Worte sind billig. Heutzutage jedenfalls. Vorbei die Tage, in denen man noch pro Zeile bezahlt wurde und mit dem Redakteur um jedes zweite Wort feilschen musste. Die moderne Technologie ermöglicht es heutzutage stattdessen selbst IQ-Amöben, Texte in beliebigem Umfang auszustossen. Schlimmstenfalls kopiert man schnell noch etwas aus dem Internet. Der einzelne Autor ist ersetzbar geworden, ebenso beliebig wie das Thema des schnell anwachsenden Buchstabenfurunkels. Ein rapider Wertverlust, was sich auch im langsamen Dahinsterben selbst traditionsreicher Magazine niederschlägt. Worte sind billig - warum sollte man noch das Papier bezahlen, auf das sie gedruckt werden?
Das Wort selbst hat an Wert verloren, einen Wert selbst stellt nur noch der Hype dar, die Medienlegende. Ein Autor tut heutzutage gut daran, sich zuerst einen Kreis hysterischer Girlies oder obsessiv zu seinen Melodien masturbierender Fanboys aufzubauen, bevor er etwas veröffentlicht. Der Trend zum Zweitbuch... solange der Titel hip ist und die Zugehörigkeit zu einer bestimmten In-Crowd dokumentiert. Erinnert uns das an irgendwas?
Righty-right, meine kleinen Droogies.... auch die schreibende Zunft ist inzwischen auf dem Niveau der Pop-Industrie angekommen. Castingshows und Exklusiv-Download der neuen Single inbegriffen.
Eine weitere kurze persönliche Notiz zu diesem Thema: es ist eine Sache, regelmäßig in seinem Blog Gedanken und Textfragmente zu veröffentlichen, und eine andere, unentgeltlich die Websiten oder Magazine anderer Menschen zu füllen. Das eine ist privat, das andere sollte professionell sein, d.h. am Ende des Tages sollte ein Schnitzel mehr auf dem Teller liegen.
Ich habe prinzipiell nichts dagegen, anderen Leuten auszuhelfen, oder ihnen mal etwas Material zuzuschustern. Das tue ich oft genug, und wenn's nur durch Korrekturlesen o.ä. ist. Wenn jedoch ein ehrliches Interesse daran besteht, sollte dies auch auf irgendeine Weise vergolten werden. Und schon gar nicht sollte es als selbstverständlicher Service des letzten Gutmenschen auf Erden missverstanden werden.
Nennt mich nicht Amalgam. Ich bin doch nicht der Lückenfüller.
Zum Thema Korrekturlesen: Auch hier habe ich in der letzten Zeit wieder einiges hinter (und vor) mir. Ein Mann, ein Wort, aber das heisst wohl auch, dass ich mit anderen Dingen wieder ins Hintertreffen geraten werde. Oh, well, erst mal das eine, dann das andere. Der Termin für die projizierte Taschenbuchausgabe von Arullu steht. Ich fange jetzt schon an, Angstschweiß zu produzieren...
4 Kommentare:
Irgendwo las ich neulich - ich glaube mich daran erinnern zu können, daß es auf einer Page über postneolithische Sekten und monokausale Religionstheorien zu lesen war: "AM ANFANG WAR DAS WORT."
Und da war es wieder dieses verdamte Problem. Nur weil irgendetwas einen Anfang hatte, hat es noch lange nicht seine Ursache in diesem. von wegen ursächlicher Zusammenhang, pah ! Da muß ich doch mit ähnlichem Abscheu ausspucken wie bei der Äußerung des Wortes Neokonfuzianismus, pah ! Wieder ein Wort, und wieder eine Folge auf dieses Wort. Aber schließlich liegt meine Reaktion nicht in dem Wort selbst, sondern in seinem Sinnzisammenhang begründet. Zumindest überwiegend.
Außerdem verlieren wir ja bekanntlich unsere Wurzeln und unsere Fähigkeit der Anfänge gewahr zu sein. So ist die Entfremdung vom Wort nichts weiter als eine logische Begleiterscheinung ebendiesen Prozesses - wenn diese monokausale Betrachtung hier gestattet sein sollte.
Aber dort war nicht zu lesen: AM ANFANG WAR DAS GESCHRIEBENE WORT
...
Sincerely, Padraig
Das ist korrekt.
Wahrscheinlich war vor dem geschriebenen Wort der Schreiber. Dazwischen... jener unklare Moment, da man sich auf eine Idee besinnt und die Zungenspitze aus dem Mundwinkel ragt, während man innerlich zu buchstabieren beginnt...
Jener Moment, das ist wu wei, das ist der Große Uranfang, das ist ist der Prototon des Liedes der Illuvatar. Oh, wo bin ich jetzt schon wieder gelandet, entschuldigt.
Sinc, Pad
Web-Award für den Neologismus des Tages!
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