Kein Vier-Gänge-Menü, eher ein Cheeseburger für zwischendurch.
In diesem Sinne: Guten Appetit!
DIE ERBSCHAFT
Tief unter der Erde saß der große ZOPPO, und langweilte sich mit der wenigen Vehemenz, den die kleine Knolle, hervorbringen konnte, die sein Gehirn darstellte und sich irgendwo in seinem gewaltigen Körper verlor. ZOPPO unter der Erde wartete auf sein Herrchen oder das Essen, das ER ihm versprochen hatte, damals, bevor er ging.* * *
"Der alte Geizkragen muß wohl vollkommen verblödet gewesen sein!"
Ralf nickte seinem Cousin zu. "Stimmt. Er hatte ein Rad ab. Erst jagt er uns durch Wald und Flur, immer schön der Karte nach, die er in seinem verfluchten Testament darlegte, und jetzt, am Ziel: Nix! Unsere Erbschaft! Ha! Der Alte war der größte Schwindler aller Zeiten!"
Tante Klara spuckte verärgert auf den lehmigen Boden der Höhle. "Er war schon als Kind so heimtückisch. Ich weiß noch genau..."
"Das interessiert mich 'nen Dreck. Ich will endlich meine Piepen!" Heribert, der Dicke lief langsam rot an.
Ralf lächelte. "Ich weiß gar nicht, was Du Dich aufregst. Schließlich stand in seinem Testament nur, wir sollen uns in diese Höhle begeben und den zweiten Umschlag öffnen. Von Piepen, die hier verbuddelt sind, stand gar nix."
"Klugscheißer", grollte der alte Johann und paffte ungeduldig auf seiner Maiskolbenpfeife. "Der Alte hat viel Geld gehabt - es müßte ja mit dem Teufel zugehen, wenn er alles in seine blöden Bücher und die idiotischen Studien gesteckt hätte..."
Heribert hustete. "So schleimig wie in einem Ochsenmaul", fluchte er und spuckte gegen die fast fleischig wirkende, von Schleim und Algen beschmierte Wand. "Was hat der Alte denn eigentlich getrieben?"
"Ach", grunzte Adalbert. "'Son Scheiß. Schleim in Retorten. Er nuschelte immer, er könne eine Knolle von gewaltiger Größe erschaffen. Hielt sich wohl für Gott. Meinte, er könne ein Maul mit genug Intelligenz zum Zuschnappen erschaffen."
"Was soll das heißen?"
"Irgendso'ne Idiotie. Hat zuviel Gelesen. War sowieso senil, der Alte."
"Egal. Wir wollen ja nix von IHM, wir wollen seine Penunse."
"Es ist Zeit, den Umschlag zu öffnen, Ralf. Mach schon!"
Ralf zerrte den Briefumschlag hervor und riß ihn hastig auf. Er las und runzelte die Stirn.
Er spuckte aus und las laut vor: LIEBE MEISTGEHASSTE VERWANDTEN! SO WEIT ICH ES MIR VORSTELLEN KANN, STEHT IHR JETZT IN DER BESAGTEN HÖHLE, FLUCHT ÜBER DEN ORT UND GEIERT AUF DIE ERBSCHAFT - DAS VIELE GELD, DAS ICH, DER VERRÜCKTE, DER SENILE, DER ALTE DURCHGEBRACHT HABE. ICH MUSS EUCH SEHR ENTTÄUSCHEN: ES GIBT KEINE SOLCHE...
"Dieses Sehwein!", kreischte Tante Klara, "schon als Kind war er so..."
"Halt's Maul, Alte", brüllte Johann.
ICH HABE ALLES FÜR MEINE STUDIEN UND DIE WISSENSCHAFTLICHEN VERSUCHE AUSGEGEBEN. UND ICH HABE MIR UND DER NACHWELT BEWIESEN, DAS ICH RECHT HATTE! ICH HABE EINE 'KNOLLE' ERSCHAFFEN, EIN MAUL, SCHLAU GENUG, ZUZUSCHNAPPEN. SEIN NAME IST ZOPPO. GRÜSST IHN VON MIR...
"Das ist alles" murmelte Ralf verwirrt und brüllte dann voller Wut auf: "Dieses Schwein! Dieses dreimalverfluchte Schwein!"
"Wir müssen sofort zurück in die Stadt. Das muß ein Irrtum sein!" Tante Klara keifte schrill auf ihren Bruder und rutschte auf den Höhleneingang zu.
Sie stockte.
"Warum wird es so dunkel? Warum wird es so dunkel? WARUM VERSCHLIESST SICH DER HÖHLENEINGANG?"* * *
ZOPPO hatte sein Fressen gefunden, so wie es ihm sein Herrchen versprochen hatte, bevor er gegangen war.
ZOPPO schloß sein Maul und begann zu kauen...
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen