Nichts datiert ein Objekt so sehr wie der Modetrend, dem es hinterrennt. Das klingt dumm, ist aber wahr. Und weil es wahr ist, ist es dumm. In den letzten Jahren haben wir immer wieder mit Schmunzeln oder Magenschmerzen höchst aktuelle und bedeutsame Trends auch in der Typographie beobachten können, die bereits ein Jahr nach ihrem Aufkommen in ihrer Masse Übelkeit erregen und das shizoide "wir" des MPSlers induzieren. Sicher, das eine Ich erfreut sich an der Gewalt, die man den Konventionen antun kann - ein kleiner Revoluzzer steckt in jedem Nadelstreifenträger - aber das andere Ich krümmt sich zusammen bei soviel Stillosigkeit und mangelnder Ästhetik. Ja, in jedem Rveoluzzer steckt auch ein kleiner Nadelstreifenträger.
Ein Blick über den Tellerrand offenbart, dass wieder einmal die extreme Geometrisierung und Reduktion von Buchstaben als aktueller Trend gehandelt wird. Man könnte auch sagen, die Reduktion von Information auf das reine graphische Element. Wenn als graphisches Element gehandelt, kann dies ganz apart sein, denkt der Revoluzzer. Der Nadelstreifenträger jedoch schüttelt den Kopf, wenn dieses Prinzip als Grundlage für ganze Schriftenbibliotheken angewandt wird.
Ein amüsantes Beispiel aus der jüngeren Zeit, die ersten drei Zeichen des Fonts "Corpulent" (?) der Suitcase Type Foundry:
Für die einen sind es gefällige Rundungen, für die anderen sieht es aus wie eine Sammlung von Ärschen. (Empfohlener Soundtrack: Queens "Fat Bottomed Girls")
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