Wie immer, bin ich gerade bei der Arbeit steckengeblieben und schaue mich ein wenig nach Inspirationen um. Momentan arbeite ich wieder verstärkt an meiner Serie Arullu - Geschichten vom Ende der Zeit, und versuche, verhandenes Material in ansprechende Form zu bringen und eine lockere interne Kontinuität herzustellen. Ein Teil des Materiales stammt aus der Mitte der 80er Jahre (so lange also beschäftige ich mich damit, erschreckend!), und von den ursprünglichen ideen kann man heutzutage natürlich nicht mehr viel benutzen - Experimente in Form und Stil, ohne wirklichen Inhalt. Und zu bedenken, daß ich das teilweise sogar in unserer Schülerzeitschrift veröffentlicht habe! Yowza!
Auf der Suche nach Inspiration habe ich ein wenig in einem sonst übersehenen Buch in meinem Schrank geblättert, Die Sagen der Juden, gesammelt und bearbeitet von Micha Josef bin Gorion. Da die Geschichte, an der ich arbeite, auf irgendeine Weise mit dem Phänomen "Stadt" zusammenhängt - wie so vieles in diesen Jahren, hatte ich mich an den Kapiteln festgelesen, in denen die Legenden aufgezeichnet sind, was genau Sodom und Gomorrha zu hauptstädten des Lasters machte. (Als Hamburger ist man an sowas natürlich besonders interessiert - wer möchte schon aufwachen und am Himmel die strafende Hand Gottes sehen!) Ein wenig enttäuschend - leider keine genauen Beschreibungen der sexuellen Verwirrungen, die man erwarten würde, immerhin leiten wir ja von diesen Ortschaften den englischen Namen für Homosexualität und/oder Analverkehr her. Aber außer etwas, was verdächtig nach sagenhaften Überbleibseln eines altorientalischen Fruchtbarkeitskultes klingt (Gruppensex im Heiligen Tal), überwiegen vor allem die Klagen gegen die Ungerechtigkeit und Hintertücke des sodomitischen Rechtssystems. Die Opfer wurden bestraft, die Täter belohnt, und insgesamt war es eine kluge Idee, überhaupt nicht vor Gericht zu treten.
Es scheint also, als ob der Allmächtige Sodom und Gomorrha vor allem deswegen vernichtet hat, weil sie fast ausschließlich von Anwälten bewohnt waren!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen