Dienstag, 10. November 2009

In der Verlassenen Stadt [3]

Ich erwachte in einem Krankenhaus, und die freundlichen Schwestern erzählten mir, daß mich eine Straßenbahn überfahren hätte. Doch ich wußte daß sie lügten und schrie ihnen die Wahrheit entgegen. Ich war wieder in meiner Dimension. Die verlassene Stadt war vergangen wie ein flüchtiger Traum und noch heute weiß ich nicht, auf welchem Weg ich die Barrieren von Zeit und Raum durchschnitten hatte.

Aber Tatsache ist, DASS ich es getan habe, auch wenn die Ärzte dies nicht glaubten und ernste Gesichter bei der Geschichte schnitten. Später liessen sie mich an diesen Ort bringen, wo hartblickende Männer über mich und die anderen seltsamen Menschen wachen, die Türen keine Schlösser haben und alle Wände mit Gummi ausgepolstert sind. Mich hält man für einen gutartigen Fall, und so ließ man mich die Geschichte aufschreiben. Vielleicht wird sie irgendjemand jemals lesen.

Ich bin schon zwanzig Jahre an diesem Ort, und ich würde gewiß meinen Pflegern zustimmen, daß ich wahnsinnig bin, wäre da nicht eine unerklärliche Narbe an meinem Leibe, wie sie nur entstehen kann, wenn sich eine seltsam geformte, vierfingrige Klaue in das Fleisch gräbt...

Schließen Sie das Buch, Schwester. Ich werde nicht mehr schreiben. Es ist schon spät. Ich bin müde.

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