Fortsetzung von Nemed House: Amadeus auf der Flusswelt (3)
Sein Atem stockte, und seine Stimme versagte ihm den Dienst, als er schreien wollte. Was vor ihm stand, war groß, massig und dunkel. Bedrohlich füllte ein unglaubliches Lebewesen den Raum zwischen dem Türrahmen.
Es war eine rundliche, haarige Form, der dort hockte und Amadeus um Haupteslänge überragte. In der Mitte war sie gespalten und schimmerte feucht und rot, dort wo handtellergrosse Augen und zitternde Fühler aus dem Inneren des Leibes hervorzuquellen schienen.
Der Erstarrung und dem Schrecken folgten Zweifel.
Träumte er? Die Wirklichkeit, in der er sich befand, war nicht so fest wie die, aus der er gekommen war – sie floss, veränderte sich, warf Wellen…
Weishaupt hatte von soetwas gesprochen. Oder war es Hiram Kobalt gewesen?
„Sei mir willkommen“, sagte er einfach. In Bruchteilen von Sekunden gingen ihm Gedanken durch den Kopf und er glaubte, die richtige Lösung gefunden zu haben.
Er gab sich ruhig und gelassen, doch man sah ihm an, daß es ihm größte Mühe bereitete. Im entscheidenden Augenblick benahm er sich hilflos wie ein Neugeborenes. Dabei hatte er sich die Begegnung mit einem Ausserirdischen in tausend verschiedenen Variationen ausgemalt. Das Zusammentreffen – so hatte er gehört – sollte mit Lichtern, Zeitverzerrungen und einer Vielzahl anderer Dinge verbunden sein. Eine leise Musik, wie das Flöten eines einsamen nächtlichen Spaziergängers, dann Bilder, die ineinander flossen…
„Wie ist dein Name?“ Amadeus Stimme hatte schon sicherer geklungen. Langsam kehrte seine Fassung zurück, und er versuchte, die unheimliche, massige Gestalt auf seiner Türschwelle zu ignorieren und sich von dem riesenhaften Wesen keinen Schrecken einjagen zu lassen. Und doch…. das glitzernde feuchte rote Fleisch inmitten der Finsternis pulsierte und schien immer neue seltsame Blüten hervorzubringen… Augen, Tentakel, Münder…
Warum ähnelte das Wesen, das sich ihm entgegenstemmte, einer Spinne? Hing es mit den Versuchen zusammen, die er unternommen hatte? Glaubte der Ausserirdische, ihm einen Gefallen zu tun, wenn man ein Bild wählte, das ihm vertraut sein mußte?
Inmitten des Risses, der den dunklen Leib von oben bis unten spaltete, öffnete sich eine längliche Öffnung, aus der eine transparente Flüssigkeit zu tropfen begann… Dumpfe, gutturale Laute drangen aus dem sich aufblasenden Fleisch.
„Ich bin Salieri.“
Blitzschnell überlegte Amadeus. Diese Ausserirdischen hatten Macht. Vor allen Dingen waren sie imstande, jede erdenkliche Gestalt anzunehmen. Aber Salieri war dies nicht. Salieri war zwar ein Fotz gewesen, aber nie wie eine ausgesehen…
„Salieri…?“, wiederholte er langsam.
Das spinnenartige Wesen sprach weiter. Seine dumpfe, laute Stimme dröhnte durch das Innere der Hütte. „Du heißt deinen Mörder willkommen?“
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