Im Alter von 93 Jahren ist eine der großen Damen der SF und Fantasy verstorben: Andre Norton. In einem ehemals männerdominierten Genre legte sich Alice Mary Norton einen männlichen Vornamen als Pseudonym zu, verfasste über 130 Romane und war die Herausgeberin unzähliger Kurzgeschichtensammlungen und Anthologien. Sie wurde am 17. Februar 1912 in Cleveland, Ohio geboren und starb am 17. März 2005 in ihrem Haus in Murfreesboro, Tennessee an Herzversagen.
Andre Norton war in Deutschland am bekanntesten für ihre Serie über die "Hexenwelt", eine teilweise matriarchalisch geprägte Welt PSI-begabter Frauen und Halbmenschen. Eine in dem Sinne ungewöhnliche Serie, weil hier die Welt selbst, und nicht ein ausgewählter Protagonist, die Hauptrolle spielte und die einzelnen Bände der Serie verband. Eine Welt, in der sich Fantasy und ScienceFiction auf gelungene Weise verband - denn während die regierende Kultur der Hexenwelt mittelalterlich anmutet, fehlt es doch nicht an Verweisen auf eine einst fortschrittliche Technik oder Invasionen von "außen". Zehn Bände der WitchWorld-Serie erschienen in der inzwischen legendären Taschenbuchreihe TERRA FANTASY (Pabel/Moewig).
Gefangene der Dämonen [Witch World] TERRA FANTASY 2
Im Netz der Magie [Web of the Witch World] TERRA FANTASY 5
Bannkreis des Bösen [Three against the Witch World] TERRA FANTASY 9
Angriff der Schatten [Warlock of the Witch World] TERRA FANTASY 16
Das Mädchen und der Magier [Sorceress of the Witch World] TERRA FANTASY 22
Die Braut des Tiermenschen [The Year of the Unicorn] TERRA FANTASY 31
Ingarets Fluch [Spell of the Witch World] TERRA FANTASY 39
Schergen der Bösen [Trey of Swords] TERRA FANTASY 78
Die Macht der Hexenwelt [Zarsthor's Bane] TERRA FANTASY 82
Der kristallene Greif [The Crystal Gryphon] TERRA FANTASY 92
Die Geschichte der Hexenwelt ist recht stimmungsvoll, ohne dabei in die emotionale Geschwätzigkeit anderer Autorinnen zu verfallen. Auch in dieser Hinsicht gilt Andre Norton als Pionier und Vorbild hervorzuheben: Obwohl die meisten ihrer Bücher aus weiblicher Perspektive geschrieben werden, hat sie den militanten Feminismus, mit dem andere Autorinnen ihre Position verteidigen, nicht nötig. Momentan werden, so wie es aussieht, keine Bücher von Andre Norton in deutscher Sprache verlegt. Das ist sehr bedauerlich, und zeigt wieder einmal den desolaten Status der deutschen Phantastik.
Ihrer soll hier vor allem auch gedacht werden, weil einige Zeilen in ihrem Roman Sorceress of the Witch World (Dt. Das Mädchen und der Magier, 1976) sich bei mir so festsetzten, daß sie mich zum Namen eines Magazins inspirierten:
"Und dann war da eine Art Wappen, ein Schwert, gekreuzt mit einem Stab magischer Macht. (...) Die Zeichnung überraschte mich, denn hier sah man, (...) daß das Schwert über den Stab gelegt war, wie um hervorzuheben, daß Handeln das erste Interesse des Eigentümers dieses Wahrzeichens war, Handeln, das von magischer Macht gestützt, nicht aber geführt wurde. (...) Und plötzlich, als hätte mein Gedanke es ins Leben gerufen, formte sich am Himmel hinter ihm ein Banner. Es war goldgelb wie Sonnenlicht, und darauf kreuzten sich Schwert und Stab."
1 Kommentar:
"Schwert und Stab" tauchen auch in der Heraldik auf, wieder einer jener amüsanten Zufälle, die mein Leben so bereichern. (Googeln bildet!) Nicht nur, daß sie für weltliche und geistliche Macht stehen - erinnert mich mal dran, das Wappen von dem kleinen bayrischen Städtchen zu zeigen, das ich gestern nacht gefunden habe... Schwert und Stab sind auch die Insignien des Heiligen Martin.
Und der ist ja sogar mein Namenspatron. (oder wofür dachtet ihr, steht das M. in meinem Namen?)
Warum weiß man solche Sachen nicht auf Anhieb?
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