Dienstag, 31. Oktober 2006
Die Mysteriöse Ka-bala!
Wie bizarr, wie verwunderlich, wie mysteriös also, als ich am Halloweennachmittag plötzlich feststellen musste, dass es diese Maschine wirklich gibt. Und einen Klick weiter gibt es sogar eine virtuelle Version.
Nemed House Online :: Mehr Literatur
Die Seite, oder "Home", wie man bei My-Lands so schön sagt, handelt ausschliesslich von fiktiver Geschichte - und den Geschichten fiktiver Charaktere. Es ist die erste deutschsprachige Webseite zum Wold Newton Universum, von dem ich schon einige Male geschwärmt habe. Ein fiktives Universum, bestimmt von der fiktiven Forschung zu fiktiven Personen.
Und deswegen natürlich ungleich realer als die Fiktion, die wir allgemein "Realität" nennen.
Sonntag, 29. Oktober 2006
Sonntags Meditation
Wie denkt Gott über Ladenschluss am Sonntag?
Ehrlich gesagt, ich weiss es nicht. Ich habe mir darüber nie Gedanken gemacht.
Glücklicherweise gibt es ja die übrigen Wesen der Schöpfung. Die haben nichts besseres zu tun.
Also machen Sie sich Gedanken, die sie dann in formschöne Form bringen, auf billiges Papier drucken und an alle Haushalte verteilen, so sie einem aus dem täglichen Werbemüll zwischen den Prospekten des Norwegischen Bettenhauses und des Fischzuchtvereins Wilhelmsburg anspringt.
Gut, man muss alles einmal mitmachen. Dass der Sonntag nicht mit dem biblischen Sabbat identisch ist, war mir durchaus bewusst, deswegen interessiert er mich auch nicht so sehr. Aber dass alle Christen, die den Sonntag als Ruhetag begehen, deswegen in der Hölle schmoren müssen?
Das ist krass, Bruder. Ich dachte, das Christentum fusst auf dem neuen Testament?
Naja, wie auch immer. Dann wird’s wohl später im Himmel ein bischen leerer.
Mehr Platz für mich und den Allmächtigen, wenn wir uns oben auf unserer Wolke sonnen und herabblicken auf unser Werk.
Vier Dinge, die Sie niemals tun sollten...
1. Lassen Sie Ihre Kinder nicht unbeaufsichtigt im Keller oder anderen abgelegenen Orten spielen. Im Zweifelsfall sollten Sie jede Tür unbedingt sorgfältig verschliessen.
2. Wählen Sie Ihre Waffen sorgfältig aus. Holzknüppel und Werkzeuge taugen wenig und können schnell gegen Sie selbst zweckentfremdet werden.
3. Wenden Sie einem Verdächtigen nie den Rücken zu, dies ist ein sicherer Weg, die Metamorphose zu einem dramatischen, für Sie aber ungünstigen Zeitpunkt auszulösen.
4. Lassen Sie sich nicht auf einen Nahkampf mit einem Werwolf in der Nähe von Schluchten ein. Wenn Sie der Fall nicht tötet, dann sicherlich der Aufprall.
Alle Seelen schreien
Manchmal steht man mitten und Leben dann wird einem klar, wieviele Dinge man begonnen aber nicht beendet hat. Wie in einem früheren Posting eingestanden, gehörte dazu die vor vielen Jahren von einem Freund und mir gemeinschaftlich konzipierte Trash-Serie JÖRG ROTH, GEISTERJÄGER. Der Optimismus stirbt zuletzt, so sagt man wohl... Ich habe letztes Jahr tatsächlich versucht, den Stoff zu updaten, und habe dann nach einiger Zeit mich wiederum vielversprechenderen Projekten zugewandt. Nun ja, vielleicht nächstes Jahr um die gleiche Zeit...
ALLE SEELEN
Unsere Vorstellungen von der Seele sind geradezu primitiv, wenn man sie mit Vorstellungen aus dem Orient oder der Antike vergleicht. Ich denke, ein jeder Mensch wird unbefriedigt von der Idee sein, daß er eine Art gasförmiges Wirbeltier in sich hat, das zum Zeitpunkt seines Todes verlischt, oder an einen anderen Ort geht, oder vielleicht nie existiert hat. In anderen Kulturen stellt man sich unter einer Seele nichts statisches vor, sondern etwas Fließendes – ein Strom, oder sollte man besser sagen, ein Strömen? Nebelschwaden über dem See – etwas anderes bedeutete der Begriff ‚Seele’ ja ursprünglich nicht. Aber nicht nur das Wallen und Wogen des Nebels gehört zur Seele, der See auch...
Alles fließt, und das heißt ja auch nichts anderes, als daß auch jedermann fließt, in beständigem Wandel begriffen ist... die Seele ist nichts anderes, als das, was uns mit dem See verbindet, dem gewaltigen unpersönlichen Ozean des Lebens... jeder nur ein Tropfen, aber die neunte Welle ist immer die höchste... wenn man erst einmal beginnt, das Selbst und die Persönlichkeit zusammen mit der Seele als eine Art Flüssigkeit zu begreifen, wird einem alles klarer... Flüßigkeiten können eingefroren werden oder sie können verdampfen, es gibt immer die Möglichkeit, daß die Umgebung zu einem der beiden Temperaturextreme neigt, aber die Substanz bleibt immer die gleiche, und wenn man sie wieder auftaut oder destilliert, kann sie wieder optimale Viskosität erlangen...
Wir müssen uns von den gewöhnlichen, dualen Modellen der Wirklichkeit verabschieden... Die Welt wird nicht im Feuer enden oder im Eis... sie ist beständig dabei, ihre Temperatur zu regulieren, es gibt keine Gesetze, nur Zyklen, genauso wie die Tidenzyklen der großen Meere... verbunden mit dem Gezeitenhub des Mondes... die Erde ist weiblich, wie man an ihren Zyklen sehen kann, die in gleichem Maße die Menstruationszyklen und Hormonschwankungen des weiblichen Homo sapiens widerspiegelt, wie die Fluidität der Seele, dessen altes und arkanes Symbol das wechselhafte Angesicht des Mondes ist, des heiligen Planeten aller Hexen und Prophetinnen...
Es gibt nicht nur einen Körper, so wie es nicht nur eine Seele gibt... in der Natur ist nichts statisch und fest. Im alten Ägypten und in den Geheimlehren der Veden geht man von bis zu sieben unterschiedlichen Leibern aus. Sieben unterschiedliche Leiber, von denen nur einer unsterblich ist. Warum sollte das nur bei Menschen so sein? Ist die Erde nicht ein viel größeres und diffizieller organisiertes Lebenssystem als wir? Und wir verbringen die meiste Zeit unseres Lebens damit, auf einem ihrer Leiber, dem gröbsten und schwersten, herumzukriechen und ihn mit einem Netzwerk aus Narben zu übersäen... Schwären und Verätzungen... in den nächtlichen Autobahnen sammelt sich der Eiter der verstümmelten Hügel... Sie haben es geschafft, der Plan von zweitausend Jahren ist aufgegangen, der äußerste Leib unseres Planeten hat längst begonnen abzusterben... globale Nekrose... wir kriechen auf dem Sterbebett der krankenden Mutter umher, ohne die Leichengifte zu bemerken, und nun haben Sie begonnen, auch die anderen Körper zu vergiften... sie schalten einen nach dem anderen aus... bis nichts bleibt.... nur Kälte und Dunkelheit und Tod... und Stille...
Donnerstag, 26. Oktober 2006
Mittwoch, 25. Oktober 2006
Deutschland im Dunkeln
Berlin als Zentrum der Finsternis.
Was anderes wäre neu?
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Image (detail of ) taken from the Website of great French artist Francois Launet (Goomi), TOR - A Cthuloid Berlin Inside Illustration for The "Berlin" Supplement for the Cthlhu RPG in deutsch (Pegasus Spiele) © 2002 F.Launet/GoomiStudio.
Dienstag, 24. Oktober 2006
Mystery 101 :: Formel und Figur
Manchmal steht man mitten und Leben dann wird einem klar, wieviele Dinge man begonnen aber nicht beendet hat. Vielleicht sollte man nicht versucIch steh' ja auf Plotformeln. Praktische kleine Wegweiser, um schnell eine funktionierende Geschichte zu basteln. Langweilig vielleicht, aber funktionierend. (Die Meisterschaft zeigt sich daran, mit solchen Formeln so zu spielen, dass etwas Neues entsteht - oder dass man nicht einmal merkt, dass eine Formel darin verborgen liegt.
Nachdem ich letztes Jahr recht ausführlich über die Plotformel für einen erfolgreichen Teenie-Splatterfilm philosophiert habe, mache ich es mir diesmal einfacher und stehle einfach etwas. In einem der Nachbarblogs hat ein Kollege etwas ganz ähnliches gemacht, nur diesmal für die "Mystery"-Comics aus den 70ern - sie wissen schon, diese etwas verwässerten Neuauflagen der EC-Formel, mit denen z.B. ein paar Jahrzehnte erfolreich war. Selbst Swamp Thing ist als Eintagsfliege in einer dieser Anthologien zum ersten Mal erschienen. Und auch wenn der Autor diese Formelhaftigkeit selbst nicht ganz ernst nimmt, muss er recht haben, denn ich habe Dutzende, wenn nicht Hunderte Comic-Kurzgeschichten gelesen, die ganz genauso aufgebaut sind.
So You Want to Tell a Scary Story...
1. Horrific clairvoyant vision2. Hubris in the face of great challenge
3. Personal conflict and/or rivalry
4. Love lost (or threatened to be lost)
5. Murder
6. Madness and deadly comeuppance
So, und damit ich hier nicht alles zusammenklaue - das ist auch eine Art Plotformel, nur diesmal für's bloggen - kann man das mit einem hübschen Beispiel nachlesen, mann muß nur einfach klicken auf den...
Samstag, 21. Oktober 2006
Neues aus Hollywood
GHOSTRIDER : Eine alte Horrorserie von Marvel um den Stuntman Johnny Blaze, der sozusagen einen Deal mit dem Teufel eingeht und fortan als "Geisterreiter" - ein von Flammen umhülltes Skelett gegen übernatürliche Wesen in den Krieg zieht. Die Verfilmung ist eine CGI-Schlacht ohnegleichen, erstaunlicherweise spielt jedoch Megastar Nicholas Cage die Hauptrolle. Dies ist aber nur dann evrwunderlich, wenn man nicht weiss dass Cage einmal eine de rgrössten Comicsammlungen der USA hatte und dass Ghostrider sein persönlicher Lieblingsheld ist. Auch sein Künstlername "Cage" ist einem alten Marvelcomic entlehnt.
HELLBOY: SWORD OF STORMS : Die Fortsetzung des ersten Hellboy-Filmes erfolgt als Zeichentrickfilm in Spielfilmlänge, wobei wieder Guilmo del Toro Regie führt, der Film aber mehr auf den Originalwerken von Mike Mignola basiert als der Realfilm. "Sword of Storms" ist eine neue Geschichte, die auf einem neuen Skript basiert und führt Hellboy und seine Kollegen vom Büro für Paranormale Forschung und Entwicklung in die japanische Sagenwelt.
300 : Man kann geteilter Meinung über Frank Miller sein, denn während er ein grosser Künstler und Stylist ist, tendiert er in manchen seiner Werke zu einer reaktionären und chauvinistischen Grundhaltung, die einem den Appetit verschlagen kann. Die Verfilmung seiner "Sin City"-Geschichten war nun aber so erfolgreich, dass Hollywood konsequent nachgezogen hat und sein eher ungewöhnliches Werk "the 300" verfilmt hat - die grafische Umsetzung der Schlacht bei den Thermopylen, in der 300 spartanische Soldaten dem gesamten persischen Heerstrom entgegenstanden und sie aufhaltend, den Fortbestand Griechenlandes und somit des Abendlandes sicherten. Krass.
Fanboy :: Rückkehr zur Vierten Welt
Nein, ich rede hier nicht davon, eine neue Religion zu pushen und Tempel im Internet zu errichten. ich rede von einer der vielleicht prachtvollsten Schöpfungen aus der Hand des unvergleichlichen Jack Kirby.
Die Vierte Welt... die grosse techno-mythische Parabel auf Freiheit und Unterdrückung, in der die Neuen Götter von Genesis gegen die von Apokolips streiten.
Mitten drin: Big Barda, die Amazone, vielleicht der beste Charakter, den Kirby je erfunden hat... Darkseid, der ultimative Faschist, kämpft gegen seinen Sohn Orion, der von den Lichtgöttern aufgezogen wurde... Scott Free, Sohn des Hochvaters, kann dem Armaghetto von Apokolips entkommen und wird zum ultimativen Entfesslungskünstler (Eskapisten)... und wandelt über die Lüfte hoch über den Fallen, die die Mächte des Untergangs für ihn entwerfen... hatte ich schon erwähnt, dass man die Hälfte der originalen Star Wars-Filme auf diese Werke von Jack Kirby zurückführen kann?
Vielleicht sollte man doch mal beginnen, Tempel im Internet zu errichten...
Dienstag, 17. Oktober 2006
Stroh und Lumpen
Während die Vogelscheuche nicht zu den typischen Schreckgestalten gehört, denen sich die Literatur und Kunst des Grauens bedient, liegt etwas so enervierendes in ihr, dass sie - ohne Bezugnahme auf andere Auftritte - immer wieder verwendet wurde. Hier eine Zusammenstellung des Vogelscheuchen-Topos in den Comics, wie in dem obenstehenden Bild illustriert:
- Im Hintergrund: Ethan Crane, ein psychotischer Psychologe (Phobologe?), der vom Phänomen der Angst so sehr fasziniert ist, dass sie zu seinem alleinigen Lebensinhalt wird, er selbst zu ihrem Avatar, der Angst in jeder Form mit Hilfe von Toxinen und anderen Chemikalien zu erzeugen weiss. Während er im Gegensatz zu anderen Gegnern des Batman stellenweise kohärent wirkt, verbringt auch er die meiste Zeit im Arkham Asylum für geisteskranke Schwerverbrecher. Tauchte auch als Nebenfigur in Batman Begins auf. (erster Auftritt: Wold’s Finest Comics No.3, DC Comics, Herbst 1941)
- Links: Ein typischer Vertreter der nuklearen Monster des paranoiden Amerika Anfang der 60er Jahre. Eine tatsächliche Vogelscheuche, die durch atomare Strahlung ein Eigenleben gewinnt und ins Riesenhafte heranwächst. Sie legt eine Spur der Zerstörung, bevor sie wieder in ihre normale Form mutiert zu dem Farmerehepaar zurückkehrt, dem sie ursprünglich gehörte. (erster und einziger Auftritt: Strange Tales No. 81, Marvel Comics, Februar 1961 ; Online Version der Geschichte hier.)
- Im Vordergrund: Ebenezer Laughton, ursprünglich ein Entfesslungskünstler und Contortionist, der auf die brillante Idee kam, diese Talente zum Verbrechen zu Nutzen. Typisch für diese Geschichten aus dem Kalten Krieg versuchte er sich auch als Landesverräter, bevor er von Iron Man gestoppt werden konnte. Wahrscheinlich einer der lahmsten Superschurken aller Zeiten. Nun ja, wenigstens hatte er ein paar dressierte Krähen, die ihm aushalfen. (erster Auftritt: Tales of Suspense No. 51, Marvel Comics, März 1964)
- Rechts: Der Mann aus Stroh, eine Gestalt mit eher übernatürlichen Eigenschaften, die Furcht nicht nur säte, sondern sie auch bekämpfte. Ursprünglich wurde er als unheimlicher Rächer im Stil der alten Pulphelden erfunden, der in Zusammenhang mit einem eigenartigen Gemälde stand. Spätere Autoren erfanden ihn neu als übermenschliche Entität, die aus dem Bild tritt, um den Leib einer Vogelscheuche zu beleben. Sehr seltsam. Selbst Dr. Strange konnte nicht viel damit anfangen. (erster Auftritt: Dead of the Night No. 11, Marvel Comics, August 1975)
Nemed House singt deutsch
Mit den Lichtern aus ist es nich so gefährlichUm welchen famosen Song es sich handeln mag?
Hier sind wir nun
Unterhaltet uns!
I fühl mich doof und ansteckend
Hier sind wir nun
Unterhaltet uns!
Ein Mulatte
Ein Albino
Ein Moskito
Meine Libido
Hah!
Folgen Sie bitte dem stets vertrauenserweckenden Quellenlink.
Gegen einen dunkelnden Himmel geschmiegt
Der Herbst hat begonnen, nun weiß man es wirklich. Der leichte Frühnebel hebt sich nur zögerlich über den Weiden, die von eiskaltem Tau schimmern. Der Morgen ist kühl, und ein Duft von feuchtem Laub liegt in der Luft. Die Geister von Halloween pochen unhörbar gegen die Mauern, in die sie für die Dauer eines Jahres eingesperrt wurden, und das Laub wird gelb, das Laub wird golden und fällt ungesehen.
Die Ernte ist eingebracht worden, Nüsse und Eicheln pflastern die Wege und fallen unerwartet auf die wenigen Spaziergänger herab. Spinnen wandern durch die Luft, wie feines Haar spinnen sie ihre Fäden von Ast zu Ast. Irgendwo schimpft eine Amsel, ihr Druidenschwarz ein Schatten unter vielen, und ein Schwarm Krähen steigt auf, den Himmel zu verdunkeln. Und ein Duft von feuchtem Laub liegt in der Luft.
* * *
Die Zeit der Ernte ist vorbei, und hat einsame Vogelscheuchen auf den Feldern zurückgelassen. Ausgezehrte Silhouetten vor dem Himmel, deren im Wind flappende Lumpen müde die Bewegung eines Menschen karikieren. Sie sollen die Krähen verscheuchen, diese frechen Kulturfolger und Nachbarn des Menschen. Sie sollen die Krähen verscheuchen… so heißt es jedenfalls, aber im Grunde bilden sie eine Einheit.
Wie oft sieht man auf den nachmittäglichen Spaziergängen eine Vogelscheuche am Wegesrand, auf deren dürren Schultern zwei Krähen hocken, die sich vom unerwarteten Blick ertappt gefühlt, sogleich krähend in die Luft heben und die Vogelscheuche in weiten Bögen umkreisen, um sich letztlich wieder niederzusetzen, wenn der einsame Wanderer vorüber gezogen ist.
Und so steht die Vogelscheuche dort auf ihrer einsamen Warte, gegen einen dunkelnden Himmel geschmiegt. Ein ausgezehrter Odin, auf dessen Schultern die Krähen sich Gedanke und Erinnerung zuraunen.
Und welche Gedanken, welche Erinnerung bleibt in diesem mit faulendem Stroh gefüllten Haupte haften?
Montag, 16. Oktober 2006
Arullu :: Ein Fragment
IST AUCH EINE STADT
In der Dämmerung der Stadt wandern trauriggesichtige Reisende durch die Knochenalleen der Schädelbrauen, und mit leisen Stimmen zueinander flüsternd deuten sie zu den blaßen Sternen empor, die beginnen, durch das trübe Purpur des Abendhimmels zu lugen, und ein jeder von ihnen verstummt nach und nach, während sie die endlosen Spiraltreppen herabsteigen, die sie zu den spinnweggefüllten, düsteren Hallen der Gesichtslosen führen.
Alles Leben in den staubigen Gemächern dieser letzten aller Städte wird vom leisen Schwellen und Glitzern der Gestirne bestimmt, den Aufgangszeiten der Planeten über dem flimmernden Horizont, dem Sinken des Sirius durch die Himmelskuppel, die die Astronomen mit ihren gelblichen Knochenmasken, in Gewänder aus rauchigroter und gelber Seide gehüllt, von den filigranen Spitzen ihrer knöchernen Türme aus betrachten. Doch sie tun dies mit der stillen Würde, die ihrem Volk zueigen ist, und nur selten unterbrechen ihre Stimmen den Anblick der Sterne. Ja, die Zeit kriecht mit solcher Langsamkeit durch die alten Hallen dieser Stadt, daß sie nur noch durch das jahrhundertelange Rotieren der knorrigen Arme der Milchstraße gemessen wird.
Inkarnationen des Bösen: Zu filmischen Archetypen des Grauens
Wie immer ist es sehr aufschlussreich, zu studieren, womit sich die Menschen ihre Zeit vertreiben, ihre Träume und Ängste manifest vor Augen halten – an ihren Früchten sollt ihr sie erkennen. Hierbei sollten die Filmklassiker des Horrors und ähnliches als Blaupausen dienen, es handelt sich also im Grunde um ein postmodernes, dekonstruktivistisches Werk. Natürlich ist mir bewußt, daß diese Werke innerhalb eines sehr viel weiterreichenden historischen Kontextes stehen, aber um es überschaubar zu halten, wollen wir uns auf den größeren Teil des 20. Jahrhunderts beschränken.
* * *
In den 30ern haben wir die in von Universal u.a. unsterblich gemachten starken Einzelpersönlichkeiten – das Monster, das bereits deutliche Züge des Antihelden hat und trotz seines seriellen Unterganges immer wiederauferstehen muß, um den narrativen Imperativ zu erfüllen. Zu diesen Erzfeinden zählen natürlich außer Dracula, der Wolfsmensch, der Mumie und dem Monster der Schwarzen Lagune auch der sinistre Dr. Fu Manchu und ähnliche Gestalten. Der Unsterbliche Widersacher, oft mit übernatürlichen Fähigkeiten ausgestattet, die sich wie seine fortwährende Existenz der Erklärung entziehen; eine Inkarnation des Bösen, der jedoch eine eigene Faszination ausstrahlt, da er als relevante immer wiederkehrende Figur vom Antagonisten zum Protagonisten wird.
Diese Figuren werden sicherlich über die 30er Jahre fortgeführt, unterlaufen aber mit wachsender Alterung einen Abnutzungseffekt. Es bleibt nachzuforschen, wie lange dieses Muster tradiert wurde oder ob sich der Mythos des satanischen Übermenschen/faustischen Antihelden mit den Schrecken des Weltkrieges und des Faschismus nicht selbst ins Abseits bugsiert hat. Die 40er Jahre sind in dieser Hinsicht eher inkonklusiv. [Eine genauere Betrachtung der Werke der 40er bestätigt dies tatsächlich – hier wurden vor allem Fortsetzungen perpetuiert, neue Gestalten oder Themen tauchen selten auf. Man kann dies mit dem verringerten kreativen kollektiven Potentialen in der Zeit der globalen Krise erklären.]
Die 50er Jahre sind hervorzuheben durch seine Manifestation kollektiver Existenzangst. Einerseits sind die geprägt von geheimen Invasionen, Infiltrationen und Infektionen gesichtsloser fremdartiger Systeme – das außerirdische Äquivalent der kommunistischen Fünften Kolonne – andererseits wird weltweit die Angst vor der Ausrottung und Verseuchung durch die Atombombe in einer Flut von immer destruktiven und oft gigantischen Mutationen manifestiert. Wir sehen hier in einer scheinbar heilen Norman Rockwell-Gesellschaft die existentielle Angst vor der Realität immanenter Versklavung und Ausrottung. Eine Existenzkrise, die jedoch nur über Stellvertreter (wie in Stellvertreterkrieg) ausgetragen wird. Die globale und doch persönliche Bedrohung durch feindliche Supermächte gebiert den Daikaiju, das gewaltige Ungeheuer, das blind alles zertrümmert, das in seinem Weg liegt.
Über die genauen Unterschiede der 60er und 70er Jahre bin ich mir nicht schlüssig, aber ich denke, dies kann mit einiger Nachforschung geklärt werden, außerdem sollte man nicht vergessen, daß der Fokus des Grauens sicher nicht von einem Tag zum anderen umspringt, sondern sich langsam wandelt.
Der krampfhafte Individualismus und schönere Schein der 70er Jahre kontrastiert auf jeden Fall deutlich mit dem Aufkommen des Zombiefilmes, in der jede Individualität im biologischen Mobbewußtsein des fressenden und faulenden – unelegant daherschlurfenden – Friedhofspöbels untergeht; andererseits in den Katastrophenfilmen, die eigentlich nichts anderes zeigen, als wie die Fiktion und Lebenslügen sogenannter Individuen unter dem Ansturm der Naturgewalt, sprich: Realität, zerschmettert werden. Da die 70er Jahre die Hochzeit der Pseudophilosophien und der irrelevanten soziokulturellen Trends waren, ist dies nicht mehr als vollkommen angemessen. (Im Verlaufe der vorhergehenden Zeilen scheint sich bereits recht deutlich herausgeschält zu haben, daß das Grauen der Zeit immer die Antithese des bestehenden Zeitgeistes mitzutragen scheint. Dies als Hintergedanken kann im Folgenden hilfreich sein, eine besonders erschreckende Realität zu formen...)
Aus dem Katastrophenfilm der 70er geht der Splatterfilm späterer Zeiten direkt hervor. Während es früher die Natur war, die den Menschen erbarmungslos niederwarf, sind es nun psychopathische Einzelgänger, die wie eine fleischgewordene Naturgewalt alles was ihnen im Wege steht umbringen, bis nur noch eine einzelne Protagonistengestalt übriggeblieben ist, die das abschließende Duell, häufig über einem gähnenden Abgrund, bestehen wird. Diese Filme zeichnet aus, daß es anscheinend außer dem rituellen Ableben aller gezeichneten Figuren keinen narrativen Imperativ zu geben scheint, was mit der Betonung des Actiongehaltes in jeder Art von Film auf Kosten der inneren Bewegung gleichzusetzen ist. Die Figuren dieser Ära sind ebenfalls Monster wie die Einzelgänger der 30er, doch ihnen fehlt sowohl der Charakter als auch die Feinsinnigkeit, die sie zu angemessenen Anti-Helden gemacht hat, sie sind hohle Gefäße unausgesprochenen Ekels und Hasses auf den Menschen; das Böse wird nicht mehr in übernatürlichen oder fremden Phänomenen gesucht, sondern mißtrauisch in jedem anderen Menschen vermutet.
Terror Test
Wahrscheinlich aus dem gleichen Grund, warum Nemed House immer wieder auf den Status eines Spam-Blogs gesetzt wird, was bedeutet, dass ich die wirren Gedanken in meinem Kopf erst dann veröffentlichen kann, wenn ich das interne Wortbestätigungs-Protokoll durchgegangen bin.
Danke. Echt super.
Aber glaubste allen Ernstes, das stoppt mich?
A Gang of Fascination
SMOKEHOUSE MELANCHOLY
data-based foam on the icarus birdbath
discipline dark-blue skywriting jihad
the brotherly magnetized nonentity
messiah of daydream
midplane visionary
By nightbird starboard, by daybird dark
Bam Meadstem White
A JERK OF WATERWORKS
snow-blind in a handful of dust
something erect in a gang of fascination
show some television,
I will show you fear
Your silo neighbor striding behind
winding sheet freeborn sacrilege.
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Aus B.M. Whites Gedichtsammlung "Lyric Hexagram" (2001-2003)
Was Sie über Halloween wissen sollten... [2]
Gut, wir wissen alle, was Halloween ist. Gespenstermasken, nervige Kinder, die an der Haustür nach Plombenziehern betteln, schlechte Splatterfilme ab 21:15, und ein Haufen Plastikfledermäuse, die so aussehen, als ob sie mit bleiartiger Eleganz zu Boden schmettern werden, sobald man sie nur loslassen würde. Ach ja, und irgendwas mit den alten Kelten, äh Druiden. Diese Typen waren echt unheimlich. Kennt man ja aus Asterix. Und dass die Splatetrfilme und Plastikfledermäuse erfunden haben, macht sie auch nicht vertrauenswürdiger, eh? Ein Glück, dass die Römer mit diesen unheimlichen Typen kurzen Prozess gemacht haben.
Aber wissen Sie eigentlich, warum man Halloween feiert?
Nun, wie Sie aus dem vorhergehenden Bild einer aufrecht christlichen Aufklärungsschrift ersehen können, ist Halloween vor allem der Geburtstag einer fragwürdigen Gestalt mit einem Kürbis auf dem Kopf, der immer seine Kettensäge vergisst, wenn er seine Natter spazierenführt. ("Natter spazierenführen" ist in diesem Zusammenhang kein Euphemismus für andere Tätigkeiten, ihr kleinen Perversen!)
Es handelt sich natürlich um niemand anderen als Lord Pumpkin!
Es könnte sich natürlich aber auch um den Grossen Kürbis handeln. Sie wissen schon, der auf den Linus von den Peanuts immer wartet. Wahrscheinlich ist er nie gekommen, weil er auch hier seine Kettensäge vergessen hatte.
Oder seine Natter spazierenführte.
Freitag, 13. Oktober 2006
Taschen aus Dunkelheit
Stellen Sie sich eine große Metropole vor, die Hunderte von Quadratkilometern bedeckt. Dieses wachsende urbane Gebiet, das einst in einer Nationalökonomie ein wichtiger Bestandteil war, ist nun eine riesige Ansammlung von heruntergekommenen Gebäuden, eine gewaltige Petrischale für alte und neue Krankheiten, ein Territorium, in dem die Herrschaft des Gesetzes schon längst durch eine weitgehende Anarchie ersetzt wurde, in der die einzige vorhandene Sicherheit durch brutale Macht erreicht wird. Solche Städte hat man sich schon oft in apokalyptischen Filmen und in manchen Science-Fiction-Gattungen vorgestellt, wo sie oft als gigantische Versionen von T.S.Eliots Rat's Alley dargestellt wurden. Aber diese Stadt würde weiterhin global vernetzt bleiben. Sie würde zumindest eine kleine Anzahl von wirtschaftlichen Verbindungen besitzen, und einige ihrer Einwohner würden Zugang zu modernsten Kommunikations- und Computertechnologien besitzen.
Norton sieht sein Konzept einer 'wilden Stadt' nur als Möglichkeit, aber als eine Möglichkeit, die zu den 'schwierigsten Sicherheitsproblemen des neuen Jahrhunderts' werden könnte. Man habe, so sagt er zu Recht, bislang zu sehr auf das Konzept der failed cities geachtet und dabei die Entstehung von scheiternden Städten oder Stadtvierteln zu wenig beachtet.
Eine 'wilde Stadt', wie Norton sie sich vorstellt, wäre eine Metropole mit einer Bevölkerung von mehr als einer Million Menschen. Je größer eine Stadt, desto schwieriger ist zu kontrollieren, wenn die Ordnung zerfällt und sich die Schwarzen Löcher ausbreiten, die von der staatlichen Macht nicht mehr oder allenfalls kurzfristig etwa in Form von Razzien mit Sondereinheiten der Polizei erreicht werden."
Mittwoch, 11. Oktober 2006
11: Ogham
Stimmen wir uns also auf ein wenig keltisches Dunkel ein, und ein paar tolkieneske Phrasen, die den Wortfluss würzen. Es ist vielleicht ein Ent, der diese Geschichte erzählt...
"Schrift der Bäume ist Ogham genannt worden, das Schriftsystem, das von den keltischen Stämmen benutzt wurde, bevor das römische Alphabet, und später das Christentum eingeführt wurde. Schrift der Bäume nennt man es, und nennt jedes der Zeichen mit dem Namen eines Baumes. "Baum" (fidh) nennt man ein jedes der Zeichen, und wie ein Baum sind diese Zeichen, mit Ästen, die von einem Stamm (flesc) ausgehen. Wie anders als Schrift der Bäume sollte man sie nennen?"
Für den vollständigen Text folgen Sie bitte dem allseits beliebten...
Dienstag, 10. Oktober 2006
Cthulhu and Lovecraft were Lovers
Ein Gefühl von Entsetzen und Angst, das uns in einer konkreten Situation ergreift und Panik sowie Schrecken verursacht. Abscheu, Grauen, Schauder. Die Suchanfragen der letzten Zeit, die Suchende auf diese Seiten verwiesen haben, sind gleichermassen delikat und vielversprechend:
- Ausrottung von Ungeziefer Maden in Müll
- Bleistiftzeichnungen
- Cthulhu and Lovecraft
- Kirche Satans + Freimaurer + Comicgeschichte
- Geheime Freimaurerzeichen
- Gothicmädchen
- Handel von Seehunden
- Heuboden Comic
- „Ihre Oberweite wuchs“
- Kataklymus Berechnungen
- Klingonenporno
- Kosmische Initiation
- „Ludwig Erhard“ Weisskohl
- Märchen – Die Rübe
- Nippon Schönheiten
- Pilzwälder
- Pilzwälder Hamburg
- Riesen Urkrokodil
- Scarlet Pimpernelle
- Scharlachhexe Vision
- Scharlachrote Pimpernelle
- Sportakus Kostüm
- „Stimme in der Nacht“
Etwas beklommen macht uns der junge Mensch, der den Kataklysmus berechnen will. Kataklysmus im Sinne von kontinentweiter Katastrophe? Untergang von Atlantis?
Ist es schon wieder so weit?
Freitag, 6. Oktober 2006
Was Sie über Halloween wissen sollten... [1]
Beachten Sie den stechenden Blick, die riesige Nase und den gepflegten Ziegenbart. Beachten Sie die unheimliche Gewandung, die irritierenderweise einer Mönchsrobe ähnelt. Noch schlimmer, beachten Sie das düstere Symbol in seiner Hand. Das Crux Ansata, das Symbol des Lebens und des koptischen Christentums. In Irland! Wow! Diese Typen waren echt unheimlich...
Donnerstag, 5. Oktober 2006
Nemed House Online :: Schwarzer Herbst (1)
Vom Wildwerden der Städte
Sekundäre Schöpfungen (3)
Ein bischen wie Michael Moorcocks Thanelorn. Aber auch ein bischen wie Gotham City. Ein Hintergrund für jede Art von Geschichte, eine parallele Wirklichkeit, in der jede Art von Figur auftauchen kann.
Parallel City ist nicht der wirkliche Name der Stadt, in der all diese Geschichten spielen. Es ist eher eine Beschreibung ihrer Funktion. Ihre Geschichte, ihre Architektur, ihre Strassen sind denen in anderen Grosstädten parallel – unabhängig zwar, aber ihnen in immer gleicher Entfernung nachgebaut. Und auch die Leben der Menschen, die sich durch Parallel City kämpfen, sind denen anderer Menschen parallel gebildet. Unabhängig zwar, aber immer in gleicher Entfernung.
(Tatsächlich habe ich irgendwo eine Liste von Exposés für Kurzgeschichten, die in einer oder der anderen Version dieser Stadt spielen könnten. Parallelen zu den Werken anderer Autoren natürlich beabsichtigt.)
Und da die einzige Art von Krimiroman, die ich schätze, der amerikanische der Schwarzen Serie ist, auch Hardboiled genannt, bei denen sich Leute wie Raymond Chandler hervorgetan haben, spielt der erste Besuch in Parallel City denn auch im Jahre 1938, eine Hommage an Raymond Chandler und Bogart.
Eine hoffnungslose Gesellschaft in einem düsteren Großstadtdschungel, und ein Mann, besser als jeder andere und schlechter als jeder andere, der diese gemeinen Strassen beschreitet.
Mittwoch, 4. Oktober 2006
Fragmente des Grauens [2]
Irgendwo in den Adirondacks... oder auch in einer anderen gegend, in der es nur Rednecks und White Trash gibt...
LÄNDLICHE FISCHE
Anfang März kam dieser Fremde in unsere Stadt, Akroyd Valley, South Carolina, und er war ein häßlicher Bursche mit einer fast gelben Haut. Kein Asiate, nur schrecklich häßlich, und wahrscheinlich war er so häßlich und so gelb wegen einer Krankheit. Seine Finger waren ganz knorrig, und seine Stirn war wie die eines Affen, aber er hatte helle blaue Augen, die fast zu leuchten schienen, und sie beruhigten einen auch wenig, wenn man ihn ansah, dann konnte man richtig Angst vor ihm bekommen, er war ja fast zwei Meter groß und dabei stand er noch so gekrümmt da.
Er nahm sich ein Zimmer im Hotel, und er zahlte gutes Geld dafür, also kümmerten sich die Leute nicht viel um ihn, auch wenn viele ihm natürlich nachstarrten, als, er die Hauptstraße entlang kam, und sie starrten ihm auch noch nach, als er bereits zwei Wochen hier gelebt hatte. Er schien keine Anstalten zu machen, fortzuziehen, zahlte seine Miete im Voraus und ließ jedermann in Ruhe. Tatsächlich sah man ihn nie, außer wenn er abends ins WALTZING MATHILDA rüberkam um genau vier Gläser Whisky-Soda zu trinken, zu bezahlen, und dann, ohne ein Wort gesagt zu haben, wieder zu gehen.
Es war jedesmal genauso wie beim Mal zuvor, ein Ritual fast. Wenn sein langer, gekrümmter Schatten auf den Gehsteig vor der Kneipe fiel, verstummten alle Gespräche, und alle starrrten ihm entgegen, wenn er durch die Tür trat und zu dem Tisch steuerte, an den er sich zu setzen pflegte. Niemand anderes setzte sich seitdem dorthin. Und alle würden weiter starren, fast stumm, wenn Betty, die Kellnerin mit dem ersten Drink ankam, und würden weiterstarren, bis er seinen letzten Drink getrunken hatte, seine Zeche auf den Tisch legte und dann aufstand, um zu gehen, ohne ein einziges Wort gesagt zu haben.
Er hatte ein einziges Mal ein Wort gesagt in der Kneipe, beim ersten Mal. Die anderen Male servierten sie ihm einfach, was er beim ersten Mal bestellt hatte, und kein Mensch verlor ein Wort darüber.
Er selbst verzog keine Miene, selbst wenn er die Geschichten hörte, die sich die Säufer hinter seinem Rücken über die Tische zubrüllten. Er wollte im Grunde nur eins, in Ruhe gelassen zu werden.
Ich meine, er wirkte nicht träge oder irgendwie lebensmüde - aber hatte wohl schon früh in seinem Leben selbst gemerkt, daß er in keine Gruppe paßte, und so sonderte er sich lieber selbst ab, um der Menge die Genugtuung zu rauben, ihn irgendwo ausgrenzen zu können.
Alles, was er brauchte, Essen, Kleider, bestellte er im 7-11, und er bezahlte immer bar. Auch nach zwei Wochen machte er noch keine Anstalten, wegzuziehen, oder sich eine Arbeit zu suchen oder von der Bank Geld abzuheben, sondern verkroch sich in seinem Zimmer und kam erst spätabends heraus und ging zum WALTZING MATHILDA.
An diesem Abend aber waren ein paar Farmarbeiter aus den Bergen östlich von Akroyd Valley da, die seit zwei Monaten nicht mehr in der Stadt gewesen waren und den Gelben Mann noch gar nicht kennen konnten. Als er erschien und sich an seinen Tisch setzte, der der einzige leere in der ganzen Kneipe war, hatten sie schon viel getrunken. Und als sie ihn sahen, stierten sie ihn mit offenen Mündern an und begannen dann, sich das Maul zu zerreißen.
„Hey, Du Pinscher“, rief Malcolm Bertreux, „Hat Deine Mammi sich von einer Horde Chinks rammeln laßen?“
„Nein, nein“, grinste Daddy McCall und erhob seine Stimme, damit es auch wirklich jeder mitbekommen konnte. „Dem ha'm sie als Kind in die Milch gepißt, deshalb isser so gelb. hahaHA!“
„Vielleicht isser ja auch gar kein richtiger Kerl, sondern nur so'n großer gelber Affe, dem sie'n Anzug angezogen ha'm, damit's keiner merkt, daß er kein Kerl is'?“, schmatzte John Dove.
„Jungs, hört auf damit!“, warnte Betty blaß.
Der Gelbe Mann aber leerte seinen ersten Drink und drehte sich dann um. Seine hellen blauen Augen schienen anzuschwellen, als er sich erhob. Sein großer gelber Schatten wuchs vor den drei Farmarbeitern in die Höhe, und seine blauen Augen brannten kalt auf sie herab.
„Hey, Chink, Willste Ärger?“, knurrte Malcolm.
Da streckte der Gelbe Mann seinen knorrigen langen Arm aus und deutete auf ihn.
Fleisch schmolz, und verband sich wieder. Malcolm wollte etwas sagen, aber er hatte keinen Mund mehr. Nur noch eine kleine runde Öffnung, wie ein Fischmaul, gerade groß genug für einen Strohhalm, blieb ihm.
Pfeifend entwich sein Atem, und er wollte schreien, aber er war stumm wie ein Fisch geworden. Ohnmächtig fiel er von seinem Stuhl. John Dove und Daddy McCall sprangen entsetzt auf. Sie starrten zu ihrem Kumpan, dann zu dem Gelben Mann und wollten ihn anspringen. Der Gelbe Mann deutete auf sie, und sie verstummten. Röchelnd fielen sie in ihre Sitze zurück, betasteten ihre Gesichter und starrten den Gelben Mann an, der wie ein großer schwankender Baum vor ihnen aufragte und stumm lächelnd die langen gelben Hände in seine Hosentaschen zwängte.
„Halt!“, rief da Betty, die nicht alles mitbekommen hatte und kam auf den Tisch zu, „Was geschieht hier schon wieder?“
Der Gelbe Mann grinste. Ihr Blick fiel auf die veränderten Gesichter der Männer, auf das lächelnde gelbe Gesicht und Entsetzen befiel sie. Sie öffnete den dick rot übermalten Mund und wollte lauthals schreien, doch der Gelbe Mann nickte ihr zu, und die rote Farbe verschwand, und mit ihr der Mund.
So begann die Zeit der Stummheit für Akroyd Valley.
"Ländliche Fische" muss in seiner Originalversion vom Anfang der 90er stammen. Ich erinnere mich noch daran, es mit dem ersten Textverarbeitungsprogramm, das ich besass, geschrieben zu haben - damals noch für einen Atari MegaST. Obwohl ich die Story mehrfach umgearbeitet habe, hat mich ihr Ende nie befriedigt. Vielleicht ist sie aber als Teil einer Serie zu gebrauchen.
Dienstag, 3. Oktober 2006
Party der Plattwürmer
Einer der Fernsehsender hat jedenfalls ein grosses Ding aus dem heutigen Tag gemacht. Jubiläum! Von geschichtlicher Bedeutung. Allerdings hängt man sich hier statt an der Deutschen Einheit an der Einheits-Scientifiction auf, die als "Star Trek" nunmehr 40 Jahre dorthin vorstosst, wo noch nie ein Mensch gewesen ist, oder auch bloss hinwollte.
Im Radio hat eine andere Sendeanstalt ihren Verbalpatrotismus entdeckt und verkündet vollmundig, den ganzen Tag nur "Made in Germany" zu senden. Was genau dies sein soll, erschliesst sich mir nciht, als mir beim Abwaschen David Bowie heroisch "Dann sind wir Helden, fur immür un immür" entgegenskandiert. Ok, das macht vielleicht sogar noch Sinn, der gute Mann hat dies wohl während seines Berliner Exils komponiert/aufgenommen/exorziert. Aber man weiss ja, nicht alles, was aus Berlin kommt ist gut. Rein definitorisch ist dann wohl "Made in Germany" korrekt, aber macht mich soetwas glücklich? Mein Volksstolz wird gewisslich nicht steigen, nur weil irgendetwas innerhalb meines geographischen Umfeldes entstanden ist.
Und ich hatte schon vor 20 Jahren gehofft, nie wieder "Fred vom Jupiter" hören zu müssen.
Fragmente des Grauens [1]
Irgendwo in Afrika... Die Nacht hat begonnen...
NACHT
„Ich habe all meine Kinder heute nacht hierhergebracht“, sagte er, „Hierher, an diesen Ort alter Pracht und alter Schande, damit sie all die seltsamen Freuden schmecken können, die dieser Ort anzubieten hat. Wir alle sind einsame Wanderer in den Schattenreichen, mein Freund. Unsere Wege sind Netze, die sich nur selten kreuzen, aber kreuzen müssen sie sich, denn auch die Kranken, die Verkrüppelten, die Wahnsinnigen, die Mörder und die Toten müssen manchmal reden. Miteinander reden, und sich an abgelegenen Orten zusammenballen, um für eine Nacht einen Anschein, einen schwachen Abglanz von Wärme miteinander auszutauschen.“
„Ich bin der Herr dieser stummen Legionen, Cornelius, ihr Herr, ihr Vater, ihr Gott. Ich war es immer, von dem ersten Tag, da ein Mensch auf dieser Welt gelebt hat, von dem ersten Tag an, da ein Mensch auf dieser Welt gestorben ist. Ach, ich erinnere mich noch gut an diesen Tag... das heiße, stickige Parfüm der Savanne und der kalte Rauch des Opferaltars... und darüber, unvermutet süßlich, der Geruch seines Blutes, das in die hungrige Erde schoß, die stöhnte, denn sie hatte soetwas noch nie geschmeckt, und sie war hungrig... sie verlangte nach mehr...“
„Du kennst mein Reich nicht, Cornelius. Es ist ein kaltes Reich, ein Reich der völligen Dunkelheit. Tief, tief in den Eingeweiden dieser Welt, die immer meine Geliebte war und es immer geblieben ist, seit diesem Tag, da ich ihr das erste Opfer brachte. Tief unter den Wurzeln der Berge halte ich Hof, und meine Kinder, meine Gläubigen, sie hausen mit mir dort unten in den schwarzen Kavernen, die nur von dem Grabesleuchten der Gifte erhellt werden, die dort in flüssigen Adern aus dem schwarzen Gestein triefen. Unsere Zeiten bestimmen wir nach dem Spiegel der pechschwarzen Seen dort unten, tief unter der Erde. Jeder Flossenschlag der weißen, blinden Dinger, die in diesen Seen leben, ist ein neues Jahr für uns. Oh, sie schmecken uns, diese blinden, klammen Dinge, die in den lichtlosen Höhlen leben, die nie ein Mensch ausgemessen hat. Sie schmecken uns, aber wer will uns verübeln, wenn es uns einmal in hundert Jahren nach anderer Frucht verlangt? Nach einem Geschmack, der mehr ist als nur die bloße Erinnerung an die Dinge, die auf dem Angesicht der Erde, unserer Mutter, wachsen und gedeihen und laufen und sich lieben. Wir leben dort unten, in der verborgenen Gebärmutter der Erde, und dies ist unser Tag. Doch einmal in hundert Jahren verlangt es uns nach Leben, Cornelius, und eine Nacht lang treffen wir uns an verschwiegenen Orten und hören dem Gesang des Windes und der Sterne zu, wir, die wir sonst nur die tödliche Stille der Höhlen kennen, die nur von dem blinden Umhertatsten der Würmer dort unten unterbrochen wird, oder von dem langsamen, langsamen Kratzen der Kontinente aneinander. Eine Nacht lang nur, Cornelius! Der Geruch des Waldes, der Geschmack des Meeres, und die Stimmen und Geräusche des Lebens! Das Schleichen der Katze, das Heulen der Wölfe, das verschwiegene Seufzen und Stöhnen der Liebenden, diese Musik von Himmel und Erde, und zu nehmen, wonach der Hunger von hundert Jahren verlangt – das ist unsere Nacht, Cornelius, unsere Nacht schwarzer Freude und des Vergnügens. Dies, Cornelius, ist unser Fest. Das Fest der Kinder der Erde“
Sonntag, 1. Oktober 2006
Sekundäre Schöpfungen (2)
Was macht Literatur aus? Was nicht?
Eine komplexe Frage, die zu beantworten wahrscheinlich nur Komplexe erzeugen wird. Da mir meine seelische Ausgeglichenheit wichtig ist, drücke ich mich um solche Diskussionen lieber. Stattdessen versuche ich Komplexität auch in der Art von Unterhaltungsliteratur zu erzeugen, die mir liegt.
Als ich mich also daransetzte, für My-Lands eine Community und einen Kriminalroman zu konzipieren, schrieb ich nicht einfach drauf los. Stattdessen bewaffnete ich mich mit Papier und Bleistift und machte komische Kristzeleien und Fliessdiagramme. Ich suchte mit einen Magister der Germanistik, der ebenfalls auch der leichten Muse huldigt.
Und bevor ich die erste Zeile meines Romanes verfasste, entwarf ich die Stadt, in der diese Geschichte spielen soll...
Countdown to Samhain
Seid also gespannt auf einen eher unheimlichen Blick unter die Haut der Wirklichkeit... Macht euch gefasst auf eine Zeit ohne buntgekleidete Kostümträger und das sarkastische Grinsen des Bloggerprinzen...
Es wird dunkel um uns, Samhain naht... die Zeit der Gespenster.
Im Gegensatz zur allgemeinen Meinung ist Halloween nämlich nicht nur eine einzige Nacht, sondern eigentlich eine ganze Jahreszeit. Nun, so genau wollen wir es nicht nehmen, aber ich denke, jeder der an einem frühen düsteren Morgen aus dem Fenster schaut und sieht, wie die Frühnebel sich zögernd aus dem vergilbten Laub verkrümmter Äste lösen, wird erahnen, dass irgendetwas vor sich geht. Der Herbst hat begonnen, unaufhaltsam verringert sich das Licht. Die dunkle Jahreszeit hat begonnen, die Hexenkönigin regiert...
Kein Kiddiekram, und ganz sicher keine Kürbisse, weder Rezepte für Kürbissuppe noch drollige Grafiken von Kürbislaternen, es sei denn, ich finde eine von einem, der zubeißt. Ja, es soll hier mal ein bisschen unheimlicher zugehen. Immerhin endet die Zeit, und die Tore der Unterwelt schwingen weit auf...
Verwandeln wir den Oktober in vier Wochen Magie und Schrecken. Keine bunten Bilder mehr, sondern stattdessen alles, was in der dunklen Jahreszeit zuhause sein könnte. Ich habe noch keine Endauswahl getroffen. Vielleicht versuche ich auch innerhalb dieser vier Wochen einen archetypischen Teenie-Splatter-Roman zu schreiben... ansonsten machen wir uns gefasst auf Gespenster, Hexen, schwarze Magie, Wiedergänger, Zombies und Vampire... Dinge die mitten in der Nacht herumpoltern... und die eisige Hand des Grauens.
Ich lass also mal alle anderen genretypischen Bezüge und beschränke mich mal auf Horror und Mystery. Sie müssen keine Angst haben, dass meine Hand plötzlich aus ihrem Bildschirm herausgreift und ihnen die Kehle zuschnürt.
Ist alles nur Spaß!
Obwohl, manchmal...
hehehehehehe...
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Ich gebe gerne zu, dass ich alles Obenstehende verbatim von den Einträgen des letzten jahres gestohlen habe. Aber deswegen nennt man es ja auch Tradition, oder?