Samstag, 31. März 2007

Amadeus auf der Flusswelt (6)

Eine verspätete Fortsetzung von Nemed House: Amadeus auf der Flusswelt (5) unter Einbeziehung relevanter Suchbegriffe

Es sind erschütternde Bilder, die den gefallenen Pop-Engel einen Tag zeigen, bevor er den dritten Entzugsversuch in der Suchtklinik "Promises" startet: Als Amadeus mit dem Kopfe herumfuhr, sieht er den Indianer, das blanke Bowiemesser in der Hand, neben sich knieen. Die Worte desselben beweisen, dass er die Fährte richtig gelesen und höchst scharfsinnig beurteilt hat.

„Ganz ehrlich, ich mag ganz verschiedene Typen“, sagte er versonnen und spielte mit dem Messer vor Amadeus Perücke herum. „Jungenhafte Mädchen, mädchenhafte Jungs. Ich fühle mich feminin und maskulin. Ich besitze selbst das ruhelose Gemüt eines Mannes.“

Er hielt also nicht den abgewrackten Musiker für den Mörder. Das beruhigte diesen, und er antwortete: „Ich versteckte mich vor ihnen. Zwei sind fort, in die Prairie hinaus; der dritte warf die Leiche hier ab, und ich blieb stecken, weil ich nicht weiß, ob er fort ist oder nicht.“

„Er ist fort. Seine Spur führt durch den Busch und dann noch Osten. hat den besseren Routenplaner, auf jeden Fall mehr Durchblick als mein weißer Bruder hier.“ Die Rothaut schnüffelte am Boden, legte Grashalme um und nickte dann. „Ein fetter Bursche. Krass abgesaugt, Mann. Das dickste Kind der Welt, verdrückt mindestens 15 "Happy Meals" von McDonald’s pro Tag. Er hat dem Toten die geilen Bilder abgenommen, oder?“

„Ist er auch wirklich nicht mehr da?“

„Nur der große Manitou weiß alles; mein Auge kann nicht in dein Inneres dringen. Abgefuckter Bursche, dieser Killer. Sein Schweiss stinkt nach Silicon, 24 Stunden Power-Masturbieren auf Bilder von Britney Spears, Christina Aguilera, Paris Hilton und Ikea-Regalen. Hardcore. Ich habe alles über ihn in der BILD gelesen. In einem Kuhstall in Kleinhartmannsdorf kocht er tote Katzen aus. Aber sei ohne Sorge: Mein weißer Bruder und ich sind die einzigen lebenden Menschen, die sich hier befinden.“

Der freundliche Ton, in dem dies ausgesprochen wurden, bewies Amadeus, dass der Rote ihm wohlgesinnt sei und keinerlei Verdacht gegen ihn hege. „Es ist unfassbar, dass eine Mörderin in unserem Land die Chance hat, glücklich zu werden“, murmelte er und zog die Spritze auf. „Auch einen Hit, Häuptling?“, fragte er und bot der Rothaut das Flux-Serum an. „Glaub mir, in der nächsten Welt sieht alles besser aus. Da kennt jeder den edlen Weg von Bushido, Liebe und Aldi, und sabbern nicht die Tastatur voll, wenn sie hören: Hier die neuesten Topnews von Promis: Britney ohne Brüste! Paris benutzt Tampons von Chanel! Christina endlich ein Mann! Ikeas heisse Liebesnächte in St. Petersburg!“

Der Rote betrachtete den Weißen mit einem Blicke, welcher alles zu durchdringen schien, und sagte dann: „Geil auf den nächsten Klick, hugh?“

„Ja, genau so,“ nickte Amadeus.

„Nur der große Manitou weiß alles; mein Auge kann nicht in dein Inneres dringen. Könnte es das, so würdest du dich vielleicht vor mir schämen müssen; ich will schweigen; dein Gott mag dein Richter sein. Meine Hand richtet sich gegen die bösen Menschen, und mein Arm schützt jeden, der ein gutes Gewissen hat. Ich werde nach deiner Wunde sehen; noch notwendiger als das aber ist, zu erfahren, warum der Mörder euch die Bilder abgenommen hat. Kennst du mich?“

„Nein,“ antwortete Amadeus kleinlaut.

„Ich ein Häuptling der Apachen. Weißt du es?“

„Weiß ich was?“

Der Indianer antwortete nicht darauf. Er holte die Leiche aus dem Gebüsch und untersuchte die Taschen noch einmal. Der Tote bot einen gräßlichen Anblick, nicht etwa zufolge der Kugelwunde, sondern weil man sein Gesicht mit Messern kreuz und quer zerschnitten hatte, so daß es ganz unkenntlich geworden war. Die Taschen waren leer. Natürlich hatte man auch sein Gewehr mitgenommen.

Der Indianer blickte sinnend in das Weite; dann sagte er im Tone tiefster Überzeugung: „Wenn ich mein weißer Bruder wäre, wäre ich schon längst aus dieser Realität geflohen. Sie ist kaputt, abgefuckt, ausgelutscht, wechselt ihren Look jede Stunde. Wenn sie so weitermacht, droht sie zu explodieren. 24 Stunden Power-Masturbieren. Bizarre Stunden in Gefangenschaft. Kann schon sein, dass da jemand fotografiert oder angesprochen wurde, hugh?“

Und weiter im Text.

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