Mittwoch, 12. September 2007

Leere Zisternen (2)

1988 war ein gutes Jahr für die Hamburger Fantasy. Jedenfalls südlich der Elbe, wo die Schatten der Schwarzen Berge düster auf die Tannenwälder von Waldfrieden drücken…

Ein stimmungsvoller Anfang, nicht wahr? Tatsächlich ist das einzige, was an Waldfrieden stimmungsvoll oder gruselig ist, die allsonntäglichen Wandergemeinschaften von Greisen, die den benachbarten Heidefriedhof heimsuchen. Dies ist nicht unbedingt der Ort, an dem man Spannung und Action erwartet, nur das langsame Versickern eines Herbstmontages… Phantasie, geschätzter Leser, ist hier ein Gut, um das gekämpft und mit aller Gewalt dem kargen Heideboden abgerungen werden muss.

Kehren wir zurück ins Jahr 1988, ein gutes Jahr, jedenfalls soweit es mein eigenes Schaffen betraf. In diesem Jahr jonglierte ich mit mehr Serien und Charakteren, als es gesund sein konnte, und fand auch nichts dabei, zusätzlich zu einem mythischen Kontinent (Arullu am Ende der Zeit) noch einen anderen Kontinent aus den Urgewässern zu ziehen, auf dem ich mich literarisch austoben konnte – Lemuria, am Anfang der Zeit. (Tatsächlich gab es das alles schon länger, aber darüber wollen wir um einer guten Story wegen einmal hinwegsehen – schnell, lesen Sie weiter!)

Lemuria, Wiege der Menschheit! Lemuria, Reich der Schatten!

Lemuria, Heimat eines Schreibstiles, der noch korrupter war als jede gefälschte Zeile Clark Ashton Smith, mit der ich Arullu unlesbar machte! Die Pein! Der Schmerz!

Es wurde wohl an der Zeit, mal etwas Neues auszuprobieren. 1988 versuchte ich mich also an Abenteuern in Lemuria, die nicht so korrupt zu lesen waren, deren ‚Held’ jedoch ungleich korrupter war als die stattlichen Kreaturen mit wohlgeölten Muskeln, die ich als treuer Conanfan bislang bevorzugt hatte. Titelmelodie! Licht! Auftritt Cataphrax. Cataphrax der Verdammte.

Ein ungeschlachter Riese mit einem rostigen Henkersschwert. Unrasiert und grobschlächtig. Mit Augenklappe. Leider habe ich damals darauf verzichtet, ihm auch einen Papageien auf die Schulter zu setzen. Schön war er nicht, aber effektiv. Wenn Conan der Mann ist, der Gegner nur einmal hat, war Cataphrax der Mann, bei dem jeder tunlichst darauf verzichtete, ihn zum Gegner zu bekommen. Sein Anblick genügte. (Vielleicht auch sein Aroma.) Man könnte also sagen, ein Antiheld – auch wenn dies nur halb richtig war. Und was machte dieser Antiheld in Lemuria, dem Reich der Schatten?

Er bekam es mit jemandem zu tun, der anscheinend am Grunde eines Brunnen lebte…

3 Kommentare:

Anonymous hat gesagt…

prinz der finsternis, gibst du uns unwissenden würmern am samstag die ehre deines erscheinens?

gruss
j

Axel M. Gruner hat gesagt…

Werter Herr RA,
tatsächlich machen es mir andere Verpflichtungen unmöglich, samstags zu erscheinen. Trotzdem viel Spass, falls Du ihn haben kannst, und man Dich nicht mit Geschwätz von wegen "guter alter Zeiten" (Pickel, Mitschüler, unerfülltes Sexleben, Musikcharts und Duschen in der Männerumkleide) vollsülzt. Grauenhafte Vorstellung.

Anonymous hat gesagt…

schnuckel, nenn mich nicht ra, ich hasse das.
ansonsten muss ich sagen, dass ich deine abwesenheit ausserordentlich bedaure.