Dienstag, 31. Mai 2005

Fanboy :: Stylish in die Apokalypse

Viele Jahrzehnte sind vergangen, seitdem sich das Medium der graphischen Literatur ("Comics" für die Nichteingeweihten) sich zum ersten Mal dem okkulten Thema gewidmet hat. Seit den 60ern, in denen Dr. Stephen Strange das erste Mal seine verwirrenden Zaubersprüche zur Macht unbekannter kosmischer Wesenheiten intonierte ("Bei der Macht des Vishanti!") sind viele Jahre vergangen.
Seitdem hat der Chaosmagier GRANT MORRISON (Doom Patrol, Arkham Asylum, The Invisibles. Justice League of America) seine Vision des Universums den amerikanischen Comics aufgedrückt, selbst der wahnsinnige Meister ALAN MOORE (Swamp Thing, Watchmen, Tom Strong, Promethea) hat statt eine Midlife-Crise zu begehen, sich der Zeremonialmagie zugewandt, und dann gibt es noch MIKE MIGNOLA. Seit den ersten Zeichnungen, die er veröffentlichte, diese mutigen Anhäufungen von Schwarz, wartete die Öffentlichkeit auf seine eigene Vision des Mediums. Er veröffentlichte die erste - und seitdem sind es viele geworden- Miniserie mit seinem eigenen Charakter, einem stoppeligen, rothäutigen, behuften Trenchcoatträger mit abgeschnittenen Hörnern - einem Dämonen, der als Kleinkind auf die Erde geworfen wurde und als Mensch erzogen, nun als Agent einer Bundesbehörde zur Abwehr paranormaler Gefahren Vampire, extradimensionale Manifestationen, okkulte Nazimonster und ähnliches Gesocks vernichtet.
Wenn ich ehrlich bin, bin ich beschämt. Ich mochte Mignolas Zeichnungen schon, bevor er auffiel. Seine kantiger, von Schatten dominierter Stil war schon in den "Tales from Asgard" bemerkenswert, die eine Zeitlang wieder als Backup in THOR erschienen. Aber seitdem haben nicht nur ein wachsendes Publikum von Fans sondern auch viele der Profis und Legenden des Comicgenres HELLBOY als etwas Originelles und Wegweisendes erkannt. Es gibt inzwischen ausser den Sammlungen der Miniserien sogar einen Hellboy-Roman und eine Sammlung von Hellboy-Stories von einigen der bekanntesten Horror-Schriftstellern Amerikas.
Was sagt dies dem Okkultisten? Nur soviel: HELLBOY ist nicht nur gut gezeichnet, er behandelt die Quellen auch realistisch. Einer der ersten Leserbriefe zur ersten Miniserie war von einem hohen Würdenträger der CHURCH OF SATAN, und wer ein chickes Portait eines der Dämonen der GOËTIA haben möchte, kann auf die letzten Seiten von THE RIGHT HAND OF DOOM blättern. Oh Horror, oh Horror, die Mächte des Satan sind überall! - und wenn man genug Geld investiert, kann man sich sogar ein passendes Feuerzeug und Whiskeyglas bestellen.
Es war noch nie leichter als heute, der Apokalypse mit Stil entgegenzusehen.
Hellboy - The Right Hand of Doom, Dark Horse, 144pp., 17.95 $, ISBN 1-56971-489-4
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Erstmals veröffentlicht im Sommer 2000 in PANGNOSIS, Vol. III, Nr. 1

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