Mittwoch, 19. Januar 2011

Rückkehr zur Sterbenden Erde [3]


Rückkehr zur Sterbenden Erde, ein Essay

Es ist ein klar umrissenes Bild, und somit ein sehr eingeschränktes Subgenre – mehr als nur apokalyptisch, auch wenn es hilft, wenn die Menschheit erst einmal gescheitert ist. Hier überschneidet sich die Sterbende Erde mit den apokalyptischen und postapokalyptischen Thematiken der Science Fiction oder Phantastik per se. Von Michael Moorcocks The Ice Schooner (1969), das in einer neuen Eiszeit angesiedelt ist, in der Walfische sich mit paddelartigen Flossen über die Eisebenen des Mato Grosso schieben, ist es nur noch ein kurzer Weg hin zu einer Erde am Ende der Zeit, in der alles vereist ist und der Mond nur noch ein Berg, von dem unheimliche Silberkrieger die letzten Menschen jagen. Glücklicherweise naht der Ewige Held mit seinem Schwarzen Schwert des Untergangs, in einem von Eisbären gezogenen Streitwagenschlitten. Immer nach Norden, in die Dunkelheit, in das Unbekannte. Ja, in Moorcocks Phoenix in Obsidian (1970) taucht die Sterbende Erde wieder auf, wie auch in anderen kleineren Werken dieses Schriftstellers, in denen Themen der Romantik mit der Sensibilität der New Wave behandelt werden. Es sind die Selbstverdammten, die faustischen Charaktere der gothic novel, die die Sterbenden Erden und den Zeitstrom von Moorcocks Multiversum bewohnen, wobei die unbekümmerten Hedonisten, die ihr Schlaraffenland am Ende der Zeit mit der gestohlenen Energie sterbender Sonnen speisen – die Tänzer am Ende der Zeit (1972 und folgende) – noch die untypischsten sind.

The Ice Schooner, die Abenteuer des Walfängers Arflane, wird instinktiv mit Melvilles Moby Dick verglichen, wenn der Plot nach Aussage von Mr. Moorcock jedoch von einem minderen Werk Joseph Conrads entlehnt ist. Immerhin, die Suche oder Jagd, an der Kapitän Arflane beteiligt ist, richtet sich vielleicht nach etwas ebenso metaphysischem oder transzendenten wie die des Kapitän Ahab. Eine direkte Fortsetzung von Moby Dick ist stattdessen The Wind Whales of Ishmael (1971) des unvergesslichen Philip José Farmer, in dem er, dessen Name Ishmael ist, die Sterbende Erde betritt, die eine vollkommene Wandlung erfahren hat und die Meeresfauna sich mit der Austrocknen der Ozeane in die Himmel zurückgezogen hat. Ein unvergessliches und skurriles Werk, das durch seinen Bezug zur vorigen Geschichte noch an Eigentümlichkeit gewinnt.

aus: PLANET DER VERDAMMTEN, Axel M. Gruner (2011)

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