REVOLUTION 9
Im frühen Morgen überraschten wir sie, als die blutige Sonne noch keinen Strom in ihre wunderbar geometrischen Körper mit Skeletten aus Stahl und singenden Adern aus Hitze, (blau wie Venen, schwarz wie Arterien), schicken konnte. Eine lachende Handgranate zerfetzte die Tore der Dresdener Bank und wir enterten die Lobby ihrer wundervollen hohen Gebäude, die schmutzigen Stiefel gruben schwarze Kerben in die roten Teppiche und wir erwischten sie in den Betten, wie sie gerade ihren Frauen die Rüssel aus Messing in die kleinen schwarzlackierten Diskettenschlitze schieben wollten. Sie waren noch nicht abgeschminkt, und am glänzenden Chrom ihrer DIN-Kanten klebte noch Dreck. Sie starrten immer noch, als wir sie alle auf dem Marktplatz zusammentrieben, die Taschenrechner und Bankcomputer, die Kontomaschinen und alle ihre Verwandten. Selbst die Getränkeautomaten hatten wir nicht vergessen.
Wir rissen ihnen die Kabel aus den Ohren und stellten sie an die Wand, Männer, Frauen, Kinder und alte Greise. "Scheiße!“, schrie unser Führer, "ihr habt wohl geglaubt, wir würden uns für immer verarschen lassen, wa?"
Dann zogen wir die Abzüge unserer Knarren durch und legten sie alle um.
„Yeah“, dachte ich, als ich auf den riesigen rauchenden Schrottberg starrte und an meiner Flasche nippte, „das ist die erste Revolution an der ich mitgemacht habe, die einen auf den ersten Blick erkennbaren Nutzen hat.“
Dann warf ich die Flasche weg, und sie zerschellte im Gesicht eines Buchungscomputers der mich noch vor drei Tagen in einem mit grünem Plüsch ausgelegtem Büro terrorisiert hatte. Natürlich ist das alles nicht wahr.
So was nennt man Industrieverdrossenheit.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen