Sonntag, 11. März 2007

Schicksal, Kollege

Langsam steigt bei mir mit leichtem Unbehagen die Erkenntnis auf, dass ich den mir selbst gesetzten Abgabetermin der Arullu-Bücher wohl nicht schaffen werde. Zuviele Details wollen bearbeitet werden, und zuviel Zeit wird von dem närrischen Schreiber darauf verwandt, den Hintergrund des Genres und der Stories zu recherchieren. Ha! Und dabei habe ich die Dinger früher an einem Nachmittag in die Seiten gehackt! Da sind die alten Schreibmaschinen den Computern doch überlegen: man darf sich nicht vertippen, und sie können auch nicht ins Internet, um sich an internationalen Datenbanken fett und träge zu saugen. Ausserdem hat mir der Zahnarzt meines Vertrauens am Freitag einen Weisheitszahn gezogen, und langsam fängt das an, weh zu tun.
Also erstmal kein Fortschritt in Arullu, die Sterbende Erde stirbt weiter vor sich hin. Stattdessen türmen sich auf meinem Desktop Dateien und Entwürfe zu so vielsagenden Themen wie "Aztekische Mythologie", "buddhistische Meerjungfrauen", "Die Nacht des Pan" und "Tsathoggua".



Letzte Woche habe ich auch mindestens eine Nacht damit zugebracht, einen filigranen Entwurf für ein Plakat zu komponieren, das vielleicht am 15.3. zum Einsatz kommen wird. Nähere Details folgen, auch diese spätestens am 15. Und wieder laufen Themen aus dem Nichts auf und verknüpfen sich. Man mag gar nicht glauben, was für eine starke Magie die Synchronizität aufbringen kann. Selbst meine eher esoterischen Interessen springen mit auf den Zug. Wer hätte schon gedacht, dass man die Prinzipien postmoderner Sigillenmagie auch auf die Horrorfiguren des frühen 20. Jahrhunderts anwenden kann? (Ich natürlich... das war eine rein rhetorische Frage, aber selbst ich bin immer wieder entzückt wie das eine das andere ergänzen kann...)



Niemand versteht meine Verbitterung wg. des plakativen Todes, den die korrupte Clique von Medienpornokraten im Hause Marvel Captain America haben angedeihen lassen. Sicherlich, a) er ist nicht das erste Kostüm, das umgebracht wird, b) es ist noch nicht mal das erste Mal, dass er umgebracht wird und c) der Tod in Comicuniversen hat einen Ausgang mit Drehtür. Inzwischen ist - vor allem bei Marvel - eigentlich jeder, der schon einmal tot, war, wiederauferstanden, und alle, die leben, waren schon einmal tot. (Dennoch ist das nicht, was man als Marvel Zombies versteht.)
Erwähnte ich schon, dass man mir am Freitag einen Weisheitszahn gezogen hat?
Es ist auch nicht der Tod, der mich verbittert. Es ist die absolute Amoral des Marktes.
Vor ein paar Jahren waren alle heiss auf aufgemotzte Titelbilder, und es gab einen Haufen abgrundtief hässlicher Cover mit Metallfolienaufdruck oder minderwertigen Pseudohologrammen - weil der Markt es hergab. Das serielle Abschlachten von Kostümträgern scheint der neue Werbegag zu sein. Aber, hallo? Die Metallfolien sind längst abgeblättert, die Hologramme verstauben in den Billigboxen der Comicläden.
Und genauso billig ist inzwischen der Tod bei Marvel.



Trug' mich eigentlich mit dem Gedanken, diesen Dienstag wieder einmal beim Shamrock Pub Quiz mitzumachen. Ein kurzer Check auf die Webseite dieses feinen Etablissements zeigte mir jedoch, was oder wer das Thema der legendären Sonderrunde sein wird: Der 14. Dalai Lama, der ozeangleiche Lehrer, Tenzin Gyatso, Träger des Friedensnobelpreises 1989.
Und bei so einem Thema soll ich gegen das Team von tibetica.de antreten? Vergisses.
Lieber gehe ich meine physischen und psychischen Wunden spülen.
Sie wissen schon, mein Weisheitszahn... und Captain America...
Achja, und so ein alter Schreiberling hat auch bald Jubiläum...
Man mag gar nicht glauben, was für eine starke Magie die Synchronizität aufbringen kann...

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