Montag, 15. Januar 2007

Dialekte aus Gnydron

Einige Meditationen über phantastische Namen, entnommen dem Schwarzen Buch von Clark Ashton Smith.

Im Jahre 1927 schrieb der grosse H P Lovecraft über seinen Freund und Kollegen Clark Ashton Smith:

„Was schiere dämonische Fremdartigkeit und Ideenreichtum angeht, wird Clark Ashton Smith vielleicht von keinem anderen Autoren, ob tot oder lebendig, übertroffen. Wer sonst hat solche prächtigen, üppigen und fieberhaft verzerrten Visionen unendlicher Sphären und multipler Dimensionen gesehen und überlebt, um die Geschichte zu erzählen?“

Ein grosser Teil des Zaubers von Geschichten über phantastische Welten liegt darin, ob der Autor es vermag, Stimmung zu erzeugen. Und zu dieser besonderen Art der Stimmung - des phantastischen, phantasmagorischen Lokalkolorits - gehören auch die Namen, aus denen das Skelett einer solchen phantastischen Welt zusammengefügt ist.

In der heutigen Zeit, in der zur Konstruktion einer erfolgreichen Fantasynovelle das blosse Kopieren von ein paar Namen aus Tolkiens Elbensprachen gehört, mag man sich gar nicht vorstellen, dass das Ersinnen wirklich phantastischer Namen durchaus soetwas wie eine Kunst sein kann. Und keiner war beim Ersinnen von phantastischen (nicht bloss pseudohistorischen) Namen kunstvoller, üppiger und prächtiger als Clark Ashton Smith.

Es lohnt sich, diese Namen einmal kurz zu betrachten und auf die Assoziationen zu achten, die sich unwillkürlich einstellen mögen. Die - auch für den Konsumenten heutiger Phantastik - ungewohnten Lautverbindungen, die auf Kulturen hindeuten, die sicherlich dekadenter sind, als Professor Tolkien behagt hätte. Liegt nicht ein Echo von 1001 Nacht in diesen Klängen, oder vielleicht der eines Opiumtraumes? Tatsächlich kann man die Namen nicht wirklich zuordnen. Sie mögen auf den ersten Blick vielleicht orientalisch klingen, aber das entlarvt sich schnell als Reflex eines kulturellen Vorurteils - sie sind vollkommen phantastisch, entstammen anderen Seinsstufen. Ihre Herkunft lässt sich nur mit der der konsonantischen Dissonanz des Personennamens Cthulhu vergleichen.

Acopsipaque Aforgonis
Allabac Amprefesne
Aptanace Athystizot
Avalzant Calyz
Camorbar Caramagos
Cerngoth Chaon Gacca
Charndibbar Chronisper
Chronomage Cifelam
Dwerula Eibor Tsanth
Enoycla Euvoran
Falluda Famorte
Feethos Fulbra
Fustura Gnydron
Grotaron Hoom Djis Feethos
Irbace Kaluorn
Logla Ludoch
Luthomne Maindir
Malasp Manthar
Meor Lumivixoran Milaab
Mirouane Mordiggian
Mygon Ngilam
Nisque Nomiama
Nungis Avargomon . Ossaru
Ouori Ouroque
Phenquor Pnidleethon
Pornox Psollantha
Qualk Quangah
Rerecros Sedaielp
Sedayhi Seratana
Surutra Telask
Thilil Thirlain
Tnecifelam Tnepres
Tortha Tsangth
Tuahlamof Uori
Valzain Vasque
Vovisibor Xactyra
Xiccarph Yanur
Yrautrom Ysabbau
Zabdamar Zactyra
Zanzonga Zongis Furalor
Zotulla Zoul-Bha-Sair
Zylac

Dass Clark Ashton Smith sich der Kunsthaftigkeit dieses Prozesses bewusst war, zeigen die Listen von Eigennamen, die er in seinem Notizbuch sammelte. Namen von besonderem Klang, schön in ihrer Bizarrheit. Seltsame Blüten eines Orchideenpoeten. Während die meisten einer Traumsprache zu entstammen scheinen, sind andere aus einer Reversion entstanden. Dies sind dann Namen, die erzeugt werden, indem bestimmte anrüchige Worte umdreht. [Tnepres = Serpent = Schlange; (Tne)Cifelam = Malefic(ent) = Übelwirkend; Ngilam = Malign = Übel; Yrautrom = Mortuary = Leichenhalle; Rerecros = Sorceror = Zauberer]

In der Liste der Namen wird nicht vermerkt, welche dieser Schöpfung Clark Ashton Smith verwendete. jemand, der mit seinem Werk so vertraut ist wie ich, kann natürlich leicht darauf hinweisen, welche in einen Zusammenhang genommen wurden, und in welcher Weise der Name noch Veränderungen unterworfen wurde. Als blosse Maetrialsammlung für lethargische Phantasten, die sich schnell einen Namen besorgen wollen, taugt diese Liste also nicht. Aber vielleicht erregt sie selbst eine gewisse Üppigkeit an Gedanken, dient zur Inspiration. Mir reichte schon ein blosser Transkriptionsfehler, um aus 'Rerecros' Perecros zu machen und von einem alten französischen Adelsgeschlecht zu phantasieren, das hinter der Fassade frommer Kirchengläubigkeit ketzerischen und alchemistischen Geheimnissen anhängt. Und heute nacht werde ich zur Sterbenden Erde zurückkehren, und mit einigen Vokabeln aus dieser Liste einige alte und trübe Geschichten zu neuem Leben erwecken.

Keine Kommentare: