Sonntag, 17. Februar 2008

Amadeus auf der Flusswelt (12)

Wahrscheinlich das vorhergehende Kapitel von Amadeus auf der Flusswelt (9) Keine Ahnung, wer weiß das schon? Ich arbeite hier nur. Okay, weiter im Text: die Lautstärke bitte hochdrehen:
„JC?“, knarrte es aus dem Funkautomaten? „JC?“
Statikrauschen aus den Audiokanälen der Chaos-Screens mischte sich mit risszeichnungsartigen Bildern fremder Körper, die in den angrenzenden 14 Dimensionen durch diesen Abschnitt des Zeitstromes fielen. Chundra Singhs Kommandostand fuhr in die Höhe, als er sich zu Amadeus umdrehte.
„Die von den Paläochonten verwendeten Frequenzen stehen in beiden Dimensionsbereichen fest, Kamerad. Ich möchte vorschlagen, wegen der für Normalimpulse zu großen Entfernung den Hyperfunk anzuwenden. Wir setzen eine Rundstrahlsendung mit hunderttausend Kilowatt Leistung ab. Das genügt, um eine Schockfront zu erzeugen, die die Antennen der anfliegenden Schiffe veröden wird.“

Amadeus sah sich in der Zentrale zustimmend um. Die Bildschirme erbebten unter polychromem Starhlungshagel. Sie warteten auf den Befehlsimpuls. Das Militär versprach sich von technischen Hilfsmitteln viel: Aufklärungssatelliten und Drohnen nahmen ein aktuelles Lagebild auf, Kommunikationssatelliten, Funk- und Computernetzwerke leiteten die Informationen weiter, Knotenpunkte fassten die Daten zusammen und speicherten sie. Die Summe der Informationen ergab ein umfassendes Lagebild.
Die Piloten kannten 93 Prozent der Ziele vor dem Start nicht. Die Gefechtsstände wiesen die Ziele erst während des Fluges zu. Satelliten- und Funkübertragung lieferten die Daten direkt ins Cockpit.
„Der Hyperfunk ist in der Geschichte der Menschheit das erste Unternehmen, das versucht, den Zeitfluss ohne Lücke aufzufüllen“
Die drohende Auseinandersetzung mit einem unvorstellbar hoch überlegenen Gegner verlangte Amadeus seine ganze Aufmerksamkeit ab. Und doch schweiften seine Gedanken immer öfter zu seinen alten Weggefährten ab und zu den vielen anderen Menschen, die jetzt entweder nicht mehr existieren - oder an einem Ort, so fern, dass kein Hyperfunk in der Lage war, eine Nachricht nach Hause zu bringen...
„Schiff klar zum Gefecht!“ gab er das rituelle Kommando der Flotte durch.
Es war nicht das erste Mal, dass Medien- und Vernichtungstechnik Hand in hand gingen: Die Einführung des noch heute gebräuchlichen Magnetonfon-Verfahrens resultierte, wie als Erfüllung aller Reflexionen auf Hörkunst und Radioästhetik, unmittelbar aus der Kriegspraxis. So konnte das faschistische Kriegsradio, nicht nur hier von wissenschaftlicher Forschungskapazität unterstützt, ein Programm anbieten, das in einer Realität des Schreckens absurd-glückhaft geordnete Zustände perfekt zu simulieren in der Lage war.
Die Antennen schwenkten auf das Ziel ein. Augenblicke später schaltete der holotronische Automatpilot nach einer Berechnung der Geschwindigkeiten die Triebwerke auf Bremsbeschleunigung um. Das Tosen steigerte sich zu einem Brüllen, das die Helmautomatiken zwang, Schalldämpfer über die Ohren der Männer zu klappen. Die Piloten agierten schnell und aktuell.
Wie wird der Einsatz des Hyperfunks in Kriegszeiten sein, wenn er in Krisenzeiten schon eine so vielfältige Rolle spielt? 5D-Impulse sind in ihrer Frequenz derart hart und widerstandsfähig, dass ihnen selbst Stahlwände kein Hindernis bedeuten. Sie haben die Eigenschaft, die Energiekonstante jedes einzelnen Zellkerns mit solcher Heftigkeit anzugreifen, dass jeder Organismus sofort das Bewusstsein verlieren muss. Nicht die Öffentlichkeit hatte auf den Hyperfunk gewartet, sondern der Hyperfunk wartete auf die Öffentlichkeit, und um die Situation des Hyperfunks noch genauer zu kennzeichnen: Nicht Rohstoff wartete auf Grund eines öffentlichen Bedürfnisses auf Methoden der Herstellung, sondern Herstellungsmethoden sehen sich angstvoll nach einem Rohstoff um.
Man hatte plötzlich die Möglichkeit, allen alles zu sagen, aber man hatte, wenn man es sich überlegte, nichts zu sagen.
Das Medium der Angst…

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