Freitag, 29. Februar 2008

Save the Superheroes



For Immediate Release:

"In an age where popular media attention can focus on aggressively promoted deaths of long established comic book characters such as Superman and Captain America, a grass roots movement to save the Superheroes is rising across the comics internet communities worldwide.
Spurred by a rumor of potential candidates for an upcoming sensationalist death in DC Comics Final Crisis series, one comic book artist is trying to make a difference and convince the Warner Brothers owned publisher to stop the needless slaughter of its heroes."

Für die vollständige Presseerklärung lesen Sie bitte Michael Netzer Online - FOR IMMEDIATE RELEASE

Und hier ist, worum es geht:

"In einem Zeitalter, in dem die Aufmerksamkeit populärer Medien sich auf den aggresiv beworbenen Tod lang etablierter Comicbuchfiguren wie Superman und Captain America fokussieren kann, nimmt eine Grasswurzelbewegung zur Rettung der Superhelden innerhalb der weltweiten Internetgemeinde für Comics zu.
Angeregt von Gerüchten, wer die potentiellen Kandidaten für einen weiteren kommenden sensationellen Tod in der Serie "Final Crisis" von DC Comics sein könnten, versucht ein Comickünstler einen Unterschied zu machen und den Verlag im Besitz von Warner Brothers davon zu überzeugen, mit dem unnötigen Abschlachten seiner Helden aufzuhören."

Natürlich kann man sagen, dass es wichtigere Dinge auf Erden gibt. Zu wahr.
Andererseits muss man auch die Symptome bekämpfen, wenn man die Krankheit beseitigen will. Die Vermischung von Werbung, Kommerz und Tod ist vielleicht nicht das beunruhigste Phänomen, dass die postmoderne Zivilisation plagt, es deutet aber auf unschöne Weise auf die Korruption hin, die sich in unsere Medienwelt eingeschlichen hat - und auf das Ausmass an Betäubung mit dem wir uns von der nackten hässlichen Realität unseres Konsumentenlebens ablenken lassen.

Brot und Spiele, Jungs! Brot und Spiele!

Dienstag, 26. Februar 2008

Fanboy :: 3 x Bilderrausch

Blogwatch :: Drei Einträge, die mir in letzter Zeit die Nacht versüsst haben, willkürlich und ganz subjektiv ausgewählt.

  1. Comics Should Be Good: DC's full coverage!: Ein bischen nostalgisch, alle Cover von 2001, als Dc auf die Logos seiner Serien verzichtete und sie stattdessen in die Coverillustrationen selbst einbaute. Einige postertaugliche Werke dabei, meine Herren!
  2. 1000 Frames of Hitchcock: Alle Filme von Alfred Hitchcock als Sammlung von Standbilder, jeweils 1000 Bilder pro Film. Sozusagen Bildergeschichten ohne Sprechblasen. Da könnte man bestimmt irgendwas Schlimmes machen, ansonsten gut zum Studium von Schnitten und Perspektiven.
  3. Der Fuchs und sein Teehaus: Was ich schon immer vermutet habe und nun endlich in bunt auf dem Bildschirm bestaune: Der kleine Fuchs (Kitsune), der seit einiger Zeit mein igoogle schmückt, hat es faustdick hinter den Ohren. Und dann klauen ihm die Geister nachts auch noch seine Wantangs!

Samstag, 23. Februar 2008

Gott in Vier Farben

Mal etwas ganz anderes, mit einem Hauch Frömmigkeit und einem Hauch Blasphemie: Drüben bei SFGospel gibt's eine nette Liste mit mindesten zehn Comiccharakteren, die Gott begegnet sind. Four-Color Theophanies: Ten comic book characters who have met God.
Darf ich darauf hinweisen, dass mindestens eine der Inkarnationen des Demiurgen niemand anderes ist als Jack Kirby? Hah! Ich wußte es!

Dunkelbuch.com

Beim Scrollen im Netz stolpere ich über eine Seite namens BookMyrk: "One rainy day I looked about my room and realized that I had accumulated several hundred books that could be considered occult or pagan in nature", lese ich. Ja, was tun in einer solchen Situation, das habe ich mich auch schon gefragt. Fahrenheit 451? Der gepflegte Charme norwegischen Holzes?
Der BookMyrker beschloss stattdessen, Rezensionen zu seiner Sammlung zu veröffentlichen. Solche Hingabe, solch ein Fleiß! So eigentümliche Bücher diese Amerikaner veröffentlichen! (Who the fuck ist Konstantinos?)

P.S. "myrk" ist ein altnordisches Wort mit der Bedeutung 'dunkel, düster'. Aber wer oder was ist düster? Die Bücher oder der Rezensent?

Dienstag, 19. Februar 2008

Im Realtone-Gulag

laut.de: "Platz eins für ein virtuelles Kuscheltier, das eine Möhre besingt. Klar, debiler gehts kaum, aber das dachten wir ja schon beim Crazy Frog. Und so wähnt sich der Kulturpessimist unlängst im Realtone-Gulag."
Grossartige Formulierung, oder?

Sonntag, 17. Februar 2008

Amadeus auf der Flusswelt (12)

Wahrscheinlich das vorhergehende Kapitel von Amadeus auf der Flusswelt (9) Keine Ahnung, wer weiß das schon? Ich arbeite hier nur. Okay, weiter im Text: die Lautstärke bitte hochdrehen:
„JC?“, knarrte es aus dem Funkautomaten? „JC?“
Statikrauschen aus den Audiokanälen der Chaos-Screens mischte sich mit risszeichnungsartigen Bildern fremder Körper, die in den angrenzenden 14 Dimensionen durch diesen Abschnitt des Zeitstromes fielen. Chundra Singhs Kommandostand fuhr in die Höhe, als er sich zu Amadeus umdrehte.
„Die von den Paläochonten verwendeten Frequenzen stehen in beiden Dimensionsbereichen fest, Kamerad. Ich möchte vorschlagen, wegen der für Normalimpulse zu großen Entfernung den Hyperfunk anzuwenden. Wir setzen eine Rundstrahlsendung mit hunderttausend Kilowatt Leistung ab. Das genügt, um eine Schockfront zu erzeugen, die die Antennen der anfliegenden Schiffe veröden wird.“

Amadeus sah sich in der Zentrale zustimmend um. Die Bildschirme erbebten unter polychromem Starhlungshagel. Sie warteten auf den Befehlsimpuls. Das Militär versprach sich von technischen Hilfsmitteln viel: Aufklärungssatelliten und Drohnen nahmen ein aktuelles Lagebild auf, Kommunikationssatelliten, Funk- und Computernetzwerke leiteten die Informationen weiter, Knotenpunkte fassten die Daten zusammen und speicherten sie. Die Summe der Informationen ergab ein umfassendes Lagebild.
Die Piloten kannten 93 Prozent der Ziele vor dem Start nicht. Die Gefechtsstände wiesen die Ziele erst während des Fluges zu. Satelliten- und Funkübertragung lieferten die Daten direkt ins Cockpit.
„Der Hyperfunk ist in der Geschichte der Menschheit das erste Unternehmen, das versucht, den Zeitfluss ohne Lücke aufzufüllen“
Die drohende Auseinandersetzung mit einem unvorstellbar hoch überlegenen Gegner verlangte Amadeus seine ganze Aufmerksamkeit ab. Und doch schweiften seine Gedanken immer öfter zu seinen alten Weggefährten ab und zu den vielen anderen Menschen, die jetzt entweder nicht mehr existieren - oder an einem Ort, so fern, dass kein Hyperfunk in der Lage war, eine Nachricht nach Hause zu bringen...
„Schiff klar zum Gefecht!“ gab er das rituelle Kommando der Flotte durch.
Es war nicht das erste Mal, dass Medien- und Vernichtungstechnik Hand in hand gingen: Die Einführung des noch heute gebräuchlichen Magnetonfon-Verfahrens resultierte, wie als Erfüllung aller Reflexionen auf Hörkunst und Radioästhetik, unmittelbar aus der Kriegspraxis. So konnte das faschistische Kriegsradio, nicht nur hier von wissenschaftlicher Forschungskapazität unterstützt, ein Programm anbieten, das in einer Realität des Schreckens absurd-glückhaft geordnete Zustände perfekt zu simulieren in der Lage war.
Die Antennen schwenkten auf das Ziel ein. Augenblicke später schaltete der holotronische Automatpilot nach einer Berechnung der Geschwindigkeiten die Triebwerke auf Bremsbeschleunigung um. Das Tosen steigerte sich zu einem Brüllen, das die Helmautomatiken zwang, Schalldämpfer über die Ohren der Männer zu klappen. Die Piloten agierten schnell und aktuell.
Wie wird der Einsatz des Hyperfunks in Kriegszeiten sein, wenn er in Krisenzeiten schon eine so vielfältige Rolle spielt? 5D-Impulse sind in ihrer Frequenz derart hart und widerstandsfähig, dass ihnen selbst Stahlwände kein Hindernis bedeuten. Sie haben die Eigenschaft, die Energiekonstante jedes einzelnen Zellkerns mit solcher Heftigkeit anzugreifen, dass jeder Organismus sofort das Bewusstsein verlieren muss. Nicht die Öffentlichkeit hatte auf den Hyperfunk gewartet, sondern der Hyperfunk wartete auf die Öffentlichkeit, und um die Situation des Hyperfunks noch genauer zu kennzeichnen: Nicht Rohstoff wartete auf Grund eines öffentlichen Bedürfnisses auf Methoden der Herstellung, sondern Herstellungsmethoden sehen sich angstvoll nach einem Rohstoff um.
Man hatte plötzlich die Möglichkeit, allen alles zu sagen, aber man hatte, wenn man es sich überlegte, nichts zu sagen.
Das Medium der Angst…

Die süße Frucht einer bitteren Wurzel

„...Ich muß darüber nachdenken. Vielleicht muß ich erst noch andere Bücher lesen.“
„Wie das? Um zu erfahren, was ein Buch enthält, müßt Ihr andere Bücher lesen?“
„Manchmal ist das ganz nützlich. Oft sprechen die Bücher von anderen Büchern. Oft ist ein harmloses Buch wie ein Samenkorn, das in einem gefährlichen Buch aufkeimt, oder es ist umgekehrt die süße Frucht einer bitteren Wurzel.“

Der Name der Rose, Umberto Eco

Samstag, 16. Februar 2008

Flash Fiction :: Die Heroische Dosis

Im Zuge meiner Experimente war es mir am Abend gelungen, die Dosis bis über das Maß anzuheben, die gemeinhin empfohlen wurde. Es war die heroische Dosis, von der im Inneren Kreis nur hinter vorgehaltener Hand geraunt wurde. Als die Effekte der Droge begannen sich zu manifestieren, kam ich zu einer Feststellung von berückender Klarheit, nämlich dass dies genau richtig gewesen war. Ich kann im Folgenden den Lesern dieses Journals nur abraten, die sicheren Wege der Forschung zu verlassen und in falsch verstandenem Heldentum und Forschungseifer Bereiche der Wahrnehmung zu betreten, die der menschlichen Seele nicht zu stehen.

In den Aufzeichnungen über andere Experimente mit der heroischen Dosis war von einer Welt der Lichtes die Rede gewesen, in die das veränderte Bewusstsein eintaucht, über ätherische engelhafte Wesen von berückender Schönheit, die aus dem Lichte geboren werden, „wie ein Regentropfen aus einer Wolke“. Was ich sah – wegen einer möglichen Verunreinigung der Droge – oder auch des Bewusstseins – war etwas völlig anderes.

Die Wesen, die aus dem getrübten Lichte geronnen, waren verunstaltet, mit gebrochenen Schwingen krochen sie mehr über die unfassbaren Dimensionen der Seele als dass sie zu aufrechtem Gang fähig waren. Die kristallhelle Haut war getrübt von den Prellungen und Blutergüssen eines schrecklichen Schicksals, und Verstümmelungen und Entstellungen schienen die Norm zu sein. Nur wenige der Wesen, die am Rande meiner Wahrnehmung näher krochen, schienen unverletzt zu sein. Der Kontakt erschöpfte sich dann auch auf ein angstvolles Verharren meinerseits, während die Wesen in resignierter Reglosigkeit verharrten, bis die Effekte der Droge zu schwinden begannen und sie langsam in den Hintergrund der Welt verblassten, die sie bewohnten. In diesem zeitlosen Moment begriff ich erst, wem ich begegnet war, denn eine der verkrüppelten Gestalten versuchte sich stolz aufzurichten, und eine der Verunreinigungen, die sie bedeckte, brach und das klare schimmernde Licht darin offenbarte.

Die Leser dieses Journals werden mit Zurückhaltung oder Abneigung reagieren, wenn ich ihnen versichere, dass diese Wesen ohne allen Zweifel nicht anderes waren als jene, die in den älteren Aufzeichnungen geschildert werden. Es handelt sich bei ihnen um die Schutzengel der menschlichen Rasse.

Und vielleicht ist dies auch der Grund warum jene Vision bedrückender war als die erwartete Sicht lichterfüllter ätherischer Leichtigkeit. Die Zeit ist nicht wohlwollend mit unseren Schutzengeln umgegangen. Tag für Tag fangen sie die Schläge auf, die für uns vorgesehen werden, Tag für Tag beschützen sie uns heldenhaft vor den Verunreinigungen und Entstellungen, die uns zugefügt werden und die wir uns vor allem selbst hinzufügen wollen. Ihre Flügel sind gebrochen von den Hieben, die für unsere Seele bestimmt waren, ihre Gesichter entstellt von der Vision unserer selbst. Der Umfang des Leides, das sie unseretwegen erleiden, ist nicht zu ermessen.

Ich kann meine Warnung vor weiterer Forschung mit der heroischen Dosis nur wiederholen. Wenn die Anzahl der Forscher, die gleich lautende Erfahrungen machen konnten, ein gewisses Mass übersteigt, wird sich unweigerlich Mitgefühl und Mitleid manifestieren, und zwingend der Wunsch, unsere Schutzengel aus ihrem schrecklichen Schicksal zu erlösen.

Wer aber schützt dann uns?

Das Neue ist das Alte, nur schlechter

Logos werden heute in immer schnelleren Abständen "modernisiert" und "relevanter" gemacht. Der Traditionalist beweint es, dem Rest der Menschheit geht es am ist dessen gleichgültig. Während jetzt sein einiger Zeit der neue Auftritt des Fernsehsenders kabel1 läuft, hat man genügend Zeit dazu gehabt, sich über seine Vorteile zu informieren. Es gibt keine. Das beschnittene Loge ist schwer zu entziffern und geht leicht im Hintergrund des gesendeten Beitrages unter. Ebenso der neue Slogan ("Einfach Kabel1" anstelle "Good Times"). Ja, wirklich, da hat es sich jemand zu einfach gemacht. Um so schockierendes, dass jetzt der Fernsehsender Sat1 bereits Drohungen versendet, dass er ab Mitte März ebenfalls einen gewandelten Auftritt zeigen wird. Während das Grundzeichen (der Sat1-Ball) erhalten werden konnte, scheinen die einfliegenden Farbbalken und Signalflächen dem gleichen Konzept zu unterliegen wie bei anderen Sendern, sind also wiederum austauschbar. Und irgendwie erinnert das ganze an die Optik einer aus Frames bestehenden Webseite. Die Inetrnet- und Handyästhetik auf dem Vormarsch.

Dienstag, 12. Februar 2008

Was'n Tag...

Heute morgen springt es mich aus dem Compter an: Steve Gerber, Autor und Erfinder so tiefgründiger Charaktere wie Howard The Duck, ist gestorben.
Heute mittag springt es mich aus dem Computer an: Christopher Hyatt, Psychologe und Autor von tiefgründigen Büchern über Magie und Sex ist gestorben.
Und jetzt springt es mich noch mal aus dem Computer an: Der Maharishi, tiefgründiger... ah... Tiefgründiger ist gestorben.
Drei profunde Geister weniger, ausgeschaltet durch Schlaganfall, Lungenversagen etc. Irgendwie vermiest einem das doch die Lust an der Zigarette danach. Es könnte zu schnell die ZIgarette davor werden.

Montag, 11. Februar 2008

Comics in Deutschland

An Rande erwähnt: Die Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt am Main veranstaltet gerade (24. Januar bis 24. Mai 2008) eine Ausstellung mit dem Titel "Comics made in Germany - 60 Jahre Comics aus Deutschland". 60 Jahre kommt einem ein bisschen wenig vor, kann aber dennoch sein, wenn man einmal Wilhelm Busch und ähnliche Künstler der Bildergeschichte ausser acht lässt. Dass die deutschen Erzeugnisse dieser Medienart im grossen und ganzen eher traurig sind, kann man mit einem schnellen Blick auf die Titel feststellen. Groteskerweise wurde das Medium da, wo es von Bedeutung ist, nämlich in der multikulturellen urbanen Gesellschaft der Vereinigten Staaten, entscheidend und fast ausschliesslich von deutschstämmigen Künstlern zu dem gemacht, was es heute ist, nämlich nicht nur eine Großindustrie, sondern auch einer der wichtigsten Beiträge zur Mythographie des 20. und 21. Jahrhunderts.

OMAC :: Update

Der treue Leser erinnert sich vielleicht noch an meine vollmundigen Ankündigung zum hyperhoopy coolen Megaposting über Jack Kirbys OMAC (One Man Army Corps), das leider irgendwie unter den Tisch gefallen ist, weil ich in den letzten Wochen viele andere Sachen am Hals hatte, die zwar nicht so viel Spass machen wie Kampfbloggen, aber notwendiger sind. Whatever, die momentanen Veränderungen im DCUniversum haben Kirbys Kreationen wieder stärker in den Fokus der Aufmerksamkeit gerückt, und es gab ein paar Specials mit Kirby Karakteren, die den Kids von heute die ganze Pracht und Herrlichkeit von damals näher bringen sollen. 80-Seiten-Riesen, wie in den guten alten zeiten, nur mit besserem papier für deutlich mehr Dollars. Darunter auch ein OMAC Special, im Handel angeblich ab dem 6. Februar. Ich werde mal reinschauen, wenn ich es in die Finger bekomme und schon mal den Scanner anheizen.

Freitag, 8. Februar 2008

Mehr Hirn, oh Herr

"Meinungsfreiheit muss für alle gelten, auch für Religionskritiker", meldet der humanistische pressedienst und setzt einen grotesken Höhepunkt um die Aufregung, die ein "atheistisches", also sagen wir mal religionskritisches Kinderbuch verursacht. Es geht um ein kleines Schwein und einen Igel, die nach Gott suchen und von einem Rabbi, einem Mullah und einem Priester gleichermassen enttäuscht werden. Man könnte also sagen, eigentlich eher ein kirchenkritisches Buch.

Was für ein Wirbel nun um dieses Buch veranstaltet wird, komplett mit Geschrei nach nach Indizierung und Verbot, ist eiegntlich kaum glaublich, mitten im 21. Jahrhundert. Und dass man auf der Gegenseite sogar betonen muss, dass Meinungsfreiheit für alle gelten muss, selbst für Religionskritiker, lässt eigentlich doch nichts übrig, als rhythmisch mit dem Kopf auf die Tastatur zu hämmern. Herr, lass Hirn vom Himmel fallen.

Mittwoch, 6. Februar 2008

Amadeus auf der Flusswelt (11)

Amadeus lag mit gefesselten Armen und Beinen lang ausgestreckt auf dem Boden. Seinen Ohren entströmte noch immer Blut; sie mussten ihm großen Schmerz verursachen, er aber achtete nicht darauf. Seine ganze Aufmerksamkeit war auf den Monolog des alten Tramps gerichtet, der immer wieder zu der starren braunen Gestalt sprach, die am Feuer kauerte. Die kaleidoskopartige Weise, in der er in eine andere Phase der Flusswelt hineingeboren worden war, hatte ihn benommen gemacht, aber dennoch nicht so sehr, dass er nicht erkannte, dass es sich um eine Mumie handelte, ausgedörrt und starr, die in ihrer kauernden Haltung von dünnen Lederschnüren zusammengehalten wurde. Ein Fetisch? Ein Prophet?

Der alte Mann hatte eine verstaubte Flasche Madeira in den Ruinen des Saloons aufgetan und süffelte nun an ihr, während er der Mumie in das lederne Ohr raunte: „By Jove, Sir, ich schwöre es! Eine Mutter mit zwei Söhnen ermordet, totgepeitscht, geschändet und aufgefressen, dieser Kerl war es! Der Bleiche Mann mit seinen bleichen Haaren, all devils!“ Er trank erneut und kam schwankend hoch. „Lustige Weihnachten waren das damals… aus der Finsternis der Berge kamen sie, diese bleichen Reiter und an ihrer Spitze dieser Teufel. Eine Mutter mit zwei Söhnen ermordet in Zeplepplin, totgepeitscht. Glauben Sie, ich könnte das vergessen, Sir? Diese Nacht, dieses Gesicht?“

Hatte Amadeus erst ziemlich trostlos darein geschaut, so war der Ausdruck seines Gesichtes jetzt ein ganz andrer geworden. Der alte Tramp machte sich nun an ihm zu schaffen. „Der Bleiche Mann mit seinen bleichen Haaren!“, heulte sein madeiraduftender Mund. Er richtete Amadeus in sitzende Stellung auf, ergriff ihn beim Haare und zog an demselben, um die Perücke vom Kopfe zu reißen. Zu seinem größten Erstaunen wollte das nicht gelingen, das Haar hielt fest, es war wirklich eignes Haar.

„All devils, der Halunke hat wirklich Haare auf seiner Glatze!“ rief er erstaunt aus und machte dabei ein so bestürztes Gesicht, dass die andern gewiss über dasselbe gelacht hätten, wenn die Situation nicht eine so ernste gewesen wäre.

Amadeus Gesicht verzog sich zu einem höhnischen Grinsen, und er rief im Tone grenzenlosen Hasses: „Drauf geschissen, Duttelficker! Wo ist denn die Perücke? Es ist leicht, einen Menschen wegen einer Ähnlichkeit, die er mit einem andern hat, falsch anzuschuldigen. Beweise doch, daß ich derjenige bin, für den du mich ausgeben willst!“

Der alte Tramp blickte bald auf ihn, bald auf die Mumie des Indianers, die neben dem Feuer kauerte, und sagte ratlos: „Sagt mir doch, Sir, was Ihr davon denkt! Derjenige, den ich meine, war wirklich weißhaarig; dieser hier aber ist dunkel. Und dennoch will ich tausend Eide schwören, daß er es ist. Ich habe ihn gesehen, in jener Nacht in Yugioh City! Meine Augen können mich unmöglich täuschen.“

Die Mumie starrte in die lodernden Flammen; unverändert, starr, der Ewigkeit zugewandt.

„Ihr könnt' Euch dennoch irren“, schrie Amadeus. „Sacra! Natürlich gibt es Ähnlichkeit in dieser Welt wechselnder Identität und schmelzender Berge. Nichts ist fest, alles ist im Fluss! Der Himmel ist pink, die Sonne heisst Ashley, Eure Devisen sind Konzertkarten für Led Zeppelin, seltsam nach Jasmin duftend und mit dem geheimen Zeichen von Hoi Guy gekennzeichnet! Bettelstar, Battlestar! Galactica Catilacga! Alles ist im Wandel, alles ist im Fluss! Habt Ihr immer noch nicht begriffen, dass wir verdammt hier sind in der Flusswelt der Zeit! Das sind meine 50 Cent dazu, und dabei bleibe ich!“

„Dann darf ich meinen alten, guten Augen nicht mehr trauen!“

„Mach sie besser auf!“ höhnte Amadeus. „Ich bin gerde eben in diesem Moment in diese Welt hineingeboren worden, ohne Vergangenheit, ohne Zukunft! Der Teufel soll mich holen, wenn ich etwas davon weiß, was Du raisonnierst!“

Da drang es wispernd aus der starren braunen Form der Mumie: „Dafür können wir sorgen, Manitou!“


Die heutige Folge von "Amadeus auf der Flusswelt", anstelle eines Abendessens, wurde ihnen präsentiert unter tätiger Mithilfe von Karl May und Google Zeitgeist. Mögen die Klicks hereinströmen!

Nicht vergessen...


Image from "Shazam! The Monster Society of Evil" #3, © 2007 DC Comics, Art by Jeff Smith, Color by Steve Hamaker