Dienstag, 8. Oktober 2013

Clark Ashton Smith :: Geschichten von Poseidonis



Von den Geschichten der phantastischen Literatur, die sich mit der untergegangenen Insel Atlantis und ihrem Erbe befassen, sind wenige so eigenwillig und widersprüchlich wie jene, die der unvergessene Clark Ashton Smith (CAS) verfasste.

Kenner seines Werkes fassen acht seiner Werke zu einem seiner kleineren Zyklen zusammen, der jedoch nicht weniger bizarr ist als die der Geschichten um den alten Mars oder Zothique, den letzten Kontinent der sterbende Erde.

Es ist jedoch nicht Atlantis in seiner Blütezeit, dem CAS’ Interesse gilt, sondern den letzten Resten seiner einstiger Größe, seinen versunkenen Ruinen, seinem Hexenwerk. Diese Geschichten sind demnach von dekadenter, düsterer Pracht und einem Gefühl von Verlust und Morbidität geprägt, das anderen seiner Werke nicht nachsteht.

Tatsächlich ist das, was gewöhnlich in Veröffentlichungen unter dem Titel „Poseidonis-Zyklus“ zusammengefasst wird, viel kleiner.

Das tatsächliche Poseidonis – „die letzte Insel des versunkenen Atlantis“ – ist Schauplatz der Geschichten „The Last Incantation“, die den großen Hexenmeister Malygris vorstellt, von dessen unheimlichen Ableben „The Death of Malygris“ handelt.

Malygris wird auch in der Originalfassung von „The Double Shadow“ erwähnt, einer der bekannteren Geschichten von CAS.

In „A Voyage von Sfanomoë“ versuchen sich zwei Brüder dem drohenden Untergang von Poseidonis zu entziehen, indem sie eine magische Raumkapsel erbauen und nach jahrzehntelanger Reise den Planeten Sfanomoe (die Venus) erreichen.

„Tolometh“ ist die Hymne an den schwarzen Gott des Abgrundes von Poseidonis – eine Entität, die in einer früheren Version des Gedichtes Ougabalys hieß und in den Geschichten um Poseidonis sonst nicht erwähnt wird.

Diese vier Geschichten und ein Gedicht – widersprüchlich und düster – formen den eigentlichen Corpus des Poseidonis-Zyklus.

„Atlantis“ ist ein Gedicht, das den in den Tiefen des Meeres versunkenen Kontinent beschreibt, „The Muse of Atlantis“ ein Prosagedicht, das trotz des Titels wenig mit Atlantis zu tun hat, und „A Vintage from Atlantis“ ist eine sardonische Posse, in der Piraten der Karibik sich mit einer Urne Wein aus Atlantis in die legendäre Vergangenhit trinken. Sie haben insgesamt mit dem Poseidonis des Malygris und seiner Akolythen wenig zu tun.

In anderen Geschichten von CAS wird Poseidonis – stets als das dem Untergang geweihte – en passant erwähnt, ohne der schemenhaften Insel der Vergangenheit mehr Substanz zu verleihen.

Es ist ein geheimnisvolles Land, eher eine Legende als ein physikalischer Ort, und durch die Legende verbunden mit anderen schattenhaften Orten des phantastischen Literatur – mit dem von Schlangenmenschen bewohnten prähistorischen Valusien, gegen der König Kull eines anderen Atlantis focht – mit dem Hyperborea des Schwarzen Tsathogguah und der halbmenschlichen Voormis – mit den dunklen Astralwelten des Saturn und Yuggoth, von dem die Alten Götter der Erde herabsickerten, dies klebrige Gezücht der Sterne.

Und nun ist die Insel in den grünen Fluten des Meeres versunken, und sie wieder zu besuchen, ist uns nur noch in Träumen möglich, oder in den Zeilen eines vom Alter vergilbten Manuskriptes…

Mehr Material und der komplette Text aller Poseidonis-Geschichten (und vieles mehr) finden Sie unter "The Eldritch Dark", dem Online-Sanctum von Clark Ashton Smith.

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