Mittwoch, 14. März 2007

Mythos :: Der Arkham-Zyklus


Es ist eine sicherlich ungewollte Ironie der Nomenklatur, dass sich für das kollektive Werk von H.P.Lovecraft und seinen Kollegen Clark Ashton Smith sowie Robert E. Howard und ihren Epigonen der Titel „Mythos“ eingebürgert hat. Lovecraft selbst als treibende Kraft hat den Begriff Mythos nie angewandt, und ihn schon gar nicht mit dem Namen des Grossen Cthulhu verbunden – in Lovecrafts Tradition eine zwar beeindruckende, aber dennoch eher untergeordnete Wesenheit. Er selbst nannte seine Geschichten um die (Grossen) Alten und die anderen kosmischen Horror, die mit ihnen verbunden sind, schlicht „Arkham-Zyklus“, wenn er es denn überhaupt tat. Dies ist auch passend – die typische Lovecraftgeschichte lässt sich in einem einfachen Satz zusammenfassen: „Das koloniale Neuengland wird von Fremden Mächten bedroht.“ Hier kommt nicht nur Lovecrafts tradierte Fremdenfeindlichkeit und sein Konservatismus zum Ausdruck, sondern auch die eher relativistische Natur des Schreckens. Dem Xenophoben ist alles schrecklich, weil es fremd ist. Und Lovecraft war sicherlich Xenophob, seine Vision musste also unweigerlich mit einer Vorstellung des Fremden gekoppelt sein.

Es ist sicherlich sinnvoll, die literarischen und semi-literarischen Werke, in denen die Geschichte der Älteren Erde und der vormenschlichen und aussermenschlichen Bevölkerung des Sonnensystems entworfen wurden, als ein Geflecht von Zyklen zu betrachten, und nicht als monolithischen Mythos. Vielleicht als Mythenzyklen, auch wenn dies ironisch erscheinen mag angesichts der facettenreichen und teilweise pseudowissenschaftlich detailierten Berichte. Immerhin, ein Mythos ist vor allem nur eine mögliche Grundform des Deutens der Wirklichkeit ist, die in konkretem Gegensatz zur wissenschaftlichen Erklärung der gleichen Phänomene steht. Stoff des Mythos ist eine symbolische Erzählung, d.h. eine Geschichte aus der mythischen Wirklichkeit ist vor allem nicht mehr als das, eine Geschichte.

Die pseudorealistischen Berichte von Lovecraft und seinem eigenen kleinen Mythenzirkel können durchaus also gerne Mythen sein, moderne Mythen vielleicht, aber wenn man sie so bezeichnen will, muss man sich rückversichern, dass dies dann auch nur eine Art möglicher Geschichte ist, in der bestimmte Phänomene zu erklären versucht wird. Was bedeutet, dass auch das naturwissenschaftliche Weltbild, mit deren Hilfe diese Phänomene in Kontext gesetzt werden, auch nichts anderes ist als eine mögliche Form von Geschichtenerzählen. Ein weiteres Märchen, ebenso valide wie andere Erklärungsmodelle.

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