Samstag, 28. April 2007

Höllisch gut

Freitagmittag: Staubbedeckt komme ich nach Hause.
"Sind meine Geburtstagsgeschenke schon da?", keuche ich.*
Die beste Ehefrau von allen prüft ihre Fingernägel. "Och, irgendwie haben wir den Briefträger wohl verpasst", sagt sie, "aber eine Karte war da. Kannst Du Dir morgen ab 16:00 abholen."
"Morgen? Morgen ist Sonnabend!"
Meine Stirnader steht kurz vor dem Explodieren.
"Tja, dann musst Du's wohl Montag machen", sagt sie.
Mich verlassen die Worte. Kurz bevor ich in die wohl beissenste Kritik ausbrechen kann, die jemals über die Deutsche Post ausgeschüttet wurde, zwinkert sie mir zu.
"Naja, guck mal ins Schlafzimmer..."
Und da waren sie, drei Pakete von einer freundlichen Amazone, mit wohlfeilem Inhalt.


The House of Mystery Vol. 1 ca. 500 Seiten Nachdrucke von Mysterycomics aus dem DC-Verlag, ein veritables Telefonbuch eigentümlicher Einfälle und Plotwendungen. Das Haus der Geheimnisse, dessen Verwalter und Gastgeber niemand anderes als ein gewisser "Cain" ist, dessen Bruder "Abel" ein anderes Etablissement betreute, dessen Aufzeichnungen noch auf eine Neu-Veröffentlichung harren. Eine etwas abgeschwächte Version der EC-Stories aus den 50ern Jahren, aber sicherlich um Längen besser als alles, was jemals in den "Gespenstergeschichten" erschienen ist, die an jedem Kiosk ihrer fragwürdige Existenz nachgehen. [Titelbild]

Und heiliges Hörnchen! Zwei neue Objekte für meine Sammlung von Büchern, deren Aussen- und Innenseiten von der Feder des grossen Mike Mignola verziert wurden. On Earth as It Is in Hell von Brian Hodge [Titelbild] und The Dragon Pool von Christopher Golden [Titelbild] sind zwei weitere Romane, in denen die in Mike Mignolas Hellboy-Comics vorgestellten Charaktere ihren Nachforschungen in der Welt der Mythen und des Okkulten nachgehen. Hellboy ist wohl auch der einzige, dem man zutrauen kann, einen griechischen Titanen oder auch einen Cousin von Cthulhu mit bloßen Händen anzugehen. Irgendwie rührend, diese bärbeißige Entschlossenheit, oder?


* Ja, es stimmt. Ich mache mir selber Geschenke zum Geburtstag. Das erspart anderen die Seelenpein, für meine abartigen Vorlieben Geld auszugeben. Und ausserdem wird man so nett von den Buchversänden aufgefordert, dass man sich an seinem geburtstag doch mal was gönnen könnte.

Dienstag, 24. April 2007

Reading Robert :: Angst vor dem Anderen

Horror sollte, denke ich, gewisse ewige Ängste und Fürchte wiederspiegeln, sonst verliert er seinen pädagogischen und ästhetischen Reiz. Die regionalen und temporären Ängstlichkeiten und Befindlichkeiten des Individuums sind ein paar Jahre später irrelevant, lächerlich oder einfach nur putzig. Oder unappetitlich. Die im Folgenden aufgeführten Geschichten z.B. sind manchmal wegen des unter- und oberschwelligen Rassismus heutzutage somit vielleicht noch lesbar, veröffentlichen kann man sie aber nicht mehr, und als ein Kennzeichen des Grauens eine fremdländische Herkunft anzuführen, ist im 21. Jahrhundert wohl nur noch lächerlich. Und ärgerlich. Oh well, it was another country, and besides the wench is dead.

Black Talons Text HTML Ein spektakulärer Titel für eine unspektakuläre Geschichte, die Elemente der in den 30ern beliebten Orientalerzählung aufweist – leider sind diese Elemente aber nur eine Irreführung. Im Grunde eine Kriminalerzählung, kein Horror. In einer von Howards echten Orientalgeschichten hätte ein farbenfroher Hintergrund die Geschichte etwas interessanter gemacht, und für effektive Fantasy hätte man das vorgetäuschte übernatürliche Element nur ausführen müssen. „Schwarze Krallen“… naja…

The Cairn on the Headland Text HTML Eine eigentümliche Ergänzung all der anderen Geschichten, die Howard über die Schlacht von Clontarf zwischen Dänen und Iren geschrieben hat. Auch hier liegen seine Sympathien bei seinen „Vorfahren“ – der Graue Gott der heidnischen Dänen (Odin) jedoch nimmt hier dämonische Züge an, die sich wieder einmal durch Rasseerinnerung offenbart. Und dann gibt es keinen großen Unterschied zu anderen Geschichten, in denen ein dämonisches Monster aus seinem jahrhundertelangen Schlaf erwacht…

The Hyena Text HTML Eine ziemlich geradlinige Geschichte, die an der afrikanischen Ostküste spielt, aber irgendetwas von einem Western hat. Vielleicht hätte man den sinistren (Massai?)-Medizinman Senecoza durch einen indianischen Schamanen ersetzen sollen – aber dann hätte man natürlich auf die Hyäne verzichten müssen, die der Geschichte den Namen gab.

The Horror From The Mound Text HTML Ein weiteres Thema Howard waren Geister und Unheimliches aus dem Amerikanischen Südwesten, für die er auf lokale Geschichten und Aberglauben zurückgreifen konnte. Kann man sich soetwas wie einen „Geisterwestern“ vorstellen? Warum eigentlich nicht. Auch indianische Grabhügel sollte man nicht stören…

Montag, 23. April 2007

Reading Robert :: Mythos

Robert E. Howards Beitrag zum Cthulhu-Mythos ist klein, aber fein. Selbst der Meister der Action tendiert dazu, dem Thema kosmischen Grauens Helden entgegenzusetzen, deren schwächliche Nervenkonstitution die Begegnung mit dem Außermenschlichen nicht unbeschadet übersteht. Dennoch erhebt sich in diesen Erzählungen eine wildere, grausamere Stimme als in den entrückten Beobachtungen von H.P. Lovecraft. Geschickt mischt sich in den von Lovecraft vorgegebenen Ton&Stil Howards ureigene Stimme, seine Interessen und seine unbändige Wut. Obwohl weniger beachtet als die Werke Lovecrafts, gehören auch Howards Erzählungen zur ersten Generation des Cthulhu-Mythos, der somit erstaunlicherweise auch den grössten teil von Howards ineinander verflochtenen Geschichtenzyklen einschließt. Und man darf natürlich nicht vergessen, dass auch Howard einen wahnwitzigen Autoren und sein „verbotenes Buch“ vorzuweisen hatte – Die „Unaussprechlichen Kulten“ des Friedrich Wilhelm von Junzt (aus Düsseldorf), in dem dieser all die unaussprechlichen Dinge beschreibt, die er auf seinen Reisen in den Balkan und Zentralasien beobachten konnte.

The Black Stone Text HTML „The Black Stone“ ist eine recht bekannte und effektive Geschichte von Howard, die immer wieder gerne in Anthologien des nachgedruckt wird. Sie ist vielleicht Howards bekanntester Beitrag zum Cthulhu-Mythos, an dessen Stil und Thematik Howard hier schnell Anklänge herstellt, ohne seinen Stil und seine Interessen ganz zurückstellen zu müssen (in diesem Fall die historische Erzählung). Da ist also eine Art Monolith in der Nähe von Stregoicavar, irgendwo in Ungarn, ein Schwarzer Monolith, der mit einem Übel in Verbindung steht, das älter ist als die Menschheit…

The Thing On the Roof Text HTML Liest sich wie eine komprimierte Version einer Lovecraft-Geschichte, also nicht das schlechteste, was es geben kann. Gleich zu Anfang wird Von Junzt und sein verbotenes Buch vorgestellt, aus dem ein Sammler Hinweise auf einen Tempel in Honduras heraussucht. (Anscheinend ist Von Junzt weit herumgekommen für einen Düsseldorfer.) Der verborgene Schatz des „Tempels der Kröte“ ist der Gott selbst – eine tentakelbewehrte Scheusslichkeit auf Hufen, die recht bald auf dem Dach des von seiner Schatzsuche zurückgekehrten Sammlers herumstampfen. Und nicht nur darauf. Interessanterweise gibt es Querverweise von dem Schwarzen Monolithen aus „The Black Stone“ zu dem Tempel der Kröte in Yukatan, ein Hinweis darauf, dass Howard auch intern eine gewisse Kontinuität einhielt.

Eine Übersicht über weitere Horrorgeschichten von Robert E. Howard finden Sie HIER.

Hinter meiner Schulter



"In jeder neuen Nacht, da machen Sie 'nen Plan, und greifen nach der Macht, in ihrem Größenwahn... Der eine ist brilliant, der andere geisteskrank... der Pinky, der Pinky und der Brain, Brain, Brain..." Ich hätte mir dies Lied zu Herzen nehmen sollen, bevor ich mir neue Mitbewohner anschaffe. In diesem Fall heißen unser Pinky und Brain Schnarchie* und Speedie**, obwohl ich mir nicht sicher bin, wer der Pinky und wer der Brain ist. Brillant und geisteskrank sind sie nämlich beide. Aber putzig!

(Und im Gegensatz zu anderen Mitbewohnern, mit denen ich schon mal die Räumlichkeiten teilte, fressen sie höchstens mal ein Krümelchen Käse, labern mich nicht voll und sind zudem noch stubenrein.)


* ...weil sie, als sie klein war, meistens am Schlafen war...
** ...weil sie, als sie klein war, meistens am Rumspeeden war... Inzwischen haben sie manchmal die Rollen getauscht, und scheinen in Richtung Känguruhs zu mutieren. Ich hatte nicht gewusst, dass Ratten so rumhopsen können. Du etwa, Igor?

Sonntag, 22. April 2007

Arullu :: Der lange Weg nach Hause

Ach ja, Arullu... die Sterbende Erde... Mit einem resignierten Schulterzucken schiebe ich einen Ordner zurück in die vollen Regale. Ich habe in ein paar Tagen Geburtstag, und das mir selbst gestellte Ziel, bis dahin eine seit zwanzig Jahren sich entwickelnde Serie von Kurzgeschichten abzuschließen, ist so entfernt wie kaum zuvor. Sicherlich, es geht voran, und nebenbei kam man schnell mal ein paar alte Seiten einscannen, um den Corpus der Serie noch mehr zu mästen. Aber es dauert doch sehr lang.

Also früher, jaha früher, da habe ich meine Geschichten an einem Nachmittag in die Seiten gehackt! Es geht doch nichts über den harten Schlag der Schreibmaschinentype auf die willenlose Walze. Nimm das, Du Papier! Dagegen ist das plastinierte Klackern der Computertastatur nur ein schlaffer Ersatz. Aber ich fürchte, das ist nicht einmal der Grund, warum ich dieses Problem habe. Zuviel Realität, meine Freunde. Früher hatte ich kein Leben, und deswegen genug Zeit, auszubrechen in Welten voller Wunder und Wahnsinn, die ich dann schriftlich festhielt. Heute sehe ich da kaum noch einen Unterschied... zuviel Realität voller Wunder und Wahnsinn (die Hölle sind immer die anderen - andererseits auch der Himmel, soviel zum Existentialismus!)

Naja, und hier halte ich inne, eigentlich sollte man sich nicht darüber beklagen, ein Leben zu haben. (Seelenruhe stellt sich beim Schreiben dieser Worte ein... it's magic...)

Man sollte einfach mal die Alternativen bedenken...

Samstag, 21. April 2007

Nemed House singt deutsch :: Track 2

Manchmal wiederholt sich das Leben. Und während ich wieder darauf warte, dass eine neue sprachliche Katastrophe in die Mailbox stolpert, schalte ich die Jukebox an, um Sie mit einem Quiz zu erheitern:

Ich sitze nun hier in dieser Bar seit Stunden
Während seltsame Männer seltsame Blumen verkaufen

Ich werde Deine Blätter in ein paar Stunden aufpicken
In Metall und Blut, im Geruch und der Wimperntusche
!
Klingt nach einem typischen Abend in Hamburg...
Um welchen famosen Song es sich wohl handeln mag?
Folgen Sie bitte dem stets vertrauenserweckenden Quellenlink.

Donnerstag, 19. April 2007

Das tut zu meinem Gedächtnis.

1800 Worte in der Vergangenheitsform: Das Manifest eines Amokläufers als pseudoreligiöses Traktat. Die Killer von Columbine: Matrix-Märtyrer. Die sakrilege Jesusneurose im Theater der Gewalt.

Cho Sueng Hui in Kampfweste, schwarzem T-Shirt, schwarzer Baseballmütze. Der Massenmörder. Mit monotoner Stimme: „Ihr habt mein Herz zerstört, meine Seele vergewaltigt, dachtet, es sei nur ein elendes kleines Leben eines Jungen, das ihr auslöscht. Jetzt sterbe ich wie Jesus, um Generationen von Unterdrückten zu inspirieren.“ – „Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen wird!“, das Echo aus der Vergangenheit. „Doch siehe, die Hand meines Verräters ist mit mir am Tisch. Denn der Menschensohn geht zwar dahin, wie es beschlossen ist; doch weh dem Menschen, durch den er verraten wird!“

Das Buch Cho kontrapositioniert dem Buch Jeremia: „Ihr hattet hundert Milliarden Chancen, das heute zu vermeiden. Aber ihr wolltet mein Blut vergießen, gabt mir nur diese Option. Es war eure Entscheidung. Jetzt habt ihr für immer Blut an den Händen.“ – „‚Nun aber komme über Babel der Frevel, der an mir begangen ist und an meinem Fleische’, spricht die Einwohnerin von Zion, ‚und mein Blut komme über die Bewohner von Chaldäa’, spricht Jerusalem.“

„Als die Zeit gekommen war, tat ich es. Ich musste es tun.“

Tetelestai?

In einer Zeit moralischer Verrohung und unkontrollierter Waffenabgabe könnte dies tatsächlich das Evangelium der Zukunft sein.

Mittwoch, 18. April 2007

OMAC

Datajunkie: I have seen the future, and it doesn't work....
"...the 8 issues of OMAC crammed more topical future speculation between their covers than any other point in Jack's voluminous output."
Eines der ungewöhnlicheren Werke des großen Jack Kirby: OMAC = One Man Army Corps! Frauen aus dem Baukasten! Körperdiebe! SF-Apokalypse! Die Welt der Zukunft, um die wir besser einen Bogen machen sollten. Bei Datajunkie zusammengestellt mit mehr Bildern, als ich bislang im Netz zusammenstehlen konnte.

Dienstag, 17. April 2007

Bang! Welcome Snap Shots!

Wieder einmal bestätigt als Futurist: Seit einiger Zeit verwendet das Skript von NEMED HOUSE den Service der Firma Snap!, um "Schnappschüsse" der verlinkten Fremdseiten anzuzeigen. Ich hatte sogar ein Label dafür, nämlich "snapshot". Heute Nacht erreichte mich eine Mail mit dem nächsten Update dieses Services. "Snap Preview Anywhere is no more. And in its place, please welcome Snap Shots™." (Das heisst vor allem, dass die Vorschauen bestimmter Webseiten auf die Erfordernisse besser eingestellt werden. Wikipedia z.B. bietet als Preview jetzt reinen Text statt eines Schnappschusses der ganzen Seite - der Link als Lexikonersatz. Sicherlich wird es hier auch noch andere Verbesserungen geben. Praktisch, gelle?)
Wiederum das Diktum, man kann sich nichts ausdenken, dass es nicht irgendwann gibt.

Montag, 16. April 2007

Herkimer



AHH... GEHIRN!


Ein Bewohner des Planetoiden Punkus hat es sich nicht nehmen lassen, uns einiges Material zu überlassen. Leider mussten wir erst zu spät feststellen, dass wir dadurch als Assoziiertes Mitglied in die Akten der "Monster Society of Evil" aufgenommen wurden. Nunja, was macht man nicht alles für einen billigen Witz.

(Originalzeichnung vom kongenialen Jeff Smith in SHAZAM: THE MONSTER SOCIETY OF EVIL #2, DC Comics, April 2007.)

J'accuse!

Duckt euch, meine Lieben, eine volle Breitseite Nostalgie.

Ich kann mich noch mehr als gut daran erinnern, was früher für glorreiche Bücher zu finden waren, jedesmal, wenn ich in eine Buchhandlung stolperte, also ungefähr dreimal die Woche. Lovecraft, Howard, Leiber, Farmer und natürlich Michael Moorcock (mein Held). Von 4.80 DM aufwärts konnte ich mich mit den fortgesetzten Abenteuern von Elric, Corum, Oswald Bastable oder Jerry Cornelius versorgen. Und manchmal gab es sogar ganz eigentümliche One-Shots in Verlagen, von denen man das nie erwartet hätte. Gute Zeiten! Heh.

Und nun, ein kleines Vierteljahrhundert später, schaue ich mich um, was ich mir zum Geburtstag wünschen kann, und was ist das? Synchronizität! Es erscheint tatsächlich ein neuer Moorcock in diesem Monat - der Sammelband einer von Walt Simonson illustrierten Comicserie. Okaaaaay... und sonst? Eine Neuauflage von "I.N.R.I. oder die Reise mit der Zeitmaschine", die Geschichte eines Neurotikers mit Christuskomplex, der sich eine Zeitmaschine schnappt und den Komplex vollkommen ausleben kann. Interessant, aber was ist mit dem Rest? Was war der letzte neue Moorcock? Eine Jerry Cornelius-Geschichte in "Moloch", in der es der alte Jerry GWB so richtig besorgte. Erscheinen nun nur noch alle zwei oder drei Jahre Neuauflagen? Und warum keine der neueren Bücher von Moorcock?

Ach, früher war alles besser...

Sonntag, 15. April 2007

Amadeus auf der Flusswelt (7)

Keine Fortsetzung von Nemed House: Amadeus auf der Flusswelt (6) unter Einbeziehung relevanter Suchbegriffe

Irgendwo im Herzen des kybernetischen Universums tickte eine Chaossphäre. Zeit und Raum und selbst Identität waren einem beständigen Austausch unterworfen. Die Scharlachrote Dame ist immer dabei. Künstler oder Propheten scheinen sich der starken Faszination, die von diesem Bild ausgeht, kaum entziehen zu können und müssen es fortsetzen und weitertradieren.

„Ein feines Spielchen“, dachte Amadeus. „Tod und Verzweiflung flammet um mich her …“ Er dirigierte eine Gruppe von fünfzig Androiden – schweinsköpfig, abgebrüht, voll auf Anabolika – den Brückenkopf zu halten und die Gasse sowie die angrenzenden Gebäude ständig zu kontrollieren. Seine Absicht war klar. Er wollte sich den Rückweg auf alle Fälle offen halten. Mit Handzeichen verständigte er sich mit den anderen Chaosingenieuren – Hiram Kobalt, Vanessa Anne, Hudgens Nightface und ‚Rock’ Sarastro.

Der Rest der Streitmacht wurde in vier weitere Gruppen aufgeteilt, von denen jede die Aufgabe hatte, einen der durch Brückenaufgänge mit dem Platz verbundenen Türme zu besetzen und zu durchsuchen.

Der Trupp, den Amadeus anführte, nahm den nächst gelegenen Turm in Angriff. Es handelte sich um ein schlankes, minarettähnliches Bauwerk mit noppenähnlichen Vorsprüngen, die sich wie Cockringe um den eigentlichen Rumpf des Turmes legten.

No Science, no Fiction – no Future.

Die sanft geschwungene Brücke, die von der Ebene des Platzes aus in die Höhe führte, mündete, von unten gezählt, auf dem dritten Vorsprung, in etwa achtzig Meter Höhe. Der Turm selbst war wenigstens fünfhundert Meter hoch. Die Schlankheit war dementsprechend relativ.

„Planet Tokyo Drift“, winselte es aus dem Helmverstärkern – die Stimme des Plattwurmes, Singstar Barcelona live auf 5-D im Orbit. „Planet Tokyo Drift, die Sterne schimmern auf der Milchstrasse.“

Auf der anderen Seite des Turmes: Hiram Kobalt schätzte den Durchmesser des zylindrischen Turmrumpfes auf wenigstens zwanzig Meter. Sein Helmempfänger übertrug den Marschbefehl. Er unterdrückte den Wunsch, den Antigrav zu aktivieren und zum Ende der Brücke hinaufzuschweben, anstatt den steilen Bogen mühsam emporzuklettern. Der Gegner durfte keine Gelegenheit erhalten, die charakteristische Ausstrahlung des Antigravs zu registrieren. Die Anwesenheit der immer noch unsichtbaren regulären Truppen mußte so lange wie möglich geheim gehalten werden.

„Rock on, Planet Tokyo Drift, rock on… hinein ins pulsierende Fleischherz der Milchstrasse… Come on…“

Mehr als fünfhundert Androiden und fast achtzig Mann schoben sich die lange Brücke hinauf. Hiram vergaß zeitweise seine Bedenken, als das Niveau der Brücke sich über die Dächer der niedrigeren Gebäude erhob und er einen weiten Ausblick über die Festung bekam.

Bis zum Rand des Blickfelds erstreckte sich der verfilzte Teppich grotesk geformter Bauwerke, über deren Dächer sich nur die schlanken Umrisse der Türme erhoben. Nirgendwo zeigte sich die leiseste Spur von Aktivität.

Wie ein sturmgepeitschtes, zu Stahl erstarrtes Meer zog sich die Festung bis zum nördlichen Horizont, nur hier und da von den dünnen Linien sich windender Straßen oder den dunklen Flächen der Plätze unterbrochen. Eine zusammengemixte Collage aus zweitklassigem Plot, drittklassiger Esoterik und viertklassiger Recherche, dachte er. Alle Architekten bedienten sich bei der Konstruktion gerne kultureller Archetypen und Klischees.

Auf den seltsam gefärbten Metallmassen brütete die amethystfarbene Sonne.

Es war unheimlich still, bis auf das hysterische Plappern in den Helmempfängern. „Planet Tokyo Drift“, rappte es in seine Ohren, „Planet Tokyo Drift. Siebenfacher Sonnenkreis! Letzte Ausfahrt links, entlang der Milchstrasse, entlang der Milchstrasse… Milka Gürtel… Gürtel Rose…“

„Ich habe schon angenehmere Landschaften gesehen, Sie nicht auch?“ fragte Falk Lanzarote neben ihm, ein Leutnant aus einer der Kolonien entlang des Jakobswegs von Eridanus VII.

„Ganz richtig“, antwortete Hiram. „Viel angenehmere sogar.“

„Man könnte annehmen, die Anlage sei von Verrückten gebaut worden“, wagte der Leutnant sich weiter vor. „Man fragt sich, wie die Denkweise der Wesen beschaffen sein muß, die solche Gebäude errichten.“

„Hm“, machte Hiram. Er ärgerte sich. Er war mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt, und niemand hatte das Recht, ihn dabei zu stören. Er hatte sich stets über die Unzahl von Theorien über angebliche Verschwörungen geärgert, die in der modernen Popkultur zirkulierten. Die Medien gierten nach apokalyptischen Schlagzeilen, und selbst ernannte ‚Kult-Spezialisten’ machten schnelles Geld.

„Ich könnte mir vorstellen“, hörte er Falk Lanzarote sagen, „daß die…“

Das war das letzte, was er von ihm zu hören bekam.

Der Flux kam über ihn und löste alle Türme und die diskordische Architektur in einer Welle polychromen Konfettis auf.

„Mei“, sagte Amadeus, als die Welt unterging und die Chaosingenieure entlang einer ungeraden Anzahl von Dimensionen versprengt wurden. „Rock on.“

Die Neuerfindung des Koan mit den Mitteln des Pulp

Der Pulpkoan: Die Kombination arbiträr als symbolhaft erklärter Illustrationen und Signifikatoren von Genre- und serieller Literatur mit spontanen Interpretationen und ethischen Lektionen.
Eine weitere krude Idee, die wahrscheinlich nur mitten in der Nacht entstehen kann. Während der originalle Koan paradox, unverständlich und sinnlos erscheint, ist der Pulpkoan genauer in seiner Anlehnung an die ethischen Orakelsprüche des I Ching.
Sex and Crime and Boddhisattva! Lehrhafte pointierte Aussage des Pulp-Zen-Meisters! Nur hier auf Nemed House! Wu!

Pulpkoan [8]

"Schönheit und Tugend aus der Hand des Grossen:
Das Bild der Hilflosigkeit des Kleinen Mannes.
Fördernd ist es, zu haben, wohin man gehe."


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Abgewandelter Coverscan (Thrilling Mystery, März 1940). Teil unseres immer wiederkehrenden Threads über den schrumpfenden Menschen und das wachsende Insekt.
Weitere Koans, die auf alten Pulptitelbildern u.ä. basieren, in Vorbereitung.

Samstag, 14. April 2007

Mythos :: Cykranosh



Der Planet Saturn spielt unter dem Namen Cykranosh – ebenso wie Neptun (Yaksh) in den eher esoterischen Legenden des so genannten Cthulhu-Mythos eine gewisse Rolle. Auf Yaksh und Cykranosh verweilten die so genannten Grossen Alten auf ihrer Reise von fernen lichtlosen Welten für eine Weile, bevor sie auf die Erde herabstiegen.
In Clark Ashton Smiths The Door to Saturn flieht der hyperboräische Hexer Eibon (Verfasser des gleichnamigen Grimoires) vor der Inquisition auf den Cykranosh. Er findet nicht den Gasriesen vor, als die die heutige Wissenschaft Saturn kennt, sondern einen gewaltigen erdähnlichen Planeten mit grotesker Flora und Fauna, mit Urwäldern aus Riesenpilzen, Seen aus einer quecksilberähnlichen Flüssigkeit und Feldern aus blauen, halbmineralischen Kakteegewächsen. Die Einwohner Cykranoshs hören auf so ungewöhnliche Namen wie Bhlemphroims und Ydheems und sind groteske Zerrbilder der menschlichen Gestalt. Es ist eine Welt, die eher im Astralen als im Physikalischen anzusiedeln ist.
Eine besondere Beziehung besteht zu dem finsteren krötenähnlichen Gott Tsathoggua, der einst vom Cykranosh nach Hyperborea kam und sich schließlich in die lichtlosen Kavernen tief im Inneren der Erde zurückzog, wo er bis zum heutigen Tage schlummert. Sein Onkel – eine ebenso schwerfällige Monstrosität wie Tsathoggua mit dem noch monströseren Namen Hziulquoigmnzhah – verblieb auf dem Cykranosh. Er ist es, dessen „haariger Schlaftrunkenheit“ der verfluchte Hexer Eibon als erstes begegnet, als er die entrückte Welt des Cykranosh betritt…

Donnerstag, 12. April 2007

Die Verletzlichkeit der Wohnung

„Ionn an dazon Billon Irdagol 13 Grindgozodz, dor da Uniorlodzlaxgid dor Ianing girindard, borixrd azd, brixon iar iamaglax xar ino Orginzing, im dazon Iingrabb ib ino iorbizzingzroxdlax zaxoro Grindligo zi zdollon.“

In Menthual-Barbarisch klingt das gleich viel bösartiger, oder?

R.I.P., Mr. Vonnegut

Mit Bedauern müssen wir feststellen, dass anscheinend der große (Nicht-)ScienceFiction-Autor Kurt Vonnegut am gestrigen Tag im Alter von 84 Jahren verstorben ist. Ein (Nicht-)ScienceFiction-Autor war er wohl, da seine Bücher, egal wie fantastisch, als "Mainstream", und dazu noch "gehobener" Mainstream gerechnet wurden. Eine Tatsache, die sicherlich den einen oder anderen Autoren - sowohl Mainstream wie auch SF - amüsiert oder verärgert hat.*

In Deutschland am bekanntesten war Vonnegut durch seinen semi-autobiographischen Roman "Slaughterhouse Five" (Schlachthaus 5 oder der Kinderkreuzzug), in der er das perverse Paradox der Existenz untersucht. Vonnegut berichtet von der Bombardierung Dresdens - eine persönliche Apokalypse, wo er als deutschstämmiger Amerikaner in deutscher Kriegsgefangenschaft den allierten Bombenhagel überlebte - im Fleischkeller eines Schlachthofes. Was dies jedoch mit dem Leben von Billy Pilgrim in Vonneguts Roman, seiner Unfähigkeit, lineare Zeit zu erleben, und den eigenartigen Ausserirdischen (in seinem Kopf?) zu tun hat, sollte man lieber selbst nachlesen.


* Der große Philip José Farmer hat es sich folgerichtig deswegen auch nicht nehmen lassen, einen seiner Romane unter dem Pseudonym "Kilgore Trout", dem Namen eines abgehalfterten SF-Autoren aus zahlreichen von Vonneguts Werken, zu veröffentlichen. Tatsächlich bedurfte es einiger Überzeugungsarbeit, die Öffentlichkeit darüber aufzuklären, dass hinter dem Pseudonym nicht Vonnegut selbst steckte...

Mittwoch, 11. April 2007

Werther hätte nie veröffentlicht werden sollen...

...aber bei anderen Sachen hätte der Autor des "Werther" durchaus weitermachen können.

Doch solcher Grenze, solcher ehrnen Mauer
Höchst widerwärtge Pforte wird entriegelt,
Sie stehe nur mit alter Felsendauer!
Ein Wesen regt sich leicht und ungezügelt:
Aus Wolkendecke, Nebel, Regenschauer
Erhebt sie uns, mit ihr, durch sie beflügelt,
Ihr kennt sie wohl, sie schwärmt durch alle Zonen -
Ein Flügelschlag - und hinter uns Äonen!


Ich meine - ehrlich! - Orphische Urworte, das hätte doch bestimmt mehr Stoff hergegeben als nur fünf kleine Epigramme, oder?

Dienstag, 10. April 2007

Fanboy :: Kirby in Print

King KirbyDie langerwartete, heissbegehrte Kirby-Biographie, an der unnachahmliche Mark Evanier seit langer Zeit arbeitete, ist einen weiteren Schritt der Veröffentlichung näher gekommen. Man könnte schon fast sagen, nervenzerreissende Spannung macht sich breit...

Vor allem wenn man bedenkt, dass Mr. Evanier nicht nur ein begnadeter Schreiber ist, sondern dem King nicht nur beruflich, sondern freundschaftlich verbunden war.
  • Hier das Update auf der Website von Mr. Evanier...
  • Hier die offizielle Seite des Verlages Harry N. Abrams...
  • Hier schon die noch recht leere Seite bei AmazonDeutschland. (Wie man sieht, gibt es noch nicht mal ein Titelbild. Aber ansonsten kommt die Sache der Inkarnation immer näher - eine gute Sache, die letzte Kirby-Biographie wies doch einige enervierende Ungenauigkeiten auf...)

Ex Oriente usw.

So, nun bin ich also wieder von meinem Osterurlaub zurückgekehrt. Auf an die Tastatur, meine kleinen Droogs...

Diejenigen unten den getreuen Lesern, die mich in der letzten Woche antrafen - ob nun persönlich oder fernelektronisch - waren gelinde erstaunt. Dieser Quell an Lebensfreude (ich) gebeugt und gehetzt, in Notizen blätternd und Schokoeier nach Südhamburg schmuggelnd. Kryptisches Gemurmel über "Projekt 64"... und immer wieder der Satz "vielleichtnchstrn". "Dann pass bloss auf, dass der Mossad Dich nicht erwischt", sagte ein Freund mitfühlend. Eine weit verbreitete Misskonzeption... ich wartete nur auf Nachostern, die Zeit nach Ostern, nicht auf eine Reise in den Nahen Osten. Also, tut mir leid, diesmal doch nicht der Schatz König Salomos, den ich in meinem Säcklein mitgebracht habe.

Mit Projekt 64 hatte es auch nichts allzu Verschwörerisches auf sich... weder mit dem Schmuggeln von Schokoeiern, noch mit einer Krise im Nachostern. Es handelte sich nur um ein aus dem Ruder gelaufenes kulturhistorisches Projekt von mir, ein Vortrag, während des alljährlichen Kurztrips in das Herz der Dunkelheit die "Reichhauptstadt" Berlin, von dessen Recherchen ich wahrscheinlich noch länger zehren werde, auch wenn ich jetzt noch nicht weiß, wie und wozu. All die Möglichkeiten machen mich schwindelig. Achja, und der diesbezügliche Vortrag ist auch ziemlich gut gelaufen.

Jetzt muss ich nur noch eine Möglichkeit finden, mit sowas reich und schönberühmt zu werden.



Mentale Notiz: Grosse Koffer sind sehr praktisch, vor allem wenn sie Rollen haben. Die Klamotten einer ganzen Familie an einer Hand balancierend, das zeugt von weltmännischem Gemeinsinn. Natürlich jedoch nur, wenn man nicht versucht, sich durch das Herz der Dunkelheit die "Reichhauptstadt" Berlin hindurchzukämpfen, wo grundsätzlich kaum Rolltreppen zur Verfügung stehen, sondern nur antiquierte Treppen, auf deren Fliesen wahrscheinlich schon Bismarck fluchte. Selbst der vielgepriesene Hauptbahnhof, diese chromverschuppte Exkretion transhumanistischer Protzarchitektur, macht da keine Ausnahme.

Generell kommt mir hier wiedereinmal der Film Taxidriver in Erinnerung.



Etwas völlig anderes: Snap! hat seinen Service wiederum auffallend verbessert und bietet nun Vorschau"sprechblasen" im Format 462 x 366 Pixel an, anstelle der bisher verwendeten 305 x 270 Pixel.

Ich habe mir erlaubt, gleich nachdem ich aus dem Herz der Dunkelheit zurückgekehrt bin, für diese Webseite das grössere Format zu wählen, da sind die Vorschauen sehr viel schöner und eleganter formatiert.

Donnerstag, 5. April 2007

Ein Wort von unserem Sponsor...

Gullin, der Eber-Gott, teilt mit:
"Lassen Sie sich nicht vom Namen täuschen. Der heutige Gründonnerstag hat wenig mit der gleichnamigen Farbe zu tun, sondern ist vielleicht nach dem 'Greinen' der Büsser benannt, die sich schon mal für den morgigen Karfreitag in Stimmung bringen. Er ist auf jeden Fall nicht der Nationale Gedenktag für ihre Familie, Herr Gruner!"

Hexerei und Magie in Island

Galdrasýning á Ströndum - Ein ungewöhnliches Museum in der Region Strandir: Zu Beginn des 17. Jhs. ging in Island die Zeit der Reformation zu Ende. Danach begann eine Epoche, der die Historiker bis vor kurzem wenig Beachtung geschenkt haben. Etwa ein Jahrhundert lang beherrschten Hexenverfolgungen die Gerichtsversammlungen, es wurde allgemein geglaubt, dass der Teufel selbst sich auf der Erde herumtreibe und sich aktiv in das Leben der Menschen einmische. Viele der geistlichen und weltlichen Oberhäupter, von denen die Verfolgung ausging, hatten in Dänemark und Norddeutschland studiert und waren in ihrer Gesinnung völlig abgekehrt von dem alten Volksglauben des einfachen Volkes.
In Hólmavík, der größten Stadt in Strandir, wird die Geschichte der isländischen Hexenverfolgungen im 17. Jahrhundert präsentiert, sowie verschiedene Aspekte der Magie aus jüngeren Quellen. Sehr hübsch gemacht, und von großem Interesse auch die abgebildeten Beispiele magischer Zeichen/Binderunen, die sich zwar jeder Analyse entziehen, aber einen guten Einblick geben in die Anwendung eher akademischer Formeln, wie sie z.B. der Autor des Galdrbóks verbreiten. Dies mag Volksglauben sein, gemein und fürchterlich, aber es ist auch durchaus kreativ.

Religion muss Spass machen

Silflay Hraka: Bringing Balance To The Board: Ein amüsantes Fundstück, das sich mir darbot, während ich im Netz nach Material über Legba, den Hermes des Voodoo, gesucht habe. Noch hat die große Diskussion um Kreationismus und Evolutionslehre, die Amerikas Bildungssystem seit Jahren in den Augen der Welt lachhaft macht, noch nicht allzu stark in Europa Platz finden können. Tatsächlich - und das übersehen unsere feinen fundamentalistischen Freunde natürlich - wäre eine Akzeptanz des Kreationismus oder anderer pseudobiblischer Lehren nicht die uneingeschränkte Freude, die sie sich darunter erhoffen. Es gibt ja schließlich nicht nur fundamentaldebilechristliche Religionen, die eine Schöpfungslehre unterstützen. Will man da wirklich Präzedenzfälle schaffen? Das nächste Mal also, wenn ihnen jemand mit "religiösen Werten" oder ähnlichem kommt, reißen Sie einem Huhn den Kopf ab und verlangen weitere Opfer im Namen von Damballah. Oder pochen Sie auf ihr Recht auf freie Religionsausübung und fordern die Immanentisierung des Eschatons zu Ehren des Grossen Cthulhu.

Der Heroische Nerd

New York Review of Books: The Heroic Nerd: Es gibt wohl keine passende deutsche Übersetzung für den amerikanischen Ausdruck 'Nerd'. Vielleicht 'Informatikstudent' oder etwas ähnliches. Was macht den Nerd aus? Seine Lebensunfähigkeit? Sein linkisches Verhalten im Kreis des 'gewöhnlichen' Menschen, vor allem verursacht durch seinen stammelnden Fanatismus in Bezug auf Trivialitäten? Das Nörgeln aus der letzten Reihe bei einer Filmpremiere?

Eine umfangreiche Rezension von "H.P. Lovecraft: Gegen die Welt, gegen das Leben" von Michel Houellebecq - eigentlich eine recht einsichtige Kurzbiographie des Träumers aus Providence - weist zumindest dem Titel nach Lovecraft selbst den Titel eines Nerd zu. "Gegen die Welt, gegen das Leben" - ein Echo vielleicht von Evolas "Revolte gegen die Moderne Welt"? "Die Moderne Welt, die die Welt der Tradition ersetzte, stellt er in ihrer ganzen inneren Gehaltlosigkeit bloß", so eine Zusammenfassung von Evolas Werk - ein Satz, der ebenso gut auf Lovecraft und seine empfundene Bedrohung des kolonialen Neuengland passt.

Sonntag, 1. April 2007

Projekt 64 :: in Vorbereitung

Ich werde den Anfang der Woche nicht dazu kommen, etwas hier zu hinterlassen. Ich versuche gerade, einen sagen wir einmal kulturhistorischen Text zu schreiben, der bis Freitag fertig sein sollte, und während bei mir langsam die Ordner mit Quellenmaterial und Anmerkungen überquellen, überfällt mich jeden Abend eine eigentümliche Art von Schreibblockade. Eigentlich, ja, eigentlich weiß ich ja, was ich machen will, aber irgendwie komme ich nie dazu, anzufangen, weil es noch soooooo viele interessante Dinge gibt, die man ja vielleicht vielleicht mit einbeziehen könnte.
Ich sollte wirklich irgendwann mal anfangen, das Ding zu schreiben, statt nur Ideen zu sammeln.

Nemed House gehackt!

...ist aber nicht so schlimm, ich hab's selber gemacht.
In der alten Version von Blogger - damals, in der Steinzeit - gab es die Möglichkeit, den Quellcode so zu modifizieren, dass man auf der Hauptseite nur eine Kurzfassung des Textes mit einem Link zur "Vollversion" veröffentlichen konnte. Das ging leider nur so lange gut, bis man auf BloggerBeta wechselte.
Glücklicherweise haben diese Probleme auch andere, technisch versiertere Menschen als ich, und so konnte ich heute eine Modifikation des Codes einbauen, das fast den gleichen Service bietet wie in der Steinzeit, nur entfaltet sich die Vollversion des Textes direkt vor ihren Augen auf der Hauptseite. Javascript, feine Sache.
Wenn Sie also in Zukunft den Satz Lesen Sie mehr >>> sehen, müssen Sie nur darauf klicken, und Sie können wirklich mehr lesen.
Und wenn Ihnen das dann zu dumm ist, klicken Sie auf Kurzfassung >>> und der Text faltet sich wieder zusammen. Easy, oder?

UPDATE (2.April 2007; 08:33): Falls Ihr Browser wider Erwarten - und das sollte eigentlich wirklich nur in ganz seltenen Fällen auftreten - Probleme mit der Sprache "Javascript" haben, können Sie die vollständige Version des Textes über den Permamentlink (graue Uhrzeit am Ende des Eintrages) oder über die Individualeinträge in der Archivleiste rechts lesen. Ich denke, das ist eine gute Lösung für jedermann.
NOCH'N UPDATE (8.August 2011; 10:33): Bin beim Aufräumen gerade über diesen Eintrag gestolpert. Wie oft hat Blogger inzwischen sein Skript geändert? Keine Ahnung. Jedenfalls gibt es die Option des Splitten/Jumps inzwischen auch im Bloggerskript selbst, was bedeutet alle anderen Skripts funktionieren nicht mehr. Egal. Vergessen Sie bitte, was Sie gerade gelesen haben. Die unaufhaltsame Maschinerie des Futurismus hat es unter seinen gnadenlosen Rädern zermalmt. Fnord!