Im Goldenen Zeitalter der populären Unterhaltungsliteratur mit all seinen Hochglanz- und Pulp-Magazinen erfreute sich ein ganz spezielles Subgenre der Science Fantasy großer Beliebtheit, das man heutzutage als Schwert & Planet (Sword & Planet) kennzeichnen würde: die vielleicht reinste und gesündeste Form eskapistischer Fiktion, die je ersonnen wurde. In diesen Jahren wurde eine Unmenge von Novellen verfasst, die phantastische Abenteuer auf anderen Welten zum Thema hatten. Weltraumromantik im eigentlichen Sinne des Wortes , aber dennoch werden diese Geschichten nicht der eigentlichen Science Fiction zugeordnet, sondern der Fantasy; die fremden Welten dienen für den von der Erde stammenden Protagonisten nur als exotischer Hintergrund, und selbst die Ureinwohner jener fremden Welten sind in den meisten Fällen von „normalen“ Menschen kaum zu unterscheiden...
So fängt ein Artikel an, den ich während einiger Jahre zu meinem dunklen Selbstvergnügen zusammengestellt habe. Es hat etwas befreiendes und befriedigendes, über Abenteuer auf anderen Planeten zu lesen. Kolonialromanzen ohne den Rassismus: einen echten Kerl scheint es nicht zu stören, wenn die schöne Marsprinzessin scharlachrote Haut hat und Eier legt. (Respekt, Mr. Carter!) Es ist vielleicht nicht verwunderlich, dass selbst unter den Esoterikern es einige gibt, die ihr Heil auf fremden Welten suchen, jenseits des drögen Alltags und der Kleinlichkeit ihrer Mitmenschen. Leider sind auch diese alten Welten entzaubert werden, genau wie Mutter Erde hat man ihnen den Schleier des Mysteriums heruntergerissen und nur noch der Intellekt, kühl und unsympathisch, betrachtet den Himmel mit neidischen Augen. Derweil ich also die skurrilen und höchst fragwürdigen pulpabenteuer von Captain Dexter Ames vor mir herschiebe und mich frage, was für Leute diese diabolischen Piraten vom Neptun wohl waren, mit denen er es momentan zu tun hat, lese ich in zwei feinen Anthologien, die von den honorigen Altfans George R.R. Martin und Gardner Dozois herausgegeben wurden: Old Mars und Old Venus.
Und ich wünsche mir, es gäbe auch noch eine Anthologie Old Neptune. Vielleicht wäre sie nicht so amüsant geworden wie die vorliegenden - immerhin, Neptun gilt als Seelenplanet und kommt auch irgendwie immer ein wenig neurotisch rüber mit seinem Gerede von Mystik und Geheimnissen. Wahrscheinlich wäre auch nicht eine vollkommen neue Story von Michael Moorcock enthalten, in der er eine seiner alten Serien wieder aufgreift, wie in Old Mars. Aber ich bräuchte mir nichts zu überlegen, was es mit diesen Piraten vom Neptun auf sich hat. Wenn es nach mir geht, hätten sie das Schiff von Dexter Ames mit dem "Kriechenden Tod" angegriffen... oder es wären Haimenschen gewesen, oder eines von den Halbwesen, die die sagenhafte Hohlwelt unterhalb des halbgefrorenen Neptunmeeres heimsucht... grüne Zwerge von Xalan, oder philosophische Fledermausmenschen, die in den von inzwischen ausgestorbenen Titanenameisen gebohrten Tunneln hausen... sadistische Wissenschafter des Landes Noom...
Das wäre ein Alter Neptun, der interessanter wäre als dieser öde Eisriese, der beständig von einer dichten Decke kalter anästhetischer Gase umweht wird...
Schön, wenn man nur solche Probleme hat...
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen