Mittwoch, 28. September 2005

Coming Attractions im Oktober

Ein Hauch von Halloween liegt bereits in der Luft...
Kürbisse, Masken und an den Tannen hangeln sich die Spinnen auf ihre Flugmaschinen, um todesmutig in den Sturm zu springen...
Selbst meine kleine Tochter fängt an, Gespenster zu zeichnen.


Erstaunlich realistisch für das, was sie sonst so zusammenkrakelt, oder? Man mag gar nicht wissen, was in den unterirdischen Tunneln der Kindergärten für unheimliche Dinge geschehen.
In der glorreichen Tradition von 2005 stelle ich den gesamten Monat Oktober unter das Motto Halloween.
Seid also gespannt auf einen eher unheimlichen Blick unter die Haut der Wirklichkeit... Macht euch gefasst auf eine Zeit ohne buntgekleidete Kostümträger und das sarkastische Grinsen des Bloggerprinzen...
Es wird dunkel um uns, Samhain naht... die Zeit der Gespenster.
BWAHAHAHAHAHA!

Mediaporn :: Deutscher Sex

„Wissen Sie, es gibt nichts auf der Welt, wo man sich einsamer fühlt als auf einer Sex-Orgie. Diese Orgien — ich spürte da immer so eine Verzweiflung dahinter — diese Schwänze, die da rein und raus rutschen — oh, ich bitte um Entschuldigung...“
Charles Bukowski
Auf einer kalifornischen Ranch herrscht die Sünde!
Eine sexy Raumschiff-Crew hat nur eines im Sinn...

Sex ist im Himmel ein Witz. Auf Erden scheinen nur die Gag-Autoren veröffentlicht zu werden, deren Begabung nicht für eine ehrliche Arbeit wie Klingeltonkomponist oder Cracknutte reichte. Während das japanische Paarungs- und Entladungsverhalten (meistens ins Gesicht oder auf gebrauchte Unterwäsche, am besten aber gar nicht) reichhaltig dokumentiert ist und stets griffbereit in der untersten Schublade eines jeden Schreibtisches schlummert, entzieht sich der deutsche Sex jeder Deutung. Gibt es einen deutschen Sex? Sex unter Deutschen? Deutsche unter Sex? Was ist die spezielle Qualität, die das gesamtdeutsche Paarungs- und Entladungsverhalten kennzeichnet? Wie kann man es zusammenfassen? Wie hört er sich an?

Wie schmeckt er? Wie riecht er? (Laaaaaaaaaaaaaaaangweilig.)

Tun wir das, was wir immer tun. Schauen wir auf den Bildschirm. Per Definition sind TV und IT die Bildungsträger dieses Jahrhunderts. Sie werden uns auch jetzt die Antwort geben. Wichsbücher sind eh out. Ist auch zu schwierig, mit nur einer verfügbaren Hand gleichzeitig umblättern zu müssen und an der Zeile entlang zu fahren, die man gerade mühsam zusammenbuchstabiert. „Feel- Fell- Fell-ah-ti-... joh...“ Wie definiert sich der deutsche Sex? Eine erste Antwort finden wir bei dem, was auch ansonsten die deutsche Lebensqualität so vortrefflich definiert. Nehmen wir mal die Deutsche Telekom.

Was ist schwerfälliger und langsamer, aber gründlicher, also deutscher als die Deutsche Telekom. Hier muss es doch vor sexuellen Bezügen nur so wimmeln. Das mächtige pinke „T“, das vom Himmel herabbaumelt. Vielleicht findet ja sogar ein Heterosexueller hier etwas.
Das ist jedenfalls der Eindruck, den man bekommen muß, wenn man erwartungsfroh die „Erotic Lounge“ von T-Online.de betritt und erst mal eine halbe Stunde darauf wartet, dass einem ein Begrüßungscocktail serviert wird. Hier gibt es also den harten Stoff, der nachts das deutsche Liebesleben anheizt oder ersetzt. Es gibt sogar eine Countdownuhr bis zum Zeitpunkt, ab dem der Soft- oder Hardcorefilm bereitsteht. Wow. Ist schon traurig, wenn man warten muss, bis man sich einen runterholen kann, aber vielleicht ist das ja typisch deutsch? (Grölen, allgemeines Schenkelklopfen.)

Allein, es fehlt der Bezug. Wo sind die typisch deutschen Themen? Wo sind die wichsenden Walküren? Wo sind die blonden Lesben in SS-Uniformen? Der Cockring der Nibelungen? Die Wiedervereinigung? Geile Spiele im Kanzleramt?

Stattdessen Mainstream mit Silikon, Butox und typisch kalifornischer Ganzkörperrasur für beide Geschlechter. Nur die Titelaufdrücke unterscheiden sich:
„Sexpedition ins Glück“
„Wet Dancing“
„Heiße Beute im Wüstensand“
„Liftboy zum Glück“
„TNT: Therapie nach Tantra“
„Bordello Blues“ (Ja, der Blues, Mann! Wer kennt nicht das Gefühl, das sich einstellt, wenn einem nach 36 Stunden Dauerbenutzung aller verfügbaren Körperöffnungen von einem 2 Meter großen Rausschmeißer namens „Hacke“ die Rechnung präsentiert wird.)

Und wie wäre es mit soetwas:
„Reiterin aus Leidenschaft“
„Drei Frauen kommen selten allein“
Hahaha. Allgemeines Schenkelklopfen. Jeder Schimpanse mit nur mittelmäßiger Phantasie wird hier sofort ein halbes Dutzend Titel an die Wände seines Käfigs schmieren können, die ebenso frivol-debil doppeldeutig sind:
„Die Glasbläserin“
„Ja, bin ich schon drin?“ Ein Alternder Sportler und das Sex-Netz.
„Fat von Schleck: ‚Leck mich!’“ Die dickste Frau der Welt wird ‚gewaschen’...

Man vermisst die klare Programmatik, die in Titeln wie „Hände hoch und Hosen runter“ zum Ausdruck kommt. „Zeugen mit Lust“ würde ein angemessener Titel für ein Lehrvideo sein, mit dessen Hilfe man den aussterbenden Deutschen rückzuzüchten versucht. Der Teaser jedoch enttäuscht: „Eine Kronzeugin erlebt heiße, gefährliche Sex-Abenteuer...“ Aha, also „Zeugen“ als Substantiv, nicht Verb. Verdammichte Grammadig. Auch ein Titel wie „Sex Trek - Die geile Generation“ ist weder originell noch lustig, sondern im wahrsten Sinne des Wortes ausgelutscht. Um einen authentischen Klingonenporno wird es sich wohl kaum handeln. Langweilige Horizontalakrobatik wird nicht besser, wenn man sie durch Bezüge auf ebenso langweilige Bildschirmakrobatik aufmotzt. Warum nicht Bezüge aus Film und Literatur? „Frühstück auf Tiffany“ oder „Goethes Faust“ klängen da doch durchaus vielversprechender. Aber Pornographie ist auch keine Kunstform. Sie macht nicht satt, und sie hinterlässt auch keinen bleibenden Spuren, die man nicht mit einem guten Waschmittel wegbekommt.

Wen kümmert „Die Kunst des Pinselns“, „Samantha und der Zauberstab“ oder „Der magische Stift des Marquis“? „Ein Dichter verzaubert mit seinen Schriften die Frauen...“ Natürlich. Hoffen wir, daß er genug Tinte in seinem magischen Stift hat. (Ungewollt stellt sich hier ein phantastisches Bild ein: Was, wenn es wirklich Tinte in seinem magischen Stift wäre? Verschmierten Körperteilen, an denen es königsblau herabrinnt. Der Montblanc-Cumshot!)

„Worte wirken Wunder“
„Ein frustrierter Autor sucht Inspiration im Sex...“ Dies scheint eine Milieustudie zu sein, vielleicht sogar sozialkritisch. Welcher frustrierte Autor sucht NICHT nach Inspiration im Sex? Welcher Autor kann überhaupt eine Zeile schreiben, ohne sich dabei oral bedienen zu lassen? Welche andere Methode soll es denn außer Sex geben, Inspiration zu erlangen, abgesehen vielleicht von Ritualmord und Mottenkugelnschnupfen?

Gibt es einen deutschen Sex? Sex unter Deutschen? Deutsche unter Sex? Was ist die spezielle Qualität, die das gesamtdeutsche Paarungs- und Entladungsverhalten kennzeichnet? Wie kann man es zusammenfassen? Wie hört er sich an? Wie schmeckt er? Wie riecht er?

Ich spürte da immer so eine Verzweiflung dahinter.

Diese Schwänze, die da verzweifelt nach einer „geilen“ Idee suchen...

Oh, ich bitte um Entschuldigung...

Zappen wir weiter zum nächsten Kanal...

Tanz des Idiotenjungen?

Mein liebstes Zitat der letzten 24 Stunden.

Irgendwie baut es in mir wieder den Glauben daran auf, daß es innerhalb der Westlichen Zivilisation doch so etwas wie verbidnende Werte gibt.

Ein namenloser Kommentator über George "Idiotboy" Bush:

"Just curious (for those outside the USA)...Does everyone in the world think all Americans are idiots, or do they realize that most of us are cringing everytime this man speaks, or does anything?"


Mmmhmm...

...tja, anscheinend sind sie doch nicht alle Idioten.

Nur der lütte Junge von den Buschen.



P.S. Würden wir so schlimm über unseren Kanzler sprechen?

P.P.S. Yup.

Dienstag, 27. September 2005

Mein Luftkissenfahrzeug ist voller Aale...

Ich hatte die letzten Tage nicht viel zu lachen, und zum Schreiben bin ich auch nicht gekommen.

Nutze ich also die gelegenheit nach grosser alter Monty Python Manier...

...für etwas völlig anderes!



Légpárnás hajóm tele van angolnákkal!

Min luftpudebåd er fuld af ål!

Ta my haagh crowal lane dy astan!

Ilmatyynyalukseni on täynnä ankeriaita!

Mae fy hofrenfad yn llawn o lyswennod!

Puno ng palos ang aking hoberkrap!

(Variationen eines grossartigen Themas in Ungarisch, Dänisch, Manx, Finnisch und Walisisch. Ach ja, und Tagalog...)




Wem das zu sehr nach Insiderwissen klingt, dem muss ich rechtgeben...

...es ist eine schamlose weltumgreifende Anspielung auf einen seeehr alten aber sehr treffenden Sketch über einen Wörterbuchautoren, der die betreffenden Phrasen nicht nach der Korrektheit, sondern stattdessen nach dem Klanggefühl aussuchte.

Sie wissen schon...

"Mein Luftkissenfahrzeug ist voller Aale..."

Samstag, 24. September 2005

Pyropunk is not dead, it just smells funny...

Es ist bestimmt zehn Jahre, oder sogar noch mehr her, dass die letzte Story um Karl Edwyn Rothner (auch KER) genannt und seine Kumpels, die gewalttätigen, zärtlichen, geisteskranken Revolutionäre veröffentlicht wurde. Gemeinhin Pyropunks genannt, in Analogie zum Cyberpunk, und weil sie "Feuer und Flamme" für diesen Staat sind. Ja, ja, Gedanken und Erbe der 80er. Oyvey!

Was haben die Leute die ganze Zeit getan? Wo sind sie hin?

Bevor wir das ausführen, für die alten Fans, Verwandten und Mitglieder der Pyropunkfamilie: seit kurzem ist die erste abgeschlossene Textgruppe des 21. Jahrhunderts online: Altweibersommer

Wo sind sie also geblieben?

KARL EDWYN ROTHNER :: war 10 Jahre unterwegs. In welcher Realität, müssen wir ihn erst noch fragen.

MARK LEANDROWSKY :: ist erwachsen geworden. Hat seine eigene Burg im Norden der Britischen Insel und ein Haus in Upper London. Man trifft ihn meist nur noch in den Hallen des Reform Clubs oder so. Er hat Familie. Er macht Geschäfte... dunkel.

JIMI MATOTA :: hat sich aufgelöst. Er war nur der Schatten von KER. Cool, aber nicht wirklich originell.

WERNER PARGSEN :: ist immer noch der schwitzige, rothaarige, drogenschmauchende Proll, der er immer war. Und spielt immer noch Drums. Sucht noch nach der perfekten Band.

MARTINA GERSIOWSKY :: hatte zwei Kinder mit KER. Brachte die Handlung nicht weiter. Ein Bombenanschlag erledigte diesen Handlungsfaden. Wo sind die Kinder?

SABINE PARGSEN :: ist immer noch mit KER verheiratet, aber als sie älter wurde, beschloß sie, daß Lois Lane ihr großes Vorbild ist. Seitdem reist sie in der Welt herum.

Und nun, wo alle weg sind, was machen die Pyropunks heute?

Sie haben natürlich neue Mitstreiter gefunden. Etwas jünger, aber ebenso sexy und unverfroren.

WOLF LEANDROWSKY :: Cousin von Mark, und von ihm als Azubi zum Revolutionär an seine alten Freunde weitergereicht. Der letzte Adlige des Ostens, lernt aber noch, das Fadenkreuz zu finden...

Die Saga geht weiter!


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Aus rechtlichen und ästhetischen Gründen sind zum Januar 2006 alle Veröffentlichungen der Pyropunk-Serie von anderen Webseiten zurückgezogen worden und finden sich jetzt nunmehr exklusiv und ausschliesslich im NEMEDHOUSE Blog. It crawls!

Freitag, 23. September 2005

Pyropunk :: Altweibersommer

Es war Altweibersommer, aber das hatte der Kanzlerkandidatin auch nicht geholfen. Ein lauer Wind wanderte die Straßen herunter und trieb die Fäden auswanderungswilliger Spinnen vor sich her wie das feine Haar schwedischer Jungfrauen. Inmitten der Ruinen von Staagenbarg hatten es sich die Ureinwohner zwischen einer Eibe und einer Eiche gemütlich gemacht und schauten zu der vielbefahrenen Bundesstraße herunter, von der die Brise manchmal die Wortfetzen vorbeispazierender Passanten herüberwehte.
„Chaos und Anarchie!“
„Wow!“, sagte Wolf und schaute kurz von dem Mannlicher-Chicano Schnellfeuergewehr auf, das er mühsam zusammenbaute. Die drei Worte im Wind motivierten ihn mehr als alles andere, was in den letzten 24 Stunden geschehen war. „Klingt ja so, als ob es heute doch noch richtig losgeht!“
„Näääh“, grunzte Werner und lutschte den letzten Rest aus seinem Jever. „Ich muß Dich enttäuschen, mien Jung. Das war nur einer unserer Nachbarn, der nicht damit klarkommt, daß es nun mehr als zwei mögliche Regierungsmodelle gibt. Schmutz und Schund! Schmutz und Schund!“
Wolf verzog angewidert das Gesicht. (Mit dem alten Proll, Herrn Pargsen, kam er weniger klar als mit den anderen Ausbildern, die ihn in die Mysterien der Großstadt – Babylon in seinen eigenen Worten – einweihten.) „Ach“, murmelte er, „wir brauchen wieder einen König.“
„Zu spät“, sagte KER und löste sich aus dem Schatten der Eibe. Sein Grinsen glitzerte so hell wie die Zwillingsscheiben seiner Spiegelbrille. „Wir haben in den letzten fünfzig Jahren mehr als einen Prätendenten ausgeschaltet. Was meinst Du, warum Birne nie zum Kaiser gekrönt wurde?“
„Häh? Wer?“ (Man mußte ihn entschuldigen – Wolf war nun mal ein wenig jünger als die erste Generation der Pyropunks, die in den Achtlosen Achzigern aufgewachsen waren.)
Werner kicherte und kratzte sich an seinem rothaarigen Bauch.
„Kennste den nicht mehr? Groß, schwerfällig und schwitzig? Versuchte in Leipzig Jugendliche zu verprügeln? Der war sechzehn Jahre lang der Gott des Mobs, bevor die Außerirdischen landeten...“
Ein einzelner kalter Schweißtropfen erschien auf Wolfs hoher Stirn. „Nee, da hast Du mich jetzt also wirklich auf dem falschen Bein erwischt... Verarschte mich?“
„Ich glaube, das letzte, was man von ihm gehört hat, ist dass er Retrodildos in Bananenform an 40jährige Hausfrauen aus dem Osten über eBay verscherbelte. Oder war das ein anderer?“
KER spuckte aus und schnupperte, was von der Bundesstraße heraufkam. Mit einer Hand zog er eine Zigarette aus seiner Manteltasche, zündete sie an und inhalierte tief. (Fair Play. Wenigstens in den Nikotinwerten.)
„Das ist Satire, mein Lieber.“ Er leckte über seinen Zeigefinger und prüfte die Windrichtung. „All die kleinen analfixierten Wichser, die sich jetzt einen darauf runterholen, daß wir in einer Bananenrepublik leben. Jetzt, nicht damals, als ‚Katrin aus Schwerin’ für Fromms mit Bananengeschmack in die Knie sank.“ Er kniete sich neben Wolf hin, der von dem fertigverschraubten Gewehr mit einem halb empörten, halb angeekelten Ausdruck aufblickte.
„Das finde ich jetzt aber doch ein wenig geschmacklos“, knurrte er.
„Sorry“ KER zuckte mit den Schultern. „Aber es reimt sich so gut.“
Werner rülpste. „Nö. ‚Kerstin aus Ost-Berlin’ klingt noch besser.“
Karl nickte. „Stimmt auch wieder. Aber das war damals. Heute holen die Jungs sich einen auf ‚Kongo-Koalition’ etc. runter.“
Werners rote Augen wurden glasig. „Legba?“
KER lächelte. „Vielleicht später.“
Er hob das Gewehr an, das Wolf in einem Webshop namens THE ASSASSINS HANDBOOK bestellt hatte. Angeblich das gleiche Modell, mit dem Lee Harvey Oswald (oder ein kleiner grünwuscheliger Außerirdischer von Alpha Centauri) den Kennedy per Blattschuß erledigt hatte.
„Okay“, sagte er und klopfte Wolf auf die Schulter. „Die erste Lektion im politischen Leben ist, zur rechten Zeit immer am rechten Ort zu sein.“ Er deutete mit dem Daumen über die Schulter. „Also greif Dir ein Bier und entspann’ Dich. Nichts bleibt so wie es war, aber es ist immer dasselbe.“
„Wie profund“, grummelte Wolf, schaute sich fragend um und dann, weil er sah, daß es keine Alternative gab, griff er sich ein Bier und setzte sich neben Werner Pargsen unter die Eiche. Immerhin, wo sonst sollte man die archaischen Mysterien des Rex Nemorensis und des Goldenen Zweiges in Deutschland erlernen außer bei den größten Mutanten unseres Genpools?
„Fuck“, sagte er und öffnete die Flasche. „Alles für einen schäbigen Lacher.“
Im Osten kam schließlich Bewegung in die Szenerie. Zuerst ein vages Hupen, dann näherte sich das leise Brummen der sich in Schrittempo nähernden Luxuskarossen. Karl blinzelte. Für einen Moment lang hatten die Wimpel auf den Kühlerhauben sich in schwarz-weiß-rote Hakenkreuzfahnen verwandelt. Nun flatterten sie wieder lustlos in ihren Originalfarben.
Karl zählte lautlos mit.
Schwarz. Rot. Gelb/blau. Grün. Noch eine in Rot, etwas schmuddelig.
Eine graue. Eine braune. Und ein paar Schritte dahinter natürlich auch noch eine in allen Regenbogenfarben.
Wie im Fernsehen, oder? Man mußte schon regelmäßig auf die obere Ecke des Bildschirmes schielen, um überhaupt zu wissen, in welchem Realitätstunnel man sich befand.
„Das ist ja wie in den guten alten Zeiten“, seufzte Karl und spuckte die Zigarette aus. Ihm wurde fast schwindelig, wenn er an all die Möglichkeiten dachte, die sich ihm anboten.
„Nun gut, dann wollen wir den Meinungsbildungsprozess mal wieder in Bewegung bringen...“
Er hob das Zielfernrohr an sein Auge.

Fanboy :: Der Schottische Magus (on the rocks)

Das Unsichtbare Zeichen! Superhelden Fetisch Party Bondage Klone! Enochische Kriegsmaschinen aus der Fünften Dimension! Darkseid ist!

Grant Morrison ist der wohl neben Alan Moore einflussreichste und innovativste Comic-Autor unserer Zeit. Neben den Auftragsarbeiten, die er für Marvel (u.a. FANTASTIC FOUR, X-MEN) und DC (u.a. DOOM PATROL, JUSTICE LEAGUE) ablieferte, hat er immer wieder einmal Gelegenheit gehabt, eigene Serien und Projekte zu veröffentlichen, bei denen die vollkommene künstlerische Kontrolle bei ihm liegt und die die Grenzen des Mediums sprengen. Pop Trivia, Semiotik, Verschwörungstheorien, Hyperdimensionales Technobabble, aber auch Märchen, Traumtagebücher, Okkultes und der ewig junge Fanboy selbst verschmelzen zu einem vielschichtigen Werk. Morrison erschafft seine Welten als bewusste magische Akte: Er ist ein Chaos-Magier, ein 4-Color-Magier, ein Pop-Magier. (Nach seinen eigenen Worten ist er inzwischen zum Ipsissimus geworden. Ein lebender Gott. Kein großes Ding, so meint er.)

In seinem Werk erfindet er sich immer wieder neu, und schreibt die Parameter seiner Existenz in bunten Bildern um. Bereits in seinen Frühwerken tauchen Begriffe und Sujets aus den Büchern von Pete Carroll, Kenneth Grant oder Aleister Crowley auf. Er ist auch einer der wenigen Künstler, die den verborgenen Charakter von Superheldencomics verstanden hat, die gleichzeitig archaische Magie wie Fetischphantasien ausleben. Als Schriftsteller hat Grant Morrison sich selbst sein eigenes Genre erschaffen, dessen Stil und Fokus bereits fleißig imitiert werden.

Einer der wenigen Menschen, die Techniken der Magie und „Heiligen Wissenschaft“ adäquat für Fun & Profit einsetzt. Oder glauben Sie, dass viele Schriftsteller, bevor sie etwas verfassen, ein größeres Talent invozieren oder in ihr Werk hineinreisen wie in einen besonders versauten Teil der Astralsphäre?

Ist dies DAMALS? Ist dies JETZT? Ich muss weiter forschen, lasst mich die Zukunft aus dem vierfarbigen Wunder vorhersagen... Ein Akt der Kartomantie... oder sollte man sagen Comicomantie? Blind wähle ich einige Hefte aus dem Stapel der Dubletten, die ich mit astral-pheromonellen Hypersigillen versehen wieder hinausschicke unter mein Volk, gegen eine kleine Gebühr natürlich...

Vier Hefte der Serie „JLA“ (= Justice League of America) von DC Comics, die Grant Morrison eigenhändig aus einem Popularitätstief gehievt hat, indem er sie wieder zu dem Team der „mächtigsten Helden“ machte, die sie sein sollten. Ein wenig wie ein Pantheon von Göttern...

Der Hyperclan (Gestaltwandelnde Weiße Marsianer), The Key (Bewußtseinsverändernde Drogen). In Heft 13 ist die Zeitreise in die Zukunft, in der DARKSEID die Erde übernommen und in das ultimative Armaghetto verwandelt hat. Darkseid ist!

Vier weitere Hefte „JLA“: Unjustice League (Lex Luthor & Joker), Prometheus (übernimmt solo die gesamte JLA-Basis), Julian September und seine Glücksmaschine (ändert die Wahrscheinlichkeiten – natürlich zu seinen Gunsten!) und... die Fünfte Dimension! (Mr. Mxyzptlk ist nicht allein... und es ist die gleiche Dimension, die die enochische Magie beschreibt...) Ol Sonuf Vaoresagi, Superman!

Ein Heft von Grant Morrisons Magnum Opus, in dem alle Verschwörungstheorien der Welt gegeneinander antreten. „The Invisibles“! Die Unsichtbare Armee! Das Unsichtbare College! Das Weiße Abzeichen! X-Files auf Speed! Und wie immer mit einem hinreißenden Cover von Brian Bolland!

Außerirdische! Men in Black! Die Amerikanische Regierung! Area 52 oder so! Manifestationen der Mächte, die wirklich über diese Welt herrschen. (Man kann die Invisibles nicht wirklich erklären, ohne sie zu lesen – da war auch noch was mit einer Zeitmaschine.)

Kann ich die Zukunft aus diesen Heften lesen? Oder hat die Zukunft sich selbst hieraus erschaffen? An jeder Straßenecke treffe ich die Untergrundagenten der Unsichtbaren Gerechtigkeitsliga, die mich in ihre Verkehrstunnel bis zum Mittelpunkt der Erde locken wollen.

Superhelden Fetisch Party! Wähle die Maske, wähle die Kraft, wir werden alle den Göttern gleich – Sexy Ikonen der Fünften Welt!

 

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Einen Teil dieser Textes hatte ich schon vor einiger Zeit als Beschreibung einiger eBay-Auktionen geschrieben. Ja, auch da gibt es manchmal Interessantes zu sehen. Und ich mach mir bestimmt nicht soviel Arbeit für die paar Kröten, die bei diesen Auktionen herausspringen. Unbeflecktes Rohmaterial für andere Texte sind es, die ich daraus ziehe. Tasty.

Sonntag, 18. September 2005

Fanboy :: The Shadow Rules

Voller Neid muß auch ich anerkennen, wenn andere Leute einfach die besseren Bilder in ihren Archiven haben. So heute morgen, als ich meinen alltäglichen Gang durch die Blogosphäre antrat. Sei still mein pochend Herz!
Dial B for Blog hat eine schweinegeile Zusammenfassung der Geschichte und des Charakters des wohl coolsten Pulphelden aller Zeiten.
The Shadow!
Lesen! Merken! Auswendiglernen!

Donnerstag, 15. September 2005

Fanboy :: Frederick Wertham, R.I.P. (Rest in Pieces)

Im Jahre 1954 veröffentlichte Dr. Frederick Wertham als Höhepunkt einer langjährigen Kontroverse sein legendäres und berüchtigtes Buch "Seduction of the Innocent" (Verführung der Unschuldigen), über den schädlichen Einfluss von Comics auf die amerikanische Jugend. Schmutz und Schund! Wer Comics liest, wird drogensüchtig, gewalttätig oder schwul! So könnte man die Erkenntnisse des ehrenwerten Doktors komprimieren. (In wieweit seine Vorstellungen ein Körnchen Wahrheit in sich tragen, bleibt weiterhin umstritten. Aber bevor Dr. W darauf hinwies, dass Batman und Robins Verhältnis der Traum eines jeden Homosexuellen wäre, hatte sich darüber nie jemand Gedanken gemacht. Seitdem ist der Äther beschmutzt, die Idee lässt sich nicht löschen. Wer hat jetzt die Unschuldigen verführt?)
Wie man sich vorstellen kann, nahm die Öffentlichkeit diese Äußerungen eines angesehenen Psychiaters nicht unbedingt wohlwollend auf. Scheiterhaufen wurden zusammengetragen, zum Glück ausschließlich nur aus Comicheften, aber ein Grund, warum selbst erbärmliche Hefte aus dieser Zeit heutzutage astronomische Summen kosten. Ja, die 50er Jahre waren zu beiden Seiten des Atlantiks nicht unbedingt für ihre tolerante und entspannte Grundhaltung bekannt.

Der Hauptleidtragende dieser "Hexenjagd" war der Verleger William 'Bill' Gaines, der mit seinem Verlag EC originelle Titel vorgelegt hatte, die auch heute noch zu den Klassikern des Genres gehören: Tales from the Crypt, Vault of Horror, Two-Fisted Tales etc. Die meisten der deutschsprachigen Leser werden sie vielleicht aus den gelungenen Verfilmungen als "Geschichten aus der Gruft" kennen. Nachdrucke dieser Titel erscheinen auch heute noch. Klassiker halt.

Als sich die großen Comicverlage zusammensetzten, um ihre Version einer freiwilligen Selbstkontrolle zu inszenieren - den Comics Code - scheuten sie sich nicht, bloß unappetitliche oder bedenkliche grafische und thematische Inhalte zu verbieten, sondern sie legten auch schriftlich fest, dass kein Heft erscheinen dürfe, der Worte wie "Terror" oder "Horror" im Titel führte. Eine klar kalkulierte Unverschämtheit, um dass Titel vom Markt zu drängen.

Die Folge war, daß Gaines alle Titel vom Markt nehmen musste. Ein Neuanfang unter der Prämisse des Codes ("New Direction") dassmisslang, so daß sich Gaines gezwungen sah, sich auf seinen letzten verbleibenden Titel zu beschränken, ein Magazin, das als solches nicht unbedingt dem Code unterlag... MAD.

Werthams Hexenjagd und auch der Comics Code gehören nicht unbedingt zu den erklärten Lieblingen kreativer Geister. Wir können uns also die hämische Freude vorstellen, die Jon Bogdanove empfunden haben wird, als er seine kleine Hommage an Gaines in den ersten Seiten eines ansonsten handlungsarmen Heftes aus den 80ern versteckte. (Tusche: Al Milgrom) Ein Friedhofswärter, der Gaines wie aus dem Gesicht geschnitten scheint, wandert über den düsteren Grund, an einem bezeichnenden Grabstein vorbei.



Quelle: X-Terminators #1 (Marvel, ) Bitte beachten Sie die Lektüre des Friedhofswärters, und sein Alfred E. Neumann-T-Shirt. Heh.

Sonntag, 11. September 2005

Tek Ghetto Graffitti Kill Kopter

<Slang>

>>run data

Jenseits von Gut und Böse, im virtuellen Raum, der nur von den unsichtbaren Konferenzräumen und den wirren Stimmen der Tastenhengste bevölkert wird, erfüllt sich der Traum der Ethnologen und der Alptraum der Anthropologen; die Entstehung einer neuen Art <mensch>, äußerlich identisch mit der des NonUsers, doch Träger einer neuen Art von <bewußtsein>.

Über die Bildschirme wandern Individuen wie Dick2Bick4U, Sperminator oder Coyote69, deren selbstbewußte Identitätswahl sie sofort als MitGlieder des männlichen Geschlechtes entpuppt >Für alle Legaschdennikers und die wo zu breege zum layschen sin< Das Reservat der TeknoJerks und WireHeads.

In der Zeit der Tek werden sie endlich ganz unverständlich sein.

items:

:) smile

;) wink

:( grumble

-<-<@ rose

cypher:

LOL: Laughing Out Lout

LMAO: Laughing my Ass Off

ROFLMAO: Rolling On the Floor Laughing My Ass Off

SysOp SysCop ModemUser ModemLooser ModemJerk

MOW: Männlein oder Weiblein?

BFI: Blantantly False Info

german cypher (unreal)

DG-MADE: Du gehst mir auf die Eier (Du nervst)

F-DIK: F*** Dich ins Knie

F-DS: F*** Dich selbst

F-ETE: F*** eine tote Eule (BFI)

GAG: Geil auf Gewalt

GO-69: ****

KDK: Kannst Du knicken (vergiß es!)

LGL: Leider geloost (Irrtum, mein Freund)

LL: Leise lächelnd

MEG: Mit einem Grinsen

MEGG: Mit einem großen Grinsen

V&V: Verraten und verkauft

VPD: Verp** Dich (Strengste Aufforderung, sich auszuloggen)

V-V: Voller Verachtung

44!: April, April!

All dies ist wahr, wenn auch vielleicht nicht wirklich. <scroll down for more info>

 

Aus: Schwert & Rose Nr. 1 / Mai 1995

Pyropunk :: 10 Jahre zuvor... ein paar scheussliche Akkorde...

Es war eine ziemlich niedergedrückte Stimmung bei dieser Zappa-Gedächtnisfeier. Werner Pargsen, voll bis unter die Haarwurzeln, schaukelte von einer Seite auf die andere und gröhlte "Don´t eat that yellow snow, man, don't eat that yellow snow, yellow snow, that yellow snow, don't eat that yellow don't eat that yellow snow, man". Er ließ seine Cthulhu-Tattoos tanzen, aber keinen interessierte es, denn Sabine, seine Schwester, entzückend angeschickert von einem Cocktail aus Champagner und Appelkorn, untersuchte die Innenseite ihres T-Shirts nach Fusseln (man hatte ihr eingeredet, da wären welche) und hatte darunter nichts an, die Pyropunks zelebrierten eine letzte Chaosmesse für einen verwandten Geist und wurden richtig pissig breit, und irgendwo im Hintergrund zerbrach ein gramgebeugter Gitarrist sein DayGlo-violettes Brett, einen letzten Akkord aus dem gequälten Material herauskitzelnd.
"Auch der nicht", knurrte er, das ausgezehrte Gesicht hinter seiner Brille ausdruckslos und schlug sich den buschigen Pferdeschwanz wie ein Büßer auf den Rücken. "Nix kann so gräßlich sein, wie das, was uns unsere Politiker vorsetzen..."
"Yeah, Bruder", grinste Karl Edwyn Rothner, der als einzige gute Laune hatte (wieder ein Konkurrent weniger, war sein Credo), "Du kannst sie nicht mit Kunst schlagen. Ist Havel erfolgreich gewesen? Vielleicht Reagan, aber dessen Genre paßte auch ausgezeichnet zu seiner Politik. Schlagt sie mit ihren eigenen Waffen. Sät die Saat der Korruption. Werdet Politiker."
"Nich gut", sagte Mark Leandrowsky aus dem Off. "Bei welcher Clique denn? Der Unterschied zwischen zwei großen Haufen Scheiße und grüner Flitzkacke ist mir nicht gut genug."
KERs Augen glitzerten irre. "Es gibt genug Parteiungen, die uns vertreten könnten", wisperte er unheimlich, "... sie sind bloß noch nicht erfunden worden..."
"Yeah!", rief Mark. "Ich wähle die CDU!"
"Hmm?"
"Die Cherubisch-Diskordische Union!"
"Oder die GEZ: Die Gewalttätig Evolutionäre Zelle!"
"Die FDP, Liste Teresa: Fickende Dumpfbacken aus Polen: 'Wir stecken alles weg'!"
"Wie wäre es mit der SPD: Satanick Priests of Death (Liste 666)?"
"Zu kommerziell", brummte KER. "Ich wäre mehr für die HLA: Hasch-Liga von Asien, Sektion Deutschland. . : "
"Oh", hauchte Sabine. "Und ich dache immer, das steht für 'Häretische Legasthenikers aus Ahrensburg'..."
"Verdammt", knurrte Mark, "Jetzt hat sie's doch noch rausgekriegt..."

Befremdliche Briefe (reloaded)

Unlängst flatterte mir ein Merkblatt der "Vereinigung deutschsprachiger Bürgerinitiativen zum Schutz der Menschenwürde in Deutschland, Frankreich, Holland, Italien, Luxemburg, Österreich, Schweiz" in die Hände. Hübsch kurz und schmerzlos, gelle? Nun, wenigstens kann man sich diesen Namen gut merken.
Ich weiß zwar nicht, wie ich zu dieser Ehre komme, aber man freut sich ja, wenn man was für umsonst kriegt. Aber was sehen meine entzündeten Augen? Ich muß in einen Timewarp geraten sein:
"Wir leben in einer Zeit, in der die Reform der Gesetzgebung des deutschen Westens durchgesetzt wurde zur Freiheit für jede Weltanschauung, auch wenn sie sich zum Bösen des Atheismus oder der Selbstverwirklichung, also zum Egoismus, bekennt."

Man muß sich erst einmal setzen, um verdauen zu können, was das für den Durchschnittsbürger bedeutet. Sollten wir vielleicht doch im falschen der beiden deutschen Staaten gelebt haben? Oder etwa fünfzig Jahre zu spät?
Lesen wir weiter, was es noch zu bemängeln gibt: Ach ja. Anderes Böse, die "Sexualerziehung" - (auch hier wird das Erzböse wie früher die "DDR" in der Springerpresse immer hinter einem antisatanistische Schutzwall aus Anführungszeichen einkerkern - gut so, "Brüder und Schwestern") - diese böse "Sexualerziehung" also, das akademische und vor-akademische Befassen mit dem Fummeln, Ficken, Schlabbern, Stoßen, Rammeln, Bumsen, Nageln, Wegstecken, Rattern, Wichsen, Schießen, Saugen, Blasen, Tuten, Abkauen, Schlucken und der Form und Konsistenz der verschiedensten mit diesen Tätigkeiten verbundenen Organe und Sekretionen, ist eines der Hauptärgernisse der VdBzSdMiDFHILÖS - muß ja nun auch wirklich nicht in aller Öffentlichkeit breitgetreten werden, es ist doch viel spannender, wenn die Jungs und Mädels das alles selber herausfinden - Learning by Doing, solche Fehlleistungen und anatomischen Unklarheiten können sehr erheiternd wirken, und überhaupt, ein paar schlechtgesteckte Schüße haben noch niemandem geschadet - viele Erwachsene dieser Zeit verdanken ihr Dasein den Fehlschüssen ihrer Eltern.

Laßen wir es abschließend einmal so sagen, meine Damen und Herren von der VDBzSdMiDFHILÖS, diese sogenannte "Reform der Gesetzgebung des deutschen Westens" wurde auch durchgesetzt zur Freiheit für jede Weltanschauung, daß heißt, sie wurde auch gemacht, um Leute wie euch zu schützen, die in der Sicherheit ihres Eigen- oder Altersheimes fromme Traktätchen herunterkloppen, die den meisten anderen Leuten hier draußen ziemlich auf den Sack gehen.
Wir sind nicht an den von ihnen verbreiteten altväterlichen Vorschlägen zur Rettung unserer unsterblichen Seelen interessiert, die auch ganz gut ohne sie auskommen; und wenn ein "frommes" Leben zu führen bedeutet, im Alter ein brabbelndes und transpirierendes Ärgernis zu werden, wünsche ich mir einen Herzschlag mit 42.

Auch die Modetips von Ihnen verraten keinen Stil:
"Dadurch wird die Jungfrau auch zur Schutzherrin des jungfräulichen Leitbildes in der Tracht des Leitbildes der langen Kleidung, die sich dadurch auch zugleich als Verteidigerin des von Gott gewollten Leitbildes des Guten offenbart."

Wie, zurück zum Maxi? Und gerade diesen Sommer hatte ich auf den Ultra-Mikro-Mini gehofft. Immerhin, wie lang ein Rock ist, verrät noch lange nicht, was darunter steckt. (Wie jeder Schottenbursche bestätigen kann.)
"Ein Zeichen hat Gott gesetzt in der Natur des weiblichen Geschlechtes. Es ist die Jungfräulichkeit."

Ach hätten doch eure Mütter darauf gehört, aber wahrscheinlich waren sie auch nur "billige Flittchen" in aufreizendem Gewand, halt ganz normale, gesunde Frauen. Nur bei der Erziehung ihrer Blagen haben sie ganz offensichtlich furchtbar versagt.

Samstag, 10. September 2005

Fanboy :: Die Gerechten

In der letzten Woche habe ich mir ein wenig mit der HeroMachine die Zeit vertrieben. Das ist eine auch Flash basierende Anwendung, mit der man recht schnell Charaktere kreieren kann – einfach die passenden Formen zusammenstellen und kolorieren.
Die beschränkte Farbskala und die genretypischen Formen garantieren zwar, daß man immer wieder Charaktere en passant zusammenstellt, die bereits bestehenden zu ähnlich sind, als daß man sie verwenden kann. Die Charaktere, die man behält, wirken aber genauso authentisch wie solche, die es bereits seit über 50 Jahren gibt. Hervorragend also, wenn man wie ich post-ironisch etwas faken will.
Die ursprüngliche Version dieses feinen Programmes gibt es inzwischen auch als Gratisdownload hier >>>.
Im Nachfolgenden eine Zusammenstellung von sieben Charakteren (aus dem Goldenen Zeitalter der Superhelden – ca. 1938 – 1958), die ich als kleines Experiment entworfen habe, wenn man sich etwas genauer an die kabbalistischen Korrespondenzen hält. Sieben Charaktere entsprechen dabei den sieben alten Planeten, oder den Sephiroth 3 – 9. Einige der Charaktere finde ich recht gelungen, einige andere würde ich gerne noch mal etwas persönlicher gestalten, auch um die Farbgebung genauer auf die vier kabbalistischen Farbskalen abzustimmen.
Aber sonst ganz gelungen.
Ich präsentiere hier also zum ersten Mal „Die Gerechten“. (von links nach rechts) WHIRLWIND, GREEN ANGEL, ATOMIC WOMAN, KID PHOENIX, DOC SILENCE und SKY KING. (dahinter) MANOTAUR. (Alle Rechte vorbehalten.)
Die Gerechten (c) by Axel M. Gruner

Unmögliche Helden :: Judomeister und Kong Foo

In einem der vorhergehenden Postings (>>>>) hatte ich mich über die merkwürdigen Vorstellungen ausgelassen, mit denen asiatische Lehren etc. als Material für Genreliteratur abgebildet wurden.
In einem anderen Faktcheck (Suspension of Disbelief: The Royal Report: Judomaster.) wurde auf einen anderen Punkt hingewiesen, den ich zu betrachten vergessen habe: Dass alles, selbst die Wahrnehmung und ihre nachfolgende Umwandlung in Klischees und Meme, natürlich nicht statisch ist, sondern ebenso Moden kennt wie alles andere.
"Back in the Golden Age, Yoga was considered THE fighting art. Men like Chandu, The Shadow & even Batman all were practioners. I still laugh when I think about how an art that trains you to be flexible & breathing was ever considered a "fighting" art. After World War Two, comics turned to more traditional japanese arts. More & more characters were masters of Karate & Judo by the start of the 60's. The notoriety was nice, but the actual understanding wasn't there. "

Hier kommen wir der Sache näher.
Literatur imitiert eben nicht das Leben.
Literatur imitiert unsere Träume, Urteile und Vorurteile - und manchmal einfach nur unsere Dummheit.

Montag, 5. September 2005

Sonntag, 4. September 2005

Ein Brief an die Leser...

Liebe Leser,

...nachdem der Nemedhouseblog< nun eine Woche lang auf der Würdigung zu Jack Kirbys 88. Geburtstag eingefroren war (eine sowohl thematisch als auch ästhetisch befriedigende Lösung, die mir einige ehrhafte Erwähnungen und ein bis zwei Verlinkungen eingebracht hat, aber auch einen kurzen aber knackigen Dank vom Custos des Jack Kirby Museums), nahmen wir nun die publizistischen Anstrengungen wieder auf... (hüstel)

Natürlich war ich in den vergangenen sieben Tagen auch nicht untätig, wie der regelmäßige Besucher dieser Seiten vielleicht schon gemerkt hat, wenn er seine Augen etwas nach rechts bewegt und dem neuen Link folgt. Ich habe mir ein neues Medium gesucht, in dem ich in unregelmäßigen Abständen meine zeit- und medienkritischen Ideen veröffentlichen kann bzw. meinen sardonischen und geschmackloseren Impulsen nachgehen kann.
Die "Notes of the Dirty Young Men" sind somit doppelt ironisch. Nicht nur, daß sie einen metaliterarischen Bezug auf das Werk von Charles Bukowski darstellen, sondern weil wir in einer Welt leben, in der die Virtualität die Wahrnehmung so sehr umlenken kann, daß ein alter Sack wie moi nunmehr plötzlich ein "schmutziger junger Mann" ist.
Andererseits könnte ich mich immer noch damit rausreden, daß ich eines meiner Ich-Meme channele und dann mit der Feder eines jüngeren Mannes schreibe...

In den vergangenen sieben Tagen gingen auch einige Kommentare zu Artikeln im Blog ein, von denen ich einigen sicherlich noch nachgehen werde. :-)
Ansonsten ahbe ich versucht, mal eine Woche lang etwas ganz anderes zu machen und habe mir wieder lauter unnütze aber coole Dinge angelernt oder recherchiert. Ungarische Runen! Wieviel tolle Sachen es doch in der Welt gibt, und wieviel mehr es werden, wenn man einmal beginnt, konsequent neugierig zu sein. Schauen wir mal, was dabei wieder herauskommt...

in diesem Sinne,

Freudige Neugier!