Freitag, 12. April 2019

Pegāna :: Der Fluß


Lord Dunsany:
The River


Dann sah ich auf dem Fluss das traumerbaute Schiff des Gottes Yoharneth-Lahai, dessen großer Bug grau in die Luft über dem Fluss der Stille stieg.
Seine Balken waren alte Träume, die vor langer Zeit geträumt wurden, und die Vorstellungen der Dichter schufen ihm große, gerade Masten, und seine Takelage war aus den Hoffnungen der Menschen gewirkt.
Auf ihrem Deck befanden sich Ruderer mit traumgefertigten Rudern, und die Ruderer waren Leute aus den Phantasien der Menschen, Prinzen der alten Geschichte und Menschen, die gestorben waren, und Menschen, die noch nie gewesen waren.

Diese schwangen nach vorne und schwenkten zurück, um Yoharneth-Lahai durch die Welten zu rudern, ganz ohne Rudergeräusch. Auf ewig treibt bei jedem Wind die Hoffnung und die Phantasien der Menschen, die in den Welten kein Zuhause haben, nach Pegāna empor, und Yoharneth-Lahai webt sie zu Träumen, um sie den Menschen wieder zu bringen.
Und jede Nacht zieht Yoharneth-Lahai aus in seinem traumhaft gebauten Schiff mit all seinen Träumen an Bord zurück, um wieder die alten Hoffnungen und all den vergessenen Phantasien den Menschen zurückzubringen.

Aber bevor der Tag wieder zu sich kommt und alle erobernden Armeen der Morgenröte ihre roten Lanzen in das Gesicht der Nacht schleudern, verlässt Yoharneth-Lahai die schlafenden Welten und rudert den Fluss der Stille zurück, der fließt von Pegāna in die See der Stille, die jenseits der Welten liegt.
Und der Name des Flusses ist Imrana der Fluss der Stille. Alle, die den Geräuschen der Städte überdrüssig sind und sehr müde von Lärm sind, schleichen sich in der Nacht zu Yoharneth-Lahais Schiff hinab und gehen an Bord, zwischen den Träumen und den Phantasien früherer Zeiten, legen sich nieder auf dem Deck und scheiden vom Schlaf zum Fluss, während Mung hinter ihnen das Zeichen von Mung macht, weil sie es so haben wollen. Und sie liegen dort auf dem Deck zwischen ihren eigenen, in Erinnerung gebrachten Phantasien, und Liedern, die niemals gesungen wurden, und sie treiben Imrana herauf vor dem Sonnenaufgang, wohin der Klang der Städte nicht kommt, noch die Stimme des Donners zu hören ist, noch das Mitternachtsheulen des Schmerzes, wenn er an den Körpern der Menschen nagt, und weit weg und vergessen blöken die kleinen Leiden, die alle Welten plagen.

Übersetzung Axel M. Gruner 2019 e.v.

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