Freitag, 5. Januar 2007

Social War :: Kindergarten Kram

Kleine dicke Kinder, die nur zu Hause herumhängen und auch sonst sozial verarmen, will niemand sehen. Also müht sich Mann und Frau, Kindergartenplätze zu ergattern, weil das ja so wichtig für die frühkindliche Entwicklung ist, wenn kleine dicke Kinder mit anderen kleinen dicken Kindern abhängen, während die Kindergärtnerinnen, Entschuldigung Erzieherinnen, in der Ecke abhängen, Kaffee schlürfen und über O.C. und andere wichtige Dinge, wie ein neues Brustwarzenpiercing diskutieren. Das alles tut der Staat uns Gutes – aber weiss der Staat, was man uns Gutes tut? Kann ich mir eigentlich nicht vorstellen.

Gerade eben kam meine Frau wutschnaubend nach Hause. [Intersubjektiver Kommengar in eckigen Klammern.]

Wir waren nicht so glücklich, dass unser Jüngster jedesmal, wenn er vollgepappt mit Kindergartenessen (meistens Sphaghetti mit Tomatensoße, die Hälfte hinter dem Ohr, der Rest im Pullover) nach Hause kam, nichts anderes im Kopf hat, als sich noch einmal den Magen vollzuschlagen, wenn unser Mittagessen auf den Tisch kommt. Natürlich, seine Schwester kommt später aus der Schule als er, es gibt also keine Möglichkeit, das vor ihm zu verbergen. Und es grenzt an seelische Grausamkeit, ihm einen vorzuschmatzen.

Wenn wir also sowieso kochen, warum sollte er dann im Kindergarten essen?

Weil – so sagt die eisige Erzieherin – man ihm das nicht zumuten kann, zuzusehen, wie die anderen Kinder essen, und er nicht. [Ja, aber zuhause geht das dann schon, häh? @$%?&#*!]

Wie wäre es dann, die Zeit zu kürzen, so daß er schon vor dem Mittagessen zu Hause wäre?, fragte die beste Ehefrau von allen.

„Ja, nee, also das können Sie gleich vergessen. Nur Vollzeitbetreuung sichert Arbeitsplätze.“ [?? Ist das mein Problem? Ist das der Sinn der Sache?]

„Bitte was?“ [@$%?&#*!]

„Ausserdem, was wollen Sie denn? Seien Sie doch froh, dass sie als Arbeitslose überhaupt einen Platz hier haben. Sie zahlen doch sowieso nur den Minimalsatz.“ [Yeah, bitch. Und für den Rest kommt das Sozialgefüge auf, es ist ein staatlicher Kindergarten, da gehen die Bonzenkinder eh nicht hin!]

„Der Junge kann aber nicht zweimal hintereinander essen. Niemand will kleine dicke Kinder, die nur zu Hause herumhängen und auch sonst sozial verarmen.“

„Tja, er kann ja gerne hier bleiben und nicht Mittagessen.“

„Na, das klingt doch…“

„…Sie müssten das aber natürlich trotzdem bezahlen.“ [Watt???]

„Noch mal zum Mitschreiben: Ich bezahle für meinen Sohn einen Vollzeitplatz mit Mittagessen, wobei das Mittagessen 2/3 des Preises ausmacht, und Sie garantieren mir, dass man das Essen, das man jeden Mittag für ihn kocht, gleich in die Tonne schmeisst.“

„Na, das ist doch kein Problem für Sie, oder?“ [Hier an diesem Punkt bricht die Erzählung meiner Frau ab, derweil ihr kleine Dampfwölkchen aus den Ohren kommen. Der Argumentation kann ich nur mit Mühe folgen: Anscheinend hängt es davon ab, ob unser Sohn im Kindergarten Mittag isst, ob diese ruhmreiche Einrichtung weiterexistieren kann. @$%?&#*!]

Still für mich übersetze ich den Dialog:

Meine Frau: „Wir würden gerne die frühkindliche Entwicklung unseres Sohnes optimieren.“

Erzieherin: „Was willst Du denn, Du Asi?“

(Wie gesagt: Das alles tut der Staat uns Gutes – aber weiss der Staat, was man uns Gutes tut? Kann ich mir eigentlich nicht vorstellen.)

BURN, MOTHER, BURN!



[Update: Der Staat weiss es nicht, und er findet es nicht witzig. Aber er kann da wenig gegen tun.]

Keine Kommentare: