Mittwoch, 6. Februar 2008

Amadeus auf der Flusswelt (11)

Amadeus lag mit gefesselten Armen und Beinen lang ausgestreckt auf dem Boden. Seinen Ohren entströmte noch immer Blut; sie mussten ihm großen Schmerz verursachen, er aber achtete nicht darauf. Seine ganze Aufmerksamkeit war auf den Monolog des alten Tramps gerichtet, der immer wieder zu der starren braunen Gestalt sprach, die am Feuer kauerte. Die kaleidoskopartige Weise, in der er in eine andere Phase der Flusswelt hineingeboren worden war, hatte ihn benommen gemacht, aber dennoch nicht so sehr, dass er nicht erkannte, dass es sich um eine Mumie handelte, ausgedörrt und starr, die in ihrer kauernden Haltung von dünnen Lederschnüren zusammengehalten wurde. Ein Fetisch? Ein Prophet?

Der alte Mann hatte eine verstaubte Flasche Madeira in den Ruinen des Saloons aufgetan und süffelte nun an ihr, während er der Mumie in das lederne Ohr raunte: „By Jove, Sir, ich schwöre es! Eine Mutter mit zwei Söhnen ermordet, totgepeitscht, geschändet und aufgefressen, dieser Kerl war es! Der Bleiche Mann mit seinen bleichen Haaren, all devils!“ Er trank erneut und kam schwankend hoch. „Lustige Weihnachten waren das damals… aus der Finsternis der Berge kamen sie, diese bleichen Reiter und an ihrer Spitze dieser Teufel. Eine Mutter mit zwei Söhnen ermordet in Zeplepplin, totgepeitscht. Glauben Sie, ich könnte das vergessen, Sir? Diese Nacht, dieses Gesicht?“

Hatte Amadeus erst ziemlich trostlos darein geschaut, so war der Ausdruck seines Gesichtes jetzt ein ganz andrer geworden. Der alte Tramp machte sich nun an ihm zu schaffen. „Der Bleiche Mann mit seinen bleichen Haaren!“, heulte sein madeiraduftender Mund. Er richtete Amadeus in sitzende Stellung auf, ergriff ihn beim Haare und zog an demselben, um die Perücke vom Kopfe zu reißen. Zu seinem größten Erstaunen wollte das nicht gelingen, das Haar hielt fest, es war wirklich eignes Haar.

„All devils, der Halunke hat wirklich Haare auf seiner Glatze!“ rief er erstaunt aus und machte dabei ein so bestürztes Gesicht, dass die andern gewiss über dasselbe gelacht hätten, wenn die Situation nicht eine so ernste gewesen wäre.

Amadeus Gesicht verzog sich zu einem höhnischen Grinsen, und er rief im Tone grenzenlosen Hasses: „Drauf geschissen, Duttelficker! Wo ist denn die Perücke? Es ist leicht, einen Menschen wegen einer Ähnlichkeit, die er mit einem andern hat, falsch anzuschuldigen. Beweise doch, daß ich derjenige bin, für den du mich ausgeben willst!“

Der alte Tramp blickte bald auf ihn, bald auf die Mumie des Indianers, die neben dem Feuer kauerte, und sagte ratlos: „Sagt mir doch, Sir, was Ihr davon denkt! Derjenige, den ich meine, war wirklich weißhaarig; dieser hier aber ist dunkel. Und dennoch will ich tausend Eide schwören, daß er es ist. Ich habe ihn gesehen, in jener Nacht in Yugioh City! Meine Augen können mich unmöglich täuschen.“

Die Mumie starrte in die lodernden Flammen; unverändert, starr, der Ewigkeit zugewandt.

„Ihr könnt' Euch dennoch irren“, schrie Amadeus. „Sacra! Natürlich gibt es Ähnlichkeit in dieser Welt wechselnder Identität und schmelzender Berge. Nichts ist fest, alles ist im Fluss! Der Himmel ist pink, die Sonne heisst Ashley, Eure Devisen sind Konzertkarten für Led Zeppelin, seltsam nach Jasmin duftend und mit dem geheimen Zeichen von Hoi Guy gekennzeichnet! Bettelstar, Battlestar! Galactica Catilacga! Alles ist im Wandel, alles ist im Fluss! Habt Ihr immer noch nicht begriffen, dass wir verdammt hier sind in der Flusswelt der Zeit! Das sind meine 50 Cent dazu, und dabei bleibe ich!“

„Dann darf ich meinen alten, guten Augen nicht mehr trauen!“

„Mach sie besser auf!“ höhnte Amadeus. „Ich bin gerde eben in diesem Moment in diese Welt hineingeboren worden, ohne Vergangenheit, ohne Zukunft! Der Teufel soll mich holen, wenn ich etwas davon weiß, was Du raisonnierst!“

Da drang es wispernd aus der starren braunen Form der Mumie: „Dafür können wir sorgen, Manitou!“


Die heutige Folge von "Amadeus auf der Flusswelt", anstelle eines Abendessens, wurde ihnen präsentiert unter tätiger Mithilfe von Karl May und Google Zeitgeist. Mögen die Klicks hereinströmen!

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