Lassen Sie mich einmal feststellen, dass Augustinus ein Arschloch war. So, das musste einmal gesagt werden. Ein Arschloch. Mir fällt kein besserer Titel ein, auch wenn die Unflätigkeit des Ausdruckes vielleicht meine ehrlich empfundene Abscheu fragwürdig erscheinen lässt. Man sollte sich sehr wohl bewusst sein, die Persönlichkeit eines Künstlers von seinem Werk zu trennen, das eine lässt nicht notwendigerweise auf die Qualität des anderen schließen, und jeder predigt Wasser, wo er Wein trinkt. Das erklärt auch die anstrengenden oder abstoßenden Persönlichkeiten so großer Künstler wie Kinski, Picasso oder Burton. Diese einfache und dennoch einleuchtende Regel schwächt mein Urteil jedoch nicht, ganz im Gegenteil. Augustinus war nicht nur ein Arschloch trotz der Dinge, die er geschrieben hat, sondern gerade auch wegen der Dinge, die er tat.
„Der Gütige ist frei, auch wenn er ein Sklave ist. Der Böse ist ein Sklave, auch wenn er ein König ist.“ – „Liebet, sonst tuet wie euch gefällt.“ Dies sind nur einige der einfach nach zu summenden, scheinbar freundlichen Phrasen, die uns Augustinus hinterlassen hat. Kein Wunder, dass man diesen Unsinn immer wieder – auch zu den unpassendsten Momenten – wieder findet. Ja, summt es nur nach, das Arschloch herrscht seit fast 2000 Jahren. Um präziser zu sein: Während so ein einfacher Menschenfeind wie Zarathustra das theologische Klima mit seinem Geschwafel vom Guten Gott und dem Bösen Gott verpesteten, vergiftete Augustinus konsequent nicht nur die Theologie, sondern auch die Politik und Soziologie mit Dualismen. Ein erbärmliche Speichellecker, der die Autorität der Kirche allem, selbst dem Heil seines blassen Gottes vorzog und die Seelen der Ungebornen den Klingendämonen der Hölle opferte. Und so offenbaren sich die so genannten Heilslehren dieses „Vaters der Kirche“ als das hündische Gewinsel eines manichäischen Sexfeinds, der die Menschheit nur als verdammenswerte Masse wertete. Um so mehr Flammen, um sein kaltes und herzloses Leben zu wärmen.
Warum also ihn in Schutz nehmen? Augustinus war das originäre Arschloch, dem wir alle nach ihm folgenden dualistischen Systeme zu verdanken haben – der Erfinder des Totalitarismus. „Nichts Heilsameres geschieht in der katholischen Kirche, als dass die Autorität den Vorrang hat“ – ist das nicht schon ein reverses Echo von „Führer befiehl, wir folgen“? Sobald jemand mit Vorstellungen wie dem „Reich des Guten“ und dem „Reich des Bösen“ zu jonglieren beginnt, ist es nur ein kurzer Schritt zur Eschatologie des Politischen, und der konsequenten Umsetzung dieser Ideen als Stalinismus etc. Kann jemand hier „Tausendjähriges Reich“ sagen? „Schurkenstaaten“? All diese feinen Dinge sind die bizarren Nachtschattengewächse, die auf dem Dung des Unheiligen Augustinus wuchern. Ich kann nichts Gutes daran finden, ich bleibe bei meinem Urteil.
Augustinus war ein Arschloch.
So, das musste mal gesagt werden.
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