Es scheint eine der schönen Verlässlichkeiten des Lebens zu sein, jedenfalls geht es mir so, daß man für jeden Schritt vorwärts auch noch zwei Schritte seitwärts machen muß. Wenigstens nicht zurück - wer will schon gerne ein Leben leben, wie es Grufties tanzen.
An gewissen Tagen im Monat beginne ich, mein spirituelles Leben zu organisieren, was eigentlich recht einfach wäre, müsste man nicht die Seitenbedingungen berücksichtigen: Wer ist da, warum ist er da, ist er wirklich da, und wo zum Teufel ist der verflixte Hammer?
Hektisches Blättern in den Logbüchern und in den alten Folianten... Bruder, hältst Du es wirklich für eine gute Idee, an diesem schönen Sommertag uns mit den Eisriesen vertraut machen zu wollen? Und dieses und jenes. Manchmal reicht schon der verstauchte Fuß eines Babysitters, um die spirituelle Entwicklung in ganz andere Richtungen umschlagen zu lassen. Wohl dem, der ein guter Pfadfinder und immer vorbereitet ist.
Derweil ich also mein Köfferchen packe, diesmal ohne den abgetrennten Kopf von Fe-, ach egal, habe ich noch ein wenig Zeit, mich meditativ einzustimmen auf die Tatsache, daß wiederum ein Monat umgegangen ist. Das wird mir noch bewusster, wenn ich mich durch die Seiten meines Weblogs klicke. Ohja, das virtuelle Äquivalent des Magischen Tagebuches. Auch hier für jeden Schritt vorwärts auch noch zwei Schritte seitwärts.
Einige Dinge schliessen sich schneller ab als andere, vor allem jene, die ohne Vorankündigung aus dem Neocortex auftauchen und sofort ihren Weg aufs Papier finden. Dafür lassen sich andere sehr bitten, und manche entwickeln sich durch ihre eigene Geschichte zu einem unentwirrbaren Wollknäul, in dem man den Faden nur finden kann, wenn man die Lehren des Großen Alexander befolgt und mit einem Schwertstreich alles auftrennt.
Eigentlich wollte ich eine alte Arullu-Geschichte umschreiben, mit dem klingenden Titel "Wenn die Götter rasen". Eine tolle Sache, nur befriedigt mich die Pointe dieser Story leider nicht mehr so wie vor zwanzig Jahren, und mehrere Versuche, es in die richtige Richtung zu drängen, haben auch nicht das hervorgebracht, was ich mir erhofft habe.
Die Frage zu stellen, was denn geschieht, wenn die Götter sterben, ist sicherlich keine schlechte. Aber zu versuchen, das Sodom und Gomorrah-Motiv hier einzubringen, wirkte doch eher verwirrend. Nach zwanzig Seiten habe ich also aufgehört und fing an nachzudenken, was an der Geschichte so nicht stimmt.
Und dann fiel es mir auf, abgesehen von stilistischen Unstimmigkeiten, die aus dem Frontalzusammenstoß von 20 Jahren Stilentwicklung entstanden: Ich kauf mir selber die Story nicht ab.
Selbst auf Arullu wandern die Götter nicht herum, und das Prinzip götterlicher Strafe (Sodom und Gomorrah) ist so alttestamentarisch, daß ich selbst nicht daran glauben kann - warum sollte es also der Leser?
Was bleibt mir also? Ich muß wohl nochmal von vorne anfangen. Und für jeden Schritt vorwärts sind zwei Schritte seitwärts entstanden. Statt einer Story sind es nun drei, die ich irgendwann mal beenden sollte...
Statt der Geschichte von den Hexenjägern Mazulibaliphos und Santakosi (das ist der Clark Ashton Smith-Faktor der Story), die in die Verfluchte Stadt kommen, um zu erfahren, was geschieht, wenn die Götter sterben, habe ich also...
- die Geschichte von Ishbánel Sphannizhbo, Herr von Schwert und Stab, der in Gashnech (vor den Toren von Belvairogonn, ehemals Bel Air) erfährt, was geschieht, wenn die Götter sterben...
- die Geschichte von den Hexenjägern Mazulibaliphos und Santakosi, von denen ich annehme, daß sie wohl auf einem anderen Planeten spielt und vielleicht eine Homage an Andre Norton werden wird (ich hätte nicht soviele Hexenweltbücher lesen sollen, als sie gestorben ist...)
- die Geschichte von der Verfluchten Stadt und der Strafe, die über sie kommen wird. (Merkwürdigerweise drängt sich hier der Earendil auf, der am Ende seiner langen Reise wieder zur Erde zurückkehrt... Er hat sich in meinem Kopf unauslöschlich mit dem Sternenreiter vermischt, den wir vor 20 Jahren in unserem Magazin STAR RIDER vorstellen wollten...)
Man sieht schon, wie sehr alle Themen, mit denen ich mich gerade beschäftigen, in meine Phantasie einfallen. Invasion der Mythogenen Zone! Aaaaah!
Schauen wir mal, wieviele Stories es nächsten Monat geworden sind...
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