Samstag, 31. März 2007

Amadeus auf der Flusswelt (6)

Eine verspätete Fortsetzung von Nemed House: Amadeus auf der Flusswelt (5) unter Einbeziehung relevanter Suchbegriffe

Es sind erschütternde Bilder, die den gefallenen Pop-Engel einen Tag zeigen, bevor er den dritten Entzugsversuch in der Suchtklinik "Promises" startet: Als Amadeus mit dem Kopfe herumfuhr, sieht er den Indianer, das blanke Bowiemesser in der Hand, neben sich knieen. Die Worte desselben beweisen, dass er die Fährte richtig gelesen und höchst scharfsinnig beurteilt hat.

„Ganz ehrlich, ich mag ganz verschiedene Typen“, sagte er versonnen und spielte mit dem Messer vor Amadeus Perücke herum. „Jungenhafte Mädchen, mädchenhafte Jungs. Ich fühle mich feminin und maskulin. Ich besitze selbst das ruhelose Gemüt eines Mannes.“

Er hielt also nicht den abgewrackten Musiker für den Mörder. Das beruhigte diesen, und er antwortete: „Ich versteckte mich vor ihnen. Zwei sind fort, in die Prairie hinaus; der dritte warf die Leiche hier ab, und ich blieb stecken, weil ich nicht weiß, ob er fort ist oder nicht.“

„Er ist fort. Seine Spur führt durch den Busch und dann noch Osten. hat den besseren Routenplaner, auf jeden Fall mehr Durchblick als mein weißer Bruder hier.“ Die Rothaut schnüffelte am Boden, legte Grashalme um und nickte dann. „Ein fetter Bursche. Krass abgesaugt, Mann. Das dickste Kind der Welt, verdrückt mindestens 15 "Happy Meals" von McDonald’s pro Tag. Er hat dem Toten die geilen Bilder abgenommen, oder?“

„Ist er auch wirklich nicht mehr da?“

„Nur der große Manitou weiß alles; mein Auge kann nicht in dein Inneres dringen. Abgefuckter Bursche, dieser Killer. Sein Schweiss stinkt nach Silicon, 24 Stunden Power-Masturbieren auf Bilder von Britney Spears, Christina Aguilera, Paris Hilton und Ikea-Regalen. Hardcore. Ich habe alles über ihn in der BILD gelesen. In einem Kuhstall in Kleinhartmannsdorf kocht er tote Katzen aus. Aber sei ohne Sorge: Mein weißer Bruder und ich sind die einzigen lebenden Menschen, die sich hier befinden.“

Der freundliche Ton, in dem dies ausgesprochen wurden, bewies Amadeus, dass der Rote ihm wohlgesinnt sei und keinerlei Verdacht gegen ihn hege. „Es ist unfassbar, dass eine Mörderin in unserem Land die Chance hat, glücklich zu werden“, murmelte er und zog die Spritze auf. „Auch einen Hit, Häuptling?“, fragte er und bot der Rothaut das Flux-Serum an. „Glaub mir, in der nächsten Welt sieht alles besser aus. Da kennt jeder den edlen Weg von Bushido, Liebe und Aldi, und sabbern nicht die Tastatur voll, wenn sie hören: Hier die neuesten Topnews von Promis: Britney ohne Brüste! Paris benutzt Tampons von Chanel! Christina endlich ein Mann! Ikeas heisse Liebesnächte in St. Petersburg!“

Der Rote betrachtete den Weißen mit einem Blicke, welcher alles zu durchdringen schien, und sagte dann: „Geil auf den nächsten Klick, hugh?“

„Ja, genau so,“ nickte Amadeus.

„Nur der große Manitou weiß alles; mein Auge kann nicht in dein Inneres dringen. Könnte es das, so würdest du dich vielleicht vor mir schämen müssen; ich will schweigen; dein Gott mag dein Richter sein. Meine Hand richtet sich gegen die bösen Menschen, und mein Arm schützt jeden, der ein gutes Gewissen hat. Ich werde nach deiner Wunde sehen; noch notwendiger als das aber ist, zu erfahren, warum der Mörder euch die Bilder abgenommen hat. Kennst du mich?“

„Nein,“ antwortete Amadeus kleinlaut.

„Ich ein Häuptling der Apachen. Weißt du es?“

„Weiß ich was?“

Der Indianer antwortete nicht darauf. Er holte die Leiche aus dem Gebüsch und untersuchte die Taschen noch einmal. Der Tote bot einen gräßlichen Anblick, nicht etwa zufolge der Kugelwunde, sondern weil man sein Gesicht mit Messern kreuz und quer zerschnitten hatte, so daß es ganz unkenntlich geworden war. Die Taschen waren leer. Natürlich hatte man auch sein Gewehr mitgenommen.

Der Indianer blickte sinnend in das Weite; dann sagte er im Tone tiefster Überzeugung: „Wenn ich mein weißer Bruder wäre, wäre ich schon längst aus dieser Realität geflohen. Sie ist kaputt, abgefuckt, ausgelutscht, wechselt ihren Look jede Stunde. Wenn sie so weitermacht, droht sie zu explodieren. 24 Stunden Power-Masturbieren. Bizarre Stunden in Gefangenschaft. Kann schon sein, dass da jemand fotografiert oder angesprochen wurde, hugh?“

Und weiter im Text.

Donnerstag, 29. März 2007

Eine eher unbekannte Provinz Norddeutschlands

Heute vor 200 Jahren wurde - in Bremen - der erdähnliche Asteroid Vesta von Heinrich Olbers als vierter Himmelskörper dieser Art entdeckt. "Erdähnlich" heißt hier allerdings nicht viel, nur dass Vesta einen Eisen-Nickel-Kern hat wie die Erde. Vesta! Göttin von Heim und Herd! Wer bukolische Gartenlandschaften erwartet, wird wie ich enttäuscht werden. Noch enttäuschender ist, dass Vesta, obwohl als drittgrösster Asteroid von einiger Bedeutung und dann auch schon so lange bekannt, keine besondere Rolle im Cthulhu-Mythos zu spielen scheint. Also keine "Krebsmollusken von Vesta" oder ähnliches.
(Ein Armutszeugnis, das es schnell auszumerzen gilt.)

Des weiteren nehme ich hiermit im Namen der Geheimen Reichsregierung in Norddeutschland (GRiN) den Planetoiden Vesta in Besitz und verleihe ihm den Namen "
Neu-Bremen". Was meint ihr, wo ihr in 200 Jahren Marmor für meine Standbilder hacken könnt?

Dienstag, 27. März 2007

NEMED HOUSE by Spell with flickr


NEM is in AnimationDSCN5573D
H is for ASSH & cieOUScinÉma

Words from flickr Created by kastner

Fanboy :: Parallelbildungen

Weil es im deutschen Wikipediaeintrag nicht vorhanden ist, und ich somit wieder ein paar interessierte Leser auf meine Seite locken kann... har, har, har (satanisches Gelächter aus dem Off.)

Alan Moores viel gerühmte dekonstruktivistische Dystopie Watchmen wurde ursprünglich für DC Comics geschrieben - den "Supermanverlag", um es den Unwissenden einmal nahe zu bringen. Die Charaktere in Watchmen, wiewohl typisch für das Superheldengenre, stammen aber nicht dem historienreichen DC-Universum, sondern stellen eine eigene, in sich abgeschlossene kleine Welt dar, die sich unumgeschränkt Mr. Moores narrativem Imperativ beugen muss. Keine Kontinuität zu anderen DC-Erzeugnissen - ein souveränes neues Land.

Dennoch, und das muss betont werden, benötigte auch ein so vielschichtiges Werk wie Watchmen Historie und Kontinuität - Wurzeln. Was die meisten Leser wahrscheinlich nur billigend zur Kenntnis nehmen, stellt einen wichtigen Aspekt von Watchmen als Kommentar zum Genre und der Bedeutung des amerikanischen Comicbooks dar. Die Welt von Watchmen ist faszinierenderweise, obwohl sie wie festgestellt für sich absolut souverän und einzig ist, eine direkte - respektvolle und doch unheilschwangere Parallelbildung - zu anderen Universen.

Solche Parallelbildungen sind übrigens in der Comicbranche nicht unüblich. (Eine Übersicht über veröffentlichte Parallelbildungen findet sich z.B. bei Newsarama...) Sie eröffnen die Möglichkeit, inoffizielle Crossover mit anderen Serien (vielleicht sogar von anderen Verlagen) zu inszenieren, ohne so lästige Dinge wie Copyrights oder andere Rechte berücksichtigen zu müssen.

Der erste und vielleicht schönste Fall wurde von Roy Thomas in einem alten Heft der Rächer (Avengers) erfunden, die auf eine Parallelwelt versetzt wurden, in der sie auf leicht erkennbare Parallelgestalten der Justice League of America trafen - die Squadron Supreme. (Diese Geschichte diente übrigens auch als Inspiration für eine der besten Folgen der hervorragenden Justice League-Zeichentrickserie. Der Doppelteiler "Legends" ist sogar doppelt ironisch, weil die Parallelbildungen sich auf eine ebenfalls DC gehörende Gruppe von Charakteren beziehen, den Vorläufern der Justice League: Die Justice Society. Merkwürdige rechtliche Probleme machten es tatsächlich notwendig, dass DC seine eigenen Charaktere neu erfinden musste!)

Und nun zu den Parallelbildungen von Watchmen: Ursprünglich verwendete Moore die Charaktere auf den Figuren des MLJ Verlages (heute: Archie) als Basis für seine Geschichte, wechselte dann jedoch dazu über, die gerade von DC (anscheinend) erworbenen Rechte an den Charakteren des Charlton Verlages als Hintergrund zu benutzen. Da man sich bei DC jedoch unsicher war, ob nach Veröffentlichung eines so kontroversen Werkes wie Watchmen diese Figuren in Zukunft noch zu vermarkten seien, entschied man sich schließlich, die Figuren zu Parallelbildungen umzuwandeln - was Moore natürlich noch mehr Möglichkeit gab, mit der Kontinuität und den Figuren zu spielen. Dennoch kann man die Hauptfiguren von Watchmen leicht ihren Vorbildern zuordnen:

  • So basiert The Comedian (Edward Blake) auf dem militaristischen Charlton-Charakter Peacemaker. [Der Mann, der den Frieden so sehr liebt, dass er für ihn in den Krieg zieht...]
  • Doctor Manhattan (Jon Osterman) ist eine direkte Parallelbildung zu Captain Atom, komplett mit der berühmten Szene mit dem Panzer.
  • Parallel auch seine Beziehung zur Figur Silk Spectres (Sally Jupiter and Laurie Juspeczyk) bzw. Nightshade.
  • Der Charakter Nite Owl (Golden Age: Hollis Mason, Silver Age: Dan Dreiberg) basiert auf Blue Beetle. Der Blue Beetle von Charlton (Ted Kord) war die neue Version eines in den 40ern sehr beliebten Comic- und Radiohelden (Dan Garrett). Inzwischen hat man sich bei DC Mr. Kords durch einen Kopfschuss entledigt und ihn durch eine dritte Inkarnation ersetzt.
  • Der geniale Ozymandias (Adrian Veidt) steht für Peter Cannon, Thunderbolt, den Mann mit den vielen Talenten,
  • während Rorschach (Walter Kovacs) seiner Inspiration The Question sogar recht ähnlich sieht. [Ein ironischer Dreh war Jahre später eine Ausgabe des neuen Question-Magazines, in der Question eine Ausgabe von Watchmen ließ und versuchte, Rorschach zu kopieren... mit unrühmlichen Ergebnissen.] Ähnlich wie Blue Beetle ist auch The Question von DC anscheinend durch eine neue Version ersetzt worden.
  • Ein letzter Rest der ursprünglichen MLJ-Konzeption ist der Charakter Hooded Justice, der auf einem alten Helden namens Hangman basiert.
Man kann sich streiten, ob es sich bei solchen Parallelbildungen um Homagen oder Parodien handelt, im besten Fall handelt es sich um ein legitimes Mittel eines Autoren, auch aus dem Off respektvoll oder taktlos bestimmte Geschichten oder Charaktere zu kommentieren.

Arullu :: In der Tiefe

"Dies war der schwarze Abgrund, auf den die Wissenschaft einer Million Jahre einst die Fundamente der Türme von Polaris gegründet hatte. Dies war die Finsternis, die am Boden der Museumsschächte lag, in denen die gesamte Geschichte der Menschheit gesammelt worden war, ihre Triumphe und Katastrophen, die Siegel der Apokalypse und die Techniken der Ekstase. Die stummen Formen der Gottmaschinen waren in den unsichtbaren Wänden verborgen, die die Leere definierten, ein schwaches Vibrieren, das nur die Empfindsamsten erahnen konnten. Vor dem Weltenbrand, vor den tausend Sintfluten hatte dieser Abgrund bestanden, vor dem Raum, vor der Zeit, wie Menschen sie verstanden. Was hier bestehen konnte, so wurde es Thena bewusst, als sie sich vorsichtig durch die Finsternis tastete, hatte den Bereich des Irdischen verlassen und näherte sich der Welt des Archetypischen."
Xowóstoron

Einer der Absätze, die ich heute an der Arullu-Story "Xowóstoron" geschrieben habe. Ich bin immer noch dabei, diese Geschichte umzuarbeiten, die langsam zu einer Kurznovelle mutiert ist. Das kommt natürlich auch davon, weil so viele gute Ideen & Bilder - unter anderem aus diesem Blog - durch meine wirren Gedanken wandern. Man sieht, es geht voran - aber laaangsaam.

Montag, 26. März 2007

Guten Morgen, Mexé!

Vor einiger Zeit hatte ich als Material für die sogenannten Haimeergeschichten etwas Material über eine Dame namens Huixtocihuatl gesammelt, der älteren Schwester des Regengottes Tlaloc, Göttin des Salzes und des Salzwassers. Nahuatl ist eine faszinierende Sprache... soviele Konsonanten...

Ich starre auf den flimmernden Bildschirm...
Was wollte ich gerade noch machen?
Hinter mir singt mein Sohn vor sich hin, der Stress war wohl zu viel für ihn.
Und derweil ich auf die Zeit warte, schieben meine Finger ohne es mich merken zu lassen die Buchstaben hin und her. Kryptisches Cut and paste... Anagramme aus Arullu...

Ich schiebe die Buchstaben herum - vielleicht ergeben sich ja nette Namen, die man als Hintergrundmaterial in die Story einstreuen kann. HUIXTOCIHUATL... So viele Möglichkeiten, und alles klingt so, als ob es keine irdische Zunge aussprechen kann...

OIHUXIHTUCATL und UIHUTHOXICATL fangen sanft mit einem Vokal an und enden beide auf einem mittelamerikatypischen -ATL. Obwohl die Mittelsilben, XIHTU und THOXI fast attraktiver klingen. CHTAUHLITUOXI und TAXTLIUHUICHO enden auf gefälligen Lauten, nachdem man sich am Anfang des Wortes die Zunge verknotet hat.
CHTHAULI
?
War das nicht dieser bekannte britische Okkultschriftsteller Anfang des letzten Jahrhunderts?

CTHULHUTAIOXI...
CTHULHU TAIOXI?
Heilige Scheisse, jetzt bin ich wach.

Samstag, 24. März 2007

Daylight Saving Time

...auch "Sommerzeit" genannt, steht vor der Tür. Das heisst, dass man heute abend am besten noch früher ins Bett geht, da heute Nacht einem wieder eine Stunde geklaut wird und die Kinder morgen dem Ziffernblatt nach noch früher an der Bettdecke zerren.
Bislang dachte ich immer, die Sommerzeit wäre wieder eine dieser Schnapsideen der Nazis gewesen, dem Volksgenossen das Leben noch mehr zu versauen. Überraschung, Überraschung. Als erster scheint tatsächlich der olle Benjamin Franklin (eripuit coelo fulmen, sceptrumque tyrannis) darüber nachgedacht zu haben.
Ich bin ein wenig versöhnt.
Trotzdem eine Schweinerei, oder?

Bereit fürs 21. Jahrhundert...

...das wohl ultimative Geburtstagsgeschenk für latent aggressive Nerds: Der Goliathon 83 Infinity Beam Projector, eine im charmanten Retro-Design hergestellte Strahlenwaffe in streng limitierter Auflage. Für schlappe 690$ kommt er daher, in einem geschmackvollen Köfferchen.

Einfach mal mitnehmen, und schauen was passiert, wenn man das Köfferchen in der S-Bahn öffnet und den Inhalt entnimmt, derweil man seinen MP3-Player hochdreht und so kryptische Dinge murmelt wie: "Befehl erhalten", "Objekt gesichtet" und "Bereit für totale Extermination"...

Der Goliathon 83 Infinity Beam Projector ist ein Produkt in der Reihe "The Rayguns: Dr. Grordbort's Infallible Aether Oscillators", drei Repliken antiker SF-Waffen, die von der Firma Weta herausgegeben werden. Material: Metall und Glas, Gewicht ca. 3,5 Kilo.

Freitag, 23. März 2007

Der Löwe von Sparta, reloaded

»Wanderer, kommst Du nach Sparta, verkündige dorten, Du habest uns hier liegen gesehen, wie das Gesetz es befahl.«
Sicherlich werden die meisten klar denkenden Menschen schon bald anfangen, Frank Millers Umdichtung der Schlacht bei den Thermopylen, 300, bei der 300 Spartaner unter der Führung ihres (Zweit-)königs Leonidas I. etwa 20.000 Perser töten konnten (!) als faschistoide, machohafte, gewaltverherrlichende, homophobe Geschichtsklitterung oder plumpen Americaagitprop zu analysieren. Vielleicht nicht zu unrecht, macht es die grafische Natur von Millers Vorlage, sagen wir mal Schwarz-Weiß-Malerei doch eher leicht. 300 war schliesslich zuerst ein Comic, und wie man aus Sin City weiss, ist Frank Miller weder zartbesaitet noch besonders subtil in seinem Ausdruck. Auch ist 300 kein Abbild historischer Wirklichkeit (es waren nicht nur Spartaner bei den Thermopylen, und auch mehr als 300), sondern vor allem eine Illustration einer fast symbolhaften Legende.

Wir haben also auf der einen Seite die hellhäutigen, freiheitsliebenden, heldenhaften, soldatischen, lebensverachtenden Spartaner, die gegen eine Million (!) Piercing-Freaks, Perverse, Mutanten und sonstige Degenerierte mit meist dunkler Hautfarbe steht. (Das klingt tatsächlich wenn man es hinschreibt noch schlimmer, als ich es gerade noch gedacht habe...) Mit den historischen Persern haben diese Mutationen allerdings nichts zu tun, die als indoeuropäischer Stamm mit den Griechen wahrscheinlich enger verwandt waren als mit ihren übrigen Nachbaren.

Miller ist nicht dumm - es geht ihm nicht um ein Abbild historischer Wirklichkeit. Es ist epische Schwarz-Weiß-Malerei, vielleicht, aber daran hat sich im "Herren der Ringe" auch niemand gestört. 300 wurde das erste Mal lange vor 9/11 veröffentlicht, hierhinein nun Parallelen zum Terrorkrieg der USA hineinzuinterpretieren, führt ein wenig am Thema vorbei. Immerhin wäre das Persische Imperium der 300 eher parallel den USA des 21. Jahrhundert als zu ihren Gegnern.

Es ist vielleicht amerikanischer Agitprop, vor allem aber zu altertümlichen Vorstellungen, was "Amerika" bedeutet. Der Freiheitskampf einer kleinen Schar gegen eine überlegene Übermacht... so wie im Unabhängigkeitskrieg gegen das Britische Empire sich die junge Nation erst selbst definiert hat.

Das macht die Propaganda vielleicht nicht subtiler, trifft aber auf eine eigenartige Weise auch einen Nerv bei nicht so patriotisch gesinnten Menschen wie Herrn Miller.

Ein leichter Schauder lässt sich fast nicht vermeiden, schaut man sich z.B. den Trailer auf der offiziellen Website von 300 an. Hmmm, wenn man jetzt noch bedenkt, dass selbst der deutsche GröFaZ als eine seiner tolldreisten Ideen mit dem Gedanken spielte, eine Selbstmordschwadron namens "Leonidas" aufzustellen, werden sicherlich in Kürze wieder einmal unangenehme Diskussionen ausbrechen, die Kunst und Politik vermischen.


Original-Posting im Sanctum

Rorshach Osterei

Irgendjemand mit besonders scharfen Augen oder der irritierenden Angewohnheit, Filme Bild für Bild durchzuschauen, hat in einem erweiterten Trailer für Frank Millers 300 eine Art Osterei gefunden, das darauf hindeutet, dass der lang erwartete (und vielleicht unmögliche) Film auf der Basis von Alan Moores kontroversem dekonstruktivistischen Superheldenepos Watchmen vielleicht doch näher ist, als man bislang angenommen hatte. So wie es aussieht, hat der Regisseur von 300, Zack Snyder, einen kleinen Appetitanreger auf sein nächstes Prohjekt in dem Trailer versteckt.
Heilige Scheisse, es ist Rorshach!

Donnerstag, 22. März 2007

NH Online :: Bilder & Zeichen

Auf dem Weblog von 4-tens.de kann man die wundersame Fernwirkung des letzte Woche vorgestellten Lovecraft-Plakates bewundern. Der abgebildete Betrachter auf jeden Fall wirkt, vielleicht auch unter dem Einfluss magyarischen Starkbiers in seiner Hand, auf jeden Fall sehr angeweirdet. Auf 4-tens.de kann man auch das andere sehr gelungene Plakat bestaunen, das ebenfalls für die Veranstaltung entworfen wurde. Einen ehrlichen Heimwerkergruss zurück an die Macher!


Im Zusammenhang mit dem erschröcklichen (erschröcklich schlecht motivierten) Tod von Captain America (der Berichterstatter weinte bereits vor Tagen!) hat Jackpotbaby.de einen alten Artikel von Nemedhouse über "unmögliche Helden" geplündert bzw. zu Recherchezwecken herangezogen. Man sieht, man weiss nie, wozu sowas gut ist, wenn man über vollkommen irrelevante Pop-Trivialitäten schreibt... vielleicht ist es Monate später relevant und hilft jemand anderem über den Vormittag!

Montag, 19. März 2007

Mythos :: Alan Moores Yuggothkulturen

Eine fast bedrohliche Art von Synchronizität: "Yuggoth Cultures and Other Growths features tons of Alan's classic short sequential comic book stories that have been long out of print, stories that have never before been seen and special developmental sections with original script pages and comments from Alan and the creators. This massive volume also has an extensive interview with Moore as he discusses "Yuggoth Cultures", the stories inside and some of the amazing tales the lead to their creation as well as the real magic behind the works." (Amazon.de)
Erscheinungsdatum: 31. März 2007
Für Einzelheiten zu den Einzelheften, in denen Alan Moores cthulhoide Ausflüge und Meditationen ursprünglich erschienen sind, siehe die Webseite von Avatar Press selbst.

Mythos :: Das Siegel von Yuggoth

Wer hätte schon gedacht, dass man die Prinzipien postmoderner Sigillenmagie auch auf die Horrorfiguren des frühen 20. Jahrhunderts anwenden kann? (Ich natürlich... das war eine rein rhetorische Frage, aber selbst ich bin immer wieder entzückt wie das eine das andere ergänzen kann...)

Yuggoth, ein dunkler Planet am Rande des Sonnensystemes - von Pilzen befallen, wie in der letzten Woche ausschweifend dokumentiert - ist neben dem Grossen Cthulhu eine der einprägsamsten Erfindungen H.P.Lovecrafts, und mindestens ebenso symbolhaft. In den letzten Jahrzehnten hörte man viel von "transyuggothischen Entitäten" und ähnlichem Geschwaller - ein weiterer Fall von Pop Media Magick - warum also nicht ein bisschen zusätzlichen Jazz dazugeben? Hier also das Siegel von Yuggoth, erstmals veröffentlicht auf meinem Plakat für Lovecraft - You Goth!

Sonntag, 18. März 2007

Ein Tribut an Robert 1603

Southbank Centre, Queen Elisabeth Hall: Heute abend sind wir hip! Im sonnigen England tritt die Band Coldcut (?) am heutigen Abend an, um des grossartigen diskordischen Philosophen Robert Anton Wilson zu gedenken. Spezieller Gast: Alan Moore! Einfach um das einmal zu schreiben, gedenke ich einer kulturellen Veranstaltung, zu der ich weder Karten habe, noch hingehen könnte - während sie sich ereignet. Robert 1603 wäre stolz auf euch, meine kleinen Mescaleros. (Reicht das an Diskordianismus?) Fnord!

Mythos :: Das Crossover!

Um unsere einwöchige Homage an H.P. Lovecraft und den Mythos des 20. Jahrhunderts mit einer eher humoristischen Note zu beenden:

Captain Cthulhu!

(Das ultimative Crossover! Bild nach einem der herzigen Plüsch-Cthulhus der Firma ToyVault.)

Reading Robert :: Rassenwahn

The Children of the Night Text HTML Mit Missvergnügen habe ich diese Geschichte abgebucht. Während sie hier schon länger herumliegt, bin ich tatsächlich erst beim Durchstöbern meiner Lexika über sie gestolpert, da in ihr einige Bezüge zum „Mythos“ auftauchen.

Es ist tatsächlich offensichtlich, warum diese Geschichte in den deutschen Ausgaben von Howard nicht erschienen sind. Gut, es ist hübsch zu lesen, dass Robert die alten Pikten nie vergessen hat und auch in Geschichten aus der Jetztzeit hübsch zu schwadronieren weiß vom „Kult von Bran“, der Figur des Dunklen Mannes, Bran Mak Morn, die irgendwo aufbewahrt wird und von den letzten Nachkommen der Pikten, die darauf warten, dass diese Statue zum Leben erwacht und sie zu neuem Ruhm führt. Es ist auch nett, John Kirowan wieder zu sehen, den Helden manch anderer okkulten Story von Howard.

Aber die eigentliche Handlung der Story? Wieder einmal ist der Plot Rassenerinnerung oder so. Während dies in den Jamie Alison-Geschichten, in denen ein „Krüppel“ von seinen vergangenen Inkarnationen träumt, angenehm zu lesen ist, ist „Children of the Night“ fast unerträglich, denn aus der Rassenerinnerung reckt stumpfer Rassismus das Haupt. Ein Schlag auf den Kopf – ganz unironisch – weckt die Erinnerung an den angeborenen Mordtrieb des „Ariers“, der daraufhin sogar in der Jetztzeit den letzten Nachkommen jener „Kinder der Nacht“ – hypothetischer mongoloider Ureinwohner Britanniens – umbringen will.

Realistisch betrachtet - aber leider fehlt wie gesagt die Ironie - klingt es eher so, als ob der Erzähler bei dem Schlag auf den Kopf einen schweren Schaden davongetragen hat. Insgesamt eine eher unlesbare Geschichte, in der Howard recht unelegant einige seiner ewigen Themen auf fast verbissene Weise zusammengehämmert hat. Ob so etwas in den 30ern lesbarer war?

Fungi from Yuggoth :: Sonnette XXXI-XXXVI


XXXI. The Dweller

It had been old when Babylon was new;
None knows how long it slept beneath that mound,
Where in the end our questing shovels found
Its granite blocks and brought it back to view.
There were vast pavements and foundation-walls,
And crumbling slabs and statues, carved to shew
Fantastic beings of some long ago
Past anything the world of man recalls.

And then we saw those stone steps leading down
Through a choked gate of graven dolomite
To some black haven of eternal night
Where elder signs and primal secrets frown.
We cleared a path - but raced in mad retreat
When from below we heard those clumping feet.

XXXII. Alienation

His solid flesh had never been away,
For each dawn found him in his usual place,
But every night his spirit loved to race
Through gulfs and worlds remote from common day.
He had seen Yaddith, yet retained his mind,
And come back safely from the Ghooric zone,
When one still night across curved space was thrown
That beckoning piping from the voids behind.

He waked that morning as an older man,
And nothing since has looked the same to him.
Objects around float nebulous and dim -
False, phantom trifles of some vaster plan.
His folk and friends are now an alien throng
To which he struggles vainly to belong.

XXXIII. Harbour Whistles

Over old roofs and past decaying spires
The harbour whistles chant all through the night;
Throats from strange ports, and beaches far and white,
And fabulous oceans, ranged in motley choirs.
Each to the other alien and unknown,
Yet all, by some obscurely focussed force
From brooding gulfs beyond the Zodiac's course,
Fused into one mysterious cosmic drone.

Through shadowy dreams they send a marching line
Of still more shadowy shapes and hints and views;
Echoes from outer voids, and subtle clues
To things which they themselves cannot define.
And always in that chorus, faintly blent,
We catch some notes no earth-ship ever sent.

XXXIV. Recapture

The way led down a dark, half-wooded heath
Where moss-grey boulders humped above the mould,
And curious drops, disquieting and cold,
Sprayed up from unseen streams in gulfs beneath.
There was no wind, nor any trace of sound
In puzzling shrub, or alien-featured tree,
Nor any view before - till suddenly,
Straight in my path, I saw a monstrous mound.

Half to the sky those steep sides loomed upspread,
Rank-grassed, and cluttered by a crumbling flight
Of lava stairs that scaled the fear-topped height
In steps too vast for any human tread.
I shrieked - and knew what primal star and year
Had sucked me back from man's dream-transient sphere!

XXXV. Evening Star

I saw it from that hidden, silent place
Where the old wood half shuts the meadow in.
It shone through all the sunset's glories - thin
At first, but with a slowly brightening face.
Night came, and that lone beacon, amber-hued,
Beat on my sight as never it did of old;
The evening star - but grown a thousandfold
More haunting in this hush and solitude.

It traced strange pictures on the quivering air -
Half-memories that had always filled my eyes -
Vast towers and gardens; curious seas and skies
Of some dim life - I never could tell where.
But now I knew that through the cosmic dome
Those rays were calling from my far, lost home.

XXXVI. Continuity

There is in certain ancient things a trace
Of some dim essence - more than form or weight;
A tenuous aether, indeterminate,
Yet linked with all the laws of time and space.
A faint, veiled sign of continuities
That outward eyes can never quite descry;
Of locked dimensions harbouring years gone by,
And out of reach except for hidden keys.

It moves me most when slanting sunbeams glow
On old farm buildings set against a hill,
And paint with life the shapes which linger still
From centuries less a dream than this we know.
In that strange light I feel I am not far
From the fixt mass whose sides the ages are.


Fungi from Yuggoth by H. P. Lovecraft
, geschrieben in den Jahren 1929-30

Mythos: Schrecken der Erde


Ein Zitat aus dem Necronomicon (nein, wirklich!)
Many and multiform are the dim horrors of Earth, infesting her ways from the prime. They sleep beneath the unturned stone; they rise with the tree from its roots; they move beneath the sea and in subterranean places; they dwell in the inmost adyta; they emerge betimes from the shutten sepulcher of haughty bronze and the low grave that is sealed with clay. There be some that are long known to man, and others as yet unknown that abide the terrible latter days of their revealing. Those which are the most dreadful and the loathliest of all are haply still to be declared. But among those that have revealed themselves afore time and have made manifest their veritable presence, there is one which may not openly be named for its exceeding foulness. It is that spawn which the hidden dweller in the vaults has begotten upon mortality.
The Nameless Offspring, Clark Ashton Smith

Samstag, 17. März 2007

Fungi from Yuggoth :: Sonnette XXV-XXX


XXV. St. Toad's

"Beware St. Toad's cracked chimes!" I heard him scream
As I plunged into those mad lanes that wind
In labyrinths obscure and undefined
South of the river where old centuries dream.
He was a furtive figure, bent and ragged,
And in a flash had staggered out of sight,
So still I burrowed onward in the night
Toward where more roof-lines rose, malign and jagged.

No guide-book told of what was lurking here -
But now I heard another old man shriek:
"Beware St.Toad's cracked chimes!" And growing weak,
I paused, when a third greybeard croaked in fear:
"Beware St. Toad's cracked chimes!" Aghast, I fled -
Till suddenly that black spire loomed ahead.

XXVI. The Familiars

John Whateley lived about a mile from town,
Up where the hills begin to huddle thick;
We never thought his wits were very quick,
Seeing the way he let his farm run down.
He used to waste his time on some queer books
He'd found around the attic of his place,
Till funny lines got creased into his face,
And folks all said they didn't like his looks.

When he began those night-howls we declared
He'd better be locked up away from harm,
So three men from the Aylesbury town farm
Went for him - but came back alone and scared.
They'd found him talking to two crouching things
That at their step flew off on great black wings.

XXVII. The Elder Pharos

From Leng, where rocky peaks climb bleak and bare
Under cold stars obscure to human sight,
There shoots at dusk a single beam of light
Whose far blue rays make shepherds whine in prayer.
They say (though none has been there) that it comes
Out of a pharos in a tower of stone,
Where the last Elder One lives on alone,
Talking to Chaos with the beat of drums.

The Thing, they whisper, wears a silken mask
Of yellow, whose queer folds appear to hide
A face not of this earth, though none dares ask
Just what those features are, which bulge inside.
Many, in man's first youth, sought out that glow,
But what they found, no one will ever know.

XXVIII. Expectancy

I cannot tell why some things hold for me
A sense of unplumbed marvels to befall,
Or of a rift in the horizon's wall
Opening to worlds where only gods can be.
There is a breathless, vague expectancy,
As of vast ancient pomps I half recall,
Or wild adventures, uncorporeal,
Ecstasy-fraught, and as a day-dream free.

It is in sunsets and strange city spires,
Old villages and woods and misty downs,
South winds, the sea, low hills, and lighted towns,
Old gardens, half-heard songs, and the moon's fires.
But though its lure alone makes life worth living,
None gains or guesses what it hints at giving.

XXIX. Nostalgia

Once every year, in autumn's wistful glow,
The birds fly out over an ocean waste,
Calling and chattering in a joyous haste
To reach some land their inner memories know.
Great terraced gardens where bright blossoms blow,
And lines of mangoes luscious to the taste,
And temple-groves with branches interlaced
Over cool paths - all these their vague dreams shew.

They search the sea for marks of their old shore -
For the tall city, white and turreted -
But only empty waters stretch ahead,
So that at last they turn away once more.
Yet sunken deep where alien polyps throng,
The old towers miss their lost, remembered song.


Fungi from Yuggoth by H. P. Lovecraft
, geschrieben in den Jahren 1929-30

Freitag, 16. März 2007

Fungi from Yuggoth :: Sonnette XIX-XXIV


XIX. The Bells

Year after year I heard that faint, far ringing
Of deep-toned bells on the black midnight wind;
Peals from no steeple I could ever find,
But strange, as if across some great void winging.
I searched my dreams and memories for a clue,
And thought of all the chimes my visions carried;
Of quiet Innsmouth, where the white gulls tarried
Around an ancient spire that once I knew.

Always perplexed I heard those far notes falling,
Till one March night the bleak rain splashing cold
Beckoned me back through gateways of recalling
To elder towers where the mad clappers tolled.
They tolled - but from the sunless tides that pour
Through sunken valleys on the sea's dead floor.

XX. Night-Gaunts

Out of what crypt they crawl, I cannot tell,
But every night I see the rubbery things,
Black, horned, and slender, with membraneous wings,
And tails that bear the bifid barb of hell.
They come in legions on the north wind's swell,
With obscene clutch that titillates and stings,
Snatching me off on monstrous voyagings
To grey worlds hidden deep in nightmare's well.

Over the jagged peaks of Thok they sweep,
Heedless of all the cries I try to make,
And down the nether pits to that foul lake
Where the puffed shoggoths splash in doubtful sleep.
But oh! If only they would make some sound,
Or wear a face where faces should be found!

XXI. Nyarlathotep

And at the last from inner Egypt came
The strange dark One to whom the fellahs bowed;
Silent and lean and cryptically proud,
And wrapped in fabrics red as sunset flame.
Throngs pressed around, frantic for his commands,
But leaving, could not tell what they had heard;
While through the nations spread the awestruck word
That wild beasts followed him and licked his hands.

Soon from the sea a noxious birth began;
Forgotten lands with weedy spires of gold;
The ground was cleft, and mad auroras rolled
Down on the quaking citadels of man.
Then, crushing what he chanced to mould in play,
The idiot Chaos blew Earth's dust away.

XXII. Azathoth

Out in the mindless void the daemon bore me,
Past the bright clusters of dimensioned space,
Till neither time nor matter stretched before me,
But only Chaos, without form or place.
Here the vast Lord of All in darkness muttered
Things he had dreamed but could not understand,
While near him shapeless bat-things flopped and fluttered
In idiot vortices that ray-streams fanned.

They danced insanely to the high, thin whining
Of a cracked flute clutched in a monstrous paw,
Whence flow the aimless waves whose chance combining
Gives each frail cosmos its eternal law.
"I am His Messenger," the daemon said,
As in contempt he struck his Master's head.

XXIII. Mirage

I do not know if ever it existed -
That lost world floating dimly on Time's stream -
And yet I see it often, violet-misted,
And shimmering at the back of some vague dream.
There were strange towers and curious lapping rivers,
Labyrinths of wonder, and low vaults of light,
And bough-crossed skies of flame, like that which quivers
Wistfully just before a winter's night.

Great moors led off to sedgy shores unpeopled,
Where vast birds wheeled, while on a windswept hill
There was a village, ancient and white-steepled,
With evening chimes for which I listen still.
I do not know what land it is - or dare
Ask when or why I was, or will be, there.

XXIV. The Canal

Somewhere in dream there is an evil place
Where tall, deserted buildings crowd along
A deep, black, narrow channel, reeking strong
Of frightful things whence oily currents race.
Lanes with old walls half meeting overhead
Wind off to streets one may or may not know,
And feeble moonlight sheds a spectral glow
Over long rows of windows, dark and dead.

There are no footfalls, and the one soft sound
Is of the oily water as it glides
Under stone bridges, and along the sides
Of its deep flume, to some vague ocean bound.
None lives to tell when that stream washed away
Its dream-lost region from the world of clay.


Fungi from Yuggoth by H. P. Lovecraft
, geschrieben in den Jahren 1929-30

Fungi from Yuggoth :: Booklet


In den Jahren 1929-1930 verfasste H.P.Lovecraft einen Sonnett-Zyklus mit dem eigentümlichen Titel "Fungi from Yuggoth" (Pilze vom Yuggoth), eine kontinuierliche Erzählung in der Ich-Perspektive, in der der Erzähler aus seiner gewohnten Neuengland-Umgebung langsam in die traumartigen, grotesken Welten Yuggoths und der abscheulichen Weltraumwesen Mi-Go entrückt wird.

"Fungi" gehört im deutschsprachigen Raum zu den eher unbekannten Werken Lovecrafts, da die wohlfeilen Verse des Meisters des Unheimlichen nur schwerlich adäquat übersetzt werden können. Man sollte sie auch besser im Original lesen. Nachts... bei Kerzenschein... und einer Flasche Absinth...

Als besonderes Angebot habe ich den gesamten Sonnett-Zyklus in einem ansprechend gesetzten Booklets im Pdf-Format gesammelt, (24 Seiten in englischer Sprache, mit s/w-Grafiken), die ab sofort in der Internet-Community "My-Event-Horizon" als Download zur Verfügung steht.

Folgen Sie bitte diesem Link >>>

Die Papierkiller



Papier... die deutsche Form der Nilstaude Papyros...
Buch... von Buche... Buchstaben sind Buchenstäbe, in die Zeichen geritzt wurden...
Alle diese Namen deuten daraufhin, dass Papier auch heute noch vor allem aus Zellulose besteht, eine faserartige Substanz mit der angenäherten chemischen Formel (C6H10O5)n - mit anderen Worten ein Polysacharid der Kohlenhydrate. Die häufigste organische Verbindung der Welt, aus der fast alle Zellwände von Pflanzen und Hölzern bestehen.
Die Hardcopy ist nichts anderes als ein Baum.

Und was macht man mit Bäumen?
NBIO: Die traditionelle Papierherstellung geht bei der Erzeugung der Papierpulpe von einem Kochen der Holzschnitzel in einer chemischen Lösung aus. Das schonende, biotechnologische Verfahren nützt Enzyme (Behandlung des Holzes durch einen Pilz), um das Lignin zu zersetzen und die Holzzellwände zu zerstören. Dabei lassen sich bei einer nachgeschalteten mechanischen Weiterverarbeitung ca. 30-40 % des Energiebedarfs einsparen; bei einem nachgeschalteten chemischen Prozess können 30 % mehr Lignin entfernt werden und eine nachgeschaltete Chlorbleiche kommt mit wesentlich geringeren Mengen aus.
Nun warnen die Freunde des Reetdaches (wohl zu Recht) vor diesen "Killerpilzen". Natürlich, niemand kann Pilze und ihre gigantischen Sporenmengen einsperren. Sie sitzen irgendwo da draussen, unsichtbare Myriaden und warten darauf, zu fressen... zu spalten... zu zerstören...

Ich bin wegen der Reetdächer nicht so sehr besorgt. Reet ist nur dünnes Holz. Was aber ist mit anderen Formen von Zellulose... noch dünnerem Holz... Papier?
Schon wird die Phantasie erhitzt von der Vorstellung semiotischer Terroristen, die im Schutze der Nacht Amphoren mit Killerpilzkulturen in den Staatsbibliotheken freisetzen.
Hundert Meter Kolonialakten, die sich in roten Staub verwandeln...
Zerfressene Kopien der Erstausgabe des Werther, deren zerfressene Seiten & Worte neue, erschreckende Sinnzusammenhänge offenbaren...

Meine Damen und Herren, ich fürchte den Tod der Typographie...

Mythos :: Der Hyperborea-Zyklus


Eine andere – aber nach der Nomenklatur ebenso valide – Form der Erklärung findet sich in der vorwissenschaftlichen Sprache einer pseudohomerischen Theogonie oder Stammfolge eines Göttergeschlechtes unter dem Titel „Der Stammbaum der Götter“ im Nachlass von Clark Ashton Smith, der seine Aufzeichnungen hier auf einem Pergament des hyperboräischen Propheten Pnom basiert. Während die Mythen des 20. Jahrhunderts bemüht waren, die außerkosmische Infiltration unserer Wissenschaft in einen naturwissenschaftlichen, astrophysikalischen oder relativistischen Kontext zu stellen, benutzt Pnom die grundlegende Vorstellung von Familie, um diese Phänomene zu ordnen. Dieses andere Paradigma gewährt ungewohnte Einsichten in die Mechanik der den Mythenzyklen zugrunde liegende Phänomene – Einsichten, die unangenehm nahe gehen, ohne auf philosophische Realitätskonstrukte zurückgreifen zu müssen.

Der Uranfang, Azathoth, das Nukleare Chaos, ungezeugt und ungeboren, gesichts- und geschlechtslos, erschuf die erste Generation der Grossen Alten durch Kernspaltung, doch als sein Nachwuchs die Äußeren Planeten betrat, nahmen sie androgyne oder bisexuelle Eigenschaften an. Unter diesen ersten Wesenheiten war Cxaxukluth, ein eingeschlechtliches oder androgynes Wesen, das aus sich selbst die ersten deutlich einem einzigen Geschlecht zuordenbaren Wesen erschuf, so Hziulquoigmnzhah und Ghisguth. (Einer Theorie des Pergamentes von Pnom gehörte auch der Grosse Cthulhu dieser Generation der Grossen Alten an.)

Hier scheint ein generationsbedingter Trend hin zu wachsender biologischer Komplexität zugrunde zu liegen, der erst in der Einheirat dieser Linie in die ersten halbmenschliche Bevölkerung der Erde ein Ende finden sollte – ein Anpassungssyndrom. Dies bedeutet auch, dass was wir als die Grossen Alten kennen, nichts anderes als die Nachkommen und Spiegelungen der Fleischgewänder sind, die diese praeterdimensionalen Wesenheiten annehmen mussten, um mit den Wesen dieser Dimensionen zu interagieren. Die wirkliche Natur der Grossen Alten liegt im Dunkeln, da nicht dieser Dimension zugehörig. Dies mag auch eine Erklärung für die chimärenhaften Formen sein, in denen die der irdischen Dimension weiter entfernteren Grossen Alten Gestalt anzunehmen versuchen. Je weiter der irdischen Bühne entrückt sie sind, desto abstrakter sind für sie die Biologie und Naturgesetze dieser Welt.

Der Legende nach weilten Hziulquoigmnzhah mit seinen Verwandten auf dem Planeten Yuggoth am Rande des Universums, bevor sie sich den kannibalistischen Nachstellungen Cxaxukluths durch Flucht entziehen mussten. Der Legende nach führte die Auswanderung die Grossen Alten über das System von Xoth. Aus dem dunklen Stern Xoth war ein Wesen namens Ycnágnnisssz entstanden, das durch Kernspaltung seine Tochter Zstylzhemghi erschuf, die Matriarchin des Schwarmes, die Mutter des Grossen Tsathoggua (Sadogowah) werden sollte. (Dies erscheint auf den ersten Blick widersprüchlich, wenn man den Aufzeichnungen glauben mag, dass Yuggoth identisch ist mit dem Kleinplaneten Pluto. Da jedoch andere Quellen davon berichten, wie die Äußeren Lebewesen, krebsartige schwammhafte Lebewesen, die Brut von Yuggoth, seltsame Götter – die Grossen Alten – zur Erde mitbrachten, mag hierin sehr viel mehr Bedeutung liegen, als der erste Blick offenbaren mag. Einer unüberprüften Theorie des Autor zufolge mag es sich bei den im Mythos ausgeführten Planeten nicht unbedingt um physikalische Himmelskörper, sondern um psychische oder astrale Stationen handeln, die der Erde – dem materiellen Universum – in zunehmender Nähe benachbart liegen. Hier finden sich dann erschreckende Ähnlichkeiten zu einigen der Kosmogonien, die die gnostischen Sekten zu Anbeginn der christlichen Zeitrechnung aufgestellt haben.)

Hziulquoigmnzhah kam über Yaksh (Neptun) nach Cykranosh (Saturn), einige Äonen bevor sein Neffe Tsathoggua ihm nachfolgen sollte. Tsathoggua selbst, der dunkle, träge Gott des Nordens, ist der Spross von Ghisguth und Zystulzhemgni. Er gelangte über den Saturn zur Erde, und nahm seine Wohnstatt in den lichtlosen Kavernen von N’Kai auf, wo er in einem beständigen Halbschlaf abwartet. Auf der voreiszeitlichen Erde wurde er von den vormenschlichen Bewohnern Hyperboreas verehrt, die ihn in einem Lager unter dem Berge Voormithadreth wähnten. Ihm wird in der Legende von Pnom eine Gefährtin namens Shathak zugesellt, der sein Kind namens Zvilpogghua (Ossadagowah) geboren wurde, der auf Yrautrom im Algolsystem ruht. Aus diesem Bereich stammt vielleicht auch die formlose Brut Tsathogguas – polymorphe Wesen aus schwarzem, zähflüssigem Schleim – die dem schlummernden Gott in den Legenden dienen. Verschiedene Hinweise deuten darauf hin, dass diese Wesen aus dem Sternensystem Kythanil stammen, und der Erde ebenso fremd sind wie der Gott, den sie verehren.

Tsathoggua scheint sich nie zu rühren, selbst hungrig erwartet er, dass die Dinge zu ihm kommen, als dass er sich bewegen würde. Tsathoggua ahmt hier aber auch auf beklemmende Weise die innere Natur seines Urahns Azathoth nach, der im Inneren des äussersten Chaos reglos im Schlaf der Äonen vom Flötenspiel unmenschlicher Diener eingelullt wird. Er ist – wenigstens symbolisch – Azathoths irdische Inkarnation, ein Avatar der Äussersten Finsternis. Und doch hat er irdische Gestalt angenommen, so sehr, dass sein Fleischgewand im Gegensatz zu dem seiner Verwandten mit den Naturgesetzen nicht im Kampf zu liegen scheint. Sicherlich ist auch Tsathogguas Gestalt im Kerne noch plastisch und polymorph wie die aller Inkarnationen der Grossen Alten, aber doch schon soweit an die irdische Dimension angepasst, dass seine Nachfahren sich mit den vormenschlichen Bewohnern Hyperboreas vermischen konnten und auf Erden wandelten. (Und – wenn die Bevölkerung des Alten Hyperboreas Gelegenheit hatte, sich mit den nachfolgenden Menschentypen zu vermischen – es vielleicht heute noch tun?)

Tsathoggua ruht träge in der Finsternis, im Unterbewusstsein des Planeten Erde. Seine Geschichte jedoch deutet daraufhin, dass dieses träge Äußere nur täuschend friedlich ist und die wahre Natur Tsathogguas nicht einmal erahnt werden kann, solange er nicht vollständig erwacht ist.

Donnerstag, 15. März 2007

Fungi from Yuggoth :: Sonnette XIII-XVIII


XIII. Hesperia

The winter sunset, flaming beyond spires
And chimneys half-detached from this dull sphere,
Opens great gates to some forgotten year
Of elder splendours and divine desires.
Expectant wonders burn in those rich fires,
Adventure-fraught, and not untinged with fear;
A row of sphinxes where the way leads clear
Toward walls and turrets quivering to far lyres.

It is the land where beauty's meaning flowers;
Where every unplaced memory has a source;
Where the great river Time begins its course
Down the vast void in starlit streams of hours.
Dreams bring us close - but ancient lore repeats
That human tread has never soiled these streets.

XIV. Star-Winds

It is a certain hour of twilight glooms,
Mostly in autumn, when the star-wind pours
Down hilltop streets, deserted out-of-doors,
But shewing early lamplight from snug rooms.
The dead leaves rush in strange, fantastic twists,
And chimney-smoke whirls round with alien grace,
Heeding geometries of outer space,
While Fomalhaut peers in through southward mists.

This is the hour when moonstruck poets know
What fungi sprout in Yuggoth, and what scents
And tints of flowers fill Nithon's continents,
Such as in no poor earthly garden blow.
Yet for each dream these winds to us convey,
A dozen more of ours they sweep away!

XV. Antarktos

Deep in my dream the great bird whispered queerly
Of the black cone amid the polar waste;
Pushing above the ice-sheet lone and drearly,
By storm-crazed aeons battered and defaced.
Hither no living earth-shapes take their courses,
And only pale auroras and faint suns
Glow on that pitted rock, whose primal sources
Are guessed at dimly by the Elder Ones.

If men should glimpse it, they would merely wonder
What tricky mound of Nature's build they spied;
But the bird told of vaster parts, that under
The mile-deep ice-shroud crouch and brood and bide.
God help the dreamer whose mad visions shew
Those dead eyes set in crystal gulfs below!

XVI. The Window

The house was old, with tangled wings outthrown,
Of which no one could ever half keep track,
And in a small room somewhat near the back
Was an odd window sealed with ancient stone.
There, in a dream-plagued childhood, quite alone
I used to go, where night reigned vague and black;
Parting the cobwebs with a curious lack
Of fear, and with a wonder each time grown.

One later day I brought the masons there
To find what view my dim forbears had shunned,
But as they pierced the stone, a rush of air
Burst from the alien voids that yawned beyond.
They fled - but I peered through and found unrolled
All the wild worlds of which my dreams had told.

XVII. A Memory

There were great steppes, and rocky table-lands
Stretching half-limitless in starlit night,
With alien campfires shedding feeble light
On beasts with tinkling bells, in shaggy bands.
Far to the south the plain sloped low and wide
To a dark zigzag line of wall that lay
Like a huge python of some primal day
Which endless time had chilled and petrified.

I shivered oddly in the cold, thin air,
And wondered where I was and how I came,
When a cloaked form against a campfire's glare
Rose and approached, and called me by my name.
Staring at that dead face beneath the hood,
I ceased to hope - because I understood.

XVIII. The Gardens of Yin

Beyond that wall, whose ancient masonry
Reached almost to the sky in moss-thick towers,
There would be terraced gardens, rich with flowers,
And flutter of bird and butterfly and bee.
There would be walks, and bridges arching over
Warm lotos-pools reflecting temple eaves,
And cherry-trees with delicate boughs and leaves
Against a pink sky where the herons hover.

All would be there, for had not old dreams flung
Open the gate to that stone-lanterned maze
Where drowsy streams spin out their winding ways,
Trailed by green vines from bending branches hung?
I hurried - but when the wall rose, grim and great,
I found there was no longer any gate.

Fungi from Yuggoth by H. P. Lovecraft, geschrieben in den Jahren 1929-30

Lovecraft :: R.I.P.



In memoriam Howard Phillips Lovecraft
(* 20. August 1890 in Providence, Rhode Island; † 15. März 1937 ebenda)

Stark verkleinerte Wiedergabe eines Plakates, das ich vor einiger Zeit für eine Lovecraft-Gedenkveranstaltung in Ungarn (!) entworfen habe, die am heutigen Tage stattfindet. Zu dem Designelement im unteren Drittel siehe einen nachfolgenden Beitrag. (Anklicken für eine größere Version...)

Mittwoch, 14. März 2007

Fungi from Yuggoth :: Sonnette VII-XII


VII. Zaman's Hill

The great hill hung close over the old town,
A precipice against the main street's end;
Green, tall, and wooded, looking darkly down
Upon the steeple at the highway bend.
Two hundred years the whispers had been heard
About what happened on the man-shunned slope -
Tales of an oddly mangled deer or bird,
Or of lost boys whose kin had ceased to hope.

One day the mail-man found no village there,
Nor were its folk or houses seen again;
People came out from Aylesbury to stare -
Yet they all told the mail-man it was plain
That he was mad for saying he had spied
The great hill's gluttonous eyes, and jaws stretched wide.

VIII. The Port

Ten miles from Arkham I had struck the trail
That rides the cliff-edge over Boynton Beach,
And hoped that just at sunset I could reach
The crest that looks on Innsmouth in the vale.
Far out at sea was a retreating sail,
White as hard years of ancient winds could bleach,
But evil with some portent beyond speech,
So that I did not wave my hand or hail.

Sails out of lnnsmouth! echoing old renown
Of long-dead times. But now a too-swift night
Is closing in, and I have reached the height
Whence I so often scan the distant town.
The spires and roofs are there - but look! The gloom
Sinks on dark lanes, as lightless as the tomb!

IX. The Courtyard

It was the city I had known before;
The ancient, leprous town where mongrel throngs
Chant to strange gods, and beat unhallowed gongs
In crypts beneath foul alleys near the shore.
The rotting, fish-eyed houses leered at me
From where they leaned, drunk and half-animate,
As edging through the filth I passed the gate
To the black courtyard where the man would be.

The dark walls closed me in, and loud I cursed
That ever I had come to such a den,
When suddenly a score of windows burst
Into wild light, and swarmed with dancing men:
Mad, soundless revels of the dragging dead -
And not a corpse had either hands or head!

X. The Pigeon-Flyers

They took me slumming, where gaunt walls of brick
Bulge outward with a viscous stored-up evil,
And twisted faces, thronging foul and thick,
Wink messages to alien god and devil.
A million fires were blazing in the streets,
And from flat roofs a furtive few would fly
Bedraggled birds into the yawning sky
While hidden drums droned on with measured beats.

I knew those fires were brewing monstrous things,
And that those birds of space had been Outside -
I guessed to what dark planet's crypts they plied,
And what they brought from Thog beneath their wings.
The others laughed - till struck too mute to speak
By what they glimpsed in one bird's evil beak.

XI. The Well

Farmer Seth Atwood was past eighty when
He tried to sink that deep well by his door,
With only Eb to help him bore and bore.
We laughed, and hoped he'd soon be sane again.
And yet, instead, young Eb went crazy, too,
So that they shipped him to the county farm.
Seth bricked the well-mouth up as tight as glue -
Then hacked an artery in his gnarled left arm.

After the funeral we felt bound to get
Out to that well and rip the bricks away,
But all we saw were iron hand-holds set
Down a black hole deeper than we could say.
And yet we put the bricks back - for we found
The hole too deep for any line to sound.

XII. The Howler

They told me not to take the Briggs' Hill path
That used to be the highroad through to Zoar,
For Goody Watkins, hanged in seventeen-four,
Had left a certain monstrous aftermath.
Yet when I disobeyed, and had in view
The vine-hung cottage by the great rock slope,
I could not think of elms or hempen rope,
But wondered why the house still seemed so new.

Stopping a while to watch the fading day,
I heard faint howls, as from a room upstairs,
When through the ivied panes one sunset ray
Struck in, and caught the howler unawares.
I glimpsed - and ran in frenzy from the place,
And from a four-pawed thing with human face.


Fungi from Yuggoth by H. P. Lovecraft, geschrieben in den Jahren 1929-30


Mythos :: Der Arkham-Zyklus


Es ist eine sicherlich ungewollte Ironie der Nomenklatur, dass sich für das kollektive Werk von H.P.Lovecraft und seinen Kollegen Clark Ashton Smith sowie Robert E. Howard und ihren Epigonen der Titel „Mythos“ eingebürgert hat. Lovecraft selbst als treibende Kraft hat den Begriff Mythos nie angewandt, und ihn schon gar nicht mit dem Namen des Grossen Cthulhu verbunden – in Lovecrafts Tradition eine zwar beeindruckende, aber dennoch eher untergeordnete Wesenheit. Er selbst nannte seine Geschichten um die (Grossen) Alten und die anderen kosmischen Horror, die mit ihnen verbunden sind, schlicht „Arkham-Zyklus“, wenn er es denn überhaupt tat. Dies ist auch passend – die typische Lovecraftgeschichte lässt sich in einem einfachen Satz zusammenfassen: „Das koloniale Neuengland wird von Fremden Mächten bedroht.“ Hier kommt nicht nur Lovecrafts tradierte Fremdenfeindlichkeit und sein Konservatismus zum Ausdruck, sondern auch die eher relativistische Natur des Schreckens. Dem Xenophoben ist alles schrecklich, weil es fremd ist. Und Lovecraft war sicherlich Xenophob, seine Vision musste also unweigerlich mit einer Vorstellung des Fremden gekoppelt sein.

Es ist sicherlich sinnvoll, die literarischen und semi-literarischen Werke, in denen die Geschichte der Älteren Erde und der vormenschlichen und aussermenschlichen Bevölkerung des Sonnensystems entworfen wurden, als ein Geflecht von Zyklen zu betrachten, und nicht als monolithischen Mythos. Vielleicht als Mythenzyklen, auch wenn dies ironisch erscheinen mag angesichts der facettenreichen und teilweise pseudowissenschaftlich detailierten Berichte. Immerhin, ein Mythos ist vor allem nur eine mögliche Grundform des Deutens der Wirklichkeit ist, die in konkretem Gegensatz zur wissenschaftlichen Erklärung der gleichen Phänomene steht. Stoff des Mythos ist eine symbolische Erzählung, d.h. eine Geschichte aus der mythischen Wirklichkeit ist vor allem nicht mehr als das, eine Geschichte.

Die pseudorealistischen Berichte von Lovecraft und seinem eigenen kleinen Mythenzirkel können durchaus also gerne Mythen sein, moderne Mythen vielleicht, aber wenn man sie so bezeichnen will, muss man sich rückversichern, dass dies dann auch nur eine Art möglicher Geschichte ist, in der bestimmte Phänomene zu erklären versucht wird. Was bedeutet, dass auch das naturwissenschaftliche Weltbild, mit deren Hilfe diese Phänomene in Kontext gesetzt werden, auch nichts anderes ist als eine mögliche Form von Geschichtenerzählen. Ein weiteres Märchen, ebenso valide wie andere Erklärungsmodelle.

Dienstag, 13. März 2007

Fungi from Yuggoth :: Sonnette I-VI


I. The Book

The place was dark and dusty and half-lost
In tangles of old alleys near the quays,
Reeking of strange things brought in from the seas,
And with queer curls of fog that west winds tossed.
Small lozenge panes, obscured by smoke and frost,
Just shewed the books, in piles like twisted trees,
Rotting from floor to roof - congeries
Of crumbling elder lore at little cost.

I entered, charmed, and from a cobwebbed heap
Took up the nearest tome and thumbed it through,
Trembling at curious words that seemed to keep
Some secret, monstrous if one only knew.
Then, looking for some seller old in craft,
I could find nothing but a voice that laughed.

II. Pursuit

I held the book beneath my coat, at pains
To hide the thing from sight in such a place;
Hurrying through the ancient harbor lanes
With often-turning head and nervous pace.
Dull, furtive windows in old tottering brick
Peered at me oddly as I hastened by,
And thinking what they sheltered, I grew sick
For a redeeming glimpse of clean blue sky.

No one had seen me take the thing - but still
A blank laugh echoed in my whirling head,
And I could guess what nighted worlds of ill
Lurked in that volume I had coveted.
The way grew strange - the walls alike and madding -
And far behind me, unseen feet were padding.

III. The Key

I do not know what windings in the waste
Of those strange sea-lanes brought me home once more,
But on my porch I trembled, white with haste
To get inside and bolt the heavy door.
I had the book that told the hidden way
Across the void and through the space-hung screens
That hold the undimensioned worlds at bay,
And keep lost aeons to their own demesnes.

At last the key was mine to those vague visions
Of sunset spires and twilight woods that brood
Dim in the gulfs beyond this earth's precisions,
Lurking as memories of infinitude.
The key was mine, but as I sat there mumbling,
The attic window shook with a faint fumbling.

IV. Recognition

The day had come again, when as a child
I saw - just once - that hollow of old oaks,
Grey with a ground-mist that enfolds and chokes
The slinking shapes which madness has defiled.
It was the same - an herbage rank and wild
Clings round an altar whose carved sign invokes
That Nameless One to whom a thousand smokes
Rose, aeons gone, from unclean towers up-piled.

I saw the body spread on that dank stone,
And knew those things which feasted were not men;
I knew this strange, grey world was not my own,
But Yuggoth, past the starry voids - and then
The body shrieked at me with a dead cry,
And all too late I knew that it was I!

V. Homecoming

The daemon said that he would take me home
To the pale, shadowy land I half recalled
As a high place of stair and terrace, walled
With marble balustrades that sky-winds comb,
While miles below a maze of dome on dome
And tower on tower beside a sea lies sprawled.
Once more, he told me, I would stand enthralled
On those old heights, and hear the far-off foam.

All this he promised, and through sunset's gate
He swept me, past the lapping lakes of flame,
And red-gold thrones of gods without a name
Who shriek in fear at some impending fate.
Then a black gulf with sea-sounds in the night:
"Here was your home," he mocked, "when you had sight!"

VI. The Lamp

We found the lamp inside those hollow cliffs
Whose chiseled sign no priest in Thebes could read,
And from whose caverns frightened hieroglyphs
Warned every living creature of earth's breed.
No more was there - just that one brazen bowl
With traces of a curious oil within;
Fretted with some obscurely patterned scroll,
And symbols hinting vaguely of strange sin.

Little the fears of forty centuries meant
To us as we bore off our slender spoil,
And when we scanned it in our darkened tent
We struck a match to test the ancient oil.
It blazed - great God!... But the vast shapes we saw
In that mad flash have seared our lives with awe.


Fungi from Yuggoth by H. P. Lovecraft, geschrieben in den Jahren 1929-30

Montag, 12. März 2007



Die Lage ist ernst. Jetzt ist die Wahrscheinlichkeit noch groß, dass der Westen nicht eingreift. Wir stehen vor der harten Alternative zu schlagen oder früher oder später mit Sicherheit vernichtet zu werden. Es führt kein Ausweg daran vorbei: Diese Woche ist offiziell der Würdigung des grossen Aufklärers Howard Phillips Lovecraft (* 20. August 1890 in Providence, Rhode Island; † 15. März 1937 ebenda) gewidmet.

März Remix

„Dieser Beitrag soll nicht als Versuch verstanden werden, eine zur allgemein akzeptierten Geschichtsschreibung gegensätzliche Theorie zu verbreiten. Es ist einfach nur ein fiktiver Hintergrund für eine Reihe von Science-Fiction-Geschichten. Aber ich habe natürlich wenig Zeit gehabt, zwischen den morphiuminduzierten Tiefschläfen und den Visionen des Engels des Todes, ähh, der Nachtschwester...“
Die Stimme, die über Funk kam, war die von Hiram Kobalt.
Man sieht, es ist ziemlich einfach, den atemlosen Stil des Verschwörungstheoretikers zu emulieren…“
„JC?“
„Ich werde in Zukunft also mir einiges an Kommentaren ersparen und anstelle dessen immer hierauf verweisen: Der treffende Kommentar eines Mannes, der begreift, dass er seiner Zeit weit voraus ist und seine Pläne von ungewaschenen Halbaffen vereitelt werden...“
Der Spott des Wissenschaftlers über die esoterischen Dogmen einer verkommenen Zeit: „Sieh mal“, zischt es aus den Lautsprechern, „Leonardo! Ja, Leonardo, der grosse Leonardo, ihr habt ihn alle nicht verstanden – der hat uns geheime Botschaften hinterlassen! Escht! hahaha… und nur ich weiss, wasse bedeuten…“
Missbehagen gegen die erdrückende Ordnung seiner kleinstädtischen Herkunft, sein Elternhaus, die sogenannte Lebensplanung, die von ihm empfundene Unfreiheit des Berufsleben, das glitzernde feuchte rote Fleisch inmitten der Finsternis pulsierte und schien immer neue seltsame Blüten hervorzubringen. Es gab riesige unerforschte Gebiete. Die zivilisierten Königreiche, für sich genommen bereits von gewaltiger Ausdehnung, nahmen dennoch nur einen vergleichsweise kleinen Bereich des Planeten ein.
Die Leistung dieser Station war jedoch ausgesprochen schwach.
"Und?", knisterte es in den Lautsprechern. Hiram Kobalt, am Rande des Wahnsinns.
"Was und?"
"Wie wäre es, wenn Sie mal schauen?"
"Ich kenn aber das Passwort nicht..."
Diese beiden Charakterzüge sind reine Action, historische Erzählungen aus einer unhistorischen Zeit. Wiederum nur ein fiktiver Hintergrund für eine Reihe von Science-Fiction-Geschichten. Aber sind sie das nicht alle?