Freitag, 4. Oktober 2019

Die Wiederkehr der Wiedergänger [1]

  Aus einem unveröffentlichten Essay, das zu neuem Leben erweckt wurde...



Zombie. Zombi. Zonbi. Zumbi. Zouvembie. Die Namen sind viele, aber das Gesicht dahinter ist immer das gleiche – stöhnend, zähneknirschend, jeder Zug der Individualität ausgelöscht hinter einer Maske aus geronnenem Blut und Fäulnis. Zombies sind alle gleich, egal ob sie wandeln, schlurfen oder sich in Windeseile viral verbreiten. (Dies ist wahr: Der Gedanke an den Zombie ist viel ansteckender als er selbst. Jeder kann jederzeit gebissen werden, und den kranken Traum von der Zombie-Apokalypse weitertragen.) Der Wandelnde Tote hat längst die Massenkultur und die Kulturindustrie infiziert, er ist eine Ware, er folgt den Gesetzen des Marktes. Die Nachfrage ist noch nicht gesunken – Zombies gehen immer.

Der Zombie ist Pop, Pop ist ein Zombie.

Das war nicht immer so. Die Gestalt des Wiedergängers, des Wandelnden Toten, in Form eines unwirkliches Gespenstes oder eines allzu wirklichen Leichnams, ist so alt wie die Menschheit, besonders populär ist er aber erst in den letzten Jahrzehnten geworden und hat inzwischen vielleicht sogar seinen etwas zivilisierteren Cousin, dem Vampir, von seinem Platz verdrängt. (Und auch dieser ist ein Wiedergänger – die Art und Weise, einen Vampir zu pfählen rührt von Praxis her, wie man einen Leichnam im Grab fixierte, damit er nicht zurückkehren konnte. Wenn man ganz sicher gehen wollte, konnte man sie auch noch enthaupten, auch dies ein Aspekt, der gerne wiederholt wurde. 

Auch dies ist Pop: die scheinbare Vielfalt an Waren, die im Grunde nur Variationen desselben Themas sind.)

Jede Generation, so heißt es in einem alten Song, hat ihre eigene Krankheit. Das ist wohl so. Und jede Generation hat ihren eigenen Schrecken, ihre eigene Furcht, ihren Terror und Horror. Man könnte auch sagen, jede Generation bekommt den Zombie, den sie verdient.
 

Keine Kommentare: