Freitag, 31. August 2007

Wenn der Computer zweimal klingelt...

Kennen Sie den?
"Wenn es in Deutschland morgens um viere an der Türe klingelt, ist es ganz sicher nicht der Milchmann."

Ok, vielleicht nicht so witzig, wie es mir gerade noch schien, und wahrscheinlich auch falsch zitiert, aber an diese schöne Erinnerung an grössere Tage fühlte ich gerade, als ich die neuesten Meldungen zum Kampf gegen den Terror in Deutschland las. Wobei dies natürlich auch unglücklich formuliert ist - es ist ja nicht der Terror in Deutschland, der bekämpft wird (Wahlkampf, Poostars, Tokio Hotel), sondern der Kampf gegen den Terror (Tm Bush Inc.) soll ja nun endlich auch in Deutschland stattfinden.

Danke. Ich habe lange darauf gewartet.

Nach Vorstellung der klügsten Menschen der Welt kann man anscheinend dem Terror damit am besten entgegenkommen, indem der Staat die trendige Maske des Meisterhackers aufsetzt und mit Hilfe des virtuellen Äquivalents einer Geschlechtskrankheit die Computerspeicher seiner Bürger durchforstet. Keiner weiß, ob er das überhaupt darf, aber es klingt natürlich ziemlich modern, cool und abgebrüht. Cooles Abblasen, Mr. Smith. Ob hier wirklich "eine Super-Geheimpolizei" geschaffen werden soll, "die sich einer Kontrollmöglichkeit zu großen Teilen entzieht", entzieht sich auch mir bzw. meiner Kenntnis. Aber falls doch, melde ich mich gerne freiwillig.

Nennt mich Geheimoperateur Nr.9.
Das rockt.

Donnerstag, 30. August 2007

Unter dem Brunnen :: Nachwort

Eine autographische Skizze

„Unter dem Brunnen“ ist kein neues Werk, auch wenn ich vor ein paar Tagen erst die letzten Sätze geschrieben habe. Das heißt nicht, dass ich bei diesem Werk nie zum Schluss gekommen bin – ganz im Gegenteil. Der Schluß – das Ende – ist unausweichlich und das war es immer. Nur habe ich diesen Roman inzwischen schon dreimal geschrieben – hoffen wir, dass es nunmehr, nach den Ergänzungen und Kürzungen der letzten Tage, das letzte Mal ist.

Entstanden ist „Unter dem Brunnen“ zum ersten Mal irgendwann Anfang der 90er Jahre des vorhergehenden Jahrhunderts – wahrscheinlich 1992, aber da gehen die Meinungen auseinander. Damals war es noch eine relativ einfach konstruierte Geschichte von einem jungen Schriftsteller, der in einer neuenglischen Kleinstadt auf vormenschliches Erbe trifft. Eine von vielen Hommagen an die Werke von H.P. Lovecraft und Clark Ashton Smith, die ich damals schrieb, angeregt von T.S. Elliotts großartigem Prosagedicht „The Waste Land“ (das Wüste Land), das auch den scheinbar so unspektakulären Titel inspirierte. Der hilflose Held und das ‚transkosmische’ Grauen gehörten damals zu den Themen, die mich interessierten. Unter anderem. Ich hätte natürlich auch eine einfache Hommage an Lovecraft schreiben können, dann wäre dort unter dem Brunnen wahrscheinlich die geheime Kirche von Shub-Niggurath und ihren tausend Jungen aufgetaucht, oder die protoplasmischen Städte der Shoggothen. Stattdessen ließ ich Motive aus einer meiner juvenilen Fantasyserien auftauchen, die wohl mehr als alles andere Fritz Leibers Geschichten um Fafhrd und den Grauen Mausling ihre Existenz verdanken. Cyprian Moncleef traf also damals auf die Überbleibsel des Schwarzen Lemuria (eines Kontinents, den die Wissenschaft schon lange in die Phantastereien der Theosophen verbannt haben). Insgesamt war die Geschichte also etwas einfacher und kam mit weniger Ideen aus. Vielleicht hätte man an diesem Punkt innehalten sollen – die Probleme, die das Verfassen einer solchen Geschichte in der guten, sauberen (!) Pulp-Tradition darstellen, sollten ja eigentlich ausreichend sein.

Stattdessen überkam mich ein paar Jahre später die großartige Vorstellung, dass die Geschichte eigentlich größer sein sollte. Zu dieser Zeit neigte ich auch eher zu so genannten ‚literarischem’ Horror, nicht zu so unschuldigen Vergnügungen wie sabbernden tentakelköpfigen transkosmischen Monstrositäten. Man könnte sagen, dass aus dieser Grundhaltung alle eigentümlichen und sicherlich manchmal auch unangenehmen Elemente der Geschichte entstanden – teilweise schrieb ich auch, um mich selbst zu erschrecken. (Schreiben muss manchmal wehtun, und damit meine ich nicht nur blutende Fingerkuppen!) Es war kein Exorzismus, nicht im eigentlichen Sinne des Wortes – die bösen Geister, die sich in die Geschichte einschlichen – der erste Weltkrieg, Louie Bancroft, die Bruderschaft und natürlich auch Cyprian Moncleefs psychosexuelle Abnormalitäten – wurden nicht ausgetrieben (ich selbst habe solche Neigungen nur in zu vernachlässigendem Masse), sie wurden erschaffen. Ich baute mir ein paranoides Universum zusammen, in dem ich selbst nicht leben mochte. Nicht mehr das unschuldige Leiden des hilflosen Helden von Lovecraft, eher die psychologische Folter des schuldigen Helden bei Clive Barker, der aber dennoch wohlig schluchzt, wenn man ihn bei lebendigem Leibe häutet. (Wie gesagt, in dieser Art Universum möchte ich nicht leben.)

Auf der anderen Hand versuchte ich die Abnormalität der Personen durch eine detaillierte und historisch akzeptable Umwelt auszugleichen – die gesamte Stadtgeschichte und der Stadtplan von Kingston stammt ebenfalls aus dieser Zeit, mitsamt seiner Umgebung. Ein detailliertes, paranoides Universum – sowohl Al Capone als auch Aleister Crowley und die Kennedys tauchen bloß als eher unwichtige Nebenfiguren auf. Und dies gibt tatsächlich auf eine düstere bösartige Weise Sinn. Selbst die großen Gestalten der Geschichte sind nur Spielfiguren, die von unsichtbaren Mächten verschoben werden. Allerdings wusste ich im Gegensatz dazu nicht, als ich das erste Mal von Preacher’s Rock schrieb, was es mit diesem ominösen Prediger auf sich hatte. Solche Sachen ergeben sich am Ende von allein. Ein bösartiger Teil des Unterbewusstseins hat irgendwann so viele Hinweise und Anspielungen gegeben, dass die unausweichliche Schlussfolgerung offen da liegt. Ähnlich ist es mir später noch einmal ergangen – den Abschnitt, indem Louie Bancroft gefoltert wird, zu schreiben, kam mir schon bald nachdem ich „Unter dem Brunnen“ das zweite Mal geschrieben habe. Warum jedoch diese Szene wichtig war, merkte ich erst, als Henoch Fogerty in seinen Monolog ausbrach. Dennoch kann ich nicht sagen, dass seine Offenbarungen als Überraschung kommen würden. Hätte es anders sein können?

Man mag es als etwas affektiert erachten, das größte Schreibvergnügen habe ich bei den historischen Anspielungen und Hintergrundinformationen empfunden, die dieses Werk würzen. Viele basieren übrigens auf realen Tatsachen, wie unglaubwürdig sie auch klingen mögen. Ich hoffe jedoch, dass es sich dennoch um ein anderes Universum handelt: Leben mag man in ihm nicht, auch wenn es ein amüsantes Exerzitium war, es zu erschaffen.

(Den gleichen Gedanken hat Gott wahrscheinlich auch manchmal, wenn er diese andere, größere Welt betrachtet.)

Dienstag, 28. August 2007

Fanboy :: JK90

Jack Kirby
The King!
(* 28. August 1917 in New York City,
† 6. Februar 1994 in Thousand Oaks, Kalifornien)

...unvergessen...

...wäre heute 90 Jahre alt geworden. Zu diesem Anlass könnte man viele schöne Worte sprechen, aber dies will ich mir für spätere Zeiten aufhalten. Bilder sprechen mehr als 1000 Worte, und was besser, um des Mythographen des 20. Jahrhunderts zu gedenken als mit einer seiner phantastischen Zeichnungen...

(Die echte Party findet auf den englischsprachigen Blogs statt. Einfach z.B. mal HIER schauen.)

Und nun zum "Jackpot": ein unkommentiertes Einzelpanel aus Kirbys vielleicht "esoterischstem" Werk - der Comicadaption von Stanley Kubricks 2001* (auch dazu später mehr):

(click to super-size)



* Ein anderer würdiger Blogger war schneller als ich, die Anfangssequenz von "New Gods" zu posten. Mist. Man sollte soetwas nie zu lange herumliegen lassen, sonst hat man das Nachsehen.

Sonntag, 26. August 2007

Neuveröffentlichung!

UNTER DEM BRUNNEN
Die Geheimnisse von Kingston.


Ein Horror-Roman in der Tradition von H.P. Lovecraft und Clive Barker


Cyprian Moncleef, ein junger Schriftsteller, der aus den Grabenkämpfen des 1. Weltkrieges mehr als eine äußere oder innere Schramme mitgebracht hat, ist an einem Punkt angekommen ist, an dem seine innere Zerrissenheit auch seinen Beruf zu ruinieren scheint. Doch der Urlaub in dem Städtchen Kingston ist nicht die beschauliche Idylle, die er sich vorgestellt hat. Merkwürdige Dinge gehen nachts auf dem Alten Friedhof der Stadt vor sich, und Cyprian muss bald feststellen, dass alle Vorgänge in Kingston von einer eigenartigen Geheimgesellschaft dirigiert werden, deren Einfluss sich in alle Richtungen zu erstrecken scheint. Und was verbirgt sich unter dem alten Brunnen im Wald, von dem die Sage geht, dass ein verschollener Indianerstamm ihn einst erbaute?

Support independent publishing: buy this book on Lulu.Dieser Roman von Axel M. Gruner ist ab sofort bei Lulu, dem führenden Anbieter für unabhängiges Publizieren im Internet, erhältlich. (280 Seiten, 4.25" x 6.88", Fest Bindung) Taschenbuch €12.50

Donnerstag, 23. August 2007

Typo :: Helvetica-Kultur

Das Berliner Haus der Kulturen der Welt (ein vollmundiger Titel, vielleicht auch ein wenig sperrig) hat mit einem mutigen Schritt in das 21. Jahrhundert sein Logo/Signet/Wasauchimmer geändert. Statt des Logos im lästigen 90er-Jahre Stils, für den man einst einen so überbezahlten (weil international innovativen) Designer wie Neville Brody bemühte, wählte man nun trendiges Helvetica (vollmundig, vielleicht auch ein wenig sperrig), ganz unprätentiös in eine Box geklatscht. (Für eine Gegenüberstellung der Verdächtigen bitte diesem Link folgen.) Ein sinnvoller Schritt, dem man nur applaudieren kann. Nicht nur, dass man gezeigt hat, dass man in einer so fortschrittlichen Stadt wie Berlin keine Kosten und Mühen scheut, um etwas Funktionierendes durch etwas Neues zu ersetzen (das wusste man ja schon), das Haus der Kulturen der Welt (Mittäter so großartiger Ideen wie "Berlin ist größer als New York") hat auch endlich deutlich gemacht, dass Deutschland so etwas spinnertes wie internationale Designer nicht nötig hat, wenn doch jeder ein schönes Logo selber basteln kann, und das einfach indem man den Markennamen linksbündig flatternd einfach so heruntertippt, und das in der Schrift, die sowieso jeder nehmen würde. Genauso hab' ich das früher in unserer Schülerzeitung auch gemacht. Nur gab's damals keine entsprechenden Computerprogramme, sondern bloss Rubbelbuchstaben. Ich hab' hier noch ein paar rumliegen, vielleicht sollte ich mal bei einem anderen kulturellen Etablissement nachfragen, was sie so für ein neues Logo zahlen...

Merkur beim Ministerpräsidenten

Meine liebe Frau, die beste von allen, riet mir heute, statt sinnlos auf einen leeren Bildschirm zu starren und nachzugrübeln, mir stattdessen mein persönliches Tageshoroskop anzusehen und sinnlos darauf zu starren. Na gut.
"Geheimniskrämerei" steht da.
"Die folgende Deutung ist während mehrerer Tage gültig: Sie neigen jetzt vielleicht dazu, Ihre Meinung für sich zu behalten, auch wenn Sie Ihre Mitmenschen eigentlich darüber informieren sollten. Gleichzeitig sind Sie aber mit den verborgenen Tiefen Ihrer Persönlichkeit, mit Ihren unbewußten Antrieben und Zwängen in engerem Kontakt als sonst. Problematisch ist Ihr Gefühl, Ihre Mitmenschen würden alles, was Sie sagen, gegen Sie verwenden."
- Tun sie das nicht immer?
"Wahrscheinlich konfrontiert man Sie auch mit Dingen, die Sie gar nicht ausgesprochen haben."
- Anscheinend ist meine Paranoia gerechtfertigt.
"Deshalb sollten Sie jetzt alle Zweifel und Ungewißheiten bei anderen und sich selbst beseitigen. Vielleicht wollen Sie sich zurückziehen, nachdenken oder studieren, und das könnte sich auch sehr günstig auswirken. Auf einer anderen Ebene eignet sich diese Zeit gut, um Forschungen im Alleingang zu betreiben. Jetzt arbeiten und denken Sie am besten alleine."
- Ich fange also wieder an, sinnlos auf einen leeren Bildschirm zu starren und nachzugrübeln.
"Das macht's auch nicht besser", sage ich zu meiner Frau.
"Ach, was schon", zuckte sie mit den Achseln.
"Die obige Deutung ist für Ihren heute ausgewählten Transit: Merkur durchquert das 12. Haus", ist das Fazit der Sterne. Das 12. Haus (anscheinend der Sitz des Ministerpräsidenten in Brandenburg), so informiert mich der Webdienst, steht für "Karma und Bindung", bzw. für Bereiche eines "übergeordneten Ganzen, zu dem die Persönlichkeit sich unwiderstehlich hingezogen fühlt um alle Grenzen niederzureissen und die geahnte Einheit allen Seins wieder zu entdecken."
"Die folgende Deutung ist während mehrerer Tage gültig?"
Ach nöööö - eher mein ganzes Leben.

RetroDisco :: Spinner!


Eines der beweinten One-Hit_Wonder meiner Jugend. Sieht zwar irgendwie wie die toughe Schwester von Boy Beorge aus, vor allem mit dem neckischen Hüftschwung, hat aber dennoch einen recht treibenden Schlag. Ja, meine Lieben, so war das früher.

Dienstag, 21. August 2007

Noch mehr grosses A

Ich hatte vor einiger Zeit konstatiert, "dass Augustinus ein Arschloch war." Diese einfache, und doch einleuchtende Feststellung führte zu einem kleinen Aufkochen meines Briefkastens. Schmähbriefe, Drohgebärden und dazwischen immer wieder der hinrissige Verweis, dass "Augustinus ja irgendwie schon Crowley vorweggenommen habe."

Verwirrend, oder? Dabei ging es ja gar nicht darum, Querverweise von den Kirchenvätern zum Satanismus oder anderen Modeverirrungen herzustellen. (Herr Ratzinger ist übrigens auch ein Augustiner, wie man konsterniert feststellen muss.)

Stattdessen ging es eigentlich darum, auch einmal ganz nüchtern fest zu stellen, dass kein Künstler, egal welcher Sorte, sich der konstruktiven (und noch schöner, der destruktiven) Kritik des gesunden Menschenverstandes entziehen kann. Das Kaiser-Gambit, wissen Sie? manchmal muss man einfach feststellen, dass es gar keine neuen Kleider gibt, die angeblich die nackte Existenz verschönern.

Nur unser treue Korrespondent, Herr D. aus H., gerade eben von einem längeren Auslandsaufenthalt zurückgekehrt, konnte sich dem anschließen, und legte gleich nach.

Ich sehe es gerne, wenn die Heiligen einen mitkriegen (schrieb er). Aber daß Du Kinski immer noch als echten Künstler bezeichnest, trifft nicht auf meine Zustimmung. Zum Beweis für Kinskis Überschätzung (selbst und fremd), hier nochmal ein Zitat aus seiner artifiziellen Autobiograpfie "Ich brauche Liebe":
"(...) Es gibt jedoch noch andere Ausnahmefälle, in denen ich aufs Zimmer gehe. Zwei Stewardessen der Swissair geben mir alle Schweizer Schokolade, die sie den Fluggästen nie anbieten und in ihre Taschen gerafft haben. Die beiden Leckermäuler ficke ich gleich auf ihren Zimmern, weil ich sie im Fahrstuhl des Hotels kennenlerne, und sie nach der langen Reise unbedingt ins Bettchen müssen.
Auch die Touristin aus Buenos Aires besuche ich nachts in ihrem Zimmer. Mit ihr hätte ich an den Strand gehen können, aber nicht sie interessiert mich, sondern ihre Tochter. Die Mutter leckt mir das Gesicht ab. Aber ich lasse mich nicht erweichen, die Bedingung ist das Töchterchen. Ich ficke sie nur, wenn sie mir ihre Tochter gibt.
Noch eine, die letzte, im Leme Palace Hotel: die schwarze Garderobiere. Ich ficke sie, als sie mir zwischen den Aufnahmen beim Umkleiden hilft. Dann habe ich wieder einen Tripper."
Ist das nicht primitiv?! Ich weiß, ich bin ein Spießer.

Keineswegs, hochgeschätzter Korrespondent. Keineswegs. es gibt nur zu viele Künstler da draußen, die das Kaiser-Gambit noch nicht ausreichend gekostet haben.

Sonntag, 19. August 2007

Das Wort am Sonntag :: Das große A

Lassen Sie mich einmal feststellen, dass Augustinus ein Arschloch war. So, das musste einmal gesagt werden. Ein Arschloch. Mir fällt kein besserer Titel ein, auch wenn die Unflätigkeit des Ausdruckes vielleicht meine ehrlich empfundene Abscheu fragwürdig erscheinen lässt. Man sollte sich sehr wohl bewusst sein, die Persönlichkeit eines Künstlers von seinem Werk zu trennen, das eine lässt nicht notwendigerweise auf die Qualität des anderen schließen, und jeder predigt Wasser, wo er Wein trinkt. Das erklärt auch die anstrengenden oder abstoßenden Persönlichkeiten so großer Künstler wie Kinski, Picasso oder Burton. Diese einfache und dennoch einleuchtende Regel schwächt mein Urteil jedoch nicht, ganz im Gegenteil. Augustinus war nicht nur ein Arschloch trotz der Dinge, die er geschrieben hat, sondern gerade auch wegen der Dinge, die er tat.

„Der Gütige ist frei, auch wenn er ein Sklave ist. Der Böse ist ein Sklave, auch wenn er ein König ist.“ – „Liebet, sonst tuet wie euch gefällt.“ Dies sind nur einige der einfach nach zu summenden, scheinbar freundlichen Phrasen, die uns Augustinus hinterlassen hat. Kein Wunder, dass man diesen Unsinn immer wieder – auch zu den unpassendsten Momenten – wieder findet. Ja, summt es nur nach, das Arschloch herrscht seit fast 2000 Jahren. Um präziser zu sein: Während so ein einfacher Menschenfeind wie Zarathustra das theologische Klima mit seinem Geschwafel vom Guten Gott und dem Bösen Gott verpesteten, vergiftete Augustinus konsequent nicht nur die Theologie, sondern auch die Politik und Soziologie mit Dualismen. Ein erbärmliche Speichellecker, der die Autorität der Kirche allem, selbst dem Heil seines blassen Gottes vorzog und die Seelen der Ungebornen den Klingendämonen der Hölle opferte. Und so offenbaren sich die so genannten Heilslehren dieses „Vaters der Kirche“ als das hündische Gewinsel eines manichäischen Sexfeinds, der die Menschheit nur als verdammenswerte Masse wertete. Um so mehr Flammen, um sein kaltes und herzloses Leben zu wärmen.

Warum also ihn in Schutz nehmen? Augustinus war das originäre Arschloch, dem wir alle nach ihm folgenden dualistischen Systeme zu verdanken haben – der Erfinder des Totalitarismus. „Nichts Heilsameres geschieht in der katholischen Kirche, als dass die Autorität den Vorrang hat“ – ist das nicht schon ein reverses Echo von „Führer befiehl, wir folgen“? Sobald jemand mit Vorstellungen wie dem „Reich des Guten“ und dem „Reich des Bösen“ zu jonglieren beginnt, ist es nur ein kurzer Schritt zur Eschatologie des Politischen, und der konsequenten Umsetzung dieser Ideen als Stalinismus etc. Kann jemand hier „Tausendjähriges Reich“ sagen? „Schurkenstaaten“? All diese feinen Dinge sind die bizarren Nachtschattengewächse, die auf dem Dung des Unheiligen Augustinus wuchern. Ich kann nichts Gutes daran finden, ich bleibe bei meinem Urteil.

Augustinus war ein Arschloch.

So, das musste mal gesagt werden.

Donnerstag, 16. August 2007

Dienstag, 14. August 2007

Fanboy :: Ich ziehe meinen Hut...

...vor einem Gentleman namens Erik Larsen. Vielleicht der einzige Mensch auf diesem Erdball, der einen noch grösseren Kopf hat als ich. Vor einiger Zeit hatte ich mit dem Gedanken gespielt, wie cool es doch wäre, wenn man sich einen der Charaktere, die inzwischen in der sogenannten "public domain" sind, greifen könnte und seinen Spaß damit haben könnte. Diese Idee hatte Mr. Larsen wohl auch.

"Wouldn't it be cool if..."

Aber im Gegensatz zu mir kennt sich Mr. Larsen etwas besser aus und hat gleich Nägel mit Köpfen gemacht. (Nein, er ist jetzt nicht von Comics auf Metallurgie umgestiegen, Du Narr! Das nennt man Metapher, oder Floskel, oder Phrase. Wortschmutz.) Die Kunst der Hommage, oder der künstlerischen Ehrbezeugung, ist in dem Retro-Charme, mit dem Larsen bereits seine ersten Entwürfe vorstellt, deutlich zu sehen.

Etwas ganz anderes, aber in ähnlichem Zusammenhang: Während die großen Verlage Marvel und DC immer wieder durch alte Konzepte von Kirby neu erfinden - das Wiederauftauchen der Eternals bei Marvel und die wichtige Rolle der New Gods bei der momentanen Neuerfindung des Multiversums bei DC sind nur marginale Beispiele - leider oft ohne den notwendigen Respekt (oder gar eine Namenserwähnung) hat ausgerechnet Image Comics, die einst den Ruf wilder Ikonoklasten hatten, den Wunsch geäußert, ein tatsächliches Kirbyversum weiterzuführen.

Ein innovativer Schritt, der sich scheinbar logisch aus der liebevollen und aufwendigen Neuauflage von Kirbys Alterswerken Silverstar und Captain Victory ergab - bei ihrem ersten Erscheinen die Avantgarde der damaligen gerade frischen Independent-Szene.
Man kann dies durchaus als Ehrbekundung ansehen - denn während viele Künstler kein Problem darin sehen, Kirbys Stilelemente und Ideen zu benutzen oder mit wechselndem Talent zu kopieren, gestehen nur die wenigsten ein, tatsächlich nur Epigonen zu sein. Da bei den meisten Charakteren die Verlage, für die sie erschaffen wurden, die Rechte behalten, ist dies auch nur zu einfach. Etwas ganz anderes ist es bei den Charakteren, die Kirby independent erschaffen hat.

Nachdem Topps Comics etwas ähnliches in den 90ern trotz immensen Aufwandes in den Sand setzte, könnte dies diesmal mit den Profis von Image tatsächlich klappen.

Montag, 13. August 2007

Tarot fthagn!

Der hochgeschätzte Okkultschriftsteller Donald Tyson, der schon seit langem mit der Lovecraftiana und dem Cthulhu-Mythos liebäugelt, hat beim angesehenen Llewellyn-Verlag (keine Namen sind besser als Walisische!) ein von Anne Stokes ansprechend gestaltetes "Necronomicon Tarot" veröffentlicht. Fettes Ding, und nicht annähernd so verwirrt oder verwirrend wie die bisher bekannten Werke.

Sonntag, 12. August 2007

Definition:

fic·tion·eer
n.
One who writes fiction, especially a prolific creator of commercial or pulp fiction.

Wortschatz

Ein neues Wort, das ich heute gelernt habe:

fictioneer

Gibt es das auch außerhalb des Buches, in dem ich es gefunden habe? Die deutsche Entsprechung wäre auf jeden Fall ein Neologismus, auf den ich schon einmal Urheberrecht erhebe.

Fictioneur

Vielleicht mit einem leicht näselnden französischen Akzent auszusprechen. Ein gnostischer Ingenieur von Fiction. Halb Phantast, halb Techniker und ein Viertel Alligator - ein Hai im großen Ozean der Schreiberlinge. Der Fictioneur ist der schnell schreibende Autor und Konstrukteur von Belletristik, Genreliteratur, Alpräumen und Parallelwelten. Die Visitenkarten sind schon im Druck.

(via Don Hutchinson "The Great Pulp Heroes")

Freitag, 10. August 2007

Die neuen Leiden

Feuer! Sturm! Haltet die Pressen an! Die neuesten Nachrichten verkünden, dass der Theater- und Filmautor Ulrich Plenzdorf im Alter von 72 Jahren verstorben ist! Auch wenn dies natürlich essentiell schon einmal zu Bedauern ist, kann ich mir den Schreckreflex, der mich beim Lesen seiner Traueranzeige durchfährt, kaum erklären - außer, dass die Generation, der ich entstamme, in den höheren Klassen Deutschkurs mit seinen "Neuen Leiden des jungen W." gefoltert wurde. Sie wissen schon, seine Homage an Goethes Werther...
...von denen mir nicht mehr in Erinnerung ist, als dass er dafür gesorgt hat, dass eine ganze Generation von leicht zu beeindruckenden Deutschschülern versucht hat, Bananenfäden zu rauchen. Aber das ist eine längere Geschichte... Die Leiden sind vorbei.

Dienstag, 7. August 2007

Fanboy :: New Frontier

Erster Teaser für die Verfilmung der wundervollen Retro-Silver Age Serie von Darwyn Cooke, The New Frontier, (bennant nach dem Regierungsprogramm von John F. Kennedy)* Erstaunlicherweise scheint man sich sogar recht eng an das Skript zu halten. d.h. alles in sich abgeschlossen und mit eigener Kontinuität.



* Warum das toll ist? Nun, diejenigen, die es verstehen, braucht man es nicht zu erklären, den ekligen Nerds. Vernünftige Menschen müssen nur soviel wissen: Das "Silver Age" der Comics - entlehnt ist diese Terminologie natürlich aus der griechischen Mythologie - war die Zeit (50er/60er), als die Superhelden gefällige Kostüme in Primärfarben trugen, aus dem Vigilatentum zu echten Stützen der Gesellschaft konvertiert waren und eigentümliche Abenteuer in 4 Farben erlebten, die heutzutage in einem fast surrealen Widerspruch zur spießigen & atomängstlichen Gesellschaft ihrer Zeit stehen. Eskapismus in Reinkultur, als ein mann noch ein mann, eine Frau noch eine Frau und ein grünhäutiger Marsianer im Trenchcoat noch ein grünhäutiger Marsianer im Trenchcoat war. Achja, und die bösen Commies waren noch die Bösen. Weltkrieg III, Baby... der Kalte...

Sonntag, 5. August 2007

Publikationen :: Update

Ich habe inzwischen die Pyropunkromane, an denen ich gearbeitet habe, kurzzeitig beiseite gelegt (hoffentlich wird dies nicht ein ungewollter Epitaph!). Der Roman, den ich redigiert habe, ist zwar eigentlich fertig, kommt aber sicher besser, wenn er - wie vor Jahrhunderten geplant - Teil der ursprünglichen Trilogie ist. Das bedeutet natürlich, dass ich die anderen beiden Bände auch schon fertig haben sollte. Das könnte dann aber etwas dauern. Da ich mir aber fest vorgenommen hatte, diesen Monat noch das nächste Buch herauszubringen, habe ich also kurzzeitig ein anderes Manuskript hervorgezogen.

Dies ist "Unter dem Brunnen", ein in sich abgeschlossener Horror-Roman "in der Tradition von H.P.Lovecraft und Clive Barker", d.h. sowohl mit Innereien als auch 'kosmischem Grauen'.) Wenn das Wetter mich nicht noch mehr ausbremsen sollte, brauche ich zur Redaktion dieses Meisterwerkes nur die Rechtschreibung zu prüfen und vielleicht ein oder zwei kurze Szenen nachzutragen, die ich schon seit langem im Kopf hatte, die ich aber bisher vermieden hatte zu schreiben, da das Manuskript ja sowieso nur faul im Archiv rumlag.

Hier als kleiner Teaser das Titelbild, unter dem es wahrscheinlich erscheinen wird:

Samstag, 4. August 2007

Saturn in Da'ath

Der grosse Michael Moorcock führte in den 60ern als polares Prinzip seiner Fantasyserien den ewigen Streit der Mächte des Chaos gegen die der Ordnung ein. Und das war lange vor der Chaostheorie, die so schön poppig daherkam und selbst (warum auch immer) in Jurassic Park zitiert wurde. [Ich bekenne mich schuldig, auch ich habe in den 90ern gerne mit Worten wie "Chaos" und "Entropie" um mich geworfen...]

Chaos gegen Ordnung findet man auch in den Schöpfungsmythen, eine alte Idee, nicht unbedingt eine schlechte Idee. (Auch bei Perry Rhodan haben die Wesenheiten höherer Ordnung inzwischen die Kleider von Chaotarchen und Kosmokraten angenommen - ob dies nun Quanten-SF oder eigentlich Fantasy ist, könnte man gelegentlich mal bei einem Bier unter einer S-Bahn-Brücke diskutieren...)

Manche Ideen sind anscheinend ansteckend... Sprache ist ein Virus, wie schon der große William S. Burroughs anmerkte.

Beim Zusammenstellen von PUNKDAEMONIUM bin ich dann über eine ganz abseitige Version des Chaos/Ordnungs-Mythos gestolpert: Saturn in Da'ath Raucht Dein Kopf, Bruder? Ha! Ich finde das eigentlich recht einleuchtend, auch wenn ich vollkommen anderer Meinung bin.

Da'ath! Warum ist eigentlich jeder so heiß auf Da'ath?

Ich glaube, Da'ath ist die Chaostheorie des 21. Jahrhunderts...

Mittwoch, 1. August 2007

Fanboy :: Gaiman würde für Kirby töten

Bestes Zitat von der Jack Kirby-Runde beim diesjährigen ComiCon: Neil Gaiman äussert seinen definitiven Wunsch, das Drehbuch zu schreiben, wenn Kirbys DEMON (Etrigan der Dämon) jemals verfilmt werden sollte, und definiert ihn noch einmal unmissverständlich:
CBR News: CCI XTRA: The Jack Kirby Tribute Panel: "“I want to write that story and I'll kill anyone else who tries,” said Gaiman."