Samstag, 25. März 2006

Der Werwolf in meinem Bett

Hier noch zwei kleine Sagen, die eine interessante Ergänzung des Werwolfmythos ergeben.

Wie wir gesehen haben, haben viele der deutschen Werwolfsagen etwas mit dem Überbleibsel alter heidnischer Vorstellungen zu tun, die auf die eine oder andere Weise als „Schwarze Magie“ wiederkehrten. Meist ist es ein böser Mensch, der mit Hilfe eines heidnischen Kultgegenstandes, z.B. des Werwolfriemens, bewußt die üble gestalt des Mann_Wolfes annimmt, um seine Anrainer zu schädigen. In anderen Sagen jedoch scheint diese Gabe mehr ein Fluch zu sein… Während in „Frau ein Werwolf“ die Titelheldin tatsächlich bemüht ist, ihren Mann vor Schaden zu bewahren, scheint der “Entdeckte Werwolf“ von seinem Trieb im wahrsten Sinne des Wortes übermannt worden zu sein. unwillkürlich muss man an die nicht jugendfreien Versionen von „Rotkäppchen“ und an andere Formen häuslicher Gewalt denken. Der Werwolf als das freigesetzte Tier im Manne… oder Menschen?

FRAU EIN WERWOLF
eine Sage aus dem Rheinland

„In Caseburg auf Usedom waren einmal ein Mann und seine Frau beim Heuen auf einer Wiese beschäftigt, da sagte die Frau nach einiger Zeit, sie habe gar keine Ruhe mehr, sie könne nicht mehr bleiben, und ging fort Vorher aber hatte sie noch ihrem Manne gesagt, das solle er ihr versprechen, daß, wenn etwa ein wildes Tier käme, er ihm seinen Hut hinwerfen und dann fliehen wolle, daß es ihm keinen Schaden täte. Das versprach der Mann. Nur eine kleine Weile war sie fort, da kam durch die Swine ein Wolf geschwommen, der ging grade auf die Heuer los; da warf ihm der Mann seinen Hut hin, den das Tier sogleich in kurz und kleine Stücke zerriß; aber unterdessen hatte sich ein Knecht mit einer Forke herangeschlichen und erstach den Wolf von hinten; im selben Augenblick aber verwandelte sich das Tier, und alle erstaunten nicht wenig, als sie sahen, daß es des Bauers Frau war, die der Knecht getötet hatte.“


DER ENTDECKTE WERWOLF
eine Sage aus Mecklenburg/Vorpommern

„Ein Bauer aus der Nähe von Neviges kam nachts mit seiner Frau von einer Hochzeit. Da es geregnet hatte, trug die Frau ihr Kleid hoch geschürzt, so daß der rote Unterrock zum Vorschein kam. Als sie in die Nähe ihrer Wohnung gekommen waren, bat der Bauer seine Frau, schon dran zu gehen, er werde bald nachkommen. Nach kurzer Zeit erblickte die Frau, durch ein Geräusch aufmerksam gemacht, ein Wolfsungeheuer hinter sich, das sie verfolgte und seine langen Zähne tief in ihrem Unterröcke begrub. Sie schrie laut auf und flüchtete der nahen Wohnung zu, worauf das Untier von ihr abließ. Kurz darnach erschien ihr Mann, dem sie sofort den Vorfall erzählte. Ohne viel zu sagen, legte sich dieser aber zu Bett. Als sich die Frau am folgenden Morgen erhob, schlief ihr Mann noch fest. Da gewahrte sie die roten Fetzen von ihrem Unterrock zwischen seinen Zähnen. Nun wußte sie, daß ihr Mann ein Werwolf sei. Sie floh zu ihren Eltern und setzte die Scheidung von ihrem Manne durch.“

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