Samstag, 29. April 2006

Der Schmerz hört nicht auf... (Das Musical)

"So I answered and spake to the angel that talked with me saying, What are these, my lord?
Then the angel that talked with me answered and said unto me, Knowest thou not what these be?
And I said, No, my lord."
Ich hatte meine Vorbehalte gegen die in den Werken von Dan Brown zusammengemixte Collage aus zweitklassigem Plot, drittklassiger Esoterik und viertklassiger Recherche bereits ausreichend dokumentiert. Ich hatte nicht gedacht, innerhalb so kurzer Zeit wieder an ihn erinnert werden zu müssen. In den Worten des Meisters des Mumpitz: "Er hatte sich stets über die Unzahl von Theorien über angebliche Verschwörungen geärgert, die in der modernen Popkultur zirkulierten. Die Medien gierten nach apokalyptischen Schlagzeilen, und selbst ernannte 'Kult-Spezialisten' machten schnelles Geld mit dem immer noch grassierenden Millennium-Hype, dass die Illuminati wohlauf und lebendig wären wie eh und je und dabei, ihre neue Weltordnung zu organisieren."* Ist das metatextuell oder blanker Hohn, was Mr. Brown da schreibt? Die Befürchtung liegt nahe, daß spätestens mit dem Anlaufen des Tom Hanks-Filmes eine neue Welle geistreicher Dokumentationen zweitklassigem Plot, drittklassiger Esoterik und viertklassiger Recherche über uns heranbrechen wird. Conspiracy rocks! Wer braucht Gott, die Illuminaten organisieren das schon.

Meine Idee für eine ScienceFiction-Kurzgeschichte, in der die Freimaurer zu brutalen Streetgangs degeneriert sind, klingt gar nicht mehr so utopisch… No Science, no Fiction – no Future. Erste Anzeichen der beginnenden Apokalypse des gesunden Menschenverstandes brechen bereits über uns herein: Jetzt hat auch der Pop die Freuden des Konspiurativen entdeckt. Immer fleißig nach dem vorgegebenen Credo von Mr. Brown: "Die historische Beweislage für diesen Sachverhalt ist erdrückend."**
Serge Mazeres, Produzent und Initiator der Projektes Da Vinci Vox, versteht es wie kein anderer die Stimmungen um die geheimnisumwobenen Mysterien die rund um Leonardo Da Vinci bestehen musikalisch einzufangen.
Abgesehen davon, daß Mysterien meistens geheimnisumwoben sind, weil sie halt Geheimnisse sind - was wollen uns diese Worte sagen? Daß niemand bisher so blöde war, eine Arie auf die Felsgrottenmadonna zu komponieren? Mona Lisa – das Musical? "Geile Tage in Florenz", starring Leonardo & the Rent Boys?
"Er war selbst Mitglied des Geheimbundes der Freimaurer Bruderschaft, und hatte somit einen Einblick in die Sagenumwobenen Geheimnisse, die sich rund um die Kunstwerke Da Vincis ranken."
Was für eine geile Satzkonstruktion! Eigentlich sollten wir jetzt alle nach Luft jappsen. Es sei denn auch wir lehnen logisches Denken oder linearität als faschistoides Kontrollinstrument ab. "Er war selbst Mitglied des Geheimbundes der Freimaurer Bruderschaft, und hatte somit einen Einblick in die Sagenumwobenen Geheimnisse, die sich rund um die Kunstwerke Da Vincis ranken." Somit? Somit!

Als Freimaurer hat man also Einblick in die Sagenumwobenen Geheimnisse, die sich rund um die Kunstwerke Da Vincis ranken? Wie sollen wir uns das vorstellen? Wird man bei der Aufnahme in den Gesellengrad vor ein Poster von der Mona Lisa geführt, und der Meister vom Stuhl raunt einem verschwörerisch zu: "Weisste, vielleicht war das nur ein Selbstbildnis. Weil Leonardo, der war nämlisch homoseggsuell.."?

Oder heisst das nur, dass man in der Loge heutzutage die Bücher von Dan Brown die mystischen Lektionen ersetzen? "Eh, Alter, wusstest Du dass die Tempelritter von Jesus abstammen?" -- "Abgefahren, ehrwürdiger Meister!"

Ich kann mich daran jedenfalls nicht erinnern, aber vielleicht haben die Logen, denen ich angehörte, sich dummerweise mit viel zu exoterischen Themen befasst. Denn immerhin...
"...die CD beinhaltet bisher unveröffentlichte Fotos und Information rund um den Geheimbund Opus Dei die bisher nur den Geheimnisträgern des Royal Arch Bundes vorbehalten waren!"
Und dies betrachte ich nun persönlich als eine grenzenlose Unverschämtheit. Ich mag den Royal Arch-Degree zwar nur aus einer Winkelloge innehaben, aber muss ich mir das gefallen lassen, den Guten Namen für eine obskure PR-Kampagne missbraucht zu sehen? Irrwitzig! Hat Dan Brown wirklich schon soviel Schaden angerichtet?

Rennen da jetzt wirklich Leute herum, die glauben, dass der Royal Arch Lehrinhalte über den Opus Dei (immerhin erst gegr. 1928) weiss? Und ich Tor dachte, es geht um den Wiederaufbau des zerstörten Tempels Salomos, die Suche nach dem alten Meisterwort und seine Auffindung.

Was sollte einen Royal Arch-Maurer, der über das Alte Meisterwort meditiert, "Fotos" über eine katholische Personalprälatur interessieren, die von Kritikern wie auch andere Personalprälaturen als sektenähnlich bezeichnet wird, der "Mafia Gottes"? Achja, natürlich... Das tauchte ja schon bei Dan Brown auf... Andererseits, warum sollten meine frommen Brüder Interesse an etwas haben, dass in "Sakrileg" als eine Horde masochistischer mysogynistischer Schlitzer auftaucht? Sollte der Opus Die vielleicht eher verklagen als der Royal Arch? Und dann der Royal Arch Opus Die? Und die Überlebenden dann die Illuminaten?
"Ich wünschte, ich bekäme einen Shilling für jede Suche nach der Rose, nach Maria Magdalena, dem Sangreal, den Merowingern, der Prieuré de Sion und so weiter und so fort. Eine Verschwörung ist doch immer noch das Schönste."**
Ich senke meinen Kopf beschämt. Wie tief sind die Mächtigen gefallen. Vielleicht bezieht sich dies wirklich auf eine der Lehren des RA…? Immerhin, haben wir uns nicht alle dem Geist des Humanismus und der Aufklärung verpflichtet? *hust*

Der Tempel muss wieder aufgebaut werden, die Menschen können ja nicht alle so dumm sein, oder?

Eine einmal begonnene Arbeit auch dann mit Eifer vollendet werden, wenn sie zwischendurch zerstört wurde…

"Manchmal muss man eben Berge versetzen, um die Wahrheit zu finden."*
Der Krieg gegen den Schlaf der Vernunft hört niemals auf...


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Einige Sätze ohne Genehmigung zitiert aus den Bestsellern von Mr. Brown. Vielleicht sollte ich hier auch einmal anmerken, dass es natürlich auch sein kann, dass ich alles viel zu verbissen sehe, und es gar nicht Mr. Browns Schuld ist, wenn alle Welt durchdreht. Ich meine, welcher Autor freut sich nicht ein Rohr, wenn er einen Bestseller hinlegt? Es sind immerhin nur Romane, und man sollte nicht alles so ernst nehmen, was gedruckt wird. Goethe für die Selbstmorde verantwortlich zu machen, die "Werther" nach sich zog, wäre ja auch nicht angebracht. Andererseits, Goethe war ja Freimaurer…
* Illuminati ** Sakrileg

Saturday File Check

Auch wenn ich in der letzten Zeit wahrscheinlich zu wenig von den Dingen beendet habe, die eigentlich hierhin gehören, bin ich doch nciht unzufrieden.

Seit meinem Geburtstag sind beide Computer mit dem Netz verbunden, d.h. meine Frau und ich können nun gleichzeitig die virtuelle Welt zumüllen oder uns sogar Kurznachrichten zuschicken. Das hat seinen ebsonderen reiz, vor allem wenn man nebeneinander am gleichen Schreibtisch sitzt. (letzten Sonnabend aus unserem ehemaligen Esstisch improvisiert - sieht aber voll mächtig aus.)

Überhaupt scheine ich mit fortschreitendem Alter immer technokratischer zu werden. Oder immer seniler/juveniler. Das kleine Internetprojekt, das ich seit Anfang April betreue, und das ich hier nicht verlinken werde, läuft ganz gut und erheitert und erleuchtet die Massen gleichermassen. Abgesehen davon spiele ich jetzt wieder ab und zu. BREED bin ich schon fast durch, und zum Geburtstag habe ich UNREAL TOURNAMENT 2003 bekommen. Und was kann cooler sein, denn als Hellboy virtuelle Gemetzel anzurichten? (Hellboy-Model für Unreal Tournament by SkinCity. Als Kanonenfutter habe ich noch Beavis und Butthead installiert, und jemand, der kurz und bündig 'Red Whore' geannt wird.)

Natürlich alles fürchterlich politisch unkorrekt. So what? Ich werde wahrscheinlich doch nicht mehr ein Massaker an meiner Schule anrichten. Das tun wahrscheinlich die Kinder von nebenan, die den ganzen Tag nur LazyTown und Barney gucken.

Da kommt mir eine Idee.

Gibt es eigentlich auch Barney als Charakter für UT2003? Sportakus?

Ich lade schon mal meine Railgun...

Montag, 24. April 2006

Was geschieht mit dem Multiversum?

Irgendwo im Herzen des kybernetischen Universums tickt eine Chaossphäre. Zeit und Raum und selbst Identität sind einem beständigen Austausch unterworfen. Heute bin ich noch der, der ich bin, morgen ein leet Thrillmaster. Selbst die kurze Nachricht auf diesem Blog, was für schreckliche Dinge im Netz geschehen, hängt stundenlang im Limbo fest... der Uploadprozess verfängt sich in einer Zeitschleife, erst nach Mitternacht sind alle Nachrichten da, wo sie hingehören...

Ich hatte die vorherige Nachricht noch einmal kopiert, weil sie sich anscheinend nicht veröffentlichen liess. Da Blogger den Zeitraum der Erstveröffentlichung abspeichert, und auch die Posts, die noch nicht auf dem eigentlichen Blog veröffentlicht wurden, habe ich hier also ein vorgemerktes Posting von 7:01 PM, April 24, obwohl es nun schon längst 1:45 AM, April 25 ist.

Löschen? Erneut veröffentlichen? Nein, ich tue es wie die Mönche des Mittelalters und kratze vom virtuellen Pergament den originalen Text und beschreibe ihn neu.

Vielleicht stehen die Sphären heute wirklich in einer besonderen Konstellation.
Ich sollte mich nicht wundern, dass mal wieder alles seltsam ist.
Schliesslich habe ich heute Geburtstag. :-)

Das Multiversum wankt!

...und ist gefangen im Limbo! Eine der besseren Communities da draussen ist verschwunden, und hat nur einen etwas ratlosen Brief des Verantwortlichen hinterlassen.
Moorcock's Miscellany:"...something terrible has happened to the website. This time I cannot repair the damage. It's time to use different software."
"Terrible", schrecklich ist noch kein Ausdruck. Die gesamte Webseite, mitsamt allen Foren, Nachrichten und den allumfassenden Moorcock-Gallerien ist ausgelöscht.
Was-zum-T...? Gab es eine Konjunktion der Sphären? Hat der Zeitstrom Schluckauf? Ist Jerry Cornelius wieder unterwegs, um dem Universum den Hitzetod zu verpassen?
"I want to let everyone know that it will take a long time to resurrect multiverse.org. Please remain patient and remember that the site will come back better than ever. Let there be no doubt: The Amazing Chaos Engineers are on the job."
Zeit für eine Äther-Mail an den Ewigen Helden: Bitte melden!

Der nächste Komet trifft LazyTown

Wohl kein Beitrag in diesem Blog bringt mir soviele Leser, wie der, den ich unter dem Titel "Das Böse kommt aus Lazytown" geschrieben habe. Es vergeht kaum ein Tag, da nicht jemand auf der Suche nach einem Sportakus Kostüm, dem Lebenslauf von Magnus Scheving oder Nacktbildern von dem pinkhaarigen Mädchen von Google oder einer anderen Suchmaschine hierhin geschleudert wird. Bei meinem kleinen Sohn kann ich ja noch verstehen, dass er ab und zu nach "Lehwytaun" nachfragt, aber er ist drei und mag gerne, wenn Leute tanzen und springen. Was für eine Entschuldigung habt ihr?

All diesen armen Seelen kann ich nur sagen, dass sie hier am falschen Platze sind. Es ist traurig, aber mein Mitleid ist nur gering, vor allem für die kranken Seelen, die auf magersüchtige Klone von Emi van der Maiklokjess stehen. Glaubt ihr tatsächlich, dass sie so jung ist, wie sie aussieht? Ha! Wahrscheinlich sitzt sie abends nach dem Dreh mit Magnus Scheving in einer Reykjaviker Bar, trinkt Wodka oder raucht Crack. (Oder vielleicht opfern sie auch dem Odin ein Fohlen am Runenstein, ich weiss ja nicht, was Isländer so in der Freizeit machen...)

Was auch immer LazyTown erreichen will, bei mir hat es genau die falschen Knöpfe gedrückt. Sind wir schon an der Grenze zur Volksverhetzung? Ist ein selbstmordgefährdeter selbsternannter Held, der anscheinend unter dem Einfluss von Amphetaminen steht, wirklich ein Vorbild für unsere Kinder? Und wogegen kämpft er? Die grössten Feindbilder scheinen seine kleinen Freunde zu sein. Während das ausgehagerte Girly im Pseudo-Nippon-Look anscheinend noch seinen vitamingesteigerten Trieb anlockt, sehe ich nur Verachtung für die anderen Gummigesichter. (Und ich zitiere hier von der offiziellen Webseite.)

Das sind Kinder mit Problemen. Was für Probleme, ausser dass es sich um schreckliche Gummigesichter handelt? Der eine ist ein computergeiler Mohr, der andere ein Einfaltspinsel mit Gewichtsproblemen, der andere ein geiziges Endprodukt von 100 Jahren Inzucht, und das andere Mädchen - oh graus! - ist aufsässig und fährt Roller. Ich habe noch nie gesehen, dass mangelnde Intelligenz oder Inzucht thematisiert wurden - iss' nen Apfel, und es geht dir besser.

Und die Leute zerreissen sich das Maul über Batman und Robin? Ugh, sorry, aber kein LazyTown mehr hier, und auch nicht für meinen Sohn. Der ist zwar erst drei und mag's gerne, wenn Leute tanzen und springen, aber ich habe ihn inzwischen auf MTV umgewöhnt. Da tanzen und springen sie zwar nicht soviel, aber ihm sind gutbepackte HipHopperinnen auch lieber als unterbelichtete Gummifratzen.

Sonntag, 23. April 2006

Der Schmerz...

Dan Brown:
"Meine Bücher sind sehr zeitaufwendig zu recherchieren und kompliziert zu konstruieren. Ich nehme mir die notwendige Zeit, damit dieses neue Buch genauso spannend wird wie "Sakrileg"."
Titel des neuen Meisterwerkes, das 2007 erscheinen soll: "The Solomon Key".

Wollen wir jetzt schon mal Wetten schliessen, was alles an "Neuen Erkenntnissen" den Weg aus dem Eso-Trash in den Belletristik-Topseller finden werden? Nur eine Vermutung...
  • Der Tempel Salomos
  • Der Baumeister Hiram
  • Der Sohn der Witwe
  • Das verlorene Wort
  • Die Tempelritter
  • Die Freimaurer
  • Die Gründerväter
  • Die Verfassung der USA
  • Das Grosse Siegel...

Donnerstag, 20. April 2006

Der Werwolf von Klein-Krams

Ähnlich der vorhergehenden Werwolfsage kann auch der Werwolf von Klein-Krams durch das entschiedene Handeln eines Mannes der Tat entzaubert werden. Bemerkenswert an diesen Geschichten ist vor allem, mit welcher Selbstverständlichkeit der hexerische Wolfsriemen betrachtet und die Silberkugeln geladen werden ...

DER WERWOLF IM FEEGSCHEN HAUSE
eine Sage aus Brandenburg

In der Nähe von Klein-Krams bei Ludwigslust gab es in früheren Zeiten ausgedehnte Waldungen, die so reich an Wild waren, daß die Herzöge oft diese Gegend aufsuchten, um große Treibjagden abzuhalten. Bei diesen Jagden ließ sich fast jedesmal ein Wolf blicken, der aber nie von den Schützen erlegt werden konnte, selbst wenn das Tier in größte Schußnähe kam. Ja, die Jäger mußten es sogar mit ansehen, daß der Wolf vor ihren Augen ein Stück Wild raubte und - was ihnen höchst merkwürdig schien - damit ins Dorf lief.

Nun geschah es einmal, daß ein Ludwigsluster Husar durch das Dorf reiste und hier zufällig das Haus eines Mannes namens Feeg betrat. Bei seinem Eintritt in das Gehöft rannte eine Schar Kinder mit heftigem Geschrei aus dem Haus und stürmte auf den Hof hinaus. Als der Husar die Kinder nach der Ursache ihres tollen Treibens fragte, erzählten sie ihm, daß außer einem kleinen Knaben von der Feegschen Familie niemand zu Hause sei, aber daß der Knabe wie gewöhnlich, wenn niemand von den Seinen anwesend sei, sich in einen Wolf verwandelt, vor dem sie fliehen müßten, weil er sie sonst beißen würde.

Bald darauf erschien auch der gefürchtete Wolf. Sogleich hatte er seine Wolfsgestalt abgelegt. Der Husar wandte sich sofort an das Kind und fragte, was es mit dem Wolfsspiel für eine Bewandtnis habe; der Knabe aber wollte nicht mit der Sprache heraus. Doch der Husar ließ nicht locker, und endlich gelang es ihm auch, den Knaben zum Reden zu bringen.

Nun erzählte der Kleine, seine Großmutter habe einen Riemen, sobald er sich diesen umschnalle, dann sei er augenblicklich ein Wolf. Der Husar verlangte nun von dem Knaben, er möge doch einmal als Werwolf erscheinen. Der Junge weigerte sich anfangs, doch endlich erklärte er sich dazu bereit, wenn der fremde Mann zuvor auf den Heuboden steige, damit er vor dem Wolf sicher sei. Der Husar stimmte zu und zog zur Vorsicht die Leiter, mittels der er auf den Heuboden gestiegen war, mit hinauf.

Kaum war das geschehen, so lief der Knabe in die Stube und kam bald darauf als junger Wolf wieder zum Vorschein, der alle, die sich auf der Diele befanden, vom Hause hinausjagte. Nachdem dann der Wolf in die Stube gelaufen und als Knabe wieder zurückgekommen war, stieg der Husar vom Heuboden herab und ließ sich von dem Jungen den zauberischen Gürtel zeigen, woran er aber nichts Besonderes entdecken konnte.

Der Husar traf bald darauf einen Förster in der Nähe von Kleinkrams, dem er sein Erlebnis im Feegschen Hause mitteilte. Der Förster, der bei den großen Treibjagden immer dabeigewesen war, dachte bei dieser Erzählung sofort an jenen unverwundbaren Wolf. Er meinte nun, den Werwolf erlegen zu können, und sprach darum bei dem nächsten Treiben zu seinen Freunden, während er eine Kugel von Silber in den Lauf seiner Flinte schob: "Heute soll mir der Werwolf nicht entgehen!" Seine Gefährten sahen ihn verwundert an. Er aber erzählte nichts weiter.

Darauf begann das Treiben, und es währte nicht lange, so zeigte sich auch wieder der Wolf. Viele von den Jägern schossen auf ihn, aber er blieb unverletzt. Endlich kam das Raubtier in die Nähe des Försters. Dieser streckte ihn mit eine Schuß zum Boden. Der Wolf stürzte getroffen, alle sahen es, trotzdem sprang er gleich wieder auf und lief mit Windeseile ins Dorf, die Jäger hinter ihm drein. Doch der Werwolf war schneller als sein Verfolger und entschwand ihnen auf dem Feegschen Hof. Als sie das Haus durchsuchten, fanden sie im Bett der Großmutter den Wolf, dessen Schwanz unter der Bettdecke hervorragte. Der Werwolf war niemand anderer gewesen als Feegs Großmutter. Sie hatte in ihrem Schmerz vergessen, den Riemen abzulegen, als sie ins Bett kroch, und hat so ihr Geheimnis verraten.

Mittwoch, 19. April 2006

Der Werwolf von Hüsby

In den meisten Werwolfsagen finden wir das schreckliche Halbwesen der menschlichen und göttlichen Gerechtigkeit entrückt. Ob nun als Fluch oder als Zauber, der Werwolf ist zugleich mehr und weniger als ein Mensch, und die normalen Schwächen und Bedürfnisse des Menschen treten hinter den Schwächen und der Gier der Bestie zurück. Doch einige Zauber gibt es, mit der man die Bestie aus dem Menschen vertreiben kann...

DER WERWOLF VON HÜSBY
eine Sage aus Schleswig

In Hüsby bei Schleswig wohnte eine alte, geizige Frau. Sie setzte ihren Dienstboten wenig zu essen vor, doch Sonntags gab's immer frisches Fleisch. Darüber wunderte sich das Gesinde, denn die Alte kaufte doch niemals solches ein.

Ein junges Knechtlein wollte der Frau gern hinter ihre Schliche kommen; er versteckte sich daher einmal auf dem Heuboden, während alle anderen Hausbewohner in die Kirche gegangen waren. Plötzlich bemerkte er, wie die Frau einen Wolfsriemen hervorlangte und umlegte. Gleich wurde sie zum Wolf, lief aufs Feld und kehrte bald mit einem Schaf zurück.

'Wenn sie so leicht zum Fleisch kommt', dachte der Junge, 'so kann sie es uns wohl auch reichlicher geben.' Als die Frau das Fleisch in den Topf steckte und dabei nach ihrer Gewohnheit seufzte: 'Ach du leeve Gott, weer ik bi di!' da stellte sich der Junge, als wäre er der Herrgott, und antwortete:

'Nu un in Ewigkeit kümmst du nich zu mi!'

'Warum denn nich, du leeve Gott?'

'Du giffst din Volk nich nog in'n Pott.'

'Ei, so will ik betern mi.'

'Ja, gewiss, dat rad ik di!'

Die Frau legte von nun an ein viel grösseres Stück Fleisch in den Topf. Der Junge konnte aber nicht schweigen und plauderte die Sache im Dorf aus. Als die Frau an einem Sonntagmorgen wieder, zum Wolf verwandelt, ein Schaf holte, passten ihr die Leute auf. Aber keine Kugel schadete ihr, bis man schliesslich eine Flinte mit einer silbernen Kugel lud. Seit der Zeit hatte die Frau ihr Lebenlang eine offene Wunde, die kein Doktor heilen konnte, als Werwolf aber hat sie sich nie mehr gezeigt.

Mittwoch, 12. April 2006

Legenden auf der Leinwand

Die berüchtigte Bettie Page im Kino
Filmstart USA: 14. April 2006 - übermorgen!

Update: Ich hatte hier eigentlich spassehalber eine kleine Slideshow mit Fotos aus dem obigen Film vorbereitet, aber anscheinend drückt das die Ladezeiten bei einigen Lesern so herunter, dass ich lieber darauf verzichte.

Stattdessen ein einziges Bild.

Das sollte reichen.

Weiter Eindrücke unter der offiziellen Webseite. Wer auch immer die Schauspielerin ist, die Ähnlichkeit ist verblüffend.
[update: Es handelt sich um Gretchen Mol, die anscheinend bisher nur in Nebenrollen hervorgetreten ist.]

Man hätte es nicht gedacht, dass so obskure Figuren Stoff für Filme hergeben, oder?



Und wer da draussen eine Kopie von "The Whole Wide World" mit Reneé Zellweger hat, dem Film über Robert E. Howard, nur her damit. Es ist wahrscheinlich nur eine fürchterliche Romanze, aber bei Crom, es ist eine Romanze mit dem Schöpfer von Kull!

Dreht jetzt demnächst einer einen Film über Kirby?

Montag, 10. April 2006

James Branch Cabell - Stilistik und Aufruhr

"Tell the rabble my name is Cabell."


Die Kunst der Allegorie ist heute im Allgemeinen in Vergessenheit geraten. Auch Ironie ist an den meisten Fällen an den Zuhörer verschwendet. Stilistische Mittel, die dem Vormarsch des sogenannten Realismus und der Moderne zum Opfer fielen. Dass der heutige Leser solche gedanklichen Dreher und Doppeldeutigkeiten höchsten dann noch erkennt, wenn man ihn mit der Nase darauf stößt und ihn solange festhält, bis er um Gnade winselt, ist sicherlich einer der Gründe, warum weite Teile der frühneuzeitlichen Literatur heute allgemein als unlesbar gelten und nicht mehr gedruckt werden.

Es ist nicht der Autor, der dem Leser etwas Unverständliches vorsetzt, es ist der Leser, dessen Verständnis nicht mehr ausreicht. Während die Autoren des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts sich noch in der vielschichtigen Stilistik des Gentleman-Dichters gefallen konnten, gilt heutzutage besonders der karge und klare Stil als vorbildhaft. Doch wehe!, wo ist hier die Magie geblieben?

Einer der brilliantesten Stilisten und Satiriker der phantastischen Autoren, James Branch Cabell (*14. April 1879 – †5. Mai 1958), war einer dieser aus sich selbst schöpfenden Egomanen, in dessen hintergründigen Gedanken das Schreiben selbst eine Art von Magie war.
Während sein profundes Werk heutzutage fast vergessen ist (die letzte fragmentarische Ausgabe in deutscher Sprache liegt einige Jahre zurück), wurde er zu seiner Zeit von so unterschiedlichen Geistesgrössen wie Mark Twain, Sinclair Lewis, H. L. Mencken, Jack Woodford, Robert E. Howard und sogar Aleister Crowley geschätzt, der es sich nicht nehmen liess, Cabell mit eigenen Manuskripten zu bombardieren, die dieser zwar interessant fand, Crowley und seinen Enthusiasmus ('a world genius of commanding stature.') jedoch ein wenig resignierend zurückwies. In der neueren Zeit haben sich so unterschiedliche Autoren wie Fritz Leiber, Robert A. Henlein, Jack Vance, Larry Niven und Neil Gaiman von ihm inspirieren lassen.

Das Magnum Opus von Cabell, der immerhin etwa 52 Bücher verfasste, ist die auf wundervolle Weise verflochtene Geschichte der fiktiven französischen Provinz Poictesme, die als „Die Biographie von Manuel“ bekannt ist. Manuel, so muss man sagen, ist der legendäre Heroe der Poictesme, auch bekannt als „Manuel der Erlöser“.

Dom Manuel, trotz all der erstaunlichen Dinge, die man ihm nachsagt, war jedoch kein „Held“ im Sinne eines Herkules – oder Kull von Atlantis. Tatsächlich war er, bevor er von der Nachwelt zur Legende hochstilisiert wurde, ein recht gewöhnlicher Schweinehirte und Halunke, der unter dem Motto Mundus Vult Decipi (die Welt will betrogen werden) zu Ruhm und Ehren kam. Eine ungewöhnliche Biographie, vor allem, weil sie auch alle Nachkommen, die aus den Lenden dieses schielende Pseudoheroen stammten, mit einbezieht. Jedes Leben, das auf Manuel basiert, ist ein Kommentar und eine Weiterführung seiner Legende: mal romantisch, mal galant, oft zynisch oder ironisch. Tatsächlich betrachtete Cabell die 18-22 Bände der Biographie von Manuel (je nachdem, wie man sie zählen mag) als ein einziges Werk, das in redigierter Form komplett in den Jahren 1927 – 1930 als die vielgerühmte „Storisende-Ausgabe“ publiziert wurde.

Die Biographie von Manuel gehört zu den Pionierwerken der Phantastischen Literatur. In die feingewobene Pseudohistorie der Poictesme mischen sich unglaubliche Dinge, die Legenden und Romanzen des mittelalterlichen Frankreich, aber auch die Feengeschichten (Märchen), die hier jedoch in einer etwas ungesunderen, gewiss nicht kindertauglichen, originäreren Version erscheinen. Sagenhafte Personen, übernatürliche und unnatürliche Gestalten durchwandeln die Poictesme und die angrenzenden, vielleicht noch phantastischeren Reiche. Es ist dieses magisch-nebulöse, das vielerlei Interpretationen der Geschehnisse ermöglicht, die Cabells Poictesme auch heute noch bereisenswert macht.

Sein berühmtestes Werk, „Jurgen, A Comedy of Justice“ (dt. Jürgen) von 1919 ist eine Art phantastischer Schelmenroman, ebenfalls ein Genre, das vom Wortwitz lebt und deswegen heutzutage kaum noch etwas hergibt. Jurgen ist ebenfalls eine eher fragwürdige Gestalt, der sich davonmacht, sein Glück zu machen und selbst vor dem Himmel und der Hölle nicht zurückschreckt. Immerhin bleibt er sich treu, und weiss die Schönheiten des jeweiligen Landes sehr zu schätzen, und sei es die Frau eines Teufels.

Es ist vor allem Cabells zielsicherem Witz und seiner Doppeldeutigkeit zu verdanken, dass ein Prozess, den „Jurgen“ wegen seines angeblich pornographischen und „obszönen“ Inhaltes verursachte, ergebnislos blieb. Sehr zur Frustration der Kläger, der New York Society for the Suppression of Vice (Gesellschaft zur Unterdrückung des Lasters), die Cabell in einem zusätzlichen Kapitel von Jurgen für die Storisende-Ausgabe unsterblich machte, wo Jurgen von den Philistern der Prozess gemacht wird, unter dem Vorsatz eines gigantischen Mistkäfers. Dies wird die sittenstrengen Herrschaften sicherlich ebenso verärgert haben wie die nonchalante Weise, wie Cabell an Moral und Anstand seiner Zeit vorbeischlenderte, ohne sich aufhalten zu lassen. Ein Spaziergang durch die Sittengeschichte, vielleicht.

So beginnt das 22. Kapitel von „Jurgen“...

In Cocaigne hatte Königin Anaitis einen Palast, dessen ungezählte Kuppeln und Türme milchigweiß über den Wipfeln eines alten dämmernden Waldes ragten, in dem die Vegetation anders als alles war, was von gewöhnlicher Erde genährt wird. So gab es in diesen Wäldern etwa eine Art von Moos zu sehen, das Jürgen schaudern machte. Auf schmalen Pfaden, die gleich grünen Höhlengängen durch das raunende Dämmerlicht des Waldes führten, gelangten Anaitis und Jürgen in einen ummauerten Hof, der mit gelbem Marmor gepflastert war und nichts als die trübfarbene Statue eines Gottes mit zehn Köpfen und vierunddreißig Armen enthielt. Die Darstellung zeigte ihn sehr eingenommen von einer Frau, aber mit seinen unbeschäftigten Händen hielt er noch andere Frauen.

„Das ist Jigsbyed“, sagte Anaitis.

„Ich kritisiere nicht“, erwiderte Jürgen. „Nichtsdestoweniger finde ich, daß dieser Jigsbyed die Dinge zum Extrem treibt.“ Bald darauf passierten sie die Statue von Tangaro Loloquong, und nachher die Statue Legbas. Jürgen strich sich das Kinn, und seine Farbe vertiefte sich. „Nun, ich muß sagen, Königin Anaitis“, meinte er, „daß Eure Plastiken einen ungewöhnlichen Geschmack verraten.“

Einige Zeilen weiter zelebriert die üppige Königin der Cockaigne, dieser altfranzösischen Version des Schlaraffenlandes, dann eine Version des von Aleister Crowley entworfenen Liber XV, des Rituals der Gnostischen Messe, wobei der sorgsam doppeldeutige Symbolismus sogar noch ein wenig seiner mystischen Komponenten gekürzt wurde und in dieser Redaktion teilweise sogar verständlicher erscheint. (Eine deutsche Übersetzung dieser Passagen finden Sie hier >>>)

Ja, in Poictesme verirrt sich der reiselustige Held schnell ins Reich der Allegorie. Nicht, dass er dort glücklicher wird als in der Poictesme der Schweinehirten und zickigen Prinzessinnen. Im Reich der Allegorie sind die Damen alle sehr galant, aber als Verkörperungen von Prinzipien fehlt es ihnen in anderen Belangen an Aufnahmefähigkeit. Wie doppeldeutig man die Allegorien Cabells auch nehmen mag, als brillanter Stilist verbirgt er auch die bittersten Erkenntnisse hinter geschliffenen Adjektiven und die Amoralität der einzelnen Protagonisten scheint den Erfordernissen der Zeit nur angemessen. Immerhin, nur hier begegnet man jener bleichen Dame, dem Sinnbild des Ewig-Weiblichen, und ihrem Begleiter, einem rothaariger Dichter namens Horvendil, der vielleicht der Demiurg dieser ganzen Welt ist. Oder vielleicht auch nur ein wirrköpfiger Dichter auf der Suche nach neuen Stoffen.

Das meistverwendete Zitat von James Branch Cabell ist: "Der Optimist erklärt, daß wir in der besten aller möglichen Welten leben, und der Pessimist fürchtet, daß dies wahr ist."

Donnerstag, 6. April 2006

Robert E Howards KULL :: Biographie & Chronologie

Biographie

„Er hatte den Körperbau der Wikinger, massig und geschmeidig zugleich – ein Tiger. Aber seine Gesichtszüge waren anders, und die Farbe seiner kurzgeschnittenen, löwengleichen Mähne war schwarz wie die Brans. Unter buschigen Augenbrauen glitzerte es grau wie Stahl und kalt wie Eis.. Sein kräftiges, bartloses Gesicht hatte die Farbe von Bronze, und die hohe Stirn zeugte von Intelligenz. Das kräftige Kinn und die dünnen Lippen wiesen auf Willensstärke und Mut hin. Aber vor allem die Haltung, der unbewußte löwengleiche Gang, wiesen ihn als König, als Herrscher aus.“ (Herrscher der Nacht)

Aus den überlieferten Quellen kann nur wenig über das komplette Leben von König Kull berichtet werden. Er taucht aus den Schatten seiner Jugend auf (Exile of Atlantis) und verschwindet in nie da gesehener Grösse wieder in den Schatten seines Alters, im Kampf unbesiegt, doch reifer und nachdenklicher geworden (The Mirrors of Thuzun Thune).

Vermutlich war Kull das Kind einer Frau aus dem Stamm des Tigertales. Als das Tal der Tiger von einer Flutkatastrophe zerstört wurde, ist es nur Kull, der überleben kann und zu einem wilden Kind wird, das mit den Tigern zusammenlebt und erst im Alter von etwa 6 von den Männern des Seeberg-Stammes gefangen und adoptiert werden kann.

Als Waise fehlt Kull die notwendige Verbundenheit mit den Sitten des Stammes, und so muss er fliehen, als er sich etwa im Alter von 16 in eine traditionelle Hinrichtung einmischt. (Exile of Atlantis)

Anscheinend wurde Kull danach von den Lemuriern gefangen genommen und musste ihnen einige Jahre als Rudersklave dienen, angekettet in einer ihrer Galeeren. Wie weit ihn diese Reisen führten, ist unbekannt.

Irgendwann jedoch konnte Kull seine Freiheit gewinnen und wurde selbst zu einem Piraten unter lemurischer Flagge.

Seine Kühnheit im Kampf ermöglichte es ihm schliesslich, etwa mit 20 zum Kapitän einer eigenen Piratengaleere aufzusteigen. Ob er in dieser Zeit noch Verpflichtungen oder etwa Freundschaft gegenüber den Lemuriern hegte, ist zweifelhaft. Seine Raubzüge führten ihn über die ganze Atlantische See, bis zu den weitentfernten Inseln des Sonnenaufgangs; er plünderte Siedlungen entlang des Küsten von Thurien bis weit hinein in die Dschungel des Südens.

Nachdem seine Galeere vor der Küste Valusiens versenkt wurde, flieht Kull ins Landesinnere und wird zu einem Gesetzlosen in den alten Hügeln von Zalgara.

Mit 24 wird Kull gefangengenommen und in die Kerker Valusiens geworfen. Man stellt ihm die Wahl, hingerichtet zu werden oder als Galdiator in der Arena zu kämpfen. Seine ununterbrochene Siegesserie macht ihn schon bald zu einer Berühmtheit in der Stadt der Wunder, und er kann die Bekanntschaft angesehener Männer machen. Es ist wahrscheinlich Murom bora Ballin, der ihm behilflich ist, sich freizukaufen.

Kull nutzt die Möglichkeit und schreibt sich in die Grosse Armee von Valusien ein, und macht innerhalb des Söldnerheeres schnell Karriere. Es ist wahrscheinlich in dieser Zeit, dass Kull von König Borna in den Westen geschickt wird, um dem König von Lemuria gegen den abtrünnigen Hexer Rotath beizustehen. (The Curse of the Golden Skull)

Kull als Söldner, der zudem noch vertraut mit den Lemuriern war, war gleichzeitig entbehrlich und qualifiziert genug für diesen Einsatz. Da König Borna als blutrünstig gilt und eine langwährende Animosität mit einigen der Nachbarreichen besteht, wurde Kull wahrscheinlich auch an anderen Orten in den Einsatz geschickt. Er ist jetzt etwa 30.

Nach seiner Rückkehr wird Kull zum Kommandanten des Söldnerheeres von Valusien ernannt. Bald darauf kann er sich mit Hilfe der Kaufleute und gewisser unzufriedener Valusischer Adliger des Topasthrones bemächtigen. Der tyrannische Sadist König Borna fällt vor seiner Klinge und er krönt sich eigenhändig zum König von Valusien. Vom Volk wird diese Bluttat zu diesem Zeitpunkt allgemein als Befreiung angesehen; erst später beginnen Demagogen und Aufrührer Borna zu einem Helden und Kull zu einem verbrecherischen Barbaren zu erklären.

Dies ist der Zeitpunkt, zu dem die Kull-Saga wirklich beginnt. Kull kehrt nachdem er die Grenzen und die Inneren Unruhen gesichert hat, in einem Triumphzug in die Stadt der Wunder zurück, und richtet sich darauf ein, vom Topasthron aus die Geschicke seines Reiches zu lenken. Nur die treuen piktischen Verbündeten des Reiches, die Kull als geborener Atlanter verachtet, wissen, dass hinter den hohen Mauern des alten Valusien noch ein anderes Reich verborgen liegt, ein Schattenkönigreich


Chronologie

nach den aufgeführten Lebensjahren (geschätzt)

  • 16 „Exile of Atlantis“/ „Flucht aus Atlantis“
  • The Curse of the Golden Skull / „Rotaths Fluch“
  • 32 The Shadow Kingdom/ „Das Schattenkönigreich“
  • 33 „Delcardes's Cat“/ „Delcardes’ Katze“
    The (Screaming) Skull of Silence/ „Der Schädel der Stille“
  • 34 Riders beyond the Sunrise“/ „Jagd im Land der Schatten“**
    „Black Abyss“/ „Schwarzer Abgrund“ **
  • 35 By this Axe I Rule!/ „Herr von Valusien“
    The Altar and the Scorpion/ „Der Altar und der Skorpion“
  • 37 Wizard and Warrior“/ „Zauberer und Krieger“ **
  • 38 Swords of the Purple Kingdom/ „Verrat am König“
  • 39 The King and the Oak/ „Der König und die Eiche“
  • 40 The Striking of the Gong/ „Nur einen Gongschlag lang“
  • 42 Kings of the Night/ „Herrscher der Nacht“
  • 44 The Mirrors of Tuzun Thune/ „Die Spiegel des Thuzun Thune“

Mit ** gekennzeichnete Geschichten sind nicht-kanonische veröffentlichte Nachbearbeitungen von Howards Fragmenten durch Lin Carter. In Riders Beyond The Sunrise wird Thulsa Doom ein zweites Mal vorgestellt und besiegt. Nicht nur, dass die Geographie allen Erkenntnissen widerspricht, Doom hat plötzlich ein für Howard untypisches Zauberschwert. Auch die anderen Erzählungen kranken unter dem Einfluss von Carter popularisierter anderer Fantasyrichtungen. So ist The Black Abyss vage cthulhu-lovecratesk. Bedauerlicherweise wissen wir nicht, wie Howard die Geschichten beendet hätte. Die Chronologie wie die Saga enthält jedoch mehr als genug Platz und verlockende Hinweise für noch weitere Abenteuer Kulls. Diese freien Stellen versuchten die von Marvel Comics veröffentlichten Geschichten [Kull the Conqueror, Kull the Destroyer etc.] zu füllen, da diese sich jedoch grosse Freiheiten mit dem Charakter und der Welt Kulls herausnahmen, muss man davon ausgehen, dass sie bestenfalls Legenden sind. Die eigentliche Saga bereichern sie jedenfalls nicht, obwohl sie recht amüsant sein können.

In der hier vorgestellten Chronologie kann man ein langsames Wachsen des Charakters von Kull sehen. Und auch eine langsame Emanzipation von dem, was ihn sein ganzes Leben lang plagte – das Gesetz. Mit 35 begreift er endlich, dass nur er selbst das Gesetz schaffen kann, mit dem er harmonisieren wird. Im Folgenden setzt er es um, indem er alle Bräuche abschafft, die ihm missbehagen (The Altar and The Scorpion). Es ist vielleicht diese innere Ruhe, die er hiernach empfunden haben mag, die ihn empfänglich für philosophische Spekulationen und eine Neugier auf das Jenseitige macht.

Die Kurzbiographie und die ihr zugrundeliegende Chronologie von Kull basiert auf der ausführlicheren Arbeit von Dale E. Rippke

Mittwoch, 5. April 2006

Fanboy :: Jack Kirby Netz Check (2)



UPDATE!

Nicht nur für Fanboys: Webseiten, die man unbedingt besuchen sollte, um an dem Genius und der unghlaublichen mythographischen Schaffenskraft von Mr. Jack Kirby, dem König der Comics teilhaben zu können.

Jack Kirby Museum & Research Center :: Die Nummer Eins Adresse für alle Dinge Kirby, unterhalten von der Familie, mit seltenen und seltensten Exponaten, darunter einigen Videoclips, über das Leben und Schaffen des grossen Mannes. (Eigentlich war er ziemlich klein, aber man weiss sicherlich, was gemeint ist...)

The Jack Kirby Comics Weblog :: Hier findet man eine unglaubliche Menge an Covern und Panels aus allen Epochen von Kirbys Schaffenszeit, annotiert und nicht unwitzig. Diese version des Blogs wird direkt vom Kirby Museum unterstützt. Und dann gibt es noch The Jack Kirby Comics Weblog, die Originalausgabe des Kirbyblogs bei Blogger; immer noch Online und ein Stöbern wert.

Simon and Kirby :: Seit einiger Zeit online, ein hochinteressantes Weblog über Joe Simon und Jack Kirby und ihr Studio, in dem wahrscheinlich mehr Trends entwickelt wurden als in allen anderen. Comic-Geschichte für den Conoisseur.

Monster Blog :: Nicht ausschliesslich Kirby, aber nahe genug: Ein grossartiges Fanprojekt über die Monstercomics der 50er/60er, deren Stil Kirby entscheidend mitprägte. Komplett mit Charakterprofilen und einigen Geschichten, die nie wieder nachgedruckt wurden - online. Trefft die Kreatur von Planet X oder den Grossen Gott Pan!

Leser und Gelesenes

Ein Blick in den März und ein Blick auf den April.

Artikel, die bislang noch nicht veröffentlicht wurden, obwohl sie eigentlich schon lange fertig sein müssten:
  • Der diskrete Charme einer Scharlachroten Dame (4) - die Tiefenpsychologische Variante
  • Robert E. Howards KULL :: Religion vor der Sintflut - eigentlich das Unterthema, das mich überhaupt daraufgebracht hat, meine alten Taschenbücher hervorzukramen
  • Robert E. Howards KULL :: Biographie und Legenden - Lebenslauf und die Geschichten, die in diesen nicht hineinpassen.
  • Robert E. Howards KULL :: Visionen von Valusien - ein Haufen Pix von Kull von verschiedenen Taschenbuchausgaben. Vielleicht fällt dies unters Copyright? Mal sehen.

Suchanfragen des Märzes:
  • "The Holy Blood and the Holy Gral"
  • "französische revolution“ menschenhaut
  • Alan Moore
  • Anagrammaschine
  • bilder von frieselfieber
  • blutlinie jesu
  • da vinci felsgrottenmadonna
  • defloration erzählung
  • Der Luftpirat und seines lenkbares Luftschiff
  • Der magische Stift des Marquis
  • die stadt der pyramiden
  • Dr. Stephen Strange
  • felsgrottenmadonna
  • Fin Mantram
  • Gift des Mondes
  • Heisse Beute im Wüstensang
  • jahresrückblick 2005
  • japanische unterhosenautomaten
  • kostüm sportacus
  • Liftboy zum Glück
  • Magnus Scheving
  • Moewig Terra Extra 30
  • nackte Sklavinnen
  • namensanalyse
  • ottensen
  • Tales from the Crypt T-Shirt
  • ungarische runen
  • vampirfledermaus Vulva
  • warum drei Ausrufezeichen -gefährlicher –chat
  • was heisst babalon?
  • Werwolf Ottensen
  • wie kann man seine ehefrau wieder erobern
Faszinierend, was man auf dieser Seite alles finden kann.
Aber langsam gruselt's mich. Das erschreckendste ist nicht nur, dass es anscheinend einen Haufen Leute gibt, die die Titel von debilen Softhardmittelpornos in Suchmaschinen tippen (...mit einer Hand?), und dann bei einer Satire über die Titel debiler Softhardmittelpornos landen, sondern dass es anscheinend noch mehr Leute gibt, die im Internet nach "Lazytown" suchen, oder dem "Lazytown"-Erfinder Magnus Scheving aka "Sportakus".
Und der Vulva seiner Vampirfledermaus.

Sonntag, 2. April 2006

Der diskrete Charme einer scharlachfarbenen Dame (3)


Das Weiblich-Dämonische in Kunst und Religion
- um Fussnoten und Anmerkungen gekürzte Version -

Die Autoren populärer Literatur, ob nun geschriebener oder graphischer, sind selten subtil. Sie bedienen sich bei der Konstruktion ihrer Charaktere gerne kultureller Archetypen und Klischees. Die Scharlachrote Dame ist immer dabei. In hundert Gestalten tritt sie auf, ob als exotische Prinzessin, oder als „Drachenlady“ oder eine Dame namens „Velvet“. Meist ist sie die verführerische und oft widersprüchliche Gegenspielerin des „Helden“, gleichermassen bereit, ihn zu verführen oder zu vernichten, vor allem aber zu verwirren. Sie muss nicht in Scharlach gekleidet sein. Ihre erotische Ausstrahlung ist das einzige Scharlach, das sie braucht. Trotzdem ist sie meistens, wenn schon nicht rothaarig, so doch dunkelhaarig im Gegensatz zur blonden, hilf- und geistlosen Gespielin des Helden.


Eine rühmliche Ausnahme ist die unnachahmliche (dunkelhaarige) Dejah Thoris, eine Prinzessin der rothäutigen Marsianer, die zwar die treue Gefährtin von Edgar Rice Burroughs’ John Carter ist, aber nicht den Eindruck erweckt, dass sie wirklich hilflos ist, egal wie übel man ihr mitspielt. Auf unserer Welt würde man sie trotzdem recht merkwürdig finden, stammt sie doch aus einer Rasse, die nicht nur Eier legen, sondern auch grosszügig auf unnütze Dinge wie Bekleidung verzichtet.

Scharlach ist ein starkes Aphrodisiaka, die Farbe der Erregung.

In manchen Codes ist es sogar ein Synonym für alles Sexuelle.

Künstler oder Propheten scheinen sich der starken Faszination, die von diesem Bild ausgeht, kaum entziehen zu können und müssen es fortsetzen und weitertradieren. Die Farbe der Blutes signalisiert die Verbundenheit mit dem Verbotenen – in Nathaniel Hawthornes gleichnamiger Novelle stigmatisiert „der Scharlachrote Buchstabe“ eine Ehebrecherin, und selbst die Apokalypse des Johannes hebt sein Symbol der Verworfenheit dadurch hervor, dass es sie in ein scharlachrotes Gewand hüllt.

Es ist also vielleicht nicht verwunderlich, dass Stan Lee und Jack Kirby, als sie im 3. Heft der ursprünglichen X-Men-Serie dem Superschurken Magneto in bewußter Parallelbildung zum Team von Professor Xavier eine Gruppe „Böser Mutanten“ hinzugesellten, dem einzigen weibliche Mitglied den Namen „Scharlachhexe“ (Scarlet Witch) verliehen. Wanda Maximoff hatte die Fähigkeit, durch eine bestimmte Geste Dinge zu „verhexen“ – eine eher vage Fähigkeit, die man heute so deuten würde, dass auf irgendeine Weise Wahrscheinlichkeiten manipuliert werden. Dinge geschahen, meist zum Schaden anderer.

Bei einem solchen Namen und solcher Gesellschaft würde man vielleicht eine Art Femme Fatale erwarten, einen Super-Sukkubus, einen erotischen Vampir. Aber tatsächlich war die Scharlachhexe ein eher spröder und keuscher Charakter, dessen einziger Bezugspunkt ihr ebenso spröder und kühler Bruder „Quecksilber“ Pietro Maximoff war. (Da Quecksilber das magische Metall des Merkur ist, ist es vielleicht nicht verwunderlich, dass dies einer der vielen superschnellen Speedster ist, die die grafische Literatur bevölkern.)

Es zeigt die Genialität von Lee und Kirby, dass die Figur der Scharlachhexe dennoch nicht die apokalyptische Perversion verkörperte, die man erwarten würde, sondern eine widerwillige Verbündete, die Magneto nur einer Ehrenschuld wegen beistand. Als Magneto von der Bildfläche verschwand, betrachteten die ungleichen Geschwister ihre Schuld beglichen und kehrten in ihr Heimatland irgendwo auf dem Balkan zurück, nur um einige Zeit später in das zweite Team der „Rächer“ aufgenommen zu werden, wo sie lange Jahre als vorbildliche Helden dienten, obwohl sie nie besonders prominent wurden.

Die Reformation bekam der Scharlachhexe gut – sie verlor ihre spitzen Augenbrauen und schrägen Augen, mit denen Kirby sie als Teil der exotischen Alten Welt Europas kennzeichnete, ihre Oberweite wuchs, und das eine oder andere Mal wurde sie als Plotpunkt missbraucht – irgendjemand musste ja das Alphaweibchen darstellen, um das sich die Alphamännchen balgen. Im Gegensatz zu anderen weiblichen Gestalten blieb die Hexe jedoch ganz unhexisch beherrscht, verlässlich und vielleicht ein bisschen prüde, weswegen man sie nach einiger Zeit eine Romanze mit einem Synthezoiden namens Vision erleben liess, einer künstlichen Lebensform. Keine schlechte Geschichte, so seltsam es klingt – beide Gestalten wurden dadurch ein wenig menschlicher. Gefühle sind eine tolle Sache.

Das Problem ist nur, dass das Bild der Scharlachroten Dame stärker ist als die Fabulierkunst des durchschnittlichen Geschichtenerzählers. Da war eine Hexe, weiblich, in Scharlach gekleidet, Besitzerin von unerklärlichen Kräften, die nicht zu beherrschen waren. Konnte dieses Urbild des Weiblich-Dämonischen etwa mit dem trägen Dasein von Ehefrau und Mutter zusammengebracht werden?

Seitdem ist die Figur der Scharlachhexe unzähligen Mutationen unterworfen worden. Körper, Geist und Seele wurden von dem jeweiligen Autoren nach seinen Bedürfnissen umgemodelt. Dass sie eine Zeit lang ein Kostüm trug, in dem sie aussah wie eine Kartenlegerin einmal beiseite gelassen. Manche Männer schienen sich scheinen sich der starken Faszination, die von diesem Bild ausgeht, kaum entziehen zu können. Immermehr wurde ein verbotener, irrationaler Aspekt verstärkt und ein geradliniger Charakter zu einem Zerrbild des Weiblichen verformt. Im Endeffekt eine über Jahrzehnte geduldete Vergewaltigung eines Charakters, dem fragwürdige Autoren Misstrauen und Verachtung entgegenbrachten.

Die letzte Stufen der Degradation blieb Wanda Maximoff glücklicherweise erspart. Sie wurde nicht geschändet und ermordet, wie andere Comicfrauen.

Stattdessen wurde sie wahnsinnig und zerstörte die Welt.