Nach der dämonologischen Kontaminierung des Werwolfs in der Zeit der Hexenverfolgung tragen noch viele der im 19. Jahrhundert zusammengetragenen Sagen diese hexerische Signatur, unter der zahlreiche Facetten des ursprünglichen Erzählprogramms verlorengegangen sind. Vor allem die leidenschaftlichen Volksaufklärer mit ihrem unnachsichtigen Blick auf die "abergläubischen kleinen Leute" machten ihn nun zum Bürger- und Kinderschreck. Für eine ernsthafte literarische Bearbeitung, so scheint es, war diese Gestalt nicht mehr zu gebrauchen. Zu sehr belastet, verdorben und unfruchtbar. Nur wenige Schriftsteller hat sie noch wirklich befeuert. Spätestens mit dem Zweiten Weltkrieg verschwand der Werwolf dann auch aus seinem angestammten Revier, dem ländlichen Erzählkreis. Und das, obwohl gerade jetzt seine neue Karriere auf der Leinwand begann.
Elmar Lorey: "Die Vorstellung vom wolfsverwandelten Menschen in einer literarischen Annäherung des 20. Jahrhunderts."
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