Montag, 26. Juni 2006

Generation Google

Der Hypertransfer hat es möglich gemacht…

Von einem nicht Ort zum anderen im Bruchteil einer Sekunde… Was früher wie ScienceFiction klang, ist heute das Paralleluniversum, in dem die meisten Menschen mehr oder weniger ständig abhängen… Ziemlich egal, dass die „Orte“, die wir besuchen, rein virtuell sind, d.h. nicht existent. Immerhin heisst ja auch Utopia „kein Ort“…

Und wie bei jeder Utopie fangen die Moralisten und Nörgler irgendwann an zu quengeln. Ein neues Unwort macht die Runde. So sexy und glatt wie Quasimodos Buckel. Ein Unwort, passend für den Un-Ort.

Google, googeln, Generation Google…

“Text googeln, ausschneiden, einfügen, ausdrucken - das Internet habe Ideenklau zu einfach gemacht“, klagt Sally Brown, Professorin der Metropolitan University Leeds. Viele Studenten glaubten, dass Abschreiben völlig in Ordnung sei, und redeten sich heraus: Ein bisschen Inspiration - was ist schon dabei? Etwa nach dem Motto: "Wenn die Professoren so dumm sind, uns drei Hausarbeiten zum selben Abgabedatum aufzugeben, was können sie dann erwarten?" Oder auch: "Ich hätte es selbst nicht besser sagen können."

Natürlich nicht. Wie hätte ich diese weisen Worte sammeln können, wenn nicht durch googeln, ausschneiden, einfügen, ausdrucken. Wenn ich allerdings darauf angewiesen wäre, solche Ideen zu klauen, könnte ich mich auch gleich Klosterstern auf die Gleise stellen und wetten, ob die S-Bahn heute endlich einmal rechtzeitig fährt.

Google, google, erklingt es, ein wenig wie die Geräusch, die ein Truthahn macht, derweil man ihn um den Hackblock jagt. Irgendwann ist er so schnell geworden, dass er anfängt, den Jäger zu jagen.

Das Grundkonzept des Internets ist das Hyper-Text-Transfer-Protokoll, die wechselseitige Vernetzung von Informationen. Wissenschaftler haben es erdacht, damit sie nicht jeden Tag zur Post rennen mussten, um die Forschungsergebnisse von Kollegen zu erhalten. Nice and smooth. Das Internet als Datensammlung. Ein grosses, verdammt unübersichtliches Meta-Lexikon. Das einzige Problem, das man haben sollte, ist zu unterscheiden, ob die Informationen, in die man Einsicht nimmt, von einem Wissenschaftler verfasst wurden oder von einem akneschrundigen Fanboy, der anstelle wie andere gemeingefährliche Irre in ihren Fäkalien, in legasthenischem Wortbrei wühlt.

Google, google…

Ich weiss nicht, ob Sally Brown, Professorin der Metropolitan University Leeds (s.o.) die Erklärung des Internet als Meta-Lexikon akzeptieren würde. Abschreiben ersetzt natürlich keine eigene geistige Leistung. Zu meiner Zeit gab’s so was noch nicht, aber andererseits hat man einem Autoren auch keinen Strick daraus gedreht, wenn er in ein Lexikon oder Vergleichbares geschaut hat. Von irgendwoher muss es ja kommen, wenn man nicht voraussetzt, vollkommene Texte könnten auch ohne Grundlagen oder Hintergrundwissen entstehen. Nunja, sicherlich… vollkommen ist ein relativ relativer Begriff. Auch der legasthenische Wortbrei eines akneschrundigen Fanboys kann perfekt sein in einer eigentümlichen Mischung aus Faszination und Ekel. Aber will man das wirklich sehen?

Google, googeln, Generation Google. Die Mimetische Revolution… Nummer Neun, Nummer Neun…

Ich hätte es selbst nicht besser sagen können.

Demnächst: Generation Google II: The Clone Wars

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