Die Morphologie der Stadt entspricht ganz unromantisch der Morphologie des Menschen. Dies nicht nur, weil Morphologie immer eine Wissenschaft der Form ist, der Entstehung der Form und der Stabilität der Form. Sondern auch, weil die Morphologie der Stadt immer auch die Morphologie eines Menschen ist, die Morphologie der Angst. Man kann noch den Affen in ihr erkennen, oder den protourbanen Atavismus, das Grunzen und Stinken der Steinzeit.
Er verrät sich an seinen schmutzigen Händen, woher er gekommen ist und wo er hingehen will, dieser seltsame Affe, der sich in einem Netz aus Strassen und Wänden zu verstecken sucht. Die Morphologie unserer Städte ist die Morphologie menschlichen Strebens und Hoffens - kühne Träume, bange Ängste, verborgen hinter bröckelnden Ziegeln und kaltem Beton.
Dies ist real: das Weichbild der Städte ist die ungeschützte Unterseite unserer Zivilisation. Und egal, wie sehr es die Städteplaner hoffen und erbitten, Stadt und Mensch bleiben amorph, sich wandelnd, chaotisch im Herzen, voller Schall und Wut - und bedeuten gar nichts.
Höchste Zeit, der Realität den Rücken zu kehren und zu einem Reiseführer für Orte zu greifen, die rein imaginär sind. Als Konstrukte einer Idee gibt es in ihnen kaum Widersprüche, sie eignen hervorragend als ein Symbol.
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