Mittwoch, 5. September 2012

Monomythos :: Der solare Mythos [1]


Das im vorhergehenden Eintrag in dieser losen Reihe vorgestellte Modell des Monomythos - der Reise des Helden - hat seine Stärken, jedoch auch seine Schwächen, die dort hervortreten, wo einzelne der Situationen zusammengefasst oder fortgelassen werden, um zu einer griffigeren Zahl zu kommen. Dennoch hat diese Vorgehensweise seine Berechtigung. Im Folgenden wird in einem unveröffentlichten Essay von 2003/4 versucht, 12 Stationen des Monomythos mit dem solaren Mythos oder der Reise der Sonne (des Ego) durch die 12 Tierkreiszeichen in Zusammenhang zu setzen. Ein erster Entwurf für die bisher unveröffentlichten (und unvollendeten 'Tarotromane'.


Der Monomythos als solarer Mythos


STATION und PSYCHE
Vorgeschichte --
Berufung : Widder
Weigerung : Stier
Hilfe von aussen : Zwilling
Überschreiten der Schwelle : Krebs
Die Nacht : Löwe
Die Prüfungen : Jungfrau
(Treffen mit der Göttin
Versuchung
Versöhnung mit dem Vater
Apotheose)
Die höchste Belohnung : Waage
Weigerung zur Flucht : Skorpion
Flucht : Schütze
(Rettung von aussen)
Überschreiten der Schwelle : Steinbock
Herr der zwei Welten : Wassermann
Freiheit zum Leben : Fisch

Diese kleine Anordnung korreliert mit den Theorien von Campbell’s Heros mit den 1000 Gestalten. Die Stationen des Helden entsprechen eher psychologischen Punkten, d.h. der Wirkung und der Leistung des solaren Egos, anstelle der Situation, in der er sich befindet. In der Nacht muß die Sonne am stärksten strahlen, um siegreich aus den initiatorischen Nebeln aufzutauchen.

Psychische Erläuterung der Stationen


1. Berufung: Widder/MARS: Die Berufung ist verbunden mit Symbolen des (verhüllten) Weltnabels – das Erwachen des Selbst, die Vorankündigung des notwendigen prozesses, das Erwachen/Erwachsen. Es ist die Berufung zum Leben, zum Tode, zur Geschichte. Mächte, die außerhalb stehen (scheinbar) verwickeln den Helden in die größere Geschichte. Diese verkleideten fremden Mächte sind auch mit dem Verschmähten, dem Schatten verbunden. Der Unbekannte, verhüllte, Bote, Psychopomp, der den jungen Prinzen hinweg ruft.

2. Weigerung: Stier/VENUS: Dies ist die Verweigerung dem Schicksal gegenüber – oder das Problem des Materialismus. Kann auch als Rückschlag und Widerstände verstanden werden, die eine Geschichte erst ins Leben ruft. Die Weigerung ist auch Ablenkung – die Verneinung auf den Ruf der Reifeprüfung, die Unfähigkeit, das Kindheits-Ich abzulegen. Hier zeigt sich wieder daß Stasis einer Entwicklung im Wege steht.

3. Hilfe von aussen: Zwilling/MERKUR: Diese Helfer sind weitere Verkörperungen des Schicksals – das Prinzip des Wachens und Leitens, ambivalent wie alles Unbewußte – dies ist der Initiationspriester, unter dessen Schutz, und mit deren Hilfe die Bedeutung des Weges erkannt wird. Dies ist merkurisch – er stellt sozusagen die Sicherheit des Herzens fest, Führer und Verführer in einem, derjenige der sich dem Ruf jetzt noch verweigert, wird verderben.

4. Überschreiten der Schwelle: Krebs/MOND: Stellt eine erste Invertierung der Wertmaßstäbe dar. Die Schwelle stellt den Rand des Bekannten dar – hinter ihr beginnt das Fremde, das Märchenland, die Unterwelt. Sie wird von einem Wächter geschützt – dies kann durchaus als eine Schutzfunktion des Unbewußten verstanden werden, die Angst vor der Veränderung, oder dem Ende eines Abschnittes (Tod). Der Bewohner dieser Grenze kann als Halbwesen erscheinen, um die ambivalente Natur dieser Schwelle zu verdeutlichen, auf der das ICH geopfert wird. Der Hüter der Schwelle kann in jungianischen Termini auch als Schatten erscheinen.
(Fortsetzung im nächsten Eintrag)

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