Mittwoch, 29. Juni 2005

Wold Newton :: Die Könige der Welt, 1. Teil

Der automobile Übermensch an der Wiege des 20. Jahrhunderts


"Es gibt nur zwei Menschen auf der Welt, welche die Tiefen des Abgrunds erforscht haben. Der eine ist Nemo. Der andere bin ich."
Es ist ein interessanter Menschentypus, der uns in der gas-erleuchteten Dämmerung der Moderne gegenübertritt. Er ist kein Held und kein Schurke, sondern eine Persönlichkeit, so herausragend, daß sie jenseits von Gut und Böse steht; ein Übermensch, der sich der Bewegung durch die Welt entzogen hat und sich aus eigener Kraft hinausbewegt, fort, weit fort von der Masse und all ihrer behaglichen Mittelmäßigkeit.
Dieser Mann hat keine Heimat; er hat einen Stützpunkt. Eine Festung der Einsamkeit. Einen nicht kartographierten Ort, der bestenfalls die Bezeichnung ‚X' trägt. Dieser Mann hat keine Freunde, er hat Gefährten. Männer, einsam wie er, die wie er dem Weg in den Untergang folgen, den das Schicksal für sie vorherbestimmt hat. An Bord seines anachronistischen Vehikels trotzt er den Elementen durch die erste Macht der Elektrizität. Er sät nicht und erntet doch: Er ist ein Pirat, ein Eroberer, ein König der Welt. Ein Blitz aus der dunklen Wolke Mensch.
In seiner Urform hat ihn Jules Verne in "20.000 Lieues sous les Mers" beschrieben: Es ist der Kapitän, der sich Nemo ("Niemand") nennt, der mit dem Unterseeboot Nautilus Furcht und Schrecken auf den Weltmeeren verbreitet, die Schätze der Meere plündert und sich dennoch die Zeit nimmt, in der Manier von Byron an den unterseeischen Ruinen von Atlantis zu philosophieren. Verne kehrt zu diesem Charakter in "Robur le Conquerant" zurück; doch Robur der Eroberer ist ein noch dunklerer Charakter als Nemo. Aus ihm spricht nur der Hochmut des Übermenschen, und der Betrachter ahnt bereits daß man die Welt nicht schmerzlose erobern kann, ohne Ungerechtigkeiten gegen jene zu begehen, die sich dem Fortschritt widersetzen. Roburs Schiff ist das erste Luftgefährt, das schwerer ist als Luft, ein mächtiger Helikopter ein Jahrhundert vor seiner Zeit. Albatross ist ihr Name, seit Coleridges ‚Reim des Alten Seemanns' ein düsteres Emblem, das der Welt bald am Halse baumeln soll. In späteren Jahren (in "Maitre du Monde") wird Robur eine deutlichere Sprache sprechen: sein zweites Schiff, das zu Land, zu Wasser und in der Luft agiert, heißt schlicht Terror. In der glorreichen Freiheit dieser anarchischen Könige der Welt ist bereits der Schrecken der Anarchie impliziert. Der übermenschliche Individualist ist auch ein Ahnherr des internationalen Terrorismus. Er ist das, was Monte-Cristo geworden wäre, hätte er die überlegene Technik besessen. Seine Namen sind viele. Seine vielleicht letzte Gestalt nimmt er in Kapitän Mors ("Tod"?) an, dessen Abenteuer von deutschen Autoren in der ersten utopischen Romanserie, "Der Luftpirat und Sein Lenkbares Luftschiff", beschrieben wurde. Und Kapitän Mors ist tatsächlich auch derjenige unter den Eroberern der Lüfte, der sich am längsten dem Zugriff durch die Welt entziehen kann, zuerst an Bord seines Proto-Zeppelins, und später an Bord des Weltenfahrzeugs Meteor.
Er ist der Willensmensch, der der Gesellschaft - jeder Art von Gesellschaft! - den Rücken kehrt und sich in die Regionen zurückzieht, die nicht vergesellschaftet worden sind. Mit jeder Generation geht er einen Schritt weiter. Nemo genügte es noch, sich in die Ozeane zurückzuziehen. "Hier allein ist Unabhängigkeit! Hier kenn' ich keine Herren. Hier bin ich frei!" Robur machte sich die Lüfte untertan. Immer weiter entfernt liegt der Horizont, das Verlangen richtet sich stets auf das Unerreichbare: Die weißen Flecken der Landkarte, die Polregionen, die unentdeckten Lande, Terra Incognita und Terra Arcana. Als Zeppeline beginnen, die Luftmeer zu bevölkern, zieht sich Kapitän Mors zwischen die Planeten zurück und verschwindet schließlich aus der Geschichte.
Diese Gestalten, obwohl eine Klasse für sich, die immer wieder zur Nachahmung anregen wird, gehören zu einem Typus, der im 20. Jahrhundert immer mehr an Bedeutung gewonnen hat. Hier ist der Mann der Handlung, der sich selbst durch gewalttätige Handlungen und den Kampf an sich verwirklicht. Hier ist der Krieg der Vater aller Dinge, und der verborgene Spiritus Rector des Schicksals. Dies ist nicht ein harter Bursche per se, der Held oder Anti-Held folgt der Logik seiner eigenen Verhaltensregeln bis zum bitteren Ende, selbst wenn dies zu seiner eigenen Zerstörung führen sollte.
Das psychologische Narbengewebe, das hinter einem solchen Kode verborgen liegen kann, wäre ein würdiges Thema für postmoderne literarische Strategien, aber wie antike Heroen entzieht sich der automobile Übermensch jeder Art von Vermenschlichung. Mit der Masse hat er nichts gemein, unerreichbar schwebt er über der brodelnden Menschenmasse, nicht nur vertikal, sondern auch emotional entrückt. Durch die Entfernung erscheinen sie ihm nicht nur so klein wie Ameisen, sondern auch ebenso unbedeutend. Die Relativierung der menschlichen Spezies im Zuge der Elektrifizierung: Die Industrialisierung, die Urbanisation, die explosive Entwicklung der Eisenbahn und die durch die Erfindung von Telegraf und Telefon allmählich vernetzte Welt: All dies lehrte, wie unwichtig menschlichen Interessen sind, wenn man sie unter den Aspekten betrachtete, die die Wissenschaft nach und nach über die Erde und uns selbst herausfand.
"Das Abbild des Fortschritts war ein vorwärts- und ein rückwärtsblickender Januskopf: Prometheus wendet sich der von Wundern erfüllten Zukunft zu und gibt uns das Werkzeug, mit dem wir uns voranarbeiten können, während das Monstrum rückwärts schaut, in den Abgrund, die Tiefen der Zeit - in eine noch größere Dunkelheit, die alle unsere Interessen begräbt." (John Clute, Science Fiction: Die illustrierte Enzyklopädie)
Dies ist das treffendste Bild des Fortschritts, an das sich der Mensch während des 20. Jahrhunderts gewöhnen mußte. Hat er es heute schon begriffen? Die Idee des Fortschritts, eine moderne, also falsche Idee, wie Nietzsche anmerkte, offenbarte sich als eine Doktrin, die kein Gegenargument zuzulassen scheint. Eine Doktrin, die auf irgendeine Weise gleichbedeutend sein soll mit einem Trend hin zu sozialer Gleichheit, eine zweifellos dem christlichen Glauben entlehnter Eschatologie, die uns einreden will, daß die technische Zukunft letztendlich gleichbedeutend mit dem Paradies sei. Und dennoch haben sich bereits im 19. Jahrhundert zwei Nationen gebildet, deren willentliche Nachfahren wir sind, die Reichen und die Besitzlosen. Die Nationen des 21. Jahrhunderts nennen sich anders, Reichtum und Armut messen sich jetzt an Informationen, aber dennoch: Wären wir so erfahrene Zeitreisende wie der von Wells Beschriebene, könnten wir jetzt schon sagen, ob wir zu den Eloy oder den Morlocks gehören. Für die Könige der Welt aber sind wir alle Morlocks, dampfbetriebene, gas-erleuchtete, rauchatmende Zerrgestalten, die auf dem dünnen Seil balancieren, der zu seinem Heim in einsamen Bergen führt. Mit kalten Augen beobachtet er uns, und weiß bereits, daß wir straucheln.
Diese Männer gehören nicht zu der Zeit, der sie entstammen. Sie gebieten über die Elektrik in der Zeit des Dampfes. Sie sind Weltenbürger in der Zeit des aufstrebenden Nationalismus. Sie sind Individualisten, während die Menschheit vermasst wird. Diese Männer sind erste Vertreter des Helden vom Schlag ‚Einsamer Wolf', der in den 30er und 40er Jahren so populär werden sollte, aber dunkler, da ihnen der Bezug zum Menschen fehlt. Der Detektiv, der Flieger, der Superheld mag alleine sein und sich dem gewöhnlichen Hickhack der Welt entzogen haben, aber er arbeitet nach einem eigenen Ehrenkodex, und dieser reguliert seine Beziehungen zum Mitmenschen. Der Übermensch hat keine Mitmenschen, keine Nachbarn, keine Familie und keine Erben. Er lebt in einem zeitlosen Punkt zwischen allen Dimensionen; ohne Vergangenheit, ohne Zukunft, ohne Grenzen und ohne Bestimmung. Er ist ein Mann des Schicksals, und deswegen muß das Schicksal ihn zerstören; das heißt, er muß sich selbst zerstören, in dem er seinem Gesetz bis zum letzten Buchstaben des letzten Satzes folgt. Dieser Impuls treibt die mächtigen Maschinen an, über die er gebietet. In einer Welt, die sich beständig wandelt, bleibt er mobilis in mobili, "beweglich im Bewegten", wie das Motto der Nautilus lautete.
Moral ist diesem Mann ein Fremdwort. Er ist der absolute Herrscher seines automobilen Universums, einer hermetischen Welt, in sich abgeschlossen und erfüllt vom diskreten Charme der Bourgeoisie, komlett mit poliertem Messing und Privatbibliothek, Beides, Maschinen und ihre Erbauer, existieren glücklich außerhalb jeder Gesellschaft, und da ist kein Gesetz, das er anerkennt außer dem seines Willens. Er ist unverwundbar, unbesiegbar. "Gott, wenn er an ihn glaubte, und sein Gewissen, wenn er eines besaß, waren seine einzigen Richter." Wenn er es für richtig erachtet, hilft er vielleicht sogar dem Menschen, ohne daß dies seine Verachtung mindern würde. Die unzivilisierten Wilden müssen sich dem Überlegenen beugen, aber zu unserem Erschrecken müssen wir feststellen, daß wir in seinen Augen allesamt Wilde sind. Sie nehmen die Schätze der Welt an sich und verteilen sie an den Pöbel, aber die Bewunderung der Menschen verhallt unter dem Dröhnen sich schnell entfernender Propeller.
Die Gaslaternen sind verloschen, die Zeppeline von den Himmeln verschwunden. Die gaserleuchteten Visionen des 19. Jahrhunderts gingen in den Giftgas-Kriegen des 20. Jahrhunderts unter, aber der unausgeglichene Druck des Fortschritts bleibt erhalten, heute mehr als früher. Die Versprechungen, die die Technik für uns bereitgehalten hat, die Utopie der Gleichheit, die Prophezeiung des artifiziellen Paradieses, wurden nicht eingehalten. Der Kreislauf ist vollkommen, an der Wiege des 21. Jahrhunderts steht der gleiche vorwärts- und ein rückwärtsblickender Januskopf wie an der Wiege des 20. Die zweite Industrialisierung, die Globalisierung, die explosive Entwicklung der Datenhighways und die durch die Vernetzung allmählich raumlose Welt.
Die Zukunft birgt nur noch wenig materiellen Vorteil, stattdessen eine noch viel größere Dunkelheit, die alle unsere Interessen begräbt. Da ist kein Raum mehr, und selbst die Zeit ist vergesellschaftet worden. Keine Eroberung ohne Ungerechtigkeiten gegen jene, die sich dem Fortschritt widersetzen. Das elektrische Licht weicht dem virtuellen, unsere Träume von der Zukunft wurden zu den Nachtmahren des Gestern.
Wieder schauen zwei Nationen zu den Himmeln empor und warten auf ein Zeichen.
Wann taucht er wieder aus den Tiefen des Abgrundes auf?
Der Pirat und Eroberer, der König der Welt.
Ein Blitz aus der dunklen Wolke Mensch.

Montag, 27. Juni 2005

Songbook :: Lied der Pikten

Rome never looks where she treads.
Always her heavy hooves fall,
On our stomachs, our hearts or our heads;
And Rome never heeds when we bawl.
Her sentries pass on—that is all,
And we gather behind them in hordes,
And plot to reconquer the Wall,
With only our tongues for our swords.

We are the Little Folk—we!
Too little to love or to hate.
Leave us alone and you’ll see
How we can drag down the State!
We are the worm in the wood!
We are the rot at the root!
We are the taint in the blood!
We are the thorn in the foot!

Mistletoe killing an oak—
Rats gnawing cables in two—
Moths making holes in a cloak—
How they must love what they do!.
Yes—and we Little Folk too,
We are busy as they—
Working our works out of view—
Watch, and you’ll see it some day!

No indeed! We are not strong,
But we know Peoples that are.
Yes, and we’ll guide them along,
To smash and destroy you in War!
We shall be slaves just the same?
Yes, we have always been slaves,
But you—you will die of the shame,
And then we shall dance on your graves!

We are the Little Folk—we!
Too little to love or to hate.
Leave us alone and you’ll see
How we can drag down the State!
We are the worm in the wood!
We are the rot at the root!
We are the taint in the blood!
We are the thorn in the foot!

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Rudyard Kipling: "A Pict Song" ist wohl das beeindruckendste, was ich von meiner Reise in die Hitze des Südens mitgebracht habe. Bis hierher war es mir nicht bekannt, aber es spricht eine Ader in mir an, die älter ist als viele andere - ich erinnere mich an Bran Mak Morn, den großen König, und wie wir im Heidekraut verborgen auf den stampfenden Schritt der Legionäre warteten...

Mittwoch, 22. Juni 2005

Denkpause bis nächste Woche

denk... denk... denk...

Ich bin für ein paar Tage on the road, deswegen erstmal keine Neuigkeiten. Aber das ist ja auch schon eine Neuigkeit, gelle?

Montag, 20. Juni 2005

Frater Achad: "Die Beschwörung des Kronos"

(3 Klopfzeichen)

Procul, O procul este profani!

Ich rufe Kronos an: Den Herr der Zeitalter!
Heil Dir, Oh Kronos.
Und gleichsam Dir, Oh Du Mächtiger aus der Nacht der Zeit!
Du, Furchtbarer und Altersgrauer, Bewohner der Ewigkeit:
Der seine Kinder verschlungen hat!
Du, der auf dem Thron von Jehova Elohim sitzt:
Und Dessen Dunkelheit in den Himmeln der Erkenntnis verborgen bleibt!!

Höre mich: Oh Du mächtiger Gott des Sabbaths!
Du, der sich in den vier Winkeln des Universums niedergelassen hat!
Du, der Du die Welt mit Deiner Sichel durchfegst:
Und mit Deinem Tau-Kreuz die Pforten der Materie spaltest!

Höre mich: Oh Du mächtiger Herr von Khem!
Du, der die schrecklichen Hörner des Bockes trägt:
Und vor den Menschen Deine heiligen Mysterien verbirgst!
Du, der Maat preist, versteckt in einem Kleid aus Kummer
Und dessen Freude jene sind, die ausdauern und gerecht sind unter den Menschen!
Ich bin Enoch dein Prophet:
Dem Du Deine Geheimnisse anvertraut hast:
Die Feinheiten der Heiligen Kabbalah!

Höre mich: SET: KRONOS: SATURNUS:
Unter welchem Namen auch immer ich Dich rufe:
Bis zur Ewigkeit schweigst Du weiter,
Denn Niemand hat je Deinen Namen erkannt!

Du, der an den Grenzen des Abgrundes steht:
Dich: Dich: Dich rufe ich an!
Du, der in der Stadt der Pyramiden sitzt
Dich: Dich: Dich rufe ich an!
Du, der sein Lager am Grossen Meer aufgeschlagen hat:
Dich: Dich: Dich rufe ich an!
SHABBATHAI!

Zur Unausprechlichen Stille:
Zur Nacht von Pan:
Zu den Geheimnissen von N.O.X.
Dorthin erhebe ich meine Augen!
Heilig, Heilig, Heilig bist Du, oh Babalon:
Herrin der Stadt der Pyramiden:
Du, die den Kelch des Sakraments trägt!
Heilig, Heilig, Heilig bist Du, oh Chaos:
Frieden der Ewigkeit: Woraus der Kosmos entstand
Und wohin er zurückkehren muss!
Heilig, Heilig, Heilig bist Du, oh Du Einziger:
Krone unaussprechlicher Wahrheit,
Deren weißer Glanz an den Gipfeln des Höchsten Himmels strahlt!

Dich suche ich: Deiner Einheit sind meine Augen immer zugewandt:
Obgleich sie durch meine eigene Blindheit vor mir verborgen bleiben mag!
Doch so steht geschrieben:
"Beim ausharrenden Sterblichen sind geschwind die gesegneten Unsterblichen."
So rufe ich Aima, die helle und fruchtbare Mutter - durch das Ritual der Stille.

(Pause)

Ich schreite herab vom Palast des Verstehens.
Ich grüsse euch, ich umarme euch, o Kinder der Erde,
Die ihr nach dem Licht strebt, wie die kleinen Blumen,
Die sich zum Sonnenschein wenden im lieblichen Garten des Lebens ---.
Die Beständige des Himmels.
Die Wasser des Flusses von Amrit.
Der Kelch des Rausches!
Der Tau der Unsterblichkeit.
Die Beständigkeit des Daseins.
Die Liebe, die kein Zeichen kennt.
Die Vollkommenheit des Universums.
Die Quadratur des Kreises.
Der Eintritt in den Palast der Tochter des Königs:
Und im Herzen der Sphinx tanzt Adonai der Herr
In Seinen Kränzen aus Rosen und Perlen.
Froh macht er das Zusammentreffen der Dinge;
Ja, froh macht er das Zusammentreffen der Dinge.
AMEN.

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Normalerweise verzichte ich darauf, Übersetzungen selber zu machen, da es manchmal länger dauert, die richtigen Worte zu finden, als Texte selber zu schreiben. Die "Beschwörung des Kronos" (The Conjuration of Kronos) existiert bereits in deutscher Übersetzung - irritierenderweise als "Beschwörung von Chronos". Vom Poetischen ist die Übersetzung des Chevalier de Monte sicherlich geeigneter, Ekstase und Andacht zu erzeugen; die künstlerische Freiheit kollidiert jedoch leicht mit den Wortgenauigkeit. Das ist kein Wunder, denn manchmal ist eine freie Übersetzung besser - manchmal sogar schöner als das Original. Bei einigen Punkten jedoch kann die Freiheit so groß werden, daß der ursprüngliche Sinn entstellt oder mißverständlich oder gar falsch wird. Die obige Übersetzung läßt die Leichtigkeit des Ausdruckes missen, die man gewohnt ist, beleuchtet aber vielleicht einige der mythologischen und sexualmagischen Anspielungen, die in Frater Achads Text verborgen liegen.

Samstag, 18. Juni 2005

Sonnabendliche Meditation :: Wus?

Es scheint eine der schönen Verlässlichkeiten des Lebens zu sein, jedenfalls geht es mir so, daß man für jeden Schritt vorwärts auch noch zwei Schritte seitwärts machen muß. Wenigstens nicht zurück - wer will schon gerne ein Leben leben, wie es Grufties tanzen.
An gewissen Tagen im Monat beginne ich, mein spirituelles Leben zu organisieren, was eigentlich recht einfach wäre, müsste man nicht die Seitenbedingungen berücksichtigen: Wer ist da, warum ist er da, ist er wirklich da, und wo zum Teufel ist der verflixte Hammer?
Hektisches Blättern in den Logbüchern und in den alten Folianten... Bruder, hältst Du es wirklich für eine gute Idee, an diesem schönen Sommertag uns mit den Eisriesen vertraut machen zu wollen? Und dieses und jenes. Manchmal reicht schon der verstauchte Fuß eines Babysitters, um die spirituelle Entwicklung in ganz andere Richtungen umschlagen zu lassen. Wohl dem, der ein guter Pfadfinder und immer vorbereitet ist.

Derweil ich also mein Köfferchen packe, diesmal ohne den abgetrennten Kopf von Fe-, ach egal, habe ich noch ein wenig Zeit, mich meditativ einzustimmen auf die Tatsache, daß wiederum ein Monat umgegangen ist. Das wird mir noch bewusster, wenn ich mich durch die Seiten meines Weblogs klicke. Ohja, das virtuelle Äquivalent des Magischen Tagebuches. Auch hier für jeden Schritt vorwärts auch noch zwei Schritte seitwärts.
Einige Dinge schliessen sich schneller ab als andere, vor allem jene, die ohne Vorankündigung aus dem Neocortex auftauchen und sofort ihren Weg aufs Papier finden. Dafür lassen sich andere sehr bitten, und manche entwickeln sich durch ihre eigene Geschichte zu einem unentwirrbaren Wollknäul, in dem man den Faden nur finden kann, wenn man die Lehren des Großen Alexander befolgt und mit einem Schwertstreich alles auftrennt.

Eigentlich wollte ich eine alte Arullu-Geschichte umschreiben, mit dem klingenden Titel "Wenn die Götter rasen". Eine tolle Sache, nur befriedigt mich die Pointe dieser Story leider nicht mehr so wie vor zwanzig Jahren, und mehrere Versuche, es in die richtige Richtung zu drängen, haben auch nicht das hervorgebracht, was ich mir erhofft habe.
Die Frage zu stellen, was denn geschieht, wenn die Götter sterben, ist sicherlich keine schlechte. Aber zu versuchen, das Sodom und Gomorrah-Motiv hier einzubringen, wirkte doch eher verwirrend. Nach zwanzig Seiten habe ich also aufgehört und fing an nachzudenken, was an der Geschichte so nicht stimmt.
Und dann fiel es mir auf, abgesehen von stilistischen Unstimmigkeiten, die aus dem Frontalzusammenstoß von 20 Jahren Stilentwicklung entstanden: Ich kauf mir selber die Story nicht ab.
Selbst auf Arullu wandern die Götter nicht herum, und das Prinzip götterlicher Strafe (Sodom und Gomorrah) ist so alttestamentarisch, daß ich selbst nicht daran glauben kann - warum sollte es also der Leser?
Was bleibt mir also? Ich muß wohl nochmal von vorne anfangen. Und für jeden Schritt vorwärts sind zwei Schritte seitwärts entstanden. Statt einer Story sind es nun drei, die ich irgendwann mal beenden sollte...

Statt der Geschichte von den Hexenjägern Mazulibaliphos und Santakosi (das ist der Clark Ashton Smith-Faktor der Story), die in die Verfluchte Stadt kommen, um zu erfahren, was geschieht, wenn die Götter sterben, habe ich also...
- die Geschichte von Ishbánel Sphannizhbo, Herr von Schwert und Stab, der in Gashnech (vor den Toren von Belvairogonn, ehemals Bel Air) erfährt, was geschieht, wenn die Götter sterben...
- die Geschichte von den Hexenjägern Mazulibaliphos und Santakosi, von denen ich annehme, daß sie wohl auf einem anderen Planeten spielt und vielleicht eine Homage an Andre Norton werden wird (ich hätte nicht soviele Hexenweltbücher lesen sollen, als sie gestorben ist...)
- die Geschichte von der Verfluchten Stadt und der Strafe, die über sie kommen wird. (Merkwürdigerweise drängt sich hier der Earendil auf, der am Ende seiner langen Reise wieder zur Erde zurückkehrt... Er hat sich in meinem Kopf unauslöschlich mit dem Sternenreiter vermischt, den wir vor 20 Jahren in unserem Magazin STAR RIDER vorstellen wollten...)

Man sieht schon, wie sehr alle Themen, mit denen ich mich gerade beschäftigen, in meine Phantasie einfallen. Invasion der Mythogenen Zone! Aaaaah!
Schauen wir mal, wieviele Stories es nächsten Monat geworden sind...

Dienstag, 14. Juni 2005

Gott strafe die Technik

Ich habe mir eben eine Stunde die Zeit damit vertrieben, letzte Glitches und Grafikkorrekturen in SCHWERT+STAB # 10 zu beseitigen. Öffnete mein Dokument mit der korrekten Seiten-Reihenfolge zum Erstellen von Druckvorlagen.
Mein treuer Drucker summte.
Die Probeseite kam.
Superqualität, es geht doch nichts über Laserdrucker. Besonders charmant unser neuer Cartoon "AL UND SEIN DAEMON", eine eklatante Homage/Rip-Off von CALVIN UND HOBBES.
Und dann?

Und dann?

Dann ging dem Drucker das Papier aus.
Und ich hab nur noch ein halbes Ries in Altgold.
Nagut, dann muß ich das wohl morgen machen.
Ich mach Schluß für heute, "Desperate Housewives" fängt an.

Aus Schwert+Stab #10 :: Nachtbus Dr. West (Anagrammatik)

Was für ein Sommer! TV und Frauenzeitschriften haben mich davon überzeugt, daß die beste Methode der Zukunftsvorhersage die "kabbalistische Namensanalyse" ist - ein komplexer Vorgang, der anscheinend darin besteht, lateinische Buchstaben herumzuschubsen und aus Namen und Geburtsdatum eine Quersumme zu ziehen. Supie! Wenn alles "im Namen enthalten" ist, brauchen wir uns auch gar nicht mit konservativer Pseudomathematik abzugeben. Werfen wir gleich die alte Anagrammaschine an und schauen, was sie uns aus der Zeichenfolge SCHWERTUNDSTAB über die die Zukunft der menschlichen Rasse (und vor allem dieser Zeitung) offenbart. Und das sieht alles andere als gut aus.

"Stab Schund wert" und "Abt wusch Trends" sind nur einige Anzeichen dafür, daß hier eine dreckige Verschwörung am Laufen ist. Aber welche Abteilung steckt dahinter? "Arsch webt Dunst?" Ich wußte es! Aber wer steckt dahinter? Ist es die Hochfinanz? "Wachsen - BRD tuts"? Sollte es mit der Wirtschaft doch noch mal aufwärts gehen? Wir müssen vorsichtig sein - falls jemand herausbekommt, daß wir IHNEN auf der Spur sind, könnte das ungeahnte Konsequenzen haben. Auf jeden Fall müssen wir unsere Spuren verwischen. Alle Körperausscheidungen, Haare aufbewahren, vergraben - Gefahr von Kloning. "Bartwuchs DNS et"

Verbirgt sich hinter dem deutschen Bundestag die Schwarze Loge? "Nacht wusste BRD"? "Brandt wusch Set"!!! Set? SET? SET mal wer da kommt!
Weitere Nachforschungen laufen...

Montag, 13. Juni 2005

Test your witz

Was für ein Glück, daß es das Internet gibt!
Nun brauche ich nicht mehr zu überlegen, was für eine Religion ich wohl habe oder haben will. Ja, es ist wahr! Ich habe einen Test gemacht. Und vielleicht hat die mächtige Maschine es sogar ganz gut getroffen.
Pagan/Occultist
"Do what thou wilt shall be the whole of the law. Spending your entire life searching various forms of philosophy and religion, you choose to observe everything and believe little. You're personality is one of truth seeking, nature respecting and god/goddess accepting. Lastly, you don't judge anyone, but if annoyed, you will exact some form of revenge. You don't believe in the Three-Fold Law."

Und derjenige, der auch nicht mehr suchen will, take the quiz:

"WELCHE RELIGION PASST AM BESTEN ZU DIR?"

Sonntag, 12. Juni 2005

Wold Newton :: Prämisse

"Wold Newton Universum" beschreibt ein Konzept, das von Philip Jose Farmer eigentlich en passant in seinen Biographien von John Clayton, Earl of Greystoke ("Tarzan Alive"; Popular Library, 1976 und Playboy Paperbacks, 1981) und Clark Savage Jr. ("Doc Savage: His Apocalyptic Life" Bantam Books, 1975 und Playboy Paperbacks, 1981) erschaffen wurde. Diese Werke waren sicherlich nicht die ersten, die sich mit den Biographien fiktiver Persönlichkeiten befassten oder den Kontinuitäten oder Diskontinuitäten populärliterarischer Werke nachspürten. Aber Philip Jose Farmer war der erste, der in einem solchen Werk die Lebenslinien und Kontinuitäten verschiedener Figuren auch unterschiedlicher Autoren zusammenfließen ließ. Ihm gelang dies durch ein Hilfsmittel, das so einfach wie genial ist - mit der Konstruktion eines Stammbaumes. Da so verschiedene literarische Figuren als Verwandte identifiziert werden konnten, mussten sie im gleichen Universum existieren. Hier bilden sich natürlich auch reichhaltige Möglichkeiten auch anderer Wechselwirkungen, so daß die Figuren der Literatur aus ihrer eigenen in sich abgeschlossenen Welt herausgenommen werden und als historische Gestalten einer einzigen komplexen Parallelwelt erscheinen.
An der Basis des "Wold Newton Universums" liegt der wohldokumentierte Meteoriteneinschlag, der sich im Jahre 1795 in der Nähe des englischen Dorfes Wold Newton ereignete. Dabei freiwerdende Strahlung verursachte eine Mutation in den Genen der beim Absturz Anwesenden, die sich jedoch vor allem in den hervorragenden körperlichen und/oder geistigen Leistungen späterer Generationen bemerkbar machen sollte. Die Nachkommen dieser beim "Wold Newton Zwischenfall" Anwesenden schließen außer Tarzan und Doc Savage auch so diverse Figuren wie Sherlock Holmes, Professor Moriarty, Phileas Fogg, Allan Quatermain, Nero Wolfe, Mr. Moto, Philip Marlowe, Dr. Fu Manchu oder den Mann namens Shadow ein. Ebenso wie viele, viele andere. Der in Wold Newton entstandene genealogische rote Faden verbindet somit Charaktere aus verschiedenen Epochen und Genres, und schafft ein Kontinuum und eine Kontinuität, in der unterschiedlichste Figuren oder ihre Verwandten auf eine Weise interagieren, wie es von ihren Schöpfern niemals geplant - oder vielleicht gewagt - wurde. [Eine Kontinuität von vergleichbarer Art wurde von Alan Moore als Hintergrund für die ursprüngliche League of Extraordinary Gentlemen geschaffen.]
Dies ist natürlich eine ironische Spiegelung der Gesetzmäßigkeiten von Populär- und anderer Literatur. So wie die Genetik für die Vererbung bestimmter Eigenschaften innerhalb eines Stammbaumes sorgt, tauchen im Bewußtsein eines Autoren unbewußt oder auch gewollt immer wieder Figuren auf, die auf bestimmten Archetypen basieren oder vorher existierenden Figuren nachempfinden wurden. Auch dies ist eine Art Erbe, die Vererbung literarischer Konventionen oder Ideen. Das Wold Newton Universum, und in seinem Herzen die Wold Newton Familie, ist nichts anderes als die Anerkennung und ironische Klassifizierung dieses literarischen Erbes: Semiotische Prozesse werden als genetische erklärt, und was in der Literatur unseres Universums Genrekonventionen, Klischees oder gar Plagiate sind, werden zu Teilen der ‚Geheimen Historie' dieses anderen, viel unglaubwürdigeren, aber auch viel prächtigeren Universums.
Auf der Basis dieser Prämissen hat sich eine umfangreiche Sekundärliteratur entwickelt, in der fleissiger und teilweise kongeniale Forscher beständig neue Fakten in die wachsende Kontinuität des Wold Newton Universums einfügen. Kreative Mythographie formt die Historie und Geographie einer anderen Welt, die anders ist als selbst unsere kühnsten Erwartungen. Das Universum, das in diesen Thesen und Forschungsberichten Gestalt annimmt, ist sicherlich ein fremdes; zugleich jedoch auch eines, das jeder Leser bereits einmal betreten hat.
Da die meisten Beiträge zum Wold Newton Universum bisher aus den englischsprechenden Ländern stammen, siehe   "An Expansion of Philip José Farmer's Wold Newton Universe", ist es nicht verwunderlich, daß nur wenige Charaktere aus dem weiten Feld kontinentaleuropäischer Populärliteratur ihren Weg in die Kontinuität gefunden haben. Ein Zweck dieser Seite soll die Behebung dieses Mangels sein, ebenso wie die Erforschung der europäischen Kontinuität und der verborgenen oder "okkulten" Geographie Europas, wie sie sich in verschiedenen Quellen der Populärliteratur finden lässt.
[Für die französischsprachige Welt gibt es bereits vergleichbare Pionierarbeit von Monsieur Lofficier, deswegen soll der geographische Fokus dieser Seite vor allem auf Mitteleuropa liegen.]

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Da wir noch nicht dazu gekommen sind, unser Material zu Forschungen in den Paralleluniversen der Phantastik des 19. und 20. Jahrhunderts (u.a. "Die Strelsau-Papiere" und "Die Herren der Welt") zu ordnen und auszuarbeiten, wird es wohl noch einige Zeit dauern, bis NEMED HOUSE eine dazu gehörende Webseite lanciert. Um wieder nicht die letzten zu sein, die zu diesem Thema gehört werden, werden wir Zusammenfassungen und erste Abschnitte zeitgleich im NEMED HOUSE WEBLOG veröffentlichen.

Donnerstag, 9. Juni 2005

Arullu :: Geographie

Es ist fast zwanzig Jahre her, daß ich die ersten Berichte vom Ende der Zeit veröffentlichte. Damals waren es nur kurze Zusammenfassungen, die in Magazinen erschienen, die man heute nicht mehr kennt, und deren Verschwinden einen gnädigen Mantel des Vergessens über meine ersten Versuche breitet, die Erzählungen, die ich von verschiedenen Reisenden erhielt, die diese eher entlegene Epoche besucht hatten, in eine veröffentlichbare Form zu bringen. Sicherlich waren es auch die eher bruchstückhaften Informationen und meine eigene, noch nicht abgeschlossene Ausbildung in der Kunst der Chronolyse oder des Wanderns auf dem Zeitenstrom, die meine ersten Berichte hemmte. In dieser Hinsicht bin meinen zahlreichen Bekannten aus der Gilde der Zeitnomaden, besonders Oberst J.R.R. Contable, sehr dankbar, daß sie die Geduld mit mir nicht verloren, sondern mich in den letzten Jahrzehnten immer wieder mit neuen Informationen über diese entlegene Ära versorgt haben.
Auch wenn es nach all den ungezählten Äonen schwierig erscheinen mag, die Geographie des Endes der Zeit mit der heutigen in Beziehung zu setzen, so gibt es doch einige Punkte, die sich in der wechselvollen Geschichte der menschlichen Rasse und dieser alten sterbenden Welt, die wir dereinst die Welt Arulls nennen werden, nur wenig verändern werden, und die uns einen Anhaltspunkt zur Geographie dieses vorletzten Zeitalters der Menschheit geben können.

Die Kontinente, die uns heute bekannt sind, unterliegen einer eigentümlichen Wanderungsbewegung, die sie an einem unbestimmten Zeitpunkt der Geschichte wieder zusammenbringen werden, so wie sie einst zur Zeit von Pangäa auseinandergedriftet sind: ein Widertreffen von Geschwistern, die sich seit Millionen Jahren nicht mehr gesehen haben.
Als Arull den Planeten eroberte und sein flammendes Banner im Mittelpunkt der Welt aufpflanzte, waren alle Kontinente bereits wiedervereint, und so konnte er seine vier Paladine zu den vier Polen der Welt schicken, um dort für ihn zu wachen: Asphodeklion von Mycene in den Westen, Agha Rhimel in den Süden, Yggr von Rusza in den Norden und Kalan Roshan in den Osten. Doch dies ist lange her, und die Lage der vier Zitadellen, die die vier Pole der Welt bewachen sollten, ist längst vergessen.
„Vier große Reiche herrschen über diese grauen Überreste einstiger Größe, jedes von ihnen selbst so alt, daß es die Ursprünge seiner Geschichte längst vergessen hat: Urupyen im fernen Westen mit seinen zerfallenen Städten und Straßen, das einst die Welt regierte; das barbarische Reich der Tigermenschen von Kung weit im Süden; Texé mit seinen Labyrinthen aus Stahl und Kupfer, die tief unter dem schwelenden Sand radioaktiver Wüsten verborgen liegen, fern im Osten, und Polaris hoch im Norden mit seinen vierundvierzig Kuppeltürmen, die unter den flatternden Bannern der Aurora borealis glühen wie geschliffene Diamanten“, so sagt die Saga, aber verschweigt viel der Historie der letzten Millionen.

ARULLU :: Westhalbkugel

URUPYEN ist das heutige Europa, eine der Wiegen der Kultur, zerfressen von der Geschichte von Zehntausend Kulturen, KUNG ist der südliche Teil des heutigen Afrikas, aber die Menschen, die dort leben, haben wenig mit uns zu tun. TEXÉ ist im Kern das historische Texas, aber es wird bewohnt von den hünenhaften Nachfahren der einstigen Kolonisten des Mars, die vor Äonen einen Krieg gegen die Wissenschaftsrepublik von Polaris führten, in dessen Verlauf der Kriegsplanet zerstört wurde. Die gesamte Ebene von TEXÉ ist radioaktiv verseucht, weswegen selbst zur Zeit Arulls die riesenhaften Nachkommen der Mars-Kolonisten sich in bleigepanzerten Bunkerstädten verbergen müssen. POLARIS ist der letzte Nachkomme der wissenschaftlichen Republiken der fernsten Vergangenheit (näher an unserer Zeit als alle anderen).
Neben diesen bedeutsamen und über Jahrtausende bestehenden Reichen gibt es noch weitere Staaten, die von Bedeutung für die Geschichten vom Ende der Zeit sind, und die man vage mit geographischen Begriffen aus unserer Zeit in Beziehung setzen kann. Einige von ihnen kann man schon durch den leicht entstellten, aber immer noch erkennbaren Namen wiedererkennen: So ist die RUSZA-ÖDE eine von Submenschen bewohnte subtundrische Landschaft zwischen dem ehemaligen Ural und dem heutigen China, was zur Zeit Arulls SINU genannt wird.
Daß sich durch klimatische Umstellungen und Polsprünge das Klima mehrfach geändert hat, muß nicht betont werden. Wahrscheinlich hat auch die Wissenschaft der ehemaligen Wissenschaftsrepubliken ihr übriges getan, um das Angesicht der Erde, wie wir sie nun kennen, anders zu gestalten, als es die Projektionen unserer Wissenschaften uns glauben machen. Dennoch bleiben gewiße Namen und Fundamente bestehen. Das öde Land SES-BR im Norden SINUS, und sein Nachbar im Osten, AL-SKYON, können wir ohne Schwierigkeiten als Sibirien und Alaska wiedererkennen. Da der Amerikanische und der Asiatische Kontinent inzwischen einander so nahe gerückt sind, daß sie nur noch durch zwei kleine Binnenmeere, das GELBE BINNENMEER und das HAIMEER getrennt sind, verwundert es nicht, daß die Begrenzungen dieser zwei Landstriche sich entscheidend geändert haben. SES-BR ist entgegen dem Sibirien unserer Zeit nur noch ein kleines Land im Norden SINUS, des heutigen Chinas, während die RUSZA-ÖDE den Rest seines historischen Gewichtes aufgefressen hat.
Doch auch der nordamerikanische Kontinent hat sich einigen Veränderungen unterwerfen müssen. Was zur Zeit die AMRIC-ÖDE heißt, wäre in unserer Zeit der Großteil Kanadas, während das anschließende Land GRUHEJM das heutige Grönland wäre. Die bedeutenden Staaten des heutigen Nordamerika sind außer dem Reich der Mars-Kolonisten, TEXÉ, MECH (Mexiko), FLORTH (Florida), CARPENS und KALAMBUM. Im Süden schließen sich die Kontinentalmassen an, die dem heutigen Australien (MUSGRAW) und Südamerika (SZAD) entsprechen.
Westlich von MUSGRAW, durch das Haimeer getrennt, befindet sich das heutige Indonesien (MILESIUM), an dessen Nordgrenze sich die ersten Erhebungen des AGHRHIMELIANISCHEN WELTENGEBIRGES erheben, die von hier bis an die Südgrenze von Urupyen führen. Dieses Gebirge entstand durch die Verschiebung (oder Veränderung) der Kontinentalplatten, wodurch die heutigen Pyrenäen, die Alpen, die iranische Hochebene und der Himalaya zu einer einzigen, durchgängigen Gebirgskette zusammenwuchsen. Es ist deshalb nicht verwunderlich, daß ein Stamm genetischer Mutanten, die von den sagenumwobenen Kobalthexen abstammen, ihrem Land den Namen HIMELIEN gaben.

ARULLU :: Osthalbkugel

Betrachten wir die Namen des letzten Staaten dieser sterbenden Welt, so sehen wir teilweise das Weiterbestehen einer Wortgeschichte, die älter ist als die Völker, die die Länder bewohnen, die nach Menschen benannt sind, die bereits vor einer Million Jahren zu Staub und Asche vergangen sind. Aber dies ist das Mysterium des Menschen, daß Namen und Geschichten länger leben als Könige und Propheten, und die Erinnerung länger lebt als die Menschen, an die sie gedenken soll.

Montag, 6. Juni 2005

alan moore is god and neil gaiman is his prophet

Wie die Zeit vergeht...

Gerade räume ich meinen Computer auf, und irgendwo zwischen "Plot Schema für Splatterfilme" und Campbells "Reise des Helden in 12 Stationen" stolpere ich über moderne Lyrik. Jedenfalls sieht es so aus. Eine Seite mit 80 Zeilen, von denen jeder mit den Worten "blowjob is..." beginnt.
Postmoderne Lyrik?
Beginn einer Lebensbeichte?

Nein, fällt mir nach kurzer Zeit ein, dies ist ein Text, der von einem Programm generiert wird. Während die Batmeme und die Dadamaschinen zwar illuminierende, aber meist unverständliche Texte generieren, gibt es ein Programm, das via Google Listen von Pseudodefinitionen nach der Gleichung "x = ..." sammelt und sortiert. Ein höchst amüsanter Zeitvertreib, vor allem, wenn man nichts besseres zu tun hat.
Einfach einmal rüberwandern zu http://www.googlism.com und Namen oder Sachbegriff eingeben. Der Kontext, der durch die Listen generiert wird, tut sein übriges, Amüsement und beginnende Demenz zu erzeugen.

Und man kann damit natürlich recht schnell Platz füllen. Manchmal kommen auch recht treffende Satzsplitter dabei heraus - siehe der Titel dieser Zeilen.
Ist der Googelismus eine Kunstform?
Ist er nur Makulatur?
Oder ist Googoo Dada heute?

Und könnte das bitte mal jemand für die deutsche Sprache programmieren?

Andre Norton

Im Alter von 93 Jahren ist eine der großen Damen der SF und Fantasy verstorben: Andre Norton. In einem ehemals männerdominierten Genre legte sich Alice Mary Norton einen männlichen Vornamen als Pseudonym zu, verfasste über 130 Romane und war die Herausgeberin unzähliger Kurzgeschichtensammlungen und Anthologien. Sie wurde am 17. Februar 1912 in Cleveland, Ohio geboren und starb am 17. März 2005 in ihrem Haus in Murfreesboro, Tennessee an Herzversagen.

Andre Norton war in Deutschland am bekanntesten für ihre Serie über die "Hexenwelt", eine teilweise matriarchalisch geprägte Welt PSI-begabter Frauen und Halbmenschen. Eine in dem Sinne ungewöhnliche Serie, weil hier die Welt selbst, und nicht ein ausgewählter Protagonist, die Hauptrolle spielte und die einzelnen Bände der Serie verband. Eine Welt, in der sich Fantasy und ScienceFiction auf gelungene Weise verband - denn während die regierende Kultur der Hexenwelt mittelalterlich anmutet, fehlt es doch nicht an Verweisen auf eine einst fortschrittliche Technik oder Invasionen von "außen". Zehn Bände der WitchWorld-Serie erschienen in der inzwischen legendären Taschenbuchreihe TERRA FANTASY (Pabel/Moewig).
Gefangene der Dämonen   [Witch World]   TERRA FANTASY 2
Im Netz der Magie   [Web of the Witch World]   TERRA FANTASY 5
Bannkreis des Bösen   [Three against the Witch World]   TERRA FANTASY 9
Angriff der Schatten   [Warlock of the Witch World]   TERRA FANTASY 16
Das Mädchen und der Magier   [Sorceress of the Witch World]   TERRA FANTASY 22
Die Braut des Tiermenschen   [The Year of the Unicorn]   TERRA FANTASY 31
Ingarets Fluch   [Spell of the Witch World]   TERRA FANTASY 39
Schergen der Bösen   [Trey of Swords]   TERRA FANTASY 78
Die Macht der Hexenwelt   [Zarsthor's Bane]   TERRA FANTASY 82
Der kristallene Greif   [The Crystal Gryphon]   TERRA FANTASY 92

Die Geschichte der Hexenwelt ist recht stimmungsvoll, ohne dabei in die emotionale Geschwätzigkeit anderer Autorinnen zu verfallen. Auch in dieser Hinsicht gilt Andre Norton als Pionier und Vorbild hervorzuheben: Obwohl die meisten ihrer Bücher aus weiblicher Perspektive geschrieben werden, hat sie den militanten Feminismus, mit dem andere Autorinnen ihre Position verteidigen, nicht nötig. Momentan werden, so wie es aussieht, keine Bücher von Andre Norton in deutscher Sprache verlegt. Das ist sehr bedauerlich, und zeigt wieder einmal den desolaten Status der deutschen Phantastik.

Ihrer soll hier vor allem auch gedacht werden, weil einige Zeilen in ihrem Roman Sorceress of the Witch World (Dt. Das Mädchen und der Magier, 1976) sich bei mir so festsetzten, daß sie mich zum Namen eines Magazins inspirierten:
"Und dann war da eine Art Wappen, ein Schwert, gekreuzt mit einem Stab magischer Macht. (...) Die Zeichnung überraschte mich, denn hier sah man, (...) daß das Schwert über den Stab gelegt war, wie um hervorzuheben, daß Handeln das erste Interesse des Eigentümers dieses Wahrzeichens war, Handeln, das von magischer Macht gestützt, nicht aber geführt wurde. (...) Und plötzlich, als hätte mein Gedanke es ins Leben gerufen, formte sich am Himmel hinter ihm ein Banner. Es war goldgelb wie Sonnenlicht, und darauf kreuzten sich Schwert und Stab."

Magazin :: Schwert+Stab 10 im Druck

Während ich diese Zeilen schreibe, sind die Druckbögen der zehnten Ausgabe von Schwert+Stab wahrscheinlich gerade auf dem Weg über undurchdringliche Landstraßen zu den Dunländer Landsknechten, die das Kopieren und Sortieren dieses Werkes vornehmen...

In dieser Ausgabe widmen wir uns vor allem den Mysterien des Nordens und des Westens, den Überresten germanischer und keltischer Traditionen, oder auf schön-deutsch: dem mitteleuropäischen Kulturerbe. Und das ist gut so.
Wir wollen damit jedoch nicht "eine neue Nähe zu Erde und Natur" verprechen oder "als Wegweiser in eine Ganzheitlichkeit" fungieren, "mit der Verheißung, Rationales und Irrationales zu integrieren", wie die Innenbehörde einer unserer Hansestädte warnt.
Wir wollen diese unfreiwillig komischen Vorstellungen hier nicht kommentieren, schließlich hat jeder das Recht auf eine freie Meinung. Das gehört zur Demokratie dazu, und wenn je-mand der Meinung ist, daß Integration eine schädliche Vorstellung ist, soll er.
Ist dann das Gegenteil von Integration gut? Separation? Was der Südafrikaner früher Apartheid nannte?

Ein sperriges Thema, diese Dinge, die direkt vor der Haustür liegen. Über fernöstliche Reinkarnationslehren regt sich nie jemand auf, selbst nicht über Smegma-Sammler vom Sirius. Aber Europa? ‚Heimat'? Oder ‚Tradition'? Seid ihr kirre, sowas drucken zu wollen?
Wahrscheinlich. Denn am besten steckt man sich die Finger in die Ohren und rennt dreimal um den Tisch, wenn solche Themen auftauchen.
Oyvey! Als wir vor über zehn Jahren das erste Mal einen Artikel zu "Runen" oder ähnlichem brachten, verbrachte ich einen nicht so vergnüglichen Nachmittag bei einem der Esoläden, in denen Schwert+Stab zum Verkauf auslag und mußte mir aus eingeweihtem Munde anhören, was es mit Hitler und den Runen auf sich hat, und daß hinter allem sowieso die Satanistische Weltverschwörung steckt.
Mir ist bis jetzt leider immer noch unklar, wohinter genau sie stecken sollen.
Hinter Hitler? Hinter den Runen?? Dem Verkauf in Esoläden???
Gut, gut, vielleicht hat der gute Mann doch recht gehabt, durch geschickte Änderungen von Definitionen kann man Feindbilder recht geschmeidig auf die Erfordernisse zuschneidern. Und für irgendjemanden ist jeder mal der Buhmann. Selbst die komplette Vorgeschichte eines ganzen Erdteils.
Häh? Mooooooment...
Nein, lassen wir das. Wir haben wirklich Besseres zu tun.

Freitag, 3. Juni 2005

Fanboy :: Retcon 0

Morddrohungen überschwemmen das Internet, Fanboys gehen mit gezückten Sammelkarten aufeinander los, professionelle Autoren werden bei Podiumsdiskussionen gekreuzigt, der Rest der Menschheit zuckt mit den Achseln und macht weiter, was sie gerade so tun: Wenige Themen sind esoterischer und so emotional aufgeladen wie das der Kontinuität fiktiver Universen. Kontinuität, ein "zeitlicher oder räumlicher ununterbrochener Zusammenhang" ist der Kitt, der die Illusion der Parallelwelt aufrechterhält, eines der wenigen Naturgesetze, die im narrativen Raum existiert. Das Wort stammt von lat. continuare, was nichts anderes als "fortsetzen" heißt. Die simpelste Kontinuität wird durch den kleinen Satz "Fortsetzung folgt" am Ende eines Kapitels hergestellt. Doch die serielle Natur des Genres hilft wenig gegen die Mächte der Entropie.
Außer Kontrolle geratene Kreativität, die gegen alle Gesetze des narrativen Imperativs oder des gesunden Menschenverstandes Amok läuft, kann über die Jahre hinweg gewaltige Löcher in eine bestehende Kontinuität hauen. Tote leben wieder, die Sterne wechseln ihren Platz, Charaktere scheinen über Nacht zu dem zu werden, was sie immer bekämpft haben. Ein Autor hatte einen schlechten Tag - oder eine gute Idee. (Jedenfalls dachte er dies, bevor die Legionen der Fanboys bei einer Podiumsdiskussion das Kreuz und die Nägel hervorholten.) Man kann so eine Story vielleicht noch geniessen, aber es gibt irgendetwas, was stört - kognitive Dissonanz, die entsteht, weil man weiß, daß das Geschehen sich nicht einmal an die wenigen Gesetze hält, die ein fiktives Universum definieren. Dann droht die allseits gefürchtete Retcon - die "retroaktive Kontinuität", was nichts anderes heißt, als daß man die Vergangenheit umschreibt. Und dann lebt der Tote nicht, weil er nie gestorben ist, oder es waren Klone. Oder böse Zwillinge. Oder die Geschichte ist nie passiert. (Erinnert das nicht irgendwie an ‚1984')

Auf der sehr gelungenen Seite The QuarterBin (nach einer Dürreperiode in neuem Layout wieder online) gibt es seit einiger Zeit extra eine Rubrik zum Thema Retcon und Kontinuität, mit dem Titel "Moebius Strip". Ein guter Ort, um ein wenig in metatextuellen Spekulationen und Analysen einzutauchen, allerdings (wie nicht anders zu erwarten) in englischer Sprache. Ältere Kommentare lassen sich auf den archivierten Seiten der alten Version von QuarterBin einsehen. Amüsant, aber auch treffend, die Serie "Syndromes of Continuity". [Für den englischsprechenden Leser komplett mit Teasertext.]

Syndromes of Continuity I: Retcon Events (Jun 2002) :: Readers may understand that continuity sometimes requires maintenence - but the retcon event sometimes seems like a publisher airing its editorial dirty laundry in public.

Syndromes of Continuity II: Maintenance Books (Aug 2002) :: The maintenance book, in having less to do with telling a good story than with patching the holes in old ones, shows another of the negative consequences of continuity.

Syndromes of Continuity III: Collection for Comprehension (Oct 2002) :: Continuity represents something almost unique in entertainment media in that it makes collectors of consumers in order to allow them to understand the contents of what they buy.

Syndromes of Continuity IV: Stories That Never Ende (Feb 2003) :: Within the strictures of continuity, stories, needing to connect jigsaw-style to other stories, sometimes cease to have beginnings or ends and thus move in an odd limbo of the perpetual middle.

Donnerstag, 2. Juni 2005

4 Color Magick :: Captain Alef

Captain America :: created by Joe Simon & Jack Kirby, drawn by Jack Kirby, (c) Marvel ComicsJedes Zeichensystem - so lehrt die Semiotik - unterliegt seinem eigenen Code und ist nur aus seinem eignen Kontext her vertsändlich. Was aber, wenn man ein Zeichensystem aus einem anderen Code heraus erklärt und einen neuen Kontext konstruiert? Dann kommen teilweise recht illuminierende oder amüsante Einblicke zustande.
Das Farbschema der meisten Superhelden läßt sich direkt aus dem in den 30er Jahren benutzten Vierfarbdruck (Rot, Gelb, Blau und Schwarz - die ursprüngliche 4 Color Magick) ableiten, entstammt also eher pragmatischen Ursprüngen. Interpretiert man diese Schemata von Primär- und Sekundärfarben jedoch aus der Farblehre der Kabbala, wie sie z.B. extensiv vom Hermetischen Orden des Golden Dawn gelehrt wurde, kommt ein zusätzlicher, mystischer Kontext zu Tage, der Superhelden als das erklärbar macht, was sie sind - Mythen des 20. Jahrhunderts.

Hierzu eignen sich keine Gestalten besser als die Schöpfungen des großen Mythographen Jack Kirby, geborener Kurtzberg. Sich Kirby als geborenen Kabbalisten vorzustellen, ist sicherlich irreführend, kann aber helfen, über eine kurzzeitige kognitive Dissonanz hinwegzukommen, die entstehen mag, wenn man beginnt 'Heilige Lehren' auf Pulppapier-Ikonen anzuwenden.
Wohl keine Schöpfung Kirbys ist schon von Grund auf so ikonisch wie Captain America. Seine gesamte Uniform ist eine Ansammlung nationaler Symbole - die Nationalfarben Rot, Blau und Weiß, die Streifen, der Stern, das große A (für America) und miniaturisierten Adlerflügel an den Schläfen. Er ist das wandelnde Sternenbanner und vertritt somit symbolisch auch alle Tugenden und Grundsätze, für die dieses stehen sollte. Seine einzige Waffe ist der kreisrunde Schild mit dem Stern; er ist - so sagt man - der Wächter der Freiheit. [Es ist daher wohl kein Wunder, daß diese Figur wie keine andere extremen politischen Schwankungen unterlag - vom Patriotismus der 40er über den Chauvinismus der 50er bis zur Regierungskritik der 70er und dem Liberalismus der 90er.]

Interpretieren wir diese Zeichen kabbalistisch, tritt der nationale Charakter in den Hintergrund, nicht unbedingt jedoch seine Funktion als Wächter der Freiheit. Das Rot, Blau und Weiß lassen sich als ausgewogenes Gleichgewicht der linken und der rechten Säule des Lebensbaumes interpretieren - rot für die Energie von Geburah, blau für die Souveränität von Gedulah, unter dem Primat des weißen Lichtes von Kether. d.h. also göttlicher Leitung. Was auch immer diese Gestalt ist, er ist ein Gerechter.
Das A auf seiner Stirn entspricht dem Alef der hebräischen Sprache, gleichsam auch ein Symbol für Luft, den Heiligen Geist bzw. AMTh (Emeth) - Wahrheit. Im ganz buchstäblichen Sinne steht ihm die Wahrheit auf die Stirn geschrieben. [Im Gegensatz zum Golemmythos, dem der Sage nach das ganze Wort aufgeschrieben steht, trägt der Gerechte jedoch nur das lebensspendende Alef, die Buchstaben Mem und Thau fehlen, denn das Wort, das sie bilden ist Moth - Tod.] Ganz richtig sind dem Alef auch Schwingen beigesellt - in der Konstruktion telesmatsicher Figuren, wie es der Golden Dawn lernte, wurden Gestalten, deren Namen das Alef enthielten, immer Flügel verliehen.
Der weiße Stern auf der Brust des Gerechten ist ein starkes Symbol des Schutzes und der Stärkung, eine Nebenform des Pentagrammes. Denn dieser Gerechte steht unter dem Schutz des Göttlichen Lichtes, und deswegen ist er Wächter und Beschützer der Freiheit.

Captain Alef :: mostly drawn by Jack Kirby, (c) ???Anbei sehen Sie einen allerersten Versuch, diesen Gerechten aus der kabbalistischen Analyse heraus darzustellen. Es ist noch absolut Kirby - man sieht sofort, daß es nur ein veränderter Captain America ist. Aber vielleicht eine Version aus einem Paralleluniversum? Die konventionellen Symbole sind durch ihre religiösen und magischen Grundformen ersetzt worden und die Schwingen am Haupt etwas vergrößert. Denn ist der Gerechte nicht ein Engel des Herren auf Erden?
[Zum geänderten Design und Farbschema des Schildes wäre ein weiterer Artikel fällig - weisen wir einfach daraufhin, daß das "Schild Davids" ein anderer name für das Hexagramm ist. Deswegen hat der Stern auf dem Schild nun eine Zacke hinzugewonnen.]
Dies ist nicht mehr ein nationaler Held - er ist praeternationaler geworden, ein Schutzgeist/Ideal für die gesamte Menschheit.
Nennen wir ihn Captain Alef.