Mittwoch, 21. Juli 2021

Fanboy :: Die sexy Dämonen des Neptun

Während der Recherchen für die nächste Ausgabe von "Schwert & Stab", diesem eigenwilligen alternativen Kulturmagazin, das ich immer mal wieder zusammen mit meinem droogie Markus seit gefühlt einem Vierteljahrhundert herausgebe, bin ich mal wieder gestolpert. In der letzten Ausgabe hatte ich so eloquent über die "Dämonen des Neptun" geflucht, weil ich den und alles für das er steht - Mystik, Kollektivismus, Selbsttäuschung etc - auf den Tod nicht ausstehen kann. (Das ist wohl das gleiche wie bei Abolitionisten, die früher selbst die schlimmsten Schluckspechte waren... it takes one to know one, wie der Ami so secht...)  Also, wieder mal gestolpert in den Abgründen der Pop Media Magick. 

Ich hatte die hervorragende Idee, ein kleines Feature über Jack Kirby's größtenteils unbekanntes und nach einer Ausgabe eingestelltes Magazin "Spirit World" zu machen, weil es so ein feiner Einblick in den Zeitgeist ca. 1971 ist... Clairvoyance, Traumwelten, kalifornische (Liebes)kulte... gemacht in Kalifornien, als der große alte Mann wegen des besseren Klimas aus seinem heimatlichen NYC an die Westküste gezogen war, mitten rein in die abgefahrene Hippiekultur, die sich dort gerade ihrer besten Tage erfreute.

Donnerstag, 15. Juli 2021

Zitat der Woche

„Das Leben ist nicht in Genres unterteilt. Es ist ein erschreckender, romantischer, tragischer, komischer Science-Fiction-Cowboy-Detektivroman. Weißt du, mit ein bisschen Pornografie drin, wenn du Glück hast.“
Alan Moore
"The Mustard Magazine Interview" (Januar 2005)

Sonntag, 20. Juni 2021

Index der Möglichkeiten [4]

Die Alten Universen // Die Verlorenen Welten der Zeit (1982)

EBENE 14
16. Das Große Topas-Reich: Topas-Magier erlangen Kenntnis um alle Ebenen; Patenschaft der Edelsteinelementare; Bibliothek des gesamten Seins; fliegende Edelsteinstädte und weitere Wunder der Techno-Magie.
17. Halbdämonenreiche in Russya und Sybyrya.
18. Gegen die Macht von Topas setzt die Menschheit seltsame und verzweifelte Mittel ein: Erotomanen-Armeen, Eunuchen-Bogenschützen, Amputations-Prediger, Menschenmetzger, nur um schließlich einzusehen, daß nichts gegen eine Philosophie bestehen kann, die mehr Sterne umfaßt als sich der gewöhnliche Mensch vorstellen kann. Die Menschheit schlummert in den Dämmerreichen von ÂFRYKA, AYSTROLYA und ASYA ihrem unspektakulären Ende entgegen.

Sonntag, 13. Juni 2021

Index der Möglichkeiten [3]

Die Alten Universen // Die Verlorenen Welten der Zeit (1982)

EBENE 13
20. Die Omnikratier laßen den Mond auf Texas fallen; in dem folgenden Kataklysmus kommt die gesamte Bevölkerung der Amerikas um; Ökosysteme zerfallen, aber verdampfendes Wasser befruchtet Wüsten in Asien und Afrika. Überreste von Amerika fortan bekannt als "Wildländer von MOON".
21. Der Supreme Magus der Omnikratischen Liga errichtet über dem Nordpol seine Morgensternburg; die nur durch eine regenbogenförmige Brücke, deren anderes Ende in Hamburg steht, erreichbar ist; durch seine psychischen Kräfte, unsterblich und unverwundbar, herrscht er unanfechtbar über die gesamte Ebene.

Samstag, 12. Juni 2021

Der Infernale Stern

"Für immer verflucht ist Yamil Zacra, der Stern des Verderbens, der abseits sitzt und das Netz seiner Strahlen webt wie eine Spinne, die in einem Garten spinnt. Noch so weit wie das Licht von Yamil Zacra unter die Welten fällt, geht der Fluch und das Böse davon aus. Und der Same von Yamil Zacra wird wie ein feuriges Unkraut auf Planeten gesät, die ihn nur als den geringsten der Sterne kennen ..."
- Fragment einer hyperboreischen Tafel.

Clark Ashton Smith: The Infernal Star (Fragment)

Sonntag, 6. Juni 2021

Unmögliche Helden :: Gefangene des Sonnensystems

Helden, die mehr als nur ein Stirnrunzeln hervorrufen: Erfindungslust, die Amok läuft. Eine lose Serie von Kurzartikeln. 

Die "Interplanetare Romanze", diese Art von vergnüglichem Eskapismus, hat eine Stärke, die gleichzeitig ihre Schwäche ist - das haben wir uns vielleicht schon gedacht - es gibt viel zu wenig Planeten für all die kompetenten und halbbekleideten Abenteuerer, die auf ihnen gar nicht bekleidete Prinzessinnen vor inkompetenten Schurken und Abscheulichkeiten retten müssen. Für jeden Abenteurer wird eine neue Variationen von Mars, Venus oder Mond erfunden, sehr oft mit ähnlicher Melodie, wie die Variationen von Diabellis Walzer. 

Inzwischen weiss man natürlich soviel über den Weltraum und unsere nachbarwelten, dass die Visionen von Mars, Venus, Mond etc, die in der Pop-Kultur auftauchen, bestenfalls als Parallelwelten erklärt werden können. Die eher esoterisch ausgerichteten Schreiberlinge faseln etwas von "Astralwelten", und da kann man natürlich auch nichts gegen sagen. Es gibt natürlich keine Kontinuität zwischen diesen imaginären Welten verschiedenster Autoren - höchstens eine Kontinuität der Ideen - und manchmal nicht einmal diese. In den Comics ist es ganz schlimm, hier tauchen innerhalb des "Universums" des gleichen Verlages oder vielleicht sogar der selben Serie eine kunterbunte Vielfalt von grünen Männchen und schurkischen Ausserirdischen auf, die in scheinbarer Unkenntnis ihrer Nachbaren agieren. Es gibt halt nur einen Mars, aber anscheinend wird dieser immer wieder von einer anderen Spezies bewohnt. Monatlich wechselnd. Oder so. 

Schade, dass es diese Kontinuität nicht gibt, und schade, dass man diese "Astralwelten" nicht erneut besuchen kann. Beim Durchblättern meiner Comicbibliothek bin ich auf etwas gestoßen, was gleichzeitig so absurd und gleichzeitig faszinierend ist, dass ich mir das mal abgeschrieben hatte. Es ist eine Geschichte aus All-Star Comics #13, October-November 1942, also mitten aus dem zweiten Weltkrieg, als die legendäre Justice Society of America auch unter dem namen "Justice Battalion" agierte und sich regelmäßig mit den bösen Nazis oder anderen geo- oder sozialpolitischen Problemträgern anlegte. In dieser berückend seltsamen Geschichte mit dem Titel "Shanghaied into Space" (Entführt in den Weltraum?) haben die Nazis endlich einen narrensicheren Plan gefunden, diese vermaledeiten Gutewichte zu besiegen: Ein deutscher Ingenieur namens Gootsden baut ein paar Raketen, mit denen man die irritierenden Helden & Superhelden in den Weltraum schiesst. Alle weg, Klappe zu, Affe tot, und der Führer freut sich. 

Die Helden landen auf 

  • Merkur (beherrscht von großen intelligenten Spinnen) 
  • Venus (regiert von einem Matriarchat von Frauen mit Schmetterlingsflügeln) 
  • Mars (von Menschen regiert) 
  • Jupiter (beherrscht von Menschen, die in Roboterkörpern eingeschlossen sind; der Rote Fleck ist ein titanisch lebender Parasit) 
  • Saturn (von Menschen regiert) 
  • Neptun (beherrscht von humanoiden Pflanzen unter der gefrorenen Oberfläche) 
  • Uranus (beherrscht von menschlichen Gehirnen, die in kristallinen humanoiden Körpern eingeschlossen sind) 
  • Pluto (von unterirdischen Menschen regiert; Planet ursprünglich aus einem Sonnensystem namens Andromeda, aber in unsere Sonnenbahn gerissen) 

Ja, Mars und Saturn sind wieder die ödesten Planeten... die alten Übeltäter... Vage vertraut, trotzdem eigenwillig... Und Mensch, wenn das so einfach ist, warum nicht gleich in die Sonne schießen? So bekommen die Helden des Goldenen Zeitalters der merkwürdigen Kostüme auf jedem Planeten, auf dem je einer von ihnen landet, die Chance, der lokalen Bevölkerung zu helfen und von ihnen unterstützt, zur Erde zurückzukehren. Und von Gootsden und seinen interplanetaren Super-V2s hört man nie wieder. War der Führer wahrscheinlich eingeschnappt, weil nie etwas klappt, wenn man es nicht selber macht.

Index der Möglichkeiten [2]

Die Alten Universen // Die Verlorenen Welten der Zeit (1982)

EBENE 4
Vorzeichen und Wechsel der Naturgesetze leiten das Zeitalter des Chaos ein: Zeitbeben erschüttern die Kausalität; Inkorporierte Fraktalabschnitte, die "Schlangen des Chaos" werfen Brocken von Zeit und Raum aus dem Kontinuum und sorgen für eine Infizierung der 4d-Welt. Sogenannte "Temporale Virophagen", städtegroße Roboteinheiten, werden konstruiert, um den Status Quo des Raum-Zeit-Kontinuums zu reparieren. Der Orden der Zeitritter wird gegründet und retrospektiv in alle Zeiten und Ebenen verpflanzt.

Sonntag, 30. Mai 2021

Demnächst auf diesem Kanal

 

Das Uhrwerkuniversum! 

So wie es die Wissenschaft von Isaac Newton und den anderen Eingeweihten des Unsichtbaren Kollegiums sah: Vielschichtig und detailiert zusammengebaut, wie eine Schweizer Uhr, oder die wundervollen Maschinen, die Thomas Tompion erbaute. Als perfekte Maschine tickt sie weiter, ihr Getriebe unterliegt den Gesetzen der Physik und macht jeden Aspekt der Maschine vorhersehbar.

Wer ist der Uhrmacher?

Index der Möglichkeiten [1]

Die Alten Universen // Die Verlorenen Welten der Zeit (1982)

EBENE 9
20. Der Rückgang der Eiskappen wird als Bestätigung der bacchantischen Doktrin gefeiert; es kommt zur Gründung von wissenschaftlichen Clubs und Bruderschaften, die die Wiederbesiedlung Europas organisieren. Ihnen zu Ehren nennen sich die neuen Staaten in Aegypthon, Persien, Pontien, Napolitanien, Indien und Espanien "Okkultistenrepubliken".
21. Neuere Veränderungen des Ökosystemes deuten auf einen fundamentalen Wandel der Naturgesetze hin, die in sog. "Eschatologen-Clubs" diskutiert werden. Ruhig und gelassen wartet man den Weltuntergang ab.

Sonntag, 23. Mai 2021

Index der Möglichkeiten [Prolog]

Die Alten Universen // Die Verlorenen Welten der Zeit (1982)

Michael Moorcock ist an allem schuld. Als ich jung war, dachte ich, es wäre eine gute Idee, hundert Sachen gleichzeitig zu machen. Serien, Charaktere, Projekte, die einander gegenseitig befruchteten, hundert Welten der Zeit, in sich abgeschlossen und in ein Multiversum eingewoben, so facettenreich und zerbrechlich wie eine Schneeflocke. Und wahrscheinlich ebenso schwer zu begreifen... kaum hält man sie in der Hand, schon ist sie zerschmolzen. Im "Index der Möglichkeiten" sind einige der Zeitlinien dieser Alten Universen aufgelistet, und einige dieser Verlorenen Welten der Zeit besuche ich momentan wieder, aus Nostalgie, Neugier und in der stillen Hoffnung, sie meinem manischen Genius wiederum unterwerfen zu können. Also... let's do the time warp again, Dexter Ames!

Samstag, 1. Mai 2021

German Pulp :: Keiner der oben Erwähnten

Wo wir gerade beim Thema "Deutsche Fantasy, Fantasy aus Deutschland" sind. In REDMASK und den meisten anderen Veröffentlichungen habe ich ja immer gerne das Label "Weird Pulp" in der Tradition von H.P. Lovecraft, Robert E. Howard und Clark Ashton Smith angebracht. Ich fiel aus dem Sessel, als auf den ersten Seiten des ersten Bandes der Buchausgabe von "Dragon - Söhne von Atlantis" (1973 - 1975) der damalige Redakteuer G. M. Schelwokats zitiert wurde:

"DRAGON – DIE SÖHNE VON ATLANTIS soll einem Trend, der sich in der heutigen Jugend immer mehr bemerkbar macht, Rechnung tragen: dem Hang zur Romantik. Die Serie soll weiterhin in eine Bedarfslücke stoßen, die zwischen allgemeiner Abenteuerliteratur und der Science-Fiction klafft, in der ja bekanntlich technisch-wissenschaftliche Dinge tragend sind, und ganz bewußt jene Leser aller Altersklassen ansprechen, die am Heroisch-Phantastischen und Märchenhaften wie auch an Horror- und Gruselstories Gefallen finden. Mit anderen Worten: In DRAGON sollen Elemente dominieren, mit denen Autoren wie z.B. Robert E. Howard (Conan-Zyklus), Edgar Rice Burroughs (Mars-Abenteuer, Venus-Abenteuer, Tarzan) und H. P. Lovecraft (Cthulhu-Mythos) weltweite Erfolge errungen haben, obwohl keiner der oben Erwähnten eine Serie zustande brachte, die mehr als zwanzig Bände umfaßte."

"DRAGON" schaffte es auf 55 Bände.
Very nice, und gar nicht so fremd, wie man denken mag.

Donnerstag, 15. April 2021

German Pulp :: Landkarten für literarische Welten

Als ich unser neues Arbeitszimmer einrichtete, kamen mir wieder unheimliche Schätze der Vergangenheit in die Finger. ich hatte schon eine Holzfälleraxt nach etwa 20 jahren, in denen ich sie von Wohnort zu Wohnort schleppte, erfolgreich in Betrieb nehmen können. Was jetzt mit den Postern? Unser guter alter Thor von Jusko hängt inzwischen vor dem Schlafzimemr, aber was machen mit der farbigen Karte von "Mythors Welt"? MYTHOR war die zweite deutschen Fantasy-Serie, die ich um ehrlich zu sein, vor allem auch wegen der kongenialen und detailierten Landkarten gesammelt habe, die Dr. Helmut W. Pesch beisteuerte - wieder so eine Legende der deutschen Fantasy und der Fantasy aus Deutschland. 

Da alle Wände des Arbeitszimmers mit Regalen voll sind, faltete ich die Karte also seufzend wieder zusammen und legte sie zu den dazugehörigen Heftromanen in die Pappboxen, wo sie darauf warten irgendwann erneut gelesen zu werden. Wunder des Internets, der legendäre Zeichner von Landkarten für literarische Welten, hat inzwischen eine eigene Webseite, und dort findet man die Karte, die an meiner Wand keinen Platz fand, ganz ohne Knicke und Löcher. Und auch all die schönen Detailkarten aus MYTHOR. Warum gibt es eigentlich kein Buch mit allen Karten zu den verschiedenen Fanatsywelten? 

Dr. Pesch würde schon einen Band vollbekommen, und dann ist da ja noch erhard Ringer, dessen Fantasyatlas inzwischen auf unheimliche Weise aus dem Netz verschwunden ist...

Dienstag, 16. März 2021

German Pulp :: Deutsche Fantasy (FF.)

Beim Einsortieren meiner neuen Bücherregale verweilte ich wie so oft bei den alten & bewährten dunkelblauen Taschenbüchern der Terra Fantasy-Reihe aus dem Pabelverlag. Die meisten von ihnen sind recht schmal, und doch passiert in ihnen mehr und sie fesseln mich immer noch mehr als manche fettleibigen und irgendwie japsenden Tetralogien angesagter Autoren, die ich schon wieder vergessen habe, noch während ich diese Zeilen tippe.
Zum Feier des Einzuges in unser neues Haus habe ich mir über ein modernes Antiquariat zum Spottpreis ein paar fehlende Bände besorgt und weil die direkt daneben lagen, ein paar Buchausgaben der ersten deutschen Fantasyserie DRAGON.
Deutsche Fantasy, und Fantasy aus Deutschland. Anthologien, oh my. Irgendwie sexy, und es juckt mich somit mal wieder, meine alten Fantasycharaktere neu zu besuchen.
Ich denke, ich besorge mir jetzt erstmal einen neuen Rechner, meine Frau sagt schon seit Monaten, ich soll das machen, sonst werde ich das eines Tages bereuen und alle alten Sachen sind futsch.
Das wäre natürlich mistig.
Wer würde dann jemals von den Abenteuern in Auropia, in Lemuria oder auf den Monden des Saturn erfahren, die seit Jahren unveröffentlicht nach einer Chance lechzen?

Donnerstag, 25. Februar 2021

Willkommen in Walhalla

Wie bei allen Veränderungen gewinnt man etwas und man verliert auch etwas. All die coolen Sachen, Fakten & Fiktionen, Souvenirs & Tand, sind sicher wieder im Sanctum angekommen und würden vorsichtig in die brillant erweiterten "Knochenlosen" integriert. Selbst alle Aktenordner, die Jahre lang ihr Dasein in fragwürdigen Kellern fristeten, sind sorgsam aufgereiht. Nur eines hat den Umzug nicht überlebt, das Wikingerschiffsmodell, das mein Vater vor vielen vielen Jahren sorgsam zusammenbaute, bemalte und mit Takelage ausstattete.
Nun gut, eine letzte Fahrt auf tosenden Wogen und dann tief tief hinab nach Helsheim. (Die städtische Müllkippe.)



Mittwoch, 10. Februar 2021

Das Sanctum zieht um

Die wunderprächtige Bibliothek, also meine reich gefüllten Regale voller Fiktion & Fakten, Ivar der Knochenlose, leeren sich Tag für Tag mehr, und nur die Erinnerungen bleiben. Schon sitzt Tom, der Kater, inmitten leerer Regalböden und fragt sich, was geschehen wird...
Er hat den Eintrag noch nicht gelesen, dass wir umziehen... Wie wird er sich weitab seiner Heimat wohl zurecht finden?


Montag, 4. Januar 2021

3rd Mind :: Das Neue Alte

 Es ist eines der kleinen, aber deutlichen Vergnügen, sich aus der Sicht der Gegenwart an den Trends und Tricks der Vergangenheit zu ergötzen, sie zu analysieren, das Brilliante zu kopieren und alles Weitere mit einer Mischung aus Wehmut und Amüsement auf den Schutthaufen der Geschichte zu befördern. Alles andere tut zu sehr weh. Bei wenigen Dingen ist dies so offensichtlich wie bei Massenprodukten wie Taschenbüchern (Paperbacks), die man oft schon anhand des Designs, der Typographie oder der Version des Verlagssignets auf eine bestimmte Epoche verorten kann.Ein schönes Beispiel sind die nachfolgend abgebildeten Bücher, die ich im Nachlass meines Vaters gefunden habe. (Ja, mein Vater war Jazzer...) 

Berendt, Joachim Ernst: Das neue Jazzbuch. Fischer - Bücher des Wissens, 1959
Neumann, Robert: Mit fremden Federn. Der Parodien erster Band. Ullstein, 1961 


Beide Bücher stammen also ungefähr aus der gleichen Zeit, und wenn ihr Layout auch vollkommen anders ist, weiss man schon bevor man sie aufschlägt, worauf man sich einlässt. Typographie, die damals sicherlich modern war, die Coverästhetik modernder Moderne. Das Papier (älter als die Finger, die sie berühren...) ist quittegelb inzwischen, löst sich auf und tanzt. Beide Bücher sind damals in mehreren Auflagen gedruckt worden, insgesamt sooft, dass ein Verlag der Jetztzeit feuchte Augen bekommen würde. Zu dieser Zeit war das Paperback das günstige und angemessene Informations- und Unterhaltungsmedium der Massen. Populär, man könnte auch sagen Pop.

Es lassen sich viel Pop Art in den Kellern unserer Vorfahren finden.