne hinterher, und jetzt bekommt Europa all das zurück, was es in den letzten Jahrhunderten auf die Reise geschickt hat. Dreifach.“
„Karma?“, murmelte Werner und fummelte an seinem Hosenbund herum, wo einige bunte Kugeln kleben geblieben waren.
„Zuerst kamen die Amerikaner. Dann die Australier. Nun kommen alle unsere alten Kolonien zurück“, sagte KER. „Und die Alte Welt wird langsam unter dem Einfluss der Neuen und der Dritten in die Vierte Welt fransformiert. Aber diesmal nicht in eine Welt neuer Götter und Superhelden. Warte nur ab, bis sie die ersten Schreine für Haile Selassie bauen.“
„’Ernte, was Du gesät hast’, was?“, zischte Wolf und leitete den Strom um.
„Klar. Warum nicht?“
„Das ist nur ein hübsches Bild, mit der Du eine eher nichtssagende Gegenwart mythisch aufwerten willst.“
„Nee, das ist Evolutionstheorie, Mann, Migration. Und die Erde ist nun mal ‚ne Kugel.“
„Je weiter man nach Westen geht, desto eher kommt man in den Osten, eh?“
„Das ist das Problem mit diesen Sonnenanbetern.“

Dienstag, 1. November 2005

Happy Halloween

So, und damit endet der unheimliche Oktober auf NEMED HOUSE.
Ich selbst habe mich gut amüsiert, auch wenn wir nur vier einsame Ghoule auf den dunklen und eisigen Strassen der Windigen Stadt waren.
Ich glaube, den Nachbarskindern habe ich einen Scheissschreck eingejagt, als ich nachmittags aus dem Haus ging und plötzlich vor ihnen stand. Und wohlgemerkt, ohne Maske. (Ein bischen Farbe und der Geist von Boris Karloff reichen da schon.)
Unsere Kinder hatten wir das standardisierte Sparkostüm angedreht - Bettlaken mit Löchern, aber da sie sich über sich selbst mehr erschreckten als über alles andere, haben wir irgendwann auch Löcher für die Köpfe und Gürtel erlaubt. Kleine blasse Gespenster in Ausbildung... oder Jugendclub Ku Klux Klan, wer weiß das schon. Baby Aleister haben wir auch vorsichtshalber noch seine Plüschfledermaus an die Kutte gepinnt, damit er nicht allein war.

Und so spukten und spuckten wir uns durch die Dunkelheit.
Die anderen Halloween-Horden waren Loser. Sicher, zuckersüchtige minderjährige Vorstadtprolls sind gruselig, aber hätten die sich nicht wenigstens ein bischen verkleiden können?

Immerhin, in 11 Monaten geht es wieder los...
HAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHA

Montag, 31. Oktober 2005

Geisterjäger :: German Splatter

Ein Auszug aus
WILLKOMMEN IN DER BLUTIGEN STADT

Roth lenkte den Wagen an den Strassenrand und wartete ab. Mitten auf der Straße kam der andere PKW zum Stehen. Ein konfus wirkender Mann stieg aus. (...)
Das Entsetzen hatte sich in sein Gesicht gefressen. „gehen Sie nicht in die Stadt... nicht... soviel Blut“, sagte der Mann. (...)
„Was sagen Sie?“, fragte Roth.
„Soviel Blut“, murmelte der Mann, während Roth in seine ausdruckslosen Augen schaute.
Der Lärm eines herannahenden LKWs drang an Roths Ohren.
In diesem Moment war es auch schon zu spät.
Der LKW bremste, doch schon erfasste sein Heck den Mann, der in seinem blinden Wahn auf die Strasse gerannt war. (...)
Man sollte annehmen, dass der Mann viele Meter weit geschleudert wurde. Doch das passierte nicht.
Der Mann zerplatzte wie ein Ballon, der mit roter Farbe gefüllt war.
(...)
Jörg Roth lehnte sich erschöpft gegen seinen Wagen. Er sah auf die Leiche, von der außer einer Art Haut und dem Blut eigentlich nicht mehr viel übriggeblieben war.


-------------------
Unveränderter Ausschnitt aus einem der Original-Abenteuer von Jörg Roth, GEISTERJÄGER (Januar 1984). Ausser natürlich die Absätze. Und die Rechtschreibung. Und dass ich alle Sätze rausgenommen habe, die a) grammatikalisch nicht stimmten b) keinen Sinn ergaben oder c) unnütz waren.

Sonntag, 30. Oktober 2005

Geisterjäger :: Eine Art Exorzismus



Manchmal steht man mitten und Leben dann wird einem klar, wieviele Dinge man begonnen aber nicht beendet hat. Vielleicht sollte man nicht versuchen, diesem natürlichen Gang der Entwicklung entgegenzuwirken. Manche Dinge sind besser unvollendet, und manche Dinge sollte man besser vergessen. Von den vielen Geschichten, die es zu erzählen gibt, haben manche nur für eine gewisse Zeit einen Reiz, bevor man zu fesselnderen Dingen übergeht. Die Geschichten verblassen, setzen Staub an, und einige Jahre später ist das Pergament, auf die sie hastig niedergekritzelt wurden, brüchig, und selbst eine fiebrige Imagination kann die Lücken nicht mehr schliessen, die sich aufgetan haben. Vielleicht aber waren diese Lücken auch immer da, und man hat es nur früher nie bemerkt. Alles zerfällt in Stücke, der Mittelpunkt kann es nicht mehr halten, und es herrscht nur noch ein blasses Gespenst von Nostalgie, hinter einer dünnen Papiermaske versteckt.

Von den vielen Geschichten, die im Staub der Krypten herumliegen, auf vergilbendem Papier und zerbröckelndem Papyrus, sollte vielleicht keine mehr und besser vergessen werden als die von Jörg Roth, GEISTERJÄGER. Und doch pocht sein Gespenst heftig an die Türen der Krypta, und seine murmelnde, wispernde Gespensterstimme dringt immer wieder aus der Tiefe hervor.

Jörg Roth, GEISTERJÄGER gehört zu den Kurzgeschichtenserien in Heftchenform, die ich und ein Freund, der mittlerweile unerkannt bleiben will, Anfang der 80er Jahre zu unserem gegenseitigen Vergnügen verfassten. In vielem von dem, was geschrieben wurde, kann man heute noch sehen, welche Ideen und welche Figuren uns zu dieser Zeit begeisterten. Was unsere Augen verschlangen, setzten wir relativ unverdaut aufs Papier. Irgendwann wurde man älter, und das Schreiben brach ab oder wurde ernsthaft. In der gleichen Zeit verbrannte auch mein Freund alle seine Kurzgeschichten und auch einiges von dem, woraus er als begeisterter Jugendlicher seine Ideen bezogen hatte. Manche Dinge haben nur für eine gewisse Zeit einen Reiz, bevor man zu fesselnderen Dingen übergeht. Fast das einzige, das diese brutale Emanzipation überlebt hat, sind die Geschichten, die er über Jörg Roth für unsere gemeinsame Serie geschrieben hat. Im Austausch für einige belastende Photographien, die ihn zusammen mit einem Mitglied von Guns’n’Roses, dreier Flaschen Jim Beam und einer grünlich schillernden Substanz zeigen, gelangten sie vor einiger Zeit in meinen Besitz.

Selbst meine fiebrige Imagination kann die Lücken nicht mehr schliessen, die sich aufgetan haben. Aber nach über einem Jahr Meditation und dem Skizzieren von Plots kann ich vermuten, warum Jörg Roth, GEISTERJÄGER unvollendet blieb und fast vergessen wurde.


Ein Überblick über die Geschichten: Die erste Geschichte „Wen der Schatten jagt“ ist leider verschollen. Sie ist sicherlich die Beste, da sie nur noch in der Erinnerung existiert und die Phantasie ein besserer Autor ist als derjenige, der die Geschichte zuerst zu Papier brachte. „Tor zur Hölle“ braucht zu viele Seiten, bis endlich das im Titel erwähnte Tor geschlossen wird, aus dem ohne ersichtlichen Grund Feuergeister entweichen. In „Die Vampirhöhle von Bhawanipatna“ wird erwähnt, dass Dämonen die ersten Herrscher der Erde gewesen sind, und einige Relikte hinterlassen haben. Die Hauptgegner der Serie, die Kinder von EREBUS, versuchen, Jörg Roth bei einem Indienbesuch auszuschalten, indem sie alle Untoten der Umgebung auf ihn hetzen. Immerhin eine interessante Umkehrung der gewöhnlichen Formel. Wäre Jörg Roth zuhause geblieben, hätten die Vampire weiter ihren Schlaf der Ewigkeiten schlummern können... „Wesen der Nacht“ ist eine passende Geschichte für die Halloween-Zeit. Mitten im schottischen Hochland kommen jedes Jahr zur „Schwarzen Geisternacht“ alle Geschöpfe der Nacht zusammen, um den Verlust ihrer ehemaligen Macht zu betrauern. In diesem Jahr überleben nur wenige der Bewohner des nahegelegenen Dorfes, vor allem weil Jörg Roth alle christlichen Embleme aus der Kirche entfernt, um daraus Waffen für sich herzustellen. „Der Totengräber von Liberty Forrest“ ist eine eher nichtssagende Geschichte über einen Serienmörder, der seine Opfer mit einem Spaten zerlegt. Nicht weiter verwunderlich, er ist wirklich ein ehemaliger Totengräber.
Höhepunkt der niedergeschriebenen Geschichten ist jedoch zweifellos „Willkommen in der blutigen Stadt“, in der eine gesamte Kleinstadt im Weserbergland Opfer fremdartiger Einflüsse wird. Unter dem Einfluss des Blutagenten der Kinder ERBUS’ verwandelt sich die gesamte Bevölkerung in einer rasanten Abfolge unschöner Szenen, die ans Bizarre grenzen, zu blutdurstigen Wahnsinnigen. Es gibt kein Entkommen, stattdessen ist dies nur der Anfang einer blutigen Spur, die Jörg Roth durch Raum und Zeit bis in das Schattenreich seiner grössten Feinde führen soll. (Die projizierten Nachfolgegeschichten wurden natürlich nie geschrieben...)

Freitag, 28. Oktober 2005

Eine andere Art von Zoo

Gregory Corso
A DIFFERENCE OF ZOOS

I went to the Hotel Broog;
and it was there I imagined myself singing Ave Maria
to a bunch of hoary ligneous Brownies.
I believe in gnomes, in midges;
I believe to convert the bogeyman,
take Medusa to Kenneth's;
beg Zeus Polyphemus a new eye;
and I thanked all the men who ever lived,
thanked life the world
for the chimera, the gargoyle,
the sphinx, the griffin,
Rumpelstiltskin --
I sang Ave Maria
for the Heap, for Groot,
for the mugwump, for Thoth,
the centaur, Pan;
I summoned them all to my room in the Broog,
the werewolf, the vampire, Frankenstein
every monster imaginable
and sang and sang Ave Maria --
The room got to be unbearable!
I went to the zoo
and oh thank God the simple elephant.


-------------------
Während ich nichts näheres über den Autor dieser Zeilen vorzuweisen habe, ausser dass er ein Beatnik gewesen sein soll, Teil der literarischen Generation, die in Europa nie viel bedeutung gefunden hat, gefällt doch die uneingeschränkte Umarmung jeder Art von mythischem Denken. Neben der klassischen Mythologie werden sogar mit The Heap und Groot zwei alte Comicmonster geehrt. Hurra!

Virtuelle Kürbislaterne!

Für all diejenigen, denen es zu mühsam oder eklig ist, sich durch halbverfaulte Kürbisinnereien zu wühlen oder sich beim Abtrennen der Schädeldecke einer Kürbislaterne (Jack O'Lantern für die Eingeweihten) in den Finger zu schneiden...

...HIER >>>> kann man das alles in einem einfachen, aber effektiven Flash-Spiel machen.

Happy Halloween, indeed.

Dienstag, 25. Oktober 2005

Die Religion des Werwolfes

In „777“, diesem grossen magischen Notizbuch, in dem alle Wunder und Phänomene des Übernatürlichen sauber und ordentlich in unzähligen Tabellen sortiert sind, werden Werwölfe (zusammen mit Phantomen) Linie 29 zugeordnet, d.h. dem Pfad des Buchstaben Qoph, dem als weltliches Äquivalent das Zeichen der Fische zuordnet wird. Das ist bereits auf den ersten Blick recht passend, wenn man sich daran erinnert dass der Ausdruck „Fische-Zeitalter“ eine esoterische Beschreibung des „Äons des Sterbenden Gottes“ ist – des christlichen Zeitalters. Das Zeichen der Fische steht für das Prinzip des Glaubens und das kirchliche Kontinuum in jedweder Ausprägung. Den Kult. Den Aberglauben. Den Widerglauben. Die Gegenkirche.
Der Werwolf ist, wie in den norddeutschen Legenden recht deutlich gemacht wird, ein Teil dieser Gegenkirche. Er hat seine Seele dem Bösen verschrieben, was eine Parallele zur christlichen Taufe sein mag. So wie der Christ durch die Taufe dem Schutz Jesu unterstellt wird, sozusagen neugeboren im Glauben, entsagt der Werwolf diesem Glauben. Er flieht vor der Nennung seines Taufnamens, d.h. seines christlichen Namens. Was für einer grausigen Bluttaufe mag er sich unterzogen haben, als sich im Widerglauben neugeboren hat? Hat er auf seine unsterbliche Seele gespien und sie Satan geopfert, wie man es im Mittelalter den Templern vorwarf?
Der dem Buchstaben Qoph entsprechende Trumpf des Tarot ist das Grosse Arkanum „Der Mond“. Doch es ist nicht der Mond als Heilsbringer, sondern ein dunkler Mond, der „Mond der Zauberei, Hexenkunst und abscheulichen Untaten“, wie der Meister Therion in seinem Buch Thoth schreibt. „Er ist die gifterfüllte Dunkelheit, die Voraussetzung zur Wiedergeburt des Lichtes.“
„Dieser Pfad wird durch das Tabu geschützt. Er ist Unreinheit und Zauberei. Auf den Hügeln befinden sich schwarze Türme des namenlosen Mysteriums, des Schreckens und der Furcht. Alle Vorurteile, aller Aberglaube, tote Tradition und angestammter Ekel, verbinden sich, um sein Angesicht vor den Augen der Menschen zu verdunkeln. (...)
Das hier mögliche Licht ist tödlicher als die Dunkelheit, und die Stille wird durch das Heulen wilder Bestien verwundet.“

Wie passend ist das als Bild des seelenlosen Widerglaubens, des Gegenlebens einer fruchtlosen Hexerei, die sich nur selbst weiter am Leben halten kann, indem sie unaussprechliche Akte des Kannibalismus begeht und sich wie ein Vampir am der Unschuld von Kindern nährt? Die Bestien, die man hier heulen hört, sind nicht nur Werwölfe, sondern all diejenigen, die ihre unsterbliche Seele einem Phantom geopfert haben und ihre eigene innere Verderbtheit zu verbergen suchen, indem sie sich in einen dunklen Mantel hüllen.
„Dies ist die Schwelle des Lebens und dies ist die Schwelle des Todes. Alles ist zweifelhaft, alles ist geheimnisvoll, alles ist Gift und Betörung. Nicht die wohltätige, sonnenhafte Berauschung des Dionysos, sondern der schreckliche Wahnsinn von schädlichen Drogen; dies ist die Trunkenheit der Sinne, nachdem der Geist durch das Gift dieses Mondes vernichtet worden ist. Dies entspricht dem, was über Abraham im Buch des Ursprungs geschrieben steht: ‚Der Schrecken großer Dunkelheit kam über ihn.’“

Der Werwolfsgürtel

Eine andere, jedoch den vorhergehenden durchaus verwandte Geschichte, erzählt man sich in Niedersachsen, in der Nähe von Celle...
WERWÖLFE IN DER HEIDE
„In Lachendorf hatte ein Bauer einen Knecht; der lag mit einem andern Knecht auf der Wiese hinterm Busch, und sie hielten Mittagsruhe. Da schlief der zweite Knecht beinahe ein, aber er blinzelte doch mit den Augen und sah, wie der andre Knecht einen ledernen Gürtel umtat und sich in einen Werwolf verwandelte, darauf fortlief, ein junges Füllen, das unten auf der Wiese graste, anfiel und fraß mit Haut und Haar. Wie er nun zurückkam, legte er sich neben den andern Knecht, der noch tat, als wenn er schliefe. Wie die Zeit um war, standen sie beide auf und mähten bis es Abend war. Darauf gingen sie zusammen nach Lachendorf, und unterwegs sagte der eine Knecht zum Werwolf: ich möchte mich doch nicht an lebendigem Pferde satt fressen. - Das hättest du draußen nicht sagen sollen, es wäre dir übel ergangen, sagte der Werwolfsknecht. Ein andermal stand der Knecht wieder von der Mittagsruhe auf, tat seinen Gürtel um und lief davon, aber da verfolgten ihn die Knechte, hetzten die Hunde auf ihn und schlugen ihn tot, weil er ein Werwolf war.
Die Menschen verwandeln sich in Werwölfe, indem sie einen Gürtel umlegen, und dann stehlen sie den Leuten allerlei. Den Knechten, die Korn auf dem Rücken tragen, nehmen sie das Korn ab. Ruft man einen Werwolf bei seinem menschlichen Namen, wenn man ihn nämlich weiß, so muß er so lange laufen, bis er umkommt.“

Montag, 24. Oktober 2005

Der Werwolfsriemen

In der Sage vom Werwolf von Ottensen wird der Riemen erwähnt, den der Hexer immer bei sich trug und durch dessen Anlegen er sich in den Wolfsmenschen verwandelte. Dass ein solcher „Werwolfsriemen“ ein starkes Amulett war, in dem mächtige Kräfte eingeschlossen waren, überliefert eine Sage aus dem Hessischen:
„Bei einem Mann in Ehlen (Habichtswald), der im Verdacht stand, daß er ein Werwolf sei, fand man nach langem vergeblichen Suchen im Keller ein tiefes Loch, darein war ein Faß gesteckt und das Ganze mit einer Steinplatte belegt, so daß es schwer zu entdecken war. Das Faß war ganz voll Fleisch, das der Werwolf gesammelt hatte. Den Werwolf selbst fanden sie nicht. Wie sie nun bei der Familie danach fragten, sagte das jüngste Kind: „Wo mein Vater ist, das weiß ich nicht. Wenn er aber den Riemen umtut, der da an der Wand hängt, dann kann er über die Haustür springen“ (d.h. über die Untertüre, die Türen waren geteilt). Einer von den Leuten, die das hörten, bekam Lust nach dem Riemen und schnallte ihn sich um den Leib. Kaum war das geschehen, so flog er hinaus. Er sprang nicht etwa über die Gärten und Hecken, wie es wohl Menschen können, sondern war auf einmal weg, und soviel sie auch suchten, er war nirgends zu finden. Nach vier Wochen fanden sie ihn tot im Walde. Das war die Strafe für seinen Vorwitz. Er verstand die Sache nicht.“

Heisst das vielleicht, dass er die Magie, die in dem verhexten Riemen eingeschlossen war, nicht verstand?
Oder war die gefährlichen Sprüche vielleicht in einer Sprache geschrieben, die er nicht kannte?

Der Werwolf in Ottensen

Ottensen ist, genauso wie Altona, bereits seit langem ein Stadtteil von Hamburg. Gemeinhin sagt man ja den Norddeutschen nach, dass sie nicht nur steif, sondern auch auf eine kühle, protestantische Weise Rationalisten sind, ohne Hang zur Mystik oder dem Metaphysischen. Wie erstaunlich also, wieviele Geister- und Hexensagen es aus dem norddeutschen Raum gibt. Und selbst die von einem Werwolf in Ottensen...
„In Ottensen bei Altona war ein Bauer, der mit dem Bösen einen Kontrakt machte.1 Von nun an lebte er in Saus und Braus, und das Geld fehlte ihm nicht, obwohl er vorher so arm gewesen war, wie nur einer. Dafür aber mußte er an dem letzten Tage jedes Monats sich in einen Werwolf verwandeln und jedesmal einen Menschen umbringen. Lange gelang es ihm auch. Aber als er einmal eine alte Frau, die hinter der Tür stand, anfallen wollte, schlug diese schnell den obern Teil zu und klemmte so lange seinen Kopf dazwischen, bis er sich rächt mehr rührte. Da ließ sie los und er fiel zurück, war aber noch nicht tot, sondern hatte sich nur so gestellt und lief voll Angst fort Als er aber in der folgenden Nacht im Bette lag, kam der Teufel, um ihn zu holen, weil er seinen Kontrakt nicht gehalten habe. Doch kam der Bauer diesmal noch frei; denn er versprach seine eigne kleine Tochter aufzufressen.
Ungefähr ein Jahr darauf war der Bauer mit seiner Magd allein auf dem Feld beim Heu, als es Mittag schlug und er sich erinnerte, daß es der letzte des Monats sei. Sogleich spannte er seinen Riemen um, den er immer bei sich trug2 und stürzte sich plötzlich als Wolf auf die arme Magd. Glücklicherweise erinnerte die sich gleich seines Taufnamens, 3 und als sie ihn dreimal dabei gerufen hatte, stand er wieder verwandelt vor ihr, denn das allein kann helfen. Da lief die Magd eilig nach dem Dorfe, holte ihre Sachen und ging, ohne einem Menschen etwas zu sagen, nach Hamburg. Denn sie wollte vor Furcht nicht länger in seinem Hause bleiben, das er sich prächtig am Graswege erbaut hatte. In der Nacht kam der Böse wieder zu ihm und nur durch den Tod seines zweiten, einzig noch übrigen Kindes konnte er sich retten. Da erkannte seine fromme Frau, daß ihr Mann ein Werwolf sei, und ging von ihm in ein Kloster (Pflegehaus) und alle Leute verließen ihn und niemand wollte mehr in seinem Hause bleiben. So mußte auch er es zuletzt verkaufen und ging nach Hamburg, wo er in einem Wirtshaus sich einmietete und seine Schandtaten ungestört und unerkannt zu vollbringen dachte. Aber seine frühere Magd diente zu seinem Unglück jetzt in dem Hause und sie hatte ihn gleich erkannt. Als daher der letzte Tag des Monats kam und der Bauer sich eben auf seinem Zimmer eingeschlossen und verwandelt hatte, holte sie die Wache, nannte dreimal seinen Namen, und da er nun sogleich wieder zu einem Menschen wurde, ergriff man ihn und führte ihn ins Gefängnis.“


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1 d.h. der klassische Teufelspakt – materielle Güter gegen die ewige Seele. In der mittelalterlichen Sage verlieh diese unappetitliche Variante der Selbstverdammnis auch immer übernatürliche Kräfte. Der Werwolf als Träger eines Krankheitsbildes, der seinen Fluch infektiös weitergeben kann, ist eine Erfindung des Hollywoodkinos. Wie auch die meisten anderen uns beim ersten Nachdenken einfallenden Bilder und Themen.
2 Die Gestalt des Werwolfes wird durch das Anlegen eines bestimmten Kleidungsstückes angenommen – meist ein Gürtel, oder wie hier, ein Riemen. Bei den alten Germanen u.a. gab es Bruderschaften, die sich nach Totemtieren benannten und ihre Felle vor der Schlacht anlegten. Ein Berserker ist z.B. ein „Bärenhäuter“ (von serk – Gewand).
3 In dieser Geschichte wird der böse Zauber gebrochen, weil der Taufname dreimal genannt wird. Durch die Taufe wird der Mensch von der Erbsünde reingewaschen, und er entsagt den Werken Satans. Es verwundert nicht, dass der Werwolf hier zurückschreckt – wird er doch daran erinnert, dass er diesen Bund durch seinen Teufelspakt erneut gebrochen hat und unrettbar für die Hölle bestimmt ist.

Ich und Dracula

...mal was Autobiografisches...

Das Unheimliche und ich stehen auf gutem Fuß. Anders kann ich es nicht sagen. Eine Gänsehaut bekomme ich nur dann, wenn es wirklich kalt ist, das Unheimliche selbst lässt mich eher kalt. Ich betrachte es interessiert, wie einen alten Freund... einen sehr alten Freund. Das habe ich wahrscheinlich schon mit der Muttermilch eingesogen. Das Lieblingsbuch meiner Mutter jedenfalls, war und wird immer bleiben Bram Stokers „Dracula“. Ich glaube nicht, dass ich es schon vor der ersten Klasse gelesen habe, aber das meiste war mir wohl durchaus bekannt. In meinem Elternhaus ging man immer sehr tolerant mit alten Kulturen, Geheimnissen und auch dem Phantastischen um. Auf eine nüchterne Art, die wohl ausdrücken sollte, dass das Vergessene und Unwirkliche ein interessanter, aber nicht wirklich bewegender Teil der Wirklichkeit war...

Bücher über die Menschheitsgeschichte, das Alte Ägypten lagen also dementsprechend, zusammen mit der traditionellen Gesamtausgabe von Karl May jederzeit bei uns im Wohnzimmer aus. Wahrscheinlich habe ich mit diesen Büchern auch das Lesen gelernt, jedenfalls schmökerte ich jederzeit in ihnen herum, wenn ich nichts anderes mehr zu lesen hatte. Die „Sittengeschichte des Alten Orients“ hatte ich jedenfalls schon mehrere Male durchgelesen, bevor der erste Aufklärungsunterricht während des 2. Schuljahres mir eröffnete, worum es eigentlich ging. Zu dieser Zeit hatte ich auch nicht den Riesenhaufen Comics, mit dem ich mich zu entspannen pflege, und ich hatte auch noch nicht angefangen Perry Rhodan oder etwas ähnliches zu lesen. Comics – ausser dem sehr geschätzten und verehrten – Asterix waren Mangelware. Micky Maus-Hefte und später die Lustigen Taschenbücher gab es, sicher, aber wer nimmt die schon ernst?

1974 wohnten wir noch in Francop, einem kleinen Dörfchen in Sichtweite des Elbdeiches. Meine Eltern hatten ihr Haus im Wald noch nicht erbaut, und das hiess, dass ich nach der Schule von meinem Grossvater betreut wurde, der in relativer Nähe der Schule wohnte. Mein Grossvater Pius („der Fromme“) war zugleich der älteste und beindruckenste Mensch, den ich bis dahin kennen gelernt hatte. Auf jeden Fall hatte ich mit ihm meine ersten Billardpartien gespielt. Im Gegensatz zu allen seinen männlichen nachkommen hatte er auch noch mit 90 vollständiges Haar, schneeweiß und buschig, und die durchdringensten Augen, die ich je gesehen habe – Türkisblau, eine Farbe, die ich auch nie wieder gesehen habe. Vielleicht ein wenig unheimlich, mein Grossvater, auf jeden Fall aber sehr intensiv.

Eines Tages stand ich mit ihm an der Hand vor einem kleinen Kiosk irgendwo in der Nachbarschaft. Er wollte mir etwas zu lesen kaufen, damit ich mir die Zeit zwischen Mittagessen und Billardspielen vertreiben konnte. Für ihn bedeutete das wahrscheinlich das neue Micky Maus-Heft. Gegen Fix und Foxi hatte ich mich immer schon gewehrt. Aber ich beachtete ihn nicht.
Meine Augen hatten sich an einem Bild festgesogen, das sich unauslöschlich in mein Unterbewusstsein eingebrannt hat. DRACULA lebt! Da stand er, in seinem Abendcape – vielleicht nicht der Dracula, den ich aus dem sehr bewunderten s/w-Film mit Bela Lugosi kannte, aber er musste es sein – es stand ja darüber. DRACULA! Und er präsentierte mit zynischem Amüsement seinen Feinden seine neuesten Diener... eine Armee hypnotisierter mordlüsterner... KINDER!

Ein elektrischer Shock hätte mich nicht mehr treffen können... es gab Comics über Dracula? Keine lustigen Tierchen oder putzige Gallier, sondern Vampire? Ich habe diesen Moment und dieses Bild nie vergessen, die triumphierende Visage des Herren der Untoten, die schockierten Gesichter der Vampirjäger, die leeren Augen der Jugendlichen, von denen jeder ein profanes Mordinstrument hält...
Ich weiß nicht mehr, wie es geschehen ist, oder welch satanischer Impuls meinen Grossvater, diesen frommen, strengen alten Mann gepackt hat, aber aus welchem Grund auch immer, ich schaffte es, dass er mir dieses Heft kaufte. Natürlich, Kinder, die Erwachsene umbringen sind harter Stoff, deswegen verbarg ich das Exemplar sorgsam vor meinen Eltern. Das war unser beider Geheimnis, meines und das meines Grossvaters... und Draculas.

Es war zugleich auch das erste Mal, dass ich ein Marvelcomic kaufte.


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Ich konnte leider kein Exemplar dieses Heftes auftreiben, aber es war die deutsche Ausgabe von Tomb of Dracula, No. 7, Marvel 1972, von dessen Titelbild ich das für mich unvergessliche Bild der Kinderarmee Draculas („Slayer of Man“) entführt habe.

Sonntag, 23. Oktober 2005

Schattenwelt



Anfang der 80er schrieb ich noch fleissig mit der Hand auf kleine Zettel eine Art präpubertärer Groschenhefte. Epsioden endloser Geschichten, die ich unverschämt als Serien bezeichnete, eine tumbe Mischung aus Homage und Plagiat, in der ich teilweise ohne es zu merken sämtliche Bilder und Ideen kopierte, die mir beim Lesen vor Augen kamen. Neben meiner eigenen Serie ZSA entwickelte ich mit einem Freund zusammen auch zwei andere Horror-Serien... GEISTERJÄGER, die Abenteuer des Jörg Roth, und SCHATTENWELT.
Dies muß das einzige Erzeugnis meiner erhitzten Phantasie sein, das ich selbst zensiert habe, denn es findet sich keine einzige Zeile mehr davon, und mein Freund behauptet, nie selbst ein Wort geschrieben zu haben. Kein Logo, keine Exposés, keine Idee mehr, was geschehen ist außer der Erinnerung an das selbst entworfene Titelbild der ersten Geschichte, den Nebel, die Schatten der knorrigen Bäume und die zottige graue Gestalt mit den leuchtend roten Augen...

Es ist ein wenig unheimlich... was mag ich wohl geschrieben haben, das so schlimm war, dass ich es sofort wieder vernichten musste?
SCHATTENWELT war ungewöhnlich, da das Böse hier in der Gestalt des Helden auftrat.
Es war die Autobiografie eines Werwolfes...
Man muß vielleicht selber einer sein, um so etwas schätzen zu können...

Sonntag, 16. Oktober 2005

Die Mumie im Bild

















Titelbilder in Reihenfolge:

Monsters on the Prowl No. 12, Marvel, August 1971 (Reprint von Journey Into Mystery No. 61)
Supernatural Thrillers No. 5, Marvel, August 1973
Supernatural Thrillers No. 7, Marvel, Juni 1974,
Supernatural Thrillers No. 15, Marvel, Oktober 1975
Eerie No. 53, Warren, Januar 1974
Anne Rice's The Mummy, or Ramses the Damned No. 3, Millennium Publications, Februar 1991
Catwoman Annual No. 4, DC, 1997

Dienstag, 11. Oktober 2005

Der Zombie im Bild















Titelbilder in Reihenfolge:

City of the Living Dead, Avon, 1952
Dead of Night No.1, Marvel, 1974?
Tales of the Zombie No.3, Marvel, Januar 1974
Tales of the Zombie Annual No.1, Marvel, 1975
The Avengers No.152, Marvel, Oktober 1976
ZombieWorld: Winter’s Dregs No.3, Dark Horse, Juli 1998

Splatter 101 :: Set und Setting

Merken diese armen Seelen denn nicht, dass sie sich in einem Film befinden?
Der Textcursor auf dem Bildschirm, wo das Drehbuch entsteht, ist wie die Klinge, die sie hetzt.
Können sie denn nicht aus diesem Albtraum erwachen!?

Wir wollen diesen armen Seelen keine falschen Hoffnungen machen. Natürlich gibt es kein Erwachen. Das Drehbuch folgt festen Regeln. Es gibt keine Ausnahmen. Diese Puppen existieren nur zu unserem Vergnügen, und unser Vergnügen ist es, sie möglichst spektakulär geopfert zu sehen auf dem Medienaltar.
Schau wie sie tanzen auf der Bühne unseres eigenen düsteren Puppentheaters!
Sie lachen, sie weinen, sie atmen, sie sterben, Insekten in einem Alptraum, aus dem es keinen Ausweg geben kann, bis die Leinwand sich wieder erhellt.
Der Zuschauer aber wird durch die Magie des Drehbuchautoren zum Halbgott. Unsichtbar schwebt er über dem Geschehen, sicher, der einzige zu sein, von dem er weiß, diese Nacht überleben zu können.

* * *


Es ist darauf hingewiesen worden, dass Splatter nichts anderes ist als die Fortsetzung des blutigen Grand Guignol-Theaters des 19. Jahrhunderts. Tatsächlich steht es in einer langen ruhmreichen Reihe mit allerlei schrecklichen Spektakeln, bei denen die Zuschauer ihre eigenen Getränke und Popcorn mitbringen konnten, angefangen von öffentlichen Hinrichtungen bis zu den Spielen der Kreisliga.
Wie haben wir gelacht, wenn sie am Galgen mit des Henkers Tochter tanzten! Wie sie strampelten! Welch lustige Gesichter sie machten! Und tief in uns waren wir erleichtert, dass wir es nicht waren, die man in die Höhe gezogen hat, oder?
Heute haben wir das gleiche Vergnügen, aber sicherer und sauberer. Wir müssen nicht mehr fürchten, dass uns das Blut der Hingerichteten ins Auge spritzt – es wird die Leinwand nie verlassen. Und der widerwärtigste Geruch, der der Hinrichtung folgt, ist bestenfalls der des haarigen Typen neben uns, der in seinem Popcorn wühlt und langsam das Fett von seinem zuckrigen Daumen lutscht.
Dies ist ein anderer Aspekt des „Standard Horror Plot Grab Bag“. Das Drehbuch ist das Gesetz, und das Gesetz hat sein Urteil gefällt. Begnadigung gibt es nur für die, die sich die Sympathien des Autoren und des Zuschauers mühsam erworben haben.

Gilt es nur noch den Henker zu wählen, der das Urteil ausführt.
Wie im Mittelalter durch eine Kaputze, ist auch der Splatter Henker durch eine Maske oder Deformation ausgezeichnet, die ihn als Mitglied einer der folgenden Kategorien ausweist: Psychopathen, Monster, Mutanten, Ausserirdische, Geister, Werwölfe, Vampire, Mumien, Zombies und/oder inzüchtige zurückgebliebene Hinterwäldler. Kombinationen mehrerer dieser Möglichkeiten eröffnen zusätzliche Möglichkeiten und lassen die standardisierte Splatter Formel frisch und unverbraucht erscheinen.
Warum nicht einmal statt eines weißgesichtigen Psychopathen die untoten Mumien einer ganzen Dynastie inzüchtiger zurückgebliebene Hinterwäldler auftreten lassen? Vielleicht des Guten ein wenig zuviel, aber sicherlich werden diese interessantere Monologe improvisieren können, als die hirntoten Exkremente eines immer wiederkehrenden High School Deppen. „Die Toten sind hungrig, Professor, immer hungrig...“

Tatsächlich müssen wir uns bei der Konstruktion dieser Gestalt – des Täters für seine bereitstehenden Opfer – ein wenig mehr Mühe geben, um ihm Charakter und eine gewisse Art Charme zu verleihen. Der Henker ist nicht Teil der Handlung – er ist die Handlung. (Und manchmal isst er sie auch... hahaha.)
Sicherlich hat er seine Vorlieben, die ihn dem zuschauer ans Herz wachsen lassen. Gerade gewöhnliche Gegenstände können recht originell eingesetzt werden, um die Liste der Opfer nach und nach abzuhaken. Hier sollte die Phantasie auch uninteressante Möglichkeiten ins Mythische überhöhen. Eine zusätzliche Zahnreihe kann hier schon überzeugen, oder Klauen, an die noch zusätzliche Klingen geschweisst wurden.
Und selbst wenn es nur ein gewöhnliches Messer ist, ist es sicherlich ein besonders großes. Und sicherlich ist es auch kein gewöhnlicher Stich oder Schnitt, der diese Fragen abschließt, sondern eine originelle Komposition aus verschiedenen Verletzungen und Verstümmelungen. Enthauptungen eignen sich hierbei immer gut ab abschließendes Argument und sorgen unter den bis jetzt Überlebenden für regen Gesprächsstoff. Natürlich kann man auch den kompletten Körper entsprechend vorbereitet auf der Bühne aufgespießt zurücklassen, am besten dort, wo man ihn nur nach einem entsprechenden Shockmoment entdeckt und das Werk würdigen kann.
Wie gesagt, dies ist eine einfache Formel für so eine Geschichte. Jeder kann sich seinen Film selbst ausdenken, wann immer ihm danach ist. Ein reines intellektuelles Spiel, eine unschuldige Entladung des Schuldgefühles, am Leben zu sein. Da muß man sich nichts bei denken, wann immer er das Verlangen spürt... das Küchenmesser!
Matt im Licht des zunehmenden Mondes.

Wie man sieht, ist es recht einfach, ein ausreichendes Personal für Splatter zu versammeln. Mischen wir also die Karteikarten, schauen wir in die Innereien, und schicken wir unsere kleinen Puppen hinein in ihre Welt, aus der es kein Entkommen gibt.
Wie sie strampeln! Welch lustige Gesichter sie machen! Und tief in uns sind wir erleichtert, dass wir es nicht waren, die man in die Höhe gezogen hat, oder?
Das Spiel beginnt. Es wird eine dunkle und stürmische Nacht sein.
Vielleicht scheint der Mond und wird den See oder den Wald erhellen, an dem sich eine der vielen Jagdszenen abspielen wird. Das sind gute Bilder, und hier wird rein visuell erzählt. Im Mondlicht soll Blut fast schwarz aussehen...
Vielleicht werden unsere Püppchen sich in ein Haus retten können oder sich sogar in einem versammeln, in der irrigen Meinung, dort sicher zu sein. Aber sie irren, sie kennen das Drehbuch nicht, sonst wüssten sie, dass der Strom in dem Moment ausgehen wird, und alle Leitungen tot sein werden, in dem der Henker das Haus betreten hat.
Sie können rennen, aber sich nicht verstecken.
Es wird auch mindestens eine Szene geben, in der sich alle erschrecken werden, auch der Zuschauer, wo aber absolut nichts Schlimmes geschehen ist.
Eine Katze springt aus einem Schrank, etwas fällt runter, jemand kommt überraschend zur Tür herein.
Täuscht euch nicht. In dem Moment, wo ihr erleichtert aufatmet, steht der Henker bereits hinter euch.
Matt im Licht des zunehmenden Mondes.

Sonntag, 9. Oktober 2005

Splatter 101 :: Formel und Figur

Man hat mich darauf hingewiesen, daß es vielleicht nicht die beste Idee ist, einen kompletten Teenie Splatter über ein Blog zu veröffentlichen. Die Vorstellung, daß jemand in regelmäßigen Abständen hier vorbeischaut, um zu sehen, ob ein neues Kapitel online ist, erscheint mir nun auch grotesk. Wo bleibt da der Funfaktor? Ausserdem kann man den Blog nicht abschliessen – wissen SIE, was ihre Kinder gerade lesen? Also keine Geschichten von abgerissenen Gliedern und baumelnden Eingeweiden, abgesehen davon – wer liest sowas schon, wenn es sowieso viel leichter im TV zu finden ist – oder draussen vor der Tür...
Konstruieren wir uns gemeinsam eine Formel für so eine Geschichte, dann kann sich jeder seinen Film selbst ausdenken, zu Hause... wann immer ihm danach ist... wann immer er das Verlangen spürt... und die Stimme des Blogs verstummt ist... niemand mehr Dir sagt, was der Sinn des Lebens ist... und das Küchenmesser matt im Licht des zunehmenden Mondes schimmert... und...

Ähhh... Wo waren wir gerade?
Achja, Wissenschaft.

Zum Plotten benutze ich neben orangenen Karteikarten und den Innereien eines schwarzen Hahnes etwas, das sich der „Standard Horror Plot Grab Bag“ nennt. Ich habe ihn irgendwo in einer Hintergasse des Internet blutend am Boden liegen gefunden... seitdem klopft er von Innen gegen die Kofferraumtür... wollen wir ihn mal rauslassen...
Mischen wir die Karteikarten, schauen wir in die Innereien – ein anderes System der Divination als „Chaosfaktor“ tut es übrigens auch – und brauen wir uns was zusammen.

Was brauchen wir denn?

Der „Standard Horror Plot Grab Bag“ nennt 14 Punkte, die jedoch nicht alle in der gleichen Kategorie angesiedelt sind, aber was soll’s. Wir reden hier ja nicht von Kunst, sondern von Standard Splatter, flott heruntergedreht, wann immer man das Verlangen spürt, und das Küchenmesser matt im Licht des zunehmenden Mondes...
Wie auch immer...
Wir wollen uns nicht täuschen, Splatter ist wie Porno, und dient nur einem: der Entladung eines primitiven Reptilieninstinktes... Es geht um Furcht, es geht ums Sterben... es geht um Verschwörung und Mord...

* * *


Als erstes brauchen wir Opfer... am besten die standardmässigen notgeilen Teens oder Twens... niemand kreischt so schön wie High School Tucken...
Und nicht nur einer, sondern eine kleine Gruppe. Man soll nicht geizen, interessant wird es erst ab einer Gruppe von fünfen...

Und damit wir wenigstens die rudimentären Überreste von etwas wie Handlung haben, brauchen wir auch einen oder zwei Heldengestalten, am besten ein Männlein und ein Weiblein, die vielleicht sogar das Ende unseres Filmes erleben werden.
Die anderen drei von den mindestens fünf potentiellen Opfern (seien wir ehrlich, bei diesen drei kann man sich das ‚potentiell’ auch sparen) bekommen ebenfalls ehrenvolle Aufgaben. Sie bringen die Handlung vielleicht sogar noch mehr voran als die Helden. Vor allem indem sie möglichst melodramatisch und blutreich sterben.

Wir brauchen mindestens ein dummes, zickiges oder nervendes Mädchen, das bereits recht früh zum Opfer fällt... am besten mit deutlichen körperlichen Vorzügen, und erst am Ende einer nervenzerreissenden Hetzjagd erlegt, bei der sie mindestens einmal stürzt. Sollte ihre Bekleidung dabei zerreissen, unterstreicht dies natürlich auch die ethische Grundaussage dieser Figur, dass manche Leute einfach zu blöd für diese Welt sind. Und niemand mag Hollywood-Bimbos.
Neben der Zicke fällt als nächstes derjenige zum Opfer, den wir den Nörgler nennen wollen... Sie wissen schon, der klugscheisserische Dummschwätzer, der an allem etwas auszusetzen hat, der immer nach einer ‚rationalen’ Erklärung sucht und tatsächlich glaubt, dass er ungeschoren aus der ganzen Sache herauskommt. Hahaha! Nicht in diesem Film, Du Narr! Stirb! Stirb! Küchenmesser matt im Licht...
Eine angemessene Variante dieses Klingenfutters ist der hilflose Warner, der vielleicht sogar mehr weiss, als die anderen, dem aber natürlich erst dann geglaubt wird, wenn die Körper beginnen, ihm vor die Füsse zu rollen. Und auch dass ist nicht Garant dafür, dass er es überleben wird. Nicht nur Bimbos und Klugscheisser müssen sterben, sondern auch die, die es eigentlich hätten besser wissen müssen...

Merken diese armen Seelen denn nicht, dass sie sich in einem Film befinden?
Der Textcursor auf dem Bildschirm, wo das Drehbuch entsteht, ist wie die Klinge, die sie hetzt.
Können sie denn nicht aus diesem Albtraum erwachen!?


Im Zweiten Teil: Set und Setting.