Es ist gesagt worden, dass zu den Merkmalen des Postmodernen Romanes eine Negierung, Ironisierung oder einfach Vernachlässigung der Narrativität, Subjektivität und Wirklichkeit gehören. Was ziemlich hochgestochen klingt, scheint eher eine Erkenntnis der Urbanen Kultur zu sein: In einer schnelllebigen Zeit ist es verdammt schwer, noch einen Sinn des Lebens zu erkennen. Negierung, Ironisierung und einfach Vernachlässigung als Lebensprinzip implizieren demnach auch Beliebigkeit, Ziellosigkeit – das Non-Lineare. Ohne Sinn keine moralischen Kriterien. Wir können glücklich sein, wenn es wenigstens noch ästhetische gibt.
Klingt vertraut. Beim Bearbeiten der sogenannten „Pyropunk“-Manuskripte, die zum Ende der 80er und Beginn der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts entstanden sind, musste ich immer wieder ähnliche Gedanken vorfinden. Was nicht unbedingt darauf hinweisen sollte, was für ein prophetischer Vordenker der Literaturwissenschaften ich bin, sondern eher darauf, dass in diesen Geschichten der Zeitgeist der damaligen Zeit besser eingefangen wurde, als man es heute – in der toten Zukunft jener Tage – jemals könnte. Über den sittlichen Nährwert lässt sich streiten – Pyropunk ist vor allem auch Unterhaltung, das Gossenkind von „New Wave“ und „Cyberpunk“. Recht europäisch im Grunde. Aber hat es Swing? Kann es tanzen? ist es wirklich postmodern? Und überhaupt, wen kümmert’s? Es gibt Schlimmeres, als irgendwann von fragwürdigen Genredefinitionen shanghait zu werden.
Tja, das denkt man dann so, und nimmt eine andere Windmühle auf’s Korn. Doch dazu später mehr. Derweil die Finger über die Keyboards klappern, bleibt natürlich weiterhin Zeit genug, das Geschaffene zu hinterfragen. Will man etwas mitteilen – Kommunikation – oder nur mit der Konvention spielen? Eine wahrhaft postmodernistische Frage, natürlich – wo beginnt sie, und will man wirklich dazugehören?
Ich gebe dem Relativismus die Schuld. Seitdem wird jeder, der etwas starkes, wildes, relevantes erschaffen will, die Konventionen seines Genres negieren, ironisieren oder einfach vernachlässigen und somit unweigerlich bei der gleichen Art von non-linearem, scheinbar cleveren und im Grunde herzlosen Text landen, der größtenteils oberflächlich bleibt, aber nicht einmal unterhaltsam ist. Oft ist es gerade diese Oberfläche (Form), die die organische (?) Gestalt ersetzt. Typographische Experimente, nicht mehr. Und man betrachtet dann sein eigenes Werk mit einer Mischung aus Faszination und Ekel, wenn man sieht, dass man anscheinend all diese cleveren und im Grunde herzlosen Tricks auch draufhatte, als man jung und unverschämt war. Oh yeah, baby. Nicht vergessen, es heißt Pyropunk. Und nicht nur weil die Figuren junge Wilde sind, die das unbändige Verlangen haben, Sachen in Brand zu setzen oder gleich in die Luft zu sprengen, sondern auch weil der Autor damals ein junger Wilder war, der abends davon träumte, Sachen in Brand zu setzen oder gleich in die Luft zu sprengen. Es ist wahr! Gebt mir die Bombe! (Rein literarisch gesehen…)
Der zweite Teil dieses Textes unter Pyropunk :: Postmoderne und der Prinz
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