Donnerstag, 16. Februar 2006

Robert E Howards "Die Scharlachrote Zitadelle"

...als Prototyp der Sword&Sorcery-Erzählung

„Die Scharlachrote Zitadelle“ (THE SCARLET CITADEL), die fünfte von Robert E. Howard (1906-1936) verfasste Conan-Erzählung, wurde zum ersten Mal im Januar 1933 in dem amerikanischen Magazin „Weird Tales“ veröffentlicht. Während sie allgemein nicht als die hervorragenste Arbeit Howards angesehen wird, nimmt sie in Thema und Aufbau viele Erzählungen vorweg, die bis zum heutigen Tag das „Sword&Sorcery“ (Schwert und Zauberei“ Subgenre der Fantasy prägen.
„Die Scharlachrote Zitadelle“ spielt im Gegensatz zu vielen Conan-Erzählungen in einem pseudo-mittelalterlichen Milieu, das Howard von seinen historischen Kreuzfahrergeschichten so gut kannte. Hinzu kommt jedoch ein deutliches Element des Übernatürlichen, jedoch nicht nur die Überbleibsel vormenschlicher Rassen oder ausserirdischen Monstren, derer sich Howard auch in seinen Horrorgeschichten (zum Teil im Cthulhu-Mythos angesiedelt) zu bedienen wusste, sondern die Figur des Schwarzmagiers bzw. Zauberers.

Kapitelübersicht:
  1. Nach einer durch den Verrat seiner Verbündeten verlorenen Schlacht gerät Conan, König von Aquilonien, in die Gefangenschaft des kothischen Königs Strabonus und dessen Hexers Tsotha-lanti. „Man erzählte sich, dass er über eine riesige Bibliothek von Zauberbüchern verfüge, die in Menschenhaut gebunden waren –Haut, die lebenden Opfern abgezogen worden war. Und in den Höhlen unterhalb seiner Burg handelte er mit den Mächten der Finsternis, sagte man, und tauschte wimmernde Sklavinnen gegen schreckliche Geheimnisse ein.“

  2. In Tsotha-lantis Burg, der Scharlachroten Zitadelle, wird Conan in den unterirdischen Kerker geworfen, während der Zauberer sich darauf vorbereitet, das Aquilonische Reich zu erobern. „Was soll ich Euren Frauen ausrichten, ehe ich ihnen die weiche Haut abziehe und darauf die Chronik von Tsotha-lantis Siegeszug niederschreibe?“

  3. Conan kann den Verliesen der Scharlachroten Zitadelle entfliehen, weil persönliche Rachegelüste einen der Wächter unvorsichtig machen. Auf seinem Weg durch die von unheimlichen Gestalten bevölkerten Verliese befreit Conan einen weiteren Gefangenen, den Zauberer Pelias. Dieser revanciert sich, indem er für Conan eine riesige Fledermaus herbeiruft, die ihn rechtzeitig zur Entscheidung nach Aquilonien bringen kann. „Was Tsotha betrifft – nun, man erzählt sich, dass eine Tänzerin aus Shadizar zu nahe an den vormenschlichen Ruinen auf dem Dagothberg einschlief und in der Umarmung eines schwarzen Dämons erwachte. Aus dieser unheiligen Verbindung ging ein verfluchter Mischling hervor, den seine Mutter Tsotha-lanti nannte...“

  4. In der Hauptstadt von Aquilonien hat ein mit Koth verbündeter Verräter die Macht übernommen, aber das Volk weigert sich. Bevor es zu einem Massaker kommen kann, erscheint der König und wirft den Verräter vom höchsten Turm. „Und der König auf den Zinnen schüttelte sich in einem gewaltigen Lachen, das sich über alle Fürsten, alle Mobs und auch über sich selbst lustig machte.“

  5. In der Entscheidungsschlacht gelingt es dem mit neuen Truppenteilen überraschend aufmarschierenden Conan, Strabonus und seine Armeen zu zerschlagen. Er kann ebenfalls den verzweifelt fliehenden Hexer stellen – mit Hilfe von Pelias, der ebenfalls seine Rache bekommt – allerdings erst nachdem Conan den Hexer zu enthaupten wusste.

Zur Form:
Die Struktur der Geschichte überzeugt durch ihre Rationalität. Natürliche und übernatürliche Gefahren halten sich immer die Waage, und es gibt keine verschwendeten oder überflüssigen Gestalten. [Neben Conan, Strabonus, Tsotha-lanthi und Pelias kommen noch als Nebenfiguren der Verräter Arpellus und Amalrus von Ophir, sowie zwei Diener Tsotha-lantis vor. Nach der Entscheidungsschlacht sind nur noch Conan und Pelias am Leben.]
Auffällig ist die unausgeglichene Anzahl von angefangenen Seiten pro Kapitel.
Während das erste, zweite und vierte Kapitel mit (nach der zitierten Ausgabe) 9, 6 und 7 Seiten umfassen, wird die Entscheidungsschlacht im fünften Kapitel mit 13 Seiten abgehandelt, während das dritte Kapitel mit 25 Seiten seinen Umfang vollkommen sprengt. Geschickter wäre hier sicherlich eine Unterteilung gewesen, vor allem auch da gerade das dritte Kapitel deutlich unterscheidbare Teile aufweist. [Conan gelingt es nach 8 Seiten seine Zelle zu verlassen; dann irrt er für 5 Seiten durch die Finsternis, bis er Pelias trifft; ihre gemeinsame Wanderung umfasst 6 Seiten; der letzte Abschnitt von 6 Seiten beginnt, als Pelias durch Zauberei die Tore des Verlieses öffnen lässt.]

alle Zitate aus: Howard, Robert E.: Conan, Wilhelm Heyne Verlag, München 2003, ISBN 3-453-87061-1

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