Freitag, 11. Oktober 2019

Die Wiederkehr der Wiedergänger [2]

  Aus einem unveröffentlichten Essay, das zu neuem Leben erweckt wurde...



In der populären Vorstellung ist der Zombie ein Untoter, der aus dem Grabe wiederaufersteht und von einem unstillbaren Hunger nach Menschenfleisch angetrieben wird.

Im Volksglauben und den Sagas von Mittel- und Nordeuropa tauchen diese Figuren als Wiedergänger, Gonger, Draugr auf. Es sind die unruhigen Toten, die ihre Sünden büssen oder nach Vergeltung streben müssen. Der Draugr lebte unter seinem Grabhügel weiter – untot im Sinne des Wortes – und man konnte ihn nur besiegen, wenn man ihn enthauptet und verbrennt. Ein dumpfer Ton, tief unter der Erde - da ist der Zombie, wie man ihn heutzutage kennt, ein fernes Echo davon. 

Der Draugr wurde ansehnlich beschrieben von Poul Anderson in seiner Kurzgeschichte „The Tale of Hauk“ (1977), in der sich ein Wikinger gegen seinen untoten Vater wehren muss, der den ruhmlosen Strohtod gestorben war und aus seinem Grabhügel zurückkehrt. Das Bild des Kopflosen Reiters, die weltweit durch Washington Irvings Erzählung ‚The Legend of Sleepy Hollow’ (1820) popularisiert wurden, entstammen ursprünglich übrigens u.a. dem Rheinland. Der Zombie, so merkt man, kommt wohl aus Haïti, aber seine Vorgänger durchaus auch aus Mittel- und Nordeuropa.

Andererseits, die Furcht vor den unruhigen Toten ist vielleicht so alt wie die Menschheit, wenn nicht sogar älter.

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