"Pockets of Darkness": Aus Richard Norton: Feral Cities. Naval War College Review, Autumn 2003, Vol. LVI, No. 4):
Stellen Sie sich eine große Metropole vor, die Hunderte von Quadratkilometern bedeckt. Dieses wachsende urbane Gebiet, das einst in einer Nationalökonomie ein wichtiger Bestandteil war, ist nun eine riesige Ansammlung von heruntergekommenen Gebäuden, eine gewaltige Petrischale für alte und neue Krankheiten, ein Territorium, in dem die Herrschaft des Gesetzes schon längst durch eine weitgehende Anarchie ersetzt wurde, in der die einzige vorhandene Sicherheit durch brutale Macht erreicht wird. Solche Städte hat man sich schon oft in apokalyptischen Filmen und in manchen Science-Fiction-Gattungen vorgestellt, wo sie oft als gigantische Versionen von T.S.Eliots Rat's Alley dargestellt wurden. Aber diese Stadt würde weiterhin global vernetzt bleiben. Sie würde zumindest eine kleine Anzahl von wirtschaftlichen Verbindungen besitzen, und einige ihrer Einwohner würden Zugang zu modernsten Kommunikations- und Computertechnologien besitzen.
Norton sieht sein Konzept einer 'wilden Stadt' nur als Möglichkeit, aber als eine Möglichkeit, die zu den 'schwierigsten Sicherheitsproblemen des neuen Jahrhunderts' werden könnte. Man habe, so sagt er zu Recht, bislang zu sehr auf das Konzept der failed cities geachtet und dabei die Entstehung von scheiternden Städten oder Stadtvierteln zu wenig beachtet.
Eine 'wilde Stadt', wie Norton sie sich vorstellt, wäre eine Metropole mit einer Bevölkerung von mehr als einer Million Menschen. Je größer eine Stadt, desto schwieriger ist zu kontrollieren, wenn die Ordnung zerfällt und sich die Schwarzen Löcher ausbreiten, die von der staatlichen Macht nicht mehr oder allenfalls kurzfristig etwa in Form von Razzien mit Sondereinheiten der Polizei erreicht werden."
2 Kommentare:
hallo schadow,
kennst du das buch von michel de certeau "kunst des handelns"?
(erschienen bei merve verlag berlin, die ausgabe, die ich habe, ist von 88.)
ich finde das gesamte buch ziemlich gut, einige abschnitte sind etwas theoretisch, aber es gibt ja leute, die sowas gerne durchackern.
jedenfalls befindet sich in diesem buch ein abschnitt über städte. und bewegungen im raum.
ziemlich interessant, passt zu dem zitat, das du hier anführst. und auch noch ein paar andere stellen sind ziemlich spannend.
das eine kapitel heisst zum beispiel: lesen heisst wildern.
mal ein kurzes zitat:
ach nee, das darf man ja jetzt bestimmt wieder nicht wegen urhebereecht und so,dabei ist der de certeau ja schon lange tot, in den 80gern glaube ich hatte der einen autounfall.
kannst dir das buch ja selber besorgen.
und da du ja anscheinend auf science fiction stehst, ich kenn mich da echt nicht gut aus und ich glaube es gibt echt grosse unterschiede, so im stil und so weiter, also keine ahnung, ob das dein geschmack ist, aber was ich persönlich ein lustiges buch fand, war "snowcrash" von sowieso stephenson oder wie der hiess. findest du........
es geht darin um einen virus, der von den computerbildschirmen auf die gehirne der menschen überspringt. und auch darin kommen ziemlich ausfürhliche beschreibungen einer virtuellen stadt vor, und wie diese sich entwickelt hat und so weiter.
ausserdem gibts da ziemlich abgefahrene anschlüsse zu ... hab ich vergessen, den namen, ähm irgendsoein altes volk, ähm, die perser waren es nicht, auch nicht die tibeter, naja egal, wenn es dich interessiert, les das doch mal.
grüsse nana.
Moin, nana (ß)
De Certeau kenne ich nicht, aber Neal Stephensons "Snow Crash" schon. Das war zur Hochzeit des Cyberpunk (lang ist's her...) durchaus ein bekannter Titel. Wie viele der Cyberpunkbücher beschrieb es eine Zukunft, die sich parallel schneller entwickelte als die Prognosen besagten. Man kann auch sagen, sie schrieben sie herbei. Das Internet hat diesen Typen viel zu verdanken. "Snow Cash" z.B. hat den Begriff "Avatar" popularisiert, der heutzutage im Netz absolut alltäglich geworden ist.
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